Franziskanerkloster Sinsheim 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1716 [1716]
Zerstörung/Aufhebung: 1813 [1813]
Beschreibung: Im Jahr 1711 vermachte Andreas Hartmann, Kantor des Stifts Haug bei Würzburg und ehemaliger Schüler des Franziskanergymnasiums in Tauberbischofsheim, in seinem Testament der Thüringischen Franziskanerprovinz 10.000 Gulden unter der Bedingung, in der Diaspora eine Niederlassung zu errichten. Es dauerte aber drei Jahre, bis die Franziskaner mit Sinsheim einen geeigneten Ort fanden. Im Stiftungsbrief vom 10. September 1714 legte der pfälzische Kurfürst Johann Wilhelm die Größe der Niederlassung auf zwölf Personen fest, damit die Minderbrüder den Einwohnern nicht zu sehr zur Last fielen. Zunächst waren die Franziskaner in einem leer stehenden Haus untergebracht. Im April 1715 hielten die Franziskaner in einer provisorisch eingerichteten Kapelle die erste Messe. Versuche der Minderbrüder, die Pfarrei zu übernehmen, scheiterten am Widerspruch der Geistlichen Administration in Heidelberg. Auch wenn die Kapuziner aus Mergentheim und Neckarsulm gegen die Gründung einer Franziskanerniederlassung protestierten, da sie eine Schmälerung ihrer Einkünfte befürchteten, wurde 1716 der Grundstein für das Kloster gelegt. Die Bauarbeiten zogen sich vier Jahre hin. Erst nach Fertigstellung der Gebäude wurde Sinsheim offiziell in die Thüringische Franziskanerprovinz aufgenommen. Erst 1726 wurde der Grundstein für die drei Jahre später geweihte Klosterkirche gelegt, welche zu Ehren des Stifters den Hl. Andreas zum Patron hatte. Die Innenausstattung der Kirche bestand aus drei Altären, 14 Kreuzwegsbildern und zehn weiteren großen Bildern. Im Jahr 1719 führten die Franziskaner die Gürtelbruderschaft ein. Sechs Jahre später bestand der Konvent aus 13 Brüdern und somit mehr Personen als im Stiftungsbrief festgelegt. Ende des 18. Jahrhunderts war die Zahl auf 26 Minderbrüder angestiegen. Neben der Seelsorge unterhielten die Franziskaner auf Bitten der Bürgerschaft in Sinsheim von 1786 bis etwa 1802 eine Lateinschule. Während der Revolutionskriege diente das Kloster als Lazarett. Nach einer Liste, die das Kloster Sinsheim 1801 auf Verlangen der kurpfälzischen Regierung einzusenden hatte, gehörten dem Konvent 13 Patres und drei Laienbrüder an. Nachdem die Kurpfalz 1802 an Bayern gefallen war, wurde das Kloster für aufgelöst erklärt und dem katholischen Schulfonds unterstellt. Eine Bitte der Sinsheimer Bürgerschaft, das Kloster nicht aufzulösen, hatte keinen Erfolg, da der Ortspfarrer und der Kaplan die Auflösung befürworteten. Nach der Aufhebung des Klosters traten zwei Patres traten in den Weltklerus über, während die übrigen Brüder in andere Franziskanerklöster versetzt wurden. Eine Inventarisierung der Klostergebäude führte zu dem Ergebnis, dass kaum Wertgegenstände vorhanden waren. Das Mobiliar wurde versteigert oder an andere Kirchengemeinden übergeben. Eine Versteigerung des Klostergeländes scheiterte an zu geringen Geboten, sodass das Grundstück schließlich verpachtet wurde. Zwischen Ende 1802 und 1806 waren allerdings wieder sieben Patres und drei Laienbrüder in Sinsheim tätig, da die Stadt nun dem Fürstentum Leiningen unterstand. Eine endgültige Auflösung erfolgte aber, nachdem Sinsheim 1806 unter badische Herrschaft gefallen war. Erneut wurde das Inventar verzeichnet und anschließend versteigert bzw. an andere Kirchengemeinden verteilt. 1813 erfolgte die endgültige Auflösung. Kirche und Kloster wurden 1814 versteigert, allerdings verblieben bis 1816 noch zwei Brüder im Kloster. 1835 wurde die Kirche abgebrochen und die Klostergebäude in ein Gasthaus umgebaut. 1876 kaufte der Kreis Heidelberg die früheren Klostergebäude und brachte in ihnen eine "Kreispflegeanstalt" unter. Als 1905 ein Neubau entstand, wurden die Klostergebäude abgerissen.
Autor: CHRISTIAN PLATH
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Franziskaner 1716-1813
Sonstiges: Bistum: Speyer, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Bayern (1802), Leiningen (1802), Baden (1806)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=831

Adresse Sinsheim

Literatur:
  • G. HASELBECK OFM: Registrum Thuringiae Franciscanae. Regesten zur Geschichte der Thüringischen Franziskanerprovinz 1633-1874. Bd. 2, Fulda o. J. [1941], 56-95.A. SCHLITT: Vom Franziskanerkloster zur Kreispflegeanstalt. In: Landratsamt Sinsheim (Hg.): Kreispflegeanstalt Sinsheim. Sinsheim 1972, 21-38.P. SÄGER OFM: Zur Geschichte unseres ehemaligen Konvents in Sinsheim an der Elsenz. In: Thuringia Franciscana NF 28 (1973) 105-107.H. SCHMID: Die Säkularisation der Klöster in Baden 1802-1811. In: Freiburger Diözesan-Archiv 98 (1978) 171-352 und 99 (1979) 173-375; hier 99 (1979) 263-266.M. PFEIFER: Die Thüringische Franziskanerprovinz von der Hl. Elisabeth (Thuringia) vom Beginn der Säkularisation bis nach ihrer Wiedererrichtung als Kustodie (1802-1860). Theolog. Diplomarbeit, masch. Freiburg/Br. 1996, 27-30.
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