Böhringen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1270

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
In der Gegend von Böhringen lässt sich keltische Besiedlung nachweisen. Westlich am Ort vorbei führte die Römerstraße von Rottweil nach Rottenburg (zeitweise »Alte Straße« genannt). An dieser, unweit des Ortes in nördlicher Richtung am Gewann Füllbach, lag ein römischer Wohnplatz. Südöstlich Böhringens wurden auf dem Gewann Klosterbühl die Grundmauern eines römischen Gutshofs mit Ziegeln, Tubuli und Amphorenresten gefunden. Am »Roten Kreuz« beim Ortsausgang Richtung Rottweil stieß man 1987 auf fünf Alemannengräber aus dem 7. Jahrhundert. Der Ortsname und seine Endung –ingen weist ebenfalls auf einen alemannischen Siedlerverband. Neubaugebiet im Südwesten.
Historische Namensformen:
  • Beringen 1270
Geschichte: Erstmals erwähnt wird »Beringen« 1270: Der Ulmer Pfarrer Diethelm von Ramstein übergab damals dem Kloster Rottenmünster das Eigentumsrecht über eine Wiese zu Böhringen. Weitere Schenkungen an Rottenmünster folgten, wobei es sich um Güter handelte, die ursprünglich der Familie von Balgingen gehörten (1290). 1327 besaß das Kloster hier zwei Höfe. In den folgenden 200 Jahren gelang es Rottenmünster, seinen Böhringer Besitz durch Schenkungen und Käufe weiter zu vermehren. 1358 überließ das Rottweiler Spital dem Kloster ein Gut, das es von den von Balgingen erworben hatte. Ein Jahr später veräußerten die Herren von Balgingen sogar sieben Höfe sowie die Mühle in Böhringen an Rottenmünster. 1468 gelang es dem Kloster, drei Mannsmahd Wiesen gegen eine weitere Hofstatt zu vertauschen, 1513 erhielt es zwei weitere Höfe aus einer Mitgift. In der Folge verlor Rottenmünster jedoch wieder etliche Höfe, besaß 1717 nur noch vier, konnte 1739 allerdings wieder zwei Höfe von Kloster St. Blasien erwerben. Auch Kloster Wittichen war am Ort begütert (1339), später kam Kloster Alpirsbach hinzu (1487). Noch 1743 verfügte Kloster Alpirsbach über diesen (?) Böhringer Hof, dessen Güter jedoch nur mehr einen Bruchteil des einstigen Umfangs umfassten. 1783 wird er als Alpirsbacher Erblehen genannt. Neben den Klöstern gab es weitere Grundherren. Insgesamt gab es 1717 in Böhringen 17 Lehenshöfe, von denen jeweils vier dem Kloster Rottenmünster und den Rottweiler Johannitern gehörten, drei der Rottweiler Bruderschaft, zwei der Weißen Sammlung St. Ursula und einer dem Kloster Alpirsbach. Zwei Höfe waren im Besitz Rottweiler Bürger, ein weiterer Hof gehörte gemeinsam der Rottweiler Pelagiuskirche, den Dominikanern sowie der Propstei Berau. Der Zehnte des hl. Silvesters gehörte zu zwei Dritteln der württembergischen Kellerei Rosenfeld, zu einem den Gaißischen Erben. Unklar ist, ob es in Böhringen einen Dorfadel gab. Für 1281 ist ein Bertholt von Beringen bezeugt. Vermutlich zum Niederadel gehörte die in Böhringen ansässige und mehrfach auftauchende Familie Vogt zu Böhringen, die 1312 als Vasallen der Herren von Zimmern auftauchen. Neben Konrad von Justingen besaß 1427 Hug Vogt von Beringen die halbe Ortsherrschaft über Bösingen. Der Zehnte war ein fürstenbergisches Mannslehen. 1594 verkaufte ihn der vermutlich kinderlose Hans Georg Ifflinger an den Nächstältesten der Familie, den Villinger Bürger Andreas Ifflinger und dessen gleichnamigen Sohn. Die Ortsherrschaft über Böhringen soll das Geschlecht der Vogt ausgeübt haben, 1422 zusammen mit der Reichsstadt Rottweil, welche die Ortsherrschaft in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ganz erwarb. Die wirtschaftlich geschwächte Stadt verpfändete Böhringen und Irslingen 1452 allerdings für drei Jahre an die Grafen von Sulz. Böhringen gehörte zum Obervogteiamt der Stadt Rottweil, mit der es 1803 an Württemberg kam, Stadtoberamt Rottweil; 1806/08 Oberamt Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die wenig vermögende Bevölkerung lebte von Ackerbau und Viehzucht. Der landwirtschaftliche Anbau erfolgte in Dreifelderwirtschaft (1487: »Boller Esch«, »im Esch ob der Kirchen«, »im Esch under den Hürsten«; 1783 dann »Hürschen Ösch«, »Löhr Ösch« und »Boller Esch«). In dem zu Rottweil gehörenden Ort gab es so gut wie kein Handwerk. Schon 1359 wird eine Mühle erwähnt.

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: 1275 wird eine Kirche in Böhringen erwähnt. Um 1360 war sie – neben Rotenzimmern, Täbingen und Zimmern unter der Burg – Filiale der Pfarrei Gößlingen. Nach einem Vertrag des Abts von Alpirsbach mit diesen Kirchspielorten von 1424 sollte dem Gößlinger Pfarrer ein Helfer zur Betreuung der Filialen beigesellt werden. Im 14. und 15. Jahrhundert sind eine St. Georgs- und eine Silvesterkapelle in Böhringen bezeugt. Nach der Reformation wurden die Filialorte Rotenzimmern und Täbingen von Gößlingen abgetrennt, nicht jedoch Böhringen und Zimmern unter der Burg. Anfang des 18. Jahrhunderts kam es zu lang anhaltenden Streitigkeiten zwischen Böhringen und der Pfarrei Gößlingen, da die Filiale offenbar schlecht bestellt wurde. Ziel Böhringens war die Abtrennung von der Mutterpfarrei. Eigenmächtig wurde ein Mesner angestellt und ein eigener Friedhof angelegt, um die Toten nicht mehr nach Gößlingen tragen zu müssen. 1713 erlaubte Württemberg den Böhringern die Anstellung eines eigenen Kaplans, wogegen der Gößlinger Pfarrer opponierte. 1718 wurden die streitenden Parteien vor die bischöfliche Kurie nach Konstanz zitiert. Der Kompromiss gestattete Böhringen die Anstellung eines Kaplans auf eigene Kosten und die Haltung von Gottesdienst, Predigt und Christenlehre, Beichte und Krankenpastoral durch denselben. Vier Hauptfeste an Sonn- und Feiertagen blieben dem Pfarrer von Gößlingen vorbehalten, der dem Kaplan allerdings das Recht zum Bezug der Rauchfrüchte abtreten musste. Die Bestattungen auf dem neuen Böhringer Friedhof wurden gebilligt. Da der Gößlinger Pfarrer in der Folge nicht auf die Rauchfrüchte verzichten wollte, wurde er 1719 vom Bischof dispensiert, 1723 jedoch angewiesen, in Böhringen wieder Gottesdienst zu halten und die Toten zu bestatten. 1746 stellte der gebürtige Böhringer August Schneider, Pfarrer in Schramberg-Sulgen, bei der Konstanzer Kurie den Antrag, in Böhringen eine eigene Kaplanei einzurichten. Zugleich stellte er ein Stiftungskapital. Ein Vertrag kam 1761 zustande. Die Gemeinde verpflichtete sich, dem Kaplan bestimmte Naturalleistungen und Weiderechte einzuräumen. Zu den Pflichten des Kaplans gehörte unter anderem eine jährliche Prozession der gesamten Gemeinde zur alten Wallfahrt nach Maria Hochheim. Den Gemeindeoberen wurde empfohlen, wenigstens im Winter Schulzwang einzuführen. Für die ärmeren Schulkinder stiftete Schneider noch einmal 200 Gulden. Das Besetzungsrecht sollte nach dem Willen des Stifters zunächst den Jesuiten in Rottweil zugestanden werden, wurde dann aber dem Magistrat von Rottweil erteilt. Die Silvesterkapelle stand auf dem heutigen Friedhof und wurde 1758 erweitert. Böhringen ist seit 1810 selbständige Pfarrei. Die heutige Kirche St. Silvester 1842 an anderer Stelle als die frühere erbaut. Die Evangelischen nach Deißlingen.
Patrozinium: St. Silvester

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