Herrenberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1228

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Stadt liegt am Fuß des Schlossbergs, eines Gipskeupersporns mit Schilfsandsteinplatte, der den westlichen Eckpfeiler des Schönbuchs bildet. Die planmäßig angelegte Altstadt gliedert sich fächerförmig um die beherrschend auf einer Gipskeuperterrasse stehende Stiftskirche. Das gitterförmige Straßennetz folgt in konzentrischen Straßenzügen den Höhenlinien des Berghangs mit ihren Unebenheiten, die Querstraßen laufen hangabwärts. Mittelpunkt der Altstadt ist der Marktplatz, eine Erweiterung der Hauptstraße zwischen dem ehemaligen Tübinger und Nufringer Tor. Die Fachwerkhäuser am Marktplatz, alte Bürger-, Kauf- und Gasthäuser, und der gewaltige Holzbau des Stiftsfruchtkastens stammen aus der Zeit nach dem 30jährigen Krieg, ebenso die steinernen Untergeschosse mancher Häuser und der Marktbrunnen mit Renaissance-Säule. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg vergrößerte sich die bis dahin nur in bescheidenem Maße angewachsene Stadt wesentlich, namentlich infolge starken Zuzugs von Heimatvertriebenen und der neuangesiedelten Industrie. Es entstanden ausgedehnte Neubaugebiete, so im Südwesten in Richtung Haslach und in der Nähe des abgegangenen Reistingen die »Umgangsiedlung« (1965/67), im Süden die erweiterte »Alzentalsiedlung« (1955/60) und die Siedlung im » Schafhausfeld« (1963/ 67), im Westen die »Schwarzwaldsiedlung« (1956/63) sowie die Siedlung »Großer Markweg« (1965/67), im Norden und Nordsten die Siedlungen »Lämmleshalde« (1960/65), »Affstätter Tal« (1964/66) und im Osten »Kirchhalde« (1956/65), alle überwiegend aus Ein- bis Zweifamilienhäusern. Gemischte Bebauung dagegen mit Mehrfamilienhäusern, Reihenhäusern und auch drei Hochhäusern besitzt im Südosten das neue Wohngebiet im »Ziegelfeld« (1969/73). Die Industrie ließ sich nach dem Zweiten Weltkrieg besonders im Norden (1956/73) und Westen (1948/49 und 1971) Herrenbergs nieder.
Historische Namensformen:
  • Castrum Herrenberc 1228
  • Herrinberch 1247
Geschichte: 1228 Castrum Herrenberc, 1247 Herrinberch (beliebter Burgname der Pfalzgrafen). Im Schutz der 1228 erstmals erwähnten Burg legten die Tübinger die Stadt nach Mitte 13. Jahrhundert (1266 scultetus) halbkreisförmig um den Fuß des »Schlossbergs« an. In ihr sind die seit 775 bei Schenkungen an das Kloster Lorsch genannten Siedlungen Mühlhausen und Reistingen aufgegegangen, zu ihnen gehören wohl die 1952/62 an mehreren Stellen aufgedeckten Reihengräber. Vom wirtschaftlichen Niedergang der Pfalzgrafen im 13./14. Jahrhundert wurde auch die um 1250 abgespaltene Herrenberger Linie der »Scherer« erfasst; der letzte dieser Linie verkaufte schuldenhalber 1382 Stadt und Herrschaft Herrenberg an Württemberg. Die Stadt hatte wohl Tübinger Recht und im Mittelalter Rechtszug nach Tübingen; anlässlich einer Besitzteilung wurde sie 1347 in eine »obere« und eine »untere« geteilt, die selbständige Gemeinwesen bildeten. Von der einstigen Stadtbefestigung mit doppeltem Mauerring sind nur Mauerteile erhalten, Türme und Tore wurden im frühen 19. Jahrhundert bis auf das Hacktor zwischen Kirche und Burg abgebrochen. Auch die in die Befestigung einbezogene Burg (zeitweise »vordere« und »hintere« Burg) wurde 1807 bis auf Mauerreste abgebaut. Nur wenige Gebäude, darunter die Stiftskirche und die ehemalige Propstei (Mitte 15. Jahrhundert), heutiges Dekanatamt, überstanden die Stadtbrände von 1466 und 1635. Der Kern der Altstadt stammt aus der Zeit nach 1648 (Fachwerkhäuser am Marktplatz, Spitalkirche 1656, Stiftsfruchtkasten 1684). Nach dem Übergang an Württemberg war Herrenberg Sitz eines Amts, später Oberamtes, dessen größerer Teil 1938 zum Landkreis Böblingen gezogen wurde. Herrenberg war stets wirtschaftlicher Mittelpunkt des landwirtschaftlich orientierten Oberen Gäus (vier Jahrmärkte, starkes Handwerk). Die Industrialisierung begann 1899, in stärkerem Maß jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Name: »Vordere« und »hintere« Burg Herrenberg.
Datum der Ersterwähnung: 1228

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Eine Kirche (1325 St. Maria) wird erstmals 1275 erwähnt, ihr Patronat kam von den Pfalzgrafen an Württemberg. Zuständige Pfarrkirche war anfangs die seit 779 genannte Basilika in Mühlhausen. Um 1439 gründeten die Grafen von Württemberg an der Stadtkirche ein Kollegiatstift, das Graf Eberhard im Bart 1481 in ein Kloster für Brüder des gemeinsamen Lebens (»Kappenherren«) umwandelte. Seit 1516 wieder Chorherrenstift, wurde es 1534 in der Reformation aufgehoben. Eine Kapelle St. Gotthard ist 1425, eine Peterskirche und eine Kapelle am Bronntor 1491 erwähnt. Auch das Gutleut- oder Siechenhaus hatte bis 1663 eine eigene Kapelle. Seit der Reformation ist Herrenberg Sitz eines evangelischen Dekanats; die heutige Kirchengemeinde ist in drei Pfarrämter geteilt. Der Westteil der Stiftskirche wurde um 1280 begonnen, das Langhaus im 14. Jahrhundert errichtet, aber zusammen mit dem Chor in der 2. Hälfte 15. Jahrhunderts nach Gründung des Stifts zur Hallenkirche umgestaltet (u.a. Hans Murer von Ulm) und reich ausgestattet: Taufstein 1472, Kanzel 1503/04, Chorgestühl von Herrenberg Schickhardt 1517, Flügelaltar von Jörg Ratgeb 1518/19 (Staatsgalerie Stuttgart). Aus statischen Gründen wurden die beiden spätgotischen Türme 1749 durch eine welsche Haube ersetzt. Das Heilig-Geist-Spital wurde um 1400 gegründet. Die erstmals 1420 erwähnte Spitalkirche zum Hl. Geist, ein spätgotische Rechteckbau, wurde nach dem Brand 1635 neu gedeckt. Katholische Kirche St. Josef 1933 erbaut, Pfarrei seit 1953. Kirche St. Martin 1971 errichtet. Eine Lateinschule wird 1382, eine Schule 1534 erwähnt. Realschule seit dem 19. Jahrhundert, seit 1940 Oberschule, jetzt Gymnasium.
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1325

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