Kapuzinerkloster Freiburg 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1599 [1599]
Zerstörung/Aufhebung: 1805 [1805]
Beschreibung: Die Begründung eines Kapuzinerklosters in Freiburg ging auf die Initiative des Rates der Stadt zurück. Dieser unterbreitete 1591 der Schweizer Kapuzinerprovinz das Angebot einer Niederlassung, welches um so dankbarer aufgegriffen wurde, als die auf Expansion ausgelegten Kapuziner es als große Chance begriffen, jenseits des Bodensees einen ersten Stützpunkt zu gewinnen. Obgleich in Freiburg damals bereits 15 Klöster und Ordenshäuser existierten, gab es für den Reformorden der Kapuziner dennoch Bedarf, zumal die eingesessenen Franziskaner von Teilen des Rates kritisch betrachtet wurden. Eine zu Sondierungsgesprächen in Freiburg weilende kapuzinische Delegation musste indes unverrichteter Dinge abziehen. Der nur vage in die Gründungspläne einbezogene Senat der Freiburger Universität hatte sich nämlich geweigert, den Ordensmännern die diesen vom Rat versprochene Seelsorge in St. Nikolaus zu überlassen. Erst nachdem der Rat sich dem universitären Vorbehalt beugte, gelangte das nicht zuletzt von dem Freiburger Theologieprofessor Jodocus Lorichius (1540-1613) forcierte Projekt wieder auf die Erfolgsspur. Als auch der Ordensgeneral der Niederlassung seine Bewilligung erteilt hatte, konnten einige Patres im Herbst des Jahres 1599 in Freiburg einziehen, um den anstehenden Klosterbau zu überwachen. Ein geeigneter Bauplatz fand sich in der Lehener Vorstadt. Dort legte der Konstanzer Weihbischof Johann Jakob Mirgel am 30. November 1599 den Grundstein für den Klosterbau. Zumindest die Errichtung der Klosterkirche schritt so zügig voran, dass Mirgel sie im September 1601 zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis Mariae weihen konnte. Die Fertigstellung des Klosters zog sich dagegen bis Ende des Jahres 1602 hin. Die Ordensmänner entwickelten alsbald eine sich keineswegs mit dem städtischen Gebiet begnügende, sondern vielmehr auch das Freiburger Umland miteinbeziehende seelsorgerliche Aktivität. Der bedeutendste Spross des Freiburger Konvents, der 1746 kanonisierte Kapuzinermärtyrer Fidelis von Sigmaringen, erlebte 1612 zu Freiburg seine Einkleidung als Novize, um ein Jahr darauf seine Ordensprofess abzulegen. Dass sich die Freiburger Gründung für die Schweizer Kapuzinerprovinz als ein Glücksfall erwies, ist auch daran abzulesen, dass allein von 1603 bis 1668 die stolze Zahl von 64 Bürgersöhnen das härene Kapuzinergewand anlegte. Obwohl die Breisgaustadt durch den Einfall schwedischer Truppen 1632 vieles zu erdulden hatte, überstand das Freiburger Kloster den 30-jährigen Krieg weitgehend unbeschadet. Der exponierte Standort des seit 1668 zur Vorderösterreichischen Kapuzinerprovinz gehörigen Klosters sollte sich indes nach der Eroberung und Besetzung der Stadt (1677-1698) durch die Truppen Ludwigs XIV. als verhängnisvoll erweisen. Das Kloster musste nämlich im Februar 1680 französischen Befestigungsanlagen weichen. Bereits im Oktober konnte ein in der Stadt, auf der Stelle des heutigen bischöflichen Konvikts platzierter Neubau in Angriff genommen werden. Die zwischenzeitlich im Domus Collegium Sapientiae, einem Studentenheim, untergebrachten Kapuziner zogen am 1. Oktober 1682 in ihr neues Wirkungszentrum ein. Die Weihe der Klosterkirche wurde mit großer zeitlicher Verzögerung, am 12. Mai 1699, unter Neubelebung des alten Patroziniums durchgeführt. Das 1706 und 1710 baulich erweiterte Kloster profitierte von dem neuen Standort, indem es die Belagerungen von 1713 und 1744 unbeschadet überstand. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jh. sah sich der Freiburger Konvent zunehmend staatlicher Eingriffe ausgesetzt. Einen ersten Höhepunkt stellte die durch Kaiser Joseph II. 1781 erzwungene Abspaltung einer Schwäbischen Provinz von der in Freiburg nunmehr einen um so wichtigeren Mittelpunkt besitzenden Vorderösterreichischen Provinz dar. Im Jahre 1785 dekretierte der sich als Vertreter der Aufklärung verstehende Habsburger die Aufhebung des Klosters, die jedoch hinausgezögert und somit vorerst verhindert werden konnte. 1805, also ein Jahr vor dem Übergang Freiburgs an den badischen Staat, wurde das Kapuzinerkloster zur Aufhebung verurteilt. Einige Patres bildeten auf Grundlage des ihnen zugestandenen Bleiberechts eine konventsähnliche Gemeinschaft. Die 1821 erzwungene Übersiedlung in das Zentralkloster Staufen und der anschließende Abbruch des Freiburger Klosters setzten einen Schlussstrich unter das über 200 Jahre dauernde kapuzinische Wirken.
Autor: MATTHIAS ILG
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Kapuziner 1599-1805
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Österreich (1805), Baden (1806)
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Adresse Freiburg im Breisgau

Literatur:
  • Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung. Hg. v. der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit der Stadt Freiburg i. Br. und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. 4 Bde. Freiburg 1965-1974. I/2, 1022.K. MOTSCH: Die Gründung des Kapuzinerklosters in der ehemaligen Lehener Vorstadt in Freiburg. In: Alemannische Heimat 2 (1935) Nr. 9, s. p.B. MAYER O.F.M. Cap.: Die Kapuzinerklöster Vorderösterreichs. In: Helvetia Franciscana 12 (1973-77) 207-216.W. REMUSCH: Das Kapuzinerkloster zu Freiburg im Breisgau: 1599-1821. In: Freiburger Almanach 37 (1986) 87-90.P. Rohde: Die Freiburger Klöster zwischen Reformation und Aufhebung. In: H. HAUMANN / H. SCHADEK (Hg.): Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 2: Vom Bauernkrieg bis zum Ende der habsburgischen Herrschaft. Stuttgart 1994, 418-445.H. VON THIESSEN: Kloster und Kommune. Das Verhältnis zwischen Kapuzinerkloster und Stadtrat in Freiburg im Breisgau von der Klostergründung 1591/99 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. In: Helvetia Franciscana 30 (2001) 128-152.DERS.: Die Kapuziner zwischen Konfessionalisierung und Alltagskultur. Vergleichende Fallstudie am Beispiel Freiburgs und Hildesheims 1599-1750. Freiburg i. Br. 2002.H. v. THIESSEN: Die besseren Seelsorger? Die Kapuziner in Freiburg. In: Eine Stadt braucht Klöster - Freiburg i. Br. braucht Klöster. Begleitbuch zur Ausstellung "Eine Stadt braucht Klöster", 25. Mai - 1. Oktober 2006 im Augustinermuseum Freiburg i. Br. Hg. v. der Stadt Freiburg i. Br. u. der Universität Freiburg. Lindenberg 2006. 82-84.
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