Gengenbach - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0820 [um 820]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der mittelalterliche Stadtkern, westlich der Abtei errichtet, liegt auf dem Schwemmfächer der Haigerach im Kinzigtal und reicht mit dem Kinzigtor bis an den Fluß. Der breite Straßenmarkt zieht vom Obertor im Norden der Altstadt bis zum Marktbrunnen und spaltet sich hier in einen nach Westen und einen nach Südosten zur Kinzigbrücke führenden Straßenzug. Die Stadtmauer, die auch die Abtei mit einbezieht, ist noch teilweise erhalten. Wie die Abteikirche, so hat auch das unter Denkmalschutz stehende Stadtbild um den Markt sein Gepräge in der Barockzeit erhalten, nur das Rathaus trägt klassizistische Züge. Beim Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen wurde das alte Bild wiederhergestellt. An den Markt schließen besonders nach Westen reizvolle Gassen mit bürgerlichen Fachwerkhäusern an. Gründerzeitliche Stadterweiterungen verbinden die Altstadt mit dem im Westen liegenden Bahnhof und dem in seiner Nähe angelegten Industriegebiet. Ein größeres Fabrikareal erstreckt sich nördlich der Bahnlinie. An den Hängen nördlich der Altstadt sind ausgedehnte neue Wohngebiete entstanden.
Historische Namensformen:
  • Ghanginbach 0820 [ca. 820]
  • Kenginbach 0845 [um 845]
Geschichte: Ca. 820 Ghanginbach, um 845 Kenginbach, von Personenname. Frühmittelalterliche Siedlung, deren Name aber bis um 1200 nur als der des dortigen Klosters erscheint, das auch die Geschicke der späteren Stadt bestimmte. Die Anfänge des Klosters reichen in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts zurück. Nach der Pirminsvita (Ende des 9. Jahrhunderts) war es eines der von Pirmin († 753) gegründete Klöster, die Gengenbacher Tradition im 12. Jahrhundert sah in dem fränkischen Graf Ruthard den Klostergründer. Gengenbach, dessen erster Konvent wohl von Kloster Gorze bei Metz aus gebildet wurde, war nach 820 Reichskloster und um diese Zeit mit ca. 100 Mönchen das größte der Ortenau-Klöster. Es hatte im 12. Jahrhundert einen sehr großen Grundbesitz, gedrängt und dicht zwischen Haslach und Ortenberg im Kinzigtal, locker und weitgestreut in der Rheinebene, aber auch im Elsaß wie im Schwäbischen um Oberndorf am Neckar. Im Jahr 1007 übertrug Kaiser Heinrich II. das bisherige Reichskloster dem neugegründeten Bistum Bamberg, von dem geistliche und weltliche Rechte von nun an zu Lehen gingen. So besaßen die Zähringer mit den anderen Bamberger Kirchenlehen vom 11. Jahrhundert bis 1218 die Gengenbacher Klostervogtei, nach ihnen bis 1245 Kaiser Friedrich II., sodann der Bischof von Straßburg. König Rudolf von Habsburg gelang es, die Schirmvogtei wieder an das Reich zu ziehen und sie der Landvogtei Ortenau einzugliedern, deren Verpfändung und andere Schicksale das Kloster daher teilte (vgl. Offenburg/Ortenberg). Trotz der ursprünglich so großen Grundherrschaft konnte das Kloster kein eigenes Territorium aufbauen. Nur für die Klosterimmunität selbst, das Waldgebiet am Mooskopf, wo es im 18. Jahrhundert die Fabrik Nordrach gründete, und die Schottenhöfe besaß es Herrschaftsrechte. 1117 Anschluß an die Hirsauer Reform. Zweite Blüte des Klosters unter dem Abt Lambert von Brunn (1354-1374); er organisierte Klosterwirtschaft und -schule neu. Im 15. Jahrhundert wurde Gengenbach praktisch eine Art Versorgungsinstitut des Ortenauer Adels. Erst die Gefährdung durch die Reformation, die Graf Wilhelm von Fürstenberg wie in der Stadt auch im Kloster durchzusetzen suchte (1531-1540 calvinistischer Abt) und die zur Entleerung des Konvents führte, brachte nach 1540 die Rückkehr zur Regel und Öffnung für das Bürgertum. Im 30jährigen Krieg wurde das Kloster 1643 geplündert; 1689 wurde es durch die Franzosen verbrannt. Von den durch Franz Beer 1693-1703 errichteten Klostergebäuden sind Abtei und Konvent erhalten; Hofseiten mit Architekturmalereien, Portal und Treppenhaus von 1743/63. Im 18. Jahrhundert bedeutende Lateinschule und reges geistiges Leben. 1803 fiel das Klostergebiet an Baden, 1807 Aufhebung des Klosters. Die Klosterkirche wurde Pfarrkirche der Stadt; in den Gebäuden wurden Pfarrhaus, Schule und das Bezirksamt untergebracht. Die älteste dörfliche Siedlung Gengenbach lag wahrscheinlich bei der Leutkirche westlich der Stadt. Diese selbst wurde um 1230 wohl im Zusammenwirken von Abt und Kaiser (als Inhaber der Vogtei) gegründet. Ein ovaler (zum Teil noch erhaltener) Mauerring mit drei Toren (Obertor 13./16. Jahrhundert, Kinzigtorturm 14./16. Jahrhundert, Offenburger Tor = Niklastor um 1400/16. Jahrhundert) umfaßte Stadt und Abtei zugleich, die aber durch eine erst im 18. Jahrhundert entfernte Mauer voneinander getrennt waren. Abt Lambert erwirkte 1360 die Erhebung Gengenbachss zur Reichsstadt durch Karl IV., doch blieb dem jeweiligen Abt die Ernennung des Reichsschultheißen vorbehalten. Neben den Alten Rat, der die Gerichtsbarkeit ausübte, trat um die gleiche Zeit ein Neuer Rat aus Vertretern der Zünfte, er war an der Verwaltung beteiligt. Die Stadt besaß, zum Teil wohl als »Mitgift« des Klosters, ein kleines Territorium, zu dem die Landstäbe Reichenbach, Haigerach, Schwaibach, Fußbach, Strohbach, Bermersbach und Wingerbach, seit 1402 auch Ohlsbach gehörten, Anfang des 16. Jahrhunderts vorübergehend auch Berghaupten. In der Stadt waren verschiedene Adlige ansässig, die Dienstmannen (Ambachtleute) des Abtes waren, zum Teil auch das Schultheißenamt ausübten. Gengenbach war mit der Landvogtei mehrfach verpfändet. Gegen Übergriffe der Pfandherren bzw. des Landvogtes schloß es sich mit Offenburg und Zell a.H. als »Vereinsstädte« zusammen. Nach den Zerstörungen von 1643 und 1689 prägte der barocke Wiederaufbau das Bild der Stadt (Alte Kanzlei 1699, Kaufhaus 1696, Rathaus, 1780/ 84 von V. Kretz erbaut, ebenso eine Reihe stattlicher Bürgerhäuser. Einige Adelshöfe des 18. Jahrhunderts, zum Beispiel von Mercy und der löwenbergische Hof, der heute als Heimatmuseum dient).

Ersterwähnung: 1221
Kirche und Schule: Pfarrkirche der Stadt war die außerhalb gelegene St. Martin (1221) geweihte Leutkirche, die vielleicht auf Königsgut gegründet wurde und damit älter als das Kloster wäre. Patronatsherr war 1221 das Kloster, dem die Pfarrei später inkorporiert wurde. Zum Sprengel gehören seit alters Bermersbach, Schwaibach, Reichenbach und Ohlsbach (bis 1881). Die heute als Friedhofskapelle dienende Kirche wurde 1455 und in den Folgejahren in spätgotischem Stil errichtet, nach dem Brand 1689 erneuert. Innenausstattung barock. Turm nach 1700 über spätromanischem einstigem Chor. Nördlich an die Kirche angebaut und im Obergeschoß einbezogen das ehemalige Beinhaus. Die St. Maria (1140) geweihte Kloster-, heutige Pfarrkirche ist in ihrem Kern eine romanische Basilika Hirsauer Tradition: drei-schiffig, erhöhter Chor mit ehemals runder Apsis. Stützenwechsel zeigt Straßburger Einfluß. Nach 1689 in zum Tei barocken Formen wiederhergestellt, diese aber bei Restaurierung 1896 großenteils wieder entfernt. Ausmalung des 19. Jahrhunderts. Am nördlichen Seitenschiff gotische Marienkapelle (1505), am südlichen barocke Josefskapelle (1694). Westfassade überwiegend romanisch. Statt der ursprünglichen Doppeltürme wurde 1714/16 der heutige barocke Turm (auf gotischen Untergeschossen) von Joh. Rischer erbaut. Unter dem Einfluß des Graf Wilhelm von Fürstenberg als Pfandherrn der Ortenau trat G. 1525 zur Reformation über und war 1530 unter den protestantischen Reichsstädten auf dem Reichstag. 1538 protestantische Kirchenordnung für Gengenbach. Erst nach dem Interim seit 1547 Rückkehr zum alten Glauben. Erst im 19. Jahrhundert bildete sich wieder eine evangelische Gemeinde (seit 1865). Die Kirche 1890 erbaut; seit 1912 Pfarrei. Zum Sprengel gehört der ganze Verwaltungsraum. 1895 wurde das Mutterhaus der Franziskanerinnen gegründet. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts Klosterschule für die Stadt. Um 1865 Bürgerschule, jedoch ohne Kontinuität. 1949 Progymnasium gegündet, seit 1970 Gymnasium. Das ehemalige Kloster diente im 19. Jahrhundert als Volksschule, um 1900 als Praeparandenanstalt (= Lehrerseminar), später als Gehörlosenschule, 1946 Pädagog. Hochschule für Lehrerinnen, heute als Abteilung der Fachhochschule Offenburg.
Patrozinium: St. Martin
Ersterwähnung: 1221

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)