Ludwigsburg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1100 [12./13. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Über die Hochfläche des Langen Feldes erstreckt sich die ehemaligen Residenzstadt mit den rechtwinklig geführten Straßen und ausgedehnten Schlossanlagen in ihrer Mitte. Ludwigsburg entwickelte sich außerdem zur Garnisons-, Industrie- und Verwaltungsstadt. Umfangreiche Neubaugebiete der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, teils mit Hochhäusern, vergrößerten die West-, Nord-, Ost- und Südstadt. Weitere Industrien siedelten sich vor allem in der Weststadt und in den Gewerbegebieten »Waldäcker«, »Ludwigsburg-Nord« an.
Historische Namensformen:
  • Geisnang 1100 [12./13. Jahrhundert]
  • Gisnach 1150 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]
  • Gisenanc 1247
  • bei der Ludwigsburg 1709
Geschichte: Auf der Markung der Stadt Ludwigsburg bestand im 6./7. Jahrhundert eine Siedlung (Grabfunde im Bereich des neuen Friedhofs und westlich der evangelischen Stadtkirche). Seit dem 12./13. Jahrhundert das Dorf Geisnang (um 1150 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert] Gisnach, 1247 Gisenanc) nachweisbar. Um 1150 erlangte Kloster Hirsau Güter. Im 13. Jahrhundert vermochte Kloster Bebenhausen nach und nach alle Besitzrechte in Geisnang an sich zu bringen. Es beseitigte das Dorf und legte eine durch Laienbrüder bewirtschaftete Grangie an. Die Johannes dem Täufer geweihte Kirche sank zur Kapelle herab und ging im 16. Jahrhundert ab. Nach Aufgabe der klösterlichen Eigenwirtschaft im 15. Jahrhundert entstanden drei Höfe: der Fuchshof (die ehemalige Grangie), der Erlachhof und der Schafhof. Alle drei Höfe wurden im 30jährigen Krieg und wiederum 1693 niedergebrannt. Die durch ihren Wildreichtum ausgezeichnete spätere Ludwigsburger Stadtmarkung war seit dem 15. Jahrhundert ein bevorzugtes Jagdrevier der württembergischen Herzöge. Der 1693 mit 16 Jahren zur Regierung gelangte Herzog Eberhard Ludwig fasste den Entschluss, beim Erlachhof ein repräsentatives Jagdschloss zu erbauen. Am 7. Mai 1704 fand die Grundsteinlegung des »Fürstenbaus« statt. Ein Jahr später erhielt der seitherige Erlachhof den Namen »die Ludwigsburg«. Das von Philipp Joseph Jenisch begonnene Bauwerk führte seit 1707 der Pionieroffizier Johann Friedrich Nette weiter. Da dem wachsenden Hofstaat das Schloss bald nicht mehr genügte, wurde durch An- und Umbauten zusätzlicher Platz gewonnen. Nach dem Tod Nettes übernahm der Italiener Donato Guiseppe Frisoni, assistiert von seinem Schwiegersohn Paolo Retti, die Leitung der Bauarbeiten. Unter Frisoni erfuhr die Schlossanlage eine gewaltige Erweiterung. Nunmehr wurden die Schlosskapelle mit der Fürstengruft auf der Ostseite, ihr entsprechend die später von König Friedrich eingerichtete Ordenskapelle auf der Westseite, die beiden Kavaliersbauten, der Festinbau und das Theater erbaut. Zwischen 1724 und 1733 entstand der neue Bau (neues Corps de Logis), das durch Galeriebauten mit den früher erstellten Schlosstrakten verbunden war. Schon früh suchte Eberhard Ludwig seinen weiteren Plan zu verwirklichen, im Anschluss an das Schloss eine Stadt zu gründen. Die ersten Aufrufe zur Ansiedlung »bei der Ludwigsburg« von 1709, 1710 und 1712 fanden indessen nur einen geringen Widerhall. Erst als der Herzog der Stadt eine eigene Rechtspflege, Religions- und Gewerbefreiheit sowie zwei Jahrmärkte in Aussicht stellte und versprach, seine Residenz nach Ludwigsburg zu verlegen, stieg die Zahl der Interessenten an. Die ersten Straßen und Wohnviertel bildeten sich. Handwerker, Gastwirte, Bauarbeiter und Hofbedienstete siedelten sich an. Frisoni ließ schnurgerade, in rechtem Winkel sich schneidende Straßen anlegen. Die nach einer einheitlichen Konzeption entworfenen gewöhnlich zweistöckigen Häuserblöcke reihten sich in übersichtlicher, aufgelockerter Bauweise aneinander. Eine zentrale Funktion erhielt der Marktplatz. Um die imposante Stadtkirche nicht zu beeinträchtigen, durften die ihn säumenden Gebäude nur einstöckig sein. Am 3. April 1718 verlieh Eberhard Ludwig seiner Gründung nicht nur das Stadtrecht, sondern erklärte sie auch zu seiner Residenz und neben Stuttgart und Tübingen zur dritten Hauptstadt des Herzogtums. Im folgenden Jahr machte er Ludwigsburg zum Mittelpunkt eines in ein städtisches Oberamt und ein Amtsoberamt aufgeteilten Amtsbezirks. 1724 bestimmte er die Stadt zu seiner alleinigen Residenz und verlegte drei Jahre später sämtliche Regierungsbehörden hierher. Die Bevölkerung wuchs sprunghaft: von 1687 Einwohnern im Jahr 1725 auf 5668 im Jahr 1733. Die nach dem Tod Herzog Eberhard Ludwigs (1733) durch den Nachfolger, Herzog Karl Alexander, verfügte Zurückverlegung des Hofs und der Regierungsbehörden nach Stuttgart war für die junge Stadt ein schwerer Schlag, der sie an den Rand des Ruins brachte. Eine neue Blütezeit erlebte Ludwigsburg während der Jahre 1764 bis 1775, als Herzog Carl Eugen mit seinem glänzenden Hofstaat hier residierte. Nach großzügigem Plan entstand jetzt südlich der bisherigen Stadt ein neuer Stadtteil, die Karlsstadt. Doch nach dem Abzug des herzoglichen Hofes verödete die Stadt wiederum. Lediglich die Ansiedlung einiger Gewerbebetriebe verhinderte den vollständigen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Unter Herzog, Kurfürst und König Friedrich (1797-1816) kamen für Ludwigsburg nochmals glanzvolle Jahre. Als Sommerresidenz des selbstherrlichen Herrschers wurde es neben Stuttgart zur politisch wichtigsten Stadt des Königreichs. Friedrich entfaltete eine rege Bautätigkeit. So ließ er einen Teil der Repräsentationsräume des Schlosses, ebenso die Inneneinrichtung des Favorite- und des Monrepos-Schlosses im Empirestil umgestalten. Nach dem Tod des Königs wählte seine Gemahlin Mathilde (gestorben 1828) die Stadt zu ihrem Witwensitz. 1818 wurde Ludwigsburg Hauptstadt des Neckarkreises. Als Ersatz für den Verlust des Hofs erhielt es die größte Garnison des Königreichs. Das Ludwigsburger Schloss war Schauplatz einiger bedeutsamer historischer Ereignisse: Am 3. Oktober 1805 traf hier Napoleon mit Kurfürst Friedrich zusammen und veranlasste ihn zur militärisch-politischen Gefolgschaft im Krieg gegen Österreich. Am 25. September 1819 wurde hier der Verfassungsvertrag für das Königreich Württemberg unterzeichnet, genau 100 Jahre später in einem Festakt die Verfassung des Volksstaats Württemberg in Kraft gesetzt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Schloss eine Reihe leichterer Bombenschäden. In der Stadt wurden 78 Gebäude zerstört, 88 schwer beschädigt. In Ludwigsburg sind geboren: Nikolaus Friedrich Thouret (1767-1845), Hofbaumeister. Justinus Kerner (1786-1862), Arzt und Dichter. Eduard Mörike (1804-1875), Dichter. Friedrich Theodor Vischer (1807-1889), Philosoph, Ästhetiker. David Friedrich Strauß (1808-1874), Philosoph und Theologe. Wilhelm Groener (1867-1939), Generalquartiermeister im Ersten Weltkrieg, Reichsinnenminister. Friedrich Schiller lebte von 1766-1773 und 1793/94 in Ludwigsburg.
Ersterwähnung als Stadt: 1718
Wirtschaft und Bevölkerung: Der Anschluss an das im Entstehen begriffene Eisenbahnnetz des Landes im Jahr 1846 gab den Anstoß zur Industrialisierung, die seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts der Stadt ein solides wirtschaftliches Fundament verschaffte und ihr auch über die Krisenzeit nach dem Ersten Weltkrieg hinweghalf, als die Garnison auf einen Bruchteil ihres Vorkriegsbestandes zusammenschmolz. 1841 errichtete der Arzt August Hermann Werner die heute noch bestehende Kinderheilanstalt. Auf den Salon, einer 1906 von Kornwestheim an Ludwigsburg gekommenen Parzelle, verlegte 1837 die Familie Paulus ihre zwei Jahre zuvor in Korntal gegründete christlich-wissenschaftliche Bildungsanstalt, die rasch einen weit über die württembergische Landesgrenzen hinausreichenden hervorragenden Ruf erlangte. Die Anstalt bestand bis 1879.

Name: Ludwigsburger Schloss (die Ludwigsburg).
Datum der Ersterwähnung: 1704

Ersterwähnung: 1711
Kirche und Schule: 1711 wurde die bis dahin nach Oßweil eingepfarrte Siedlung »bei der Ludwigsburg« zur selbständigen Pfarrgemeinde erhoben. Doch erst 1726 konnte die evangelische Pfarrkirche nach achtjähriger Bauzeit geweiht werden. Herzog Eberhard Ludwig versprach den Reformierten, meist Hugenotten, den Bau einer Kirche, die aber dann nach ihrer Fertigstellung zur Evangelischen Garnisonskirche bestimmt wurde. 1785 durften die Reformierten eigene Privatgottesdienste halten. Katholiken waren seit Beginn des Schlossbaus namentlich durch italienische und französische Künstler vertreten. Frisoni richtete in seinem Haus einen 1725 geweihten Raum für Privatgottesdienste ein. Karl Alexander räumte die Hofkapelle dem katholischen Gottesdienst ein. Die seit 1810 simultane Garnisonskirche wurde 1903 den Katholiken überlassen. 1807 Katholische Garnisonspfarrei, 1808 Stadtpfarrei. Die evangelische Stadtkirche 1718/26 nach den Plänen Frisonis erbaut; heute 3 Pfarreien, ein Vikariat. Neuere evangelische Pfarrkirchen: Garnisonskirche, 1903 von Fr. Thiersch erbaut, heute Friedenskirche; 2 Pfarreien. Karlshöhe (Betsaal) von 1931. Auferstehungskirche von 1934; 2 Pfarreien. Erlöserkirche von 1936; 2 Pfarreien. Kreuzkirche, 1964 erbaut. Martinskirche (1954). Paul-Gerhardt-Kirche (1958). Katholische Pfarrkirche zur heiligsten Dreieinigkeit (Stadtkirche) von 1724ff. nach den Plänen von Paolo Retti; auch Friedenskirche gemeinsam mit der evangelischen Kirche. Kirche St. Johann Baptist (1959); Pfarrei seit 1960. Kirche St. Paulus (1974); Pfarrei seit 1974 (seit 1969 Pfarrverweser). Lateinschule seit 1721, Gymnasium seit 1897; 1827 errichtete Realschule 1910 in Oberrealschule umgewandelt; Höhere Mädchenschule 1836-1851 städtisch, dann privates Föhrsches Institut, seit 1882 städtisch; Kriegsschule 1820-1874; Private Lehrerinnenbildungsanstalt 1855/58-1873, Vorläuferin des Lehrerinnenseminars in Markgröningen.
Patrozinium: Zur heiligsten Dreieinigkeit
Ersterwähnung: 1724
Jüdische Gemeinde: Nachdem bereits im 18. Jahrhundert einige jüdische Hoffaktoren in der Stadt ansässig waren, bildete sich im 19. Jahrhundert eine zunächst noch der Synagogengemeinde Aldingen unterstehende, dann selbständige jüdische Gemeinde, die 1900 mit 243 Mitgliedern ihren höchsten Stand erreichte. Die 1884 erbaute Synagoge wurde in der »Kristallnacht« 1938 niedergebrannt. Von den 163 im Jahr 1933 in Ludwigsburg ansässigen jüdischen Bürgern verloren mindestens 36 ihr Leben durch nationalsozialistische Gewaltmaßnahmen.

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