Bösingen 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.boesingen.de
service-bw: Informationen zu wichtigen Adressen, Nummern und Öffnungszeiten in Bösingen
Einwohner: 3364
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 150.0
Max. Höhe ü. NN (m): 725.97
Min. Höhe ü. NN (m): 520.83
PLZ: 78662

Im Zentrum des Landkreises Rottweil gelegen, erstreckt sich das 22,45 qkm große Gemeindegebiet mit den Ortsteilen Bösingen und Herrenzimmern westlich des Neckartals über die Hochfläche des Oberen Gäus, auf den so genannten Oberndorfer Gäuplatten. Die Entwicklung der Gemeinde ist von dieser Lage auf der Hochebene geprägt. So leiten sich die sanften Reliefformen der Oberfläche von der Erosion der Gesteinsschichten, dem Unteren Keuper und dem Hauptmuschelkalk, her. Lediglich in der Nähe der Kante zum Neckartal gewinnen die Reliefunterschiede an Schärfe. Die Niederschläge, die in den verkarstungsfähigen, wasserlöslichen Kalk- und Gipsgesteine des Muschelkalks meist versickern, treten im Bendel- oder Schlossbach wieder zu Tage. Beide Bäche entwässern zum Neckar hin. Den tiefsten Punkt des Gemeindegebiets markiert das Schlossbrunnental östlich von Herrenzimmern auf etwa 530 m NN; im Westen an der Grenze gegen Dunningen steigt das Gelände auf dem Herrenbühl auf über 720 m NN an. Der Landesentwicklungsplan verortet die Gemeinde im Ländlichen Raum. Die zum Territorium der Reichsstadt Rottweil gehörigen Orte fielen 1802/03 an Württemberg, wo sie dem neuwürttembergischen Landoberamt Rottweil zugewiesen wurden. Am 18. März 1806 gelangten beide Dörfer an das Oberamt Rottweil, aus dem am 1. Oktober 1938 der gleichnamige Landkreis hervorging. Die beiden Orte schlossen sich am 1. Oktober 1974 zur neuen Gemeinde Bösingen zusammen.

Rund 7 Kilometer nördlich der Kreisstadt liegt die Gemeinde Bösingen. Mit der Stadt Rottweil ist die Gemeinde über die Kreisstraße K 5522 verbunden. Ihre Nachbargemeinden sind (von Nord nach West) die Stadt Oberndorf, die Gemeinden Epfendorf, Villingendorf und Dunningen. Das Gemeindegebiet Bösingen erstreckt sich westlich des Neckartals auf der Hochfläche des Oberen Gäus, auf den so genannten Oberndorfer Gäuplatten. Die Lage auf der Hochebene bestimmte in vielerlei Weise die Entwicklung der Gemeinde. Wesentlich sind hierfür die im Untergrund verborgenen Gesteine des Unteren Keupers und des Hauptmuschelkalks. Auf sie und die selektive Erosion der Gesteine geht die Formung der Landoberfläche zurück. Sie ergeben überwiegend sanfte Reliefformen. Der tiefste Punkt des Gemeindegebietes liegt im Kerbtaleinschnitt des Schlossbrunnentals östlich von Herrenzimmern an der Straße nach Talhausen bei 530 Meter über Normalnull, der höchste auf dem Herrenbühl (Gemarkung Bösingen) an der Grenze zu Dunningen bei 720 Meter über Normalnull. Die Gesteine des geologischen Untergrunds sind im aufgelassenen Steinbruch an der Straße von Talhausen nach Herrenzimmern aufgeschlossen. Hier ist an einer circa 50 Meter hohen Wand die Schichtenfolge der wechsellagernden Dolomite, Gips- und Tonmergelgesteine des Hauptmuschelkalks und des Unteren Muschelkalks gut zu beobachten. Zu unterst liegen die mergeligen Dolomite des Unteren und Mittleren Muschelkalks. Der Muschelkalk wird von einer gering mächtigen Schicht sandiger und toniger Sedimentgesteine des Unteren Keupers überlagert. Diese Keuperschichten dichten den Untergrund ab und bilden einen wasserstauenden Horizont, auf dem vereinzelt Quellen austreten, die in der Vergangenheit die Trinkwasserversorgung der Siedlungen sicher stellten. Entsprechend dem Schichtfallen sind die ober- und unterirdischen Entwässerungslinien zum Neckar hin ausgebildet. Die oberirdischen Abflussrinnen nehmen ihren Anfang in weiten Mulden und gehen in sanft eingetiefte, wannenartige Täler über, die sich mit Annäherung zum Vorfluter mehr und mehr eintiefen und schließlich in kerbtalartigen Geländeeinschnitten ins Neckartal einmünden, so der Talzug Bendelbach-Mühlgraben beziehungsweise auf Herrenzimmerer Gemarkung der Talzug Oberes-, Mittleres-, Unteres Tal- (Weihertal)-Schlossbrunnental. Sie führen jedoch meist keine fließenden Gewässer, sondern liegen in den oberen Abschnitten trocken. Zwischen den flachen Eintiefungen sind Rücken und Kuppen erhalten geblieben, die das alte Niveau der Gäuhauptfläche (plus/minus 650 Meter) darstellen. Die Reliefunterschiede bleiben eher mässig, nehmen jedoch mit Annäherung an die Kante des Neckartals zu. Die Reliefformen, insbesondere die Höhenrücken und Trockentäler, wirken ordnend auf die Verteilung der Siedlungen und des Kulturlandes sowie auf die Wegeführung ein. Ebenso die Böden, die auf den Keupergesteinen überwiegend von sandig-lehmiger Struktur sind. Die flachen Mulden und Gräben, in denen die abgeschwemmten Sedimente der höheren Reliefpartien lagern, waren in historischer Zeit vernässt und eigneten sich – wie auch heute noch – vorzugsweise zur Grasgewinnung und Viehweide. Alte Flurnamen wie Wolfsteich, Weiherrain und Mooswiesen in Herrenzimmern und Ried, Eichbronnenwiesen, Seewasen und Hauchenbach in Bösingen erinnern an diese Geländegegebenheiten und Nutzungsabhängigkeiten. Bei der Intensivierung der Landwirtschaft wurden diese eher ertragsschwachen Böden in einigen Geländeabschnitten während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts entwässert (Gewanne Hellesberg, Brühl, Weihertal und Moos in Herrenzimmern 1925–30; in Bösingen unter anderem die Gewanne Ernstwiesen, Eichbrunnenwiesen, Hintere Wiesen und Mühlgraben 1927). Sie sind nach und nach zu brauchbaren Ackerböden geworden. Die alten Verkehrswege und die Siedlung mieden solche feuchten Lagen und lehnten sich den Höhenrücken an. Der alte Dorfkern von Herrenzimmern liegt so geschützt auf einem lang gezogenen Geländerücken zwischen dem Neuwiesengrund und dem so genannten Tal, hart am Steilabfall zum Schlossbrunnental, das alte Bösingen auf dem »Kirchbühl«. Die Täler und Taleinschnitte wiesen in grauer Vorzeit Wege zur Erschließung der Siedlungen und Markungen. Die alten Steigen vom Neckartal hinauf auf die Hochfläche folgen solchen natürlichen Leitlinien, unter anderem jene von Epfendorf durch das Langental nach Bösingen oder jene von Talhausen über die so genannte Alte Steige nach Herrenzimmern beziehungsweise Villingendorf an der südlichen Talflanke des Schlossbrunnentals. Nach Westen zu vermittelt insbesondere das Steintal eine bequeme Verbindung von Bösingen nach Waldmössingen und weiter in das Schiltach- beziehungsweise Kinzigtal. Die Niederschläge, die Schmelz-, Schmutz- und Abwässer der Straßenrinnen flossen beziehungsweise fließen nur zu einem geringen Teil auf der Oberfläche ab, größtenteils versickern sie rasch in den Klüften und Spalten der verkarstungsfähigen, wasserlöslichen Kalk- und Gipsgesteine des Muschelkalks. Sie schufen ein weit verzweigtes Netz von unterirdischen Hohlformen, in dem das Wasser ziemlich rasch abfliesst, wie Färbversuche in der Nachkriegszeit nachwiesen. Das im Untergrund verborgene Entwässerungssystem hat über Erdfälle oder Dolinen sowie Höhlen Verbindung zur Oberfläche. Die gesammelten unterirdischen Wässer treten in stark schüttenden Karstquellen zumeist außerhalb des Gemeindegebiets wieder zutage, so die Schlossbachquelle (Herrenzimmern), die Sandbühlquellen und der Wurstbrunnnen (Gemeinde Epfendorf). Während früher die Fluren von Dolinen oder Erdfällen durchsetzt waren und dem Ackerbau hindernd im Weg standen und deshalb verfüllt wurden, sind sie heute nur noch im Wald (z.B. im Gewann Steinreute westl. Herrenzimmern) erhalten. Eine der eindrücklichsten Karsthohlformen ist die Löhrenwaldhöhle westlich von Bösingen. Ihre Entdeckung ist vergleichsweise jungen Datums (1879) und einem sommerlichen Unwetter zu verdanken, bei dem die Oberfläche infolge des Wasserdrucks nachgab und einstürzte. Auf Kalk im Untergrund weisen schließlich auch abflusslose Hohlformen, so genannte Karstwannen, hin, wie die »Fuchsgrube« westlich von Bösingen. Sie gestalten das Relief unruhig. Mikroklimatisch stellen sie zugleich Kältepole und Sammelbecken für die abfließende Kaltluft dar, so dass in ihnen deutliche Temperaturunterschiede gemessen werden können. Die porösen und verkarsteten Gesteine des Muschelkalks stellen einen schlechten Grundwasserspeicher dar. In der Vergangenheit, d.h. vor der Einrichtung der Wasserversorgungszweckverbände, hatte dies zur Folge, dass die Bevölkerung nicht aus den Quellen des tiefen Karstes versorgt werden konnte. Sie deckte ihren Trink- und Brauchwasserbedarf aus Quellen des geringmächtigen, oberen Grundwasserstockwerks, d.h. des darüberlagernden Unteren Keupers. Die schwach schüttenden Quellen (der Graf-Werner-Brunnen und der Wittsteigbrunnen in Herrenzimmern, der Rathaus-Brunnen in Bösingen) versiegten aber während anhaltender sommerlicher Trockenheit fast vollständig, so dass die Bevölkerung aus entfernteren Quellen das Trinkwasser heranholen musste. Die Bösinger schöpften so das Wasser aus dem Mühlgrabenbrunnen und aus einer Quelle im »Wälle«, die Herrenzimmerer deckten ihren Bedarf dann aus dem Schlossbrunnen. Die Verteilung von Offenland und Wald folgt nicht nur den Bodenunterschieden (z.B. der Harzwald auf den nährstoffarmen Keuperböden), sondern vielmehr den Reliefgegebenheiten. Die der Bodenbearbeitung hinderlichen Reliefpartien sind heute zumeist von Wald bedeckt. Früher dienten sie teilweise auch der Viehweide. Die Waldfläche nimmt gegenwärtig fast ein Viertel des Gemeindegebiets ein und ist besonders auf Grenzlagen und schwer zugängliche Geländeabschnitte beziehungsweise auf Steilhänge beschränkt, so die Wälder an der »Bendelhalde« und im Einschnitt des Langentals oder im Herrenzimmerer (Grenz-)Wald. Nach Westen gegen Dunningen ist der Wald nur noch in kleinen Parzellen erhalten geblieben. Dort wo noch Reste von naturnahen, Licht durchfluteten Buchenmischwäldern existieren, zeigt sich im Frühjahr noch eine große Vielfalt von inzwischen selten gewordenen Pflanzen, an den Waldrändern auch von Arten der Trockenrasengesellschaften. Der Umweltschutz hat in der Gemeinde einen hohen Stellenwert, nicht zuletzt weil beim Gewässerschutz Probleme auftreten. Obwohl Bösingen und Herrenzimmern über Kanalisationen und Klärwerke verfügen, ist die Reinigung der Abwässer teilweise noch ungenügend. Immer wieder wurden in den letzten Jahren Abwässerkeime der Bösinger Kläranlage in der Quelle des Wurstbrunnens nachgewiesen. Sie gefährden die Wasserversorgung von Epfendorf. Zum Schutz der Trinkwasserquellen im Neckartal sind zudem großflächige Wassserschutzzonen auf dem Gemeindegebiet eingerichtet worden. Weitere Umwelt- und Grundwassergefährdungen könnten auch von den im Gemeindegebiet festgestellten Altlastflächen ausgehen. Es handelt sich hierbei vorwiegend um aufgelassene Deponien für Haus- und Gewerbemüll. Ihre Sanierung dürften die Gemeinde und den Landkreis noch einige Zeit beschäftigen.

Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 sprach dem Herzogtum Württemberg neben anderen Gebieten auch die Stadt Rottweil mit ihrem Territorium als Kompensation für eigene Gebietsverluste zu. Mit der Mediatisierung der Reichsstadt, die bereits im September 1802 durch einen Aufmarsch württembergischer Truppen vorweg genommen worden war, gingen 1803 auch Bösingen und Herrenzimmern als selbstständige Gemeinden an Württemberg über. Das Organisationsmanifest von 1803 teilte das alte Rottweiler Territorium in ein Stadt- und ein Landoberamt. Bösingen und Herrenzimmern lagen im Landoberamt und wurden schließlich Teil des 1806–1808 neugeschaffenen Oberamts Rottweil. Im 1819 verkündeten Verwaltungsedikt für Gemeinden, Oberämter und Stiftungen wurden beide Gemeinden in die dritte Klasse eingestuft, was die Zahl der Gemeinderäte inklusive Schultheiß auf sieben festlegte. Bösingen begann ab 1818, Herrenzimmern ab 1820 mit der Ablösung der alten Feudallasten. Herrenzimmern konnte die Ablösung der alten Lasten zwischen 1838 und 1853 in mehreren Verträgen durchführen, Bösingen gelang dies bis zum Jahr 1861. Die Auswirkungen der Revolution von 1848/49 waren in Bösingen wie in Herrenzimmern nur eingeschränkt zu spüren. Zwar traten in Bösingen Gemeinderat und Schultheiß auf öffentlichen Druck hin zunächst zurück, wurden aber bei den anschließenden Wahlen mit großer Mehrheit wiedergewählt. In Herrenzimmern trat der Gemeinderat am 20. März 1848 geschlossen zurück, um in der Einwohnerschaft »ein Grawall zu vermeiden«. Weitergehende Forderungen nach einem Rücktritt des Schultheißen wies dieser zunächst zurück, legte sein Amt einige Zeit später aber nieder. Bei der nächsten Ortsvorsteherwahl wurde er von den Bürgern ebenso wiedergewählt wie die zurückgetretenen Gemeinderäte bei der folgenden Gemeinderatswahl. Das neue Gemeindewahlgesetz von 1849 hatte allerdings die lebenslängliche Wahl der Gemeinderäte abgeschafft, die in Zukunft nur noch für sechs Jahre im Gemeinderat saßen. Trotz der katholischen Bevölkerung waren in Bösingen im 19. Jahrhundert liberale Kandidaten bei den Wahlen recht erfolgreich – sehr zum Leidwesen der Geistlichen im Ort, die diesen liberalen Tendenzen teils offenen Widerstand entgegensetzten. In der Weimarer Republik wurde das Zentrum aber auch in Bösingen zur dominierenden politischen Kraft. Bei der Reichstagswahl 1919 erhielt die Partei 320 von 407 abgegebenen Stimmen. Auch in den folgenden Jahren blieb das Zentrum in Bösingen die mit Abstand stärkste Partei, gefolgt vom Württembergischen Bauern- und Weingärtnerbund und den hier weitgehend bedeutungslosen Parteien DDP, KPD und SPD. Auffallend ist die bei allen Wahlen vergleichsweise geringe Wahlbeteiligung. Ab dem Jahr 1930 wurde die NSDAP zur drittstärksten politischen Kraft. Bereits bei der Juliwahl 1932 errang sie mit 74 Stimmen hinter dem Zentrum die meisten Stimmen, fiel aber im November 1932 wieder auf 25 Stimmen zurück. Bei der Reichstagswahl vom 5. März 1933 war Bösingen eine der neun Gemeinden im Oberamt Rottweil, in der die NSDAP die meisten Stimmen erhielt. Auch in Herrenzimmern war das Zentrum in der Weimarer Republik die beherrschende politische Kraft. Bei der Reichstagswahl 1919 stimmten 256 von 336 Wahlberechtigten für die katholische Partei. Ihre Vormachtstellung blieb während der gesamten Zeit der Weimarer Republik bestehen. Um den zweiten Platz konkurrierten längere Zeit die SPD und der Württembergische Bauern- und Weingärtnerbund. Bei der Reichstagswahl 1930 gelang es erstmals der NSDAP in Herrenzimmern zweitstärkste Partei zu werden, doch fiel sie bei der Novemberwahl 1932 mit 11 Stimmen wieder hinter den Bauern- und Weingärtnerbund zurück. Auch bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 lag das Zentrum in Herrenzimmern mit 156 Stimmen noch vor der NSDAP mit 125 Stimmen. Nach der Auflösung und Neubildung der Gemeinderäte auf Grund des »Gleichschaltungsgesetzes« vom 31. März 1933 gab es in Bösingen und Herrenzimmern als Gemeinden unter 1000 Einwohnern zukünftig sechs Gemeinderäte – jeweils drei vom Zentrum und drei von der NSDAP. Der amtierende Bösinger Bürgermeister wurde am 6. Mai 1933 durch den Landrat beurlaubt und später seines Amtes enthoben. Im Juli 1933 musste der amtierende Bürgermeister in Herrenzimmern um seine Versetzung in den Ruhestand bitten. Der neue Bürgermeister war gleichzeitig Ortsgruppenleiter der NSDAP, wurde aber bereits im Juni 1936 auf Grund schwerer persönlicher Verfehlungen zum Rücktritt gezwungen. Sein Nachfolger blieb bis nach Kriegsende im Amt. Die Deutsche Gemeindeordnung von 1935 änderte die Zusammensetzung der Gemeinderäte erneut. In Bösingen saßen künftig fünf, in Herrenzimmern vier Gemeinderäte und jeweils zwei durch den Landrat ernannte Beigeordnete im Gemeinderat. Im Frühjahr 1940 waren bis zum Beginn des Frankreichfeldzugs fast drei Monate lang deutsche Soldaten in den beiden Gemeinden einquartiert. Nach Ende des Feldzugs wurden französische Kriegsgefangene in Bösingen und Herrenzimmern untergebracht und den Landwirten zur Feldarbeit zugeteilt. Später kamen vor allem aus Polen Zwangsarbeiter. Ab 1944 wurden zahlreiche Evakuierte aus dem Ruhrgebiet in den Gemeinden einquartiert. Bösingen und Herrenzimmern selbst blieben von Kriegsschäden weitgehend verschont. Allerdings gab es in der Bevölkerung zahlreiche Kriegsopfer. Bösingen hatte insgesamt 76 Gefallene und Vermisste zu beklagen, Herrenzimmern insgesamt 53. Am 20. April 1945 wurden beide Gemeinden kampflos durch die auf Rottweil vorrückenden französischen Truppen besetzt. Noch im April 1945 fanden in Herrenzimmern Wahlen zu einem provisorischen Gemeinderat statt. In Bösingen ließen die Franzosen am 6. Mai 1945 einen neuen Gemeinderat wählen. Nach dem Krieg wurde in beiden Gemeinden die neugegründete CDU zur vorherrschenden politischen Kraft. Sie erreichte bei Europa-, Bundes- und Landtagswahlen bis in die siebziger Jahre hinein Wahlergebnisse von teilweise weit über 80 Prozent. Diese Dominanz schwand erst im Laufe der achtziger und neunziger Jahre, doch ist die CDU bis heute in Bösingen und Herrenzimmern mit Abstand stärkste Partei. Bei den Bundestagswahlen 2002 erreichte sie in Bösingen 67,7 Prozent der Zweitstimmen. Zweitstärkste politische Kraft wurde die SPD, die sich jedoch bis in die siebziger Jahre hinein mit Ergebnissen unter 10 Prozent zufrieden geben und mit der FDP um ihren Platz kämpfen musste. Erst im Laufe der achtziger und neunziger Jahre konnte die Partei in Bösingen und Herrenzimmern bessere Ergebnisse erreichen. Bei der Bundestagswahl 1998 kam sie auf 23,6 Prozent der Zweitstimmen, fiel aber 2002 wieder auf 15,9 Prozent zurück. Die FDP erreichte bei den ersten Wahlen nach dem Krieg vor allem in Bösingen gute Ergebnisse und war hier teilweise noch vor der SPD zweitstärkste Kraft. Bei der Bundestagswahl 2002 konnte sie ihren dritten Platz in Bösingen nur knapp gegen die Partei der Grünen verteidigen. Bei den Planungen zur Gemeindereform favorisierte man auf Seiten des Innenministeriums Baden-Württemberg frühzeitig eine gemeinsame Lösung für die Gemeinden Bösingen, Herrenzimmern und Villingendorf. Während diese eine Verwaltungsgemeinschaft dreier selbstständiger Gemeinden anstrebten, wurde von Seiten des Ministeriums eine Einheitsgemeinde in Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Rottweil vorgeschlagen. Dies wurde von allen drei Gemeinden abgelehnt. Nach weiteren Verhandlungen mit dem Innenministerium veröffentlichte das Land Baden-Württemberg Ende 1973 seine Pläne zur Gemeindereform. Danach sollten Bösingen und Herrenzimmern zu einer Einheitsgemeinde zusammengeschlossen werden und mit Villingendorf einen gemeinsamen Verwaltungsraum bilden. Trotz erneuter Ablehnung dieser Pläne durch die drei Gemeinden blieben weitere Verhandlungen mit dem Land erfolglos. Am 7. Mai 1974 beschlossen die Gemeinderäte Herrenzimmerns und Bösingens den Zusammenschluss beider Gemeinden zur Einheitsgemeinde Bösingen ab 1. Oktober 1974, nachdem die Bürger beider Gemeinden in getrennten Bürgerentscheiden zugestimmt hatten. Die Vertreter der beiden Gemeinden einigten sich nach schwierigen Verhandlungen darauf, dass der Name der neuen Einheitsgemeinde Bösingen sein soll. Verwaltungssitz wurde Herrenzimmern. In einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung hatten sich Bösingen, Herrenzimmern und Villingendorf ebenfalls im Mai 1974 auf die Schaffung eines Verwaltungsverbandes geeinigt. Im Februar 1975 nahm der Gemeindeverwaltungsverband mit Bösingen und Villingendorf seine Arbeit auf. Sitz des Verwaltungsverbandes wurde Villingendorf. Am 1. April 1975 ging das Abgabe-, Kassen- und Rechnungswesen der Gemeinde Bösingen an den Verwaltungsverband über.

Wappen von Bösingen

In von einer durchgehenden silbernen (weißen) Hellebarde mit goldener (gelber) Stange gespaltenem Schild vorn in Schwarz ein linksgewendeter silberner (weißer) Pferderumpf mit silbernem (weißem) Zaumzeug, hinten in Blau ein goldener (gelber) Löwe, mit den Vorderpranken die Hellebarde haltend.

Beschreibung Wappen

Die Gemeinde ist am 1. Oktober 1974 durch Vereinigung von Bösingen und Herrenzimmern entstanden. In das Gemeindewappen sollten die Wappen beider Ortsteile möglichst unverändert übernommen werden. Die ehemalige Gemeinde Bösingen führte seit 1933 das Wappenbild (Pferderumpf) aus dem Siegel des Berthold von Justingen (1331) im Gemeindewappen. Die Herren von Justingen besaßen im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Ortsherrschaft. Das der Gemeinde Herrenzimmern 1939 verliehene Wappen (Löwe mit Hellebarde) ist das der Herren von Zimmern, die seit dem 11. Jahrhundert auf der Burg Herrenzimmern nachgewiesen sind und die Ortsherrschaft bis 1513 ausübten. Um ein ausgewogenes Bild zu erzielen, wurden die Hellebarde zur Schildteilung eingesetzt und der Pferderumpf nach links gewendet. Wappen und Flagge wurden am 10. März 1989 vom Landratsamt Rottweil verliehen.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)