Gößlingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0793

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf Gößlinger Markung wurden bislang keine alemannischen Gräberfunde gemacht, auch wenn der Name auf eine alemannische Siedlung schließen lässt. Die Gemarkung ist im Vergleich zu den Nachbarorten außerordentlich klein. Andererseits erstreckten sich hiesige Lehengüter und Zehntgrenzen weit auf Nachbarmarkungen. Vermutlich war Gößlingen stark vom spätmittelalterlichen Wüstungs- und Schrumpfungsprozess betroffen. Möglicherweise gehörte der Wildecker Bezirk vor 1354 zur Gößlinger Gemarkung. Kleines, unregelmäßig gestaltetes Dorf in Hanglage mit mehreren ringförmigen Straßenzügen.
Historische Namensformen:
  • Cozninga 0793
Geschichte: Erstmals erwähnt wird Gößlingen als »Cozninga« 793 in einer Schenkung von Graf Berthold an das Kloster St. Gallen. Später gelangten die Grafen von Sulz in den Besitz Gößlingens, 1297 verkaufte Graf Hermann mehrere Güter in Gößlingen an die Rottweiler Bürger Heinrich und Berthold von Justingen. Die Töchter des letzteren erhielten bei ihrem Eintritt ins Kloster Rottenmünster 1308 zwei Güter als Leibgeding auf Lebenszeit. 1314 schenkte Berthold von Justingen dem Kloster ein Gut. 1327 gehörten Rottenmünster bereits fünf Höfe. Doch 1546 war der Besitz auf einen Hof zusammengeschrumpft, ein zweiter konnte erst 1683 wieder hinzu erworben werden. Auch die Herren von Sulz waren am Ort begütert (1311). Das Rottweiler Spital erwarb 1316 von den Herzögen von Teck einen halben Hof. Ausgenommen wurde allerdings die so genannte »Gerold-Spaet-Hofstatt«, auf welche der ursprünglich auf dem halben Hof ruhende Kirchensatz übertragen wurde. 1313 überließen die Herzöge von Teck dem Kloster Alpirsbach das Patronatsrecht in Gößlingen. Unter Hermann von Teck kam es zum Streit mit Alpirsbach wegen des Kirchensatzes. Der Schlichtspruch von 1347 sah den Verzicht des Herzogs vor; im Gegenzug erklärte sich das Kloster bereit, die Deckung einer größeren Schuld zu übernehmen. Hermann von Teck musste versprechen, das Kloster in den kommenden zehn Jahren nicht mehr mit Geldforderungen zu belästigen. Das Kloster Alpirsbach erreichte 1346 vom Papst die Inkorporation der Pfarrkirche. Damit ging der große Zehnt vom Pfarrer auf das Kloster über. Trotz Veräußerung des Gößlinger Grundbesitzes verblieb den Grafen von Sulz die Ortsherrschaft, bis sie 1354 ebenfalls an Alpirsbach verkauft wurde, zusammen mit Gericht, Gut und allem Zugehörigen, außer den Fischrechten in der Schwarzach. Alpirsbach hatte auch 1567 noch die alleinige Ortsobrigkeit, der Ort lag im hohenbergischen Schirm. Die Abgaben mussten an den Alpirsbacher Pfleghof in Rottweil geliefert werden. Wegen der Armut des Dorfes wurde 1461 eine Steuersenkung erreicht. Die Ortsgerichtsbarkeit wurde seit Ende des 14. Jahrhunderts von den Württembergern als Klostervögten ausgeübt. 1683 gab es neben den drei Alpirsbacher Widemlehen weitere sechs Lehen, jeweils eines gehörte Rottenmünster und der Rottweiler Präsenz, zwei dem Rottweiler Spital, zwei weitere anteilig mehreren Grundherren gleichzeitig. Das Mesnerlehen gehörte ursprünglich der Gößlinger Heiligenpflege, war aber abgabenfrei. 1791 vertauschte die Alpirsbacher Pflege in Rottweil Gülten und Zinsen mit der Spitalpflege Rottweil, unter anderem drei Erblehen in Gößlingen. Das Amt des Dorfvogts wird erstmals anlässlich eines Vergleichs mit dem Kloster Alpirsbach 1461 erwähnt, 1487 wird ein Vogt namentlich erwähnt. Bis ins 16. Jahrhundert hinein gab es kein Dorfgericht, später bestand es aus sechs Richtern. 1784 werden 25 verschiedene Ämter aufgeführt, die von insgesamt 54 Personen bekleidet wurden. Die meisten waren nur gering besoldet. Gegen die Bestellung eines über Gebühr besoldeten auswärtigen Vogts und Schulmeisters durch Württemberg Ende des 18. Jahrhunderts protestierte die Gemeinde. 1806/08 kam Gößlingen zum Oberamt Rosenfeld, 1810 vom Oberamt Sulz zum Oberamt Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1525 bestand das Dorf aus nur fünf Häusern, 1530 werden aber etliche Taglöhner ohne eigenen Besitz genannt. 1660 werden in Gößlingen ganze 15 Einwohner, sieben Bauern und acht Taglöhner genannt. 1710 wurden insgesamt 36 Personen erfasst. 1744 leisteten 35 Bürger und zehn ledige Bürgersöhne den Huldigungseid für den neuen württembergischen Herzog. Zum Streit zwischen Bauern und Taglöhnern um die Nutzung der Allmende kam es offenbar erst in den 1780er Jahren. 1784 wurden 336 Einwohner, darunter 71 Bürger und Witwen sowie 46 Hausbesitzer in Gößlingen gezählt. 1796 hatte Gößlingen 366 Einwohner, 1804 bereits 402. Die geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten und die kleine Gemarkungsfläche führte bis Ende des 18. Jahrhunderts zu einer immensen Verschuldung der Bevölkerung. 1784 wurde die Stallfütterung eingeführt und die Spinnerei angeregt. An die Stelle des Alpirsbacher Oberamtmanns trat 1784 die St. Georgener Pflege in Leidringen. Wirtschaftlich war Gößlingen nach Rottweil hin orientiert. Das Rottweiler Getreidemaß wurde auch noch nach Einführung des württembergischen Landmess (1557) verwendet. 1721 wurden 41 Viehbesitzer erfasst (89 Stück Zugvieh, 58 Kühe, 58 Schafe). 1769 waren es 13 Pferde, 124 Stück Hornvieh und drei Schafe. Die Gemeinde unterhielt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen Schafstall und eine Schafweide. In Gößlingen herrschte seit jeher uneingeschränkte Gewerbefreiheit. 1785 gab es 18 Handwerker: je vier Weber und Zimmerleute, drei Schneider, je zwei Bäcker und Schuhmacher und je ein Maurer, Wagner und Stricker. 1760 hatte der Ort zwei Wirtschaften.

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Die ursprünglich romanische Kirche wird erstmals 1275 genannt, ihr Kirchenheiliger, Petrus, erstmals 1488, später tritt der heilige Paulus hinzu. Die Pfründe befand sich damals im Besitz des Domherrn Rudolf von Zimmern in Straßburg. Die Pfarrei dürfte bis in die Merowingerzeit zurückreichen. Der Gößlinger Pfarrsprengel umfasste im Spätmittelalter (1360) die Orte Böhringen, Zimmern unter der Burg, Täbingen (»Degwingen«), Rotenzimmern sowie das abgegangene Kleinzimmern an der Schlichem. Der Kirchensatz war mit einem Eigenhof der Grafen von Sulz verbunden, der 1331 in den Besitz des Klosters Alpirsbach kam. Zur Kirche gehörte ein Pfarrhaus mit eigener Schule, Garten und Wiesen. Außerdem stand Alpirsbach der kleine Zehnt an Obst, Hanf und Flachs zu. 1354 kam es zu schweren Kämpfen zwischen Rottweil und Württemberg um die Gößlinger Wehrkirche. 1518 erfolgte ihre gotische Umgestaltung. Während 1535 Württemberg im gesamten Klostergebiet von Alpirsbach die Reformation einführte, blieb Gößlingen – wohl wegen des Einflusses von Rottweil und Hohenberg – katholisch. Die Filialen Täbingen und Rotenzimmern wurden allerdings ausgepfarrt und durch den evangelischen Pfarrer von Leidringen versorgt. Die tridentinischen Reformen (insbes. Priesterzölibat) konnten lange Zeit nicht durchgesetzt werden. Nach Ende des 30jährigen Krieges wurde die Seelsorge einige Zeit von den Rottweiler Dominikanern ausgeübt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Filialort Böhringen, der die Lostrennung von der Mutterpfarrei betrieb. Zwischen 1721 und 1723 wurde der Kirchturm renoviert und erhöht, 1741 das heutige große Pfarrhaus errichtet. Bereits 1675 wurde in Gößlingen erstmals Schulunterricht eingeführt, 1721 eine neue Schulstube in das Mesnerhaus eingebaut. 1785 wurde der Schuldienst von der Mesnerei getrennt, neu besetzt und eine Schulreform durchgeführt. Im Jahr darauf errichtete die Gemeinde ein neues Schulhaus, in dem der Schulmeister und der Dorfvogt, die beide zugezogen waren, Wohnung erhielten. Die Evangelischen zur Pfarrei Täbingen gehörig.
Patrozinium: St. Peter und Paul
Ersterwähnung: 1488

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