Allerheiligen - Wohnplatz 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Wohnplatz
Liegt auf Gemarkung: Lierbach
Ersterwähnung: 1224

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Ruine der Abteikirche im obersten Talbereich oberhalb der Wasserfälle sowie einige Gasthäuser und ein Schullandheim der Caritas.
Historische Namensformen:
  • monasterium Omnium sanctorum 1224
  • zu Allenheilgen 1356
Geschichte: 1224 monasterium Omnium sanctorum, 1356 zu Allenheilgen. Vor 1196 gründete die Herzogin Uta von Schauenburg das Prämonstratenserkloster Allerheiligen und stattete es außer mit dem umliegenden Waldgebiet vor allem mit dem Kirchensatz von Nußbach (und den davon abhängigen Kirchen im Renchtal) aus. Der Konvent wurde von Oberzell bei Würzburg und Kloster Marchtal aus gebildet und war Propstei, ab 1659 Abtei. Von Allerheiligen aus wurde 1249 Kloster Lorsch reformiert und »filia«, Ende 13. Jahrhundert schlössen sich die »Sackbrüder« in Straßburg Allerheiligen an, im 14. Jahrhundert wurde ihm das Kloster Hagenau/Elsaß unterstellt. Das Kloster gewann im 13./14. Jahrhundert reichen Besitz, meist im vorderen Renchtal und der Rheinebene zwischen Sasbach und Offenburg gelegen. In Oberkirch hatte das Kloster zahlreiche Häuser und die zentrale Verwaltung (Großkellerei). In Oppenau versuchte Allerheiligen eine Stadtgründung, mußte sie aber an den Bischof von Straßburg abgeben. Wichtigste Einnahmequelle, aber auch Seelsorgeaufgabe waren die zahlreichen dem Kloster inkorporierten Pfarreien (Nußbach, Oberkirch, Oppenau, Achern, Appenweier, Ebersweier, Durbach). Nach einer ersten Kapelle wurde um 1260-70 mit Chor und Querschiff der gotischen Kirche begonnen. Der große Brand von 1470 zerstörte vor allem das vielleicht noch unvollendete Langhaus, es wurde als spätgotische Halle wiedererrichtet. Der Konvent war in dieser Zeit nach Lautenbach übergesiedelt (Verwaltungsraum Oberkirch). Der Bauernkrieg traf den Klosterhof in Oberkirch schwer, die Kirchen in Allerheiligen und Lautenbach wurden geplündert. Als 1593 im Straßburger Bischofsstreit der Markgraf von Brandenburg die Herrschaft Oberkirch erhielt, brachte der Versuch seines Statthalters, des Grafen von Mansfeld, das Kloster Allerheiligen zu reformieren, diesem fast das Ende. Erst das Eingreifen des Kaisers 1599/1600 sicherte seine Existenz. Mit der Herrschaft Oberkirch war Allerheiligen 1604-34 und 1646-65 an Württemberg verpfändet. Das Kloster bildete kein eigenes Territorium, doch war es Waldherr der Waldgenossenschaften im Ulmhart und im Maiwald. Das 17./18. Jahrhundert brachte die innere Barockisierung der Klosterkirche und eine Blüte des schon seit dem 16. Jahrhundert bestehenden Gymnasiums. 1792-94 war das bischöflich-straßburgische Theologenseminar in Allerheiligen 1803 besetzte Baden das Kloster und hob es auf. Ein Blitzschlag zerstörte 1804 die Klosterkirche, die seither nur als malerische Ruine erhalten ist. Die Klostergebäude wurden 1816 auf Abbruch versteigert, nur im alten Gasthaus zum Teil erhalten. Seit 1961 in Allerheiligen eine katholische Kapelle, zur Pfarrei Oppenau gehörig. Ehemalige St. Ursula-Kapelle westlich des einstigen Klosters, 1352 erstgenannt, im 19. Jahrhundert verfallen.
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