Irslingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0994

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Eine ausgedehnte mittelneolithische Siedlung (circa 3000 v. Chr.) fand sich westlich von Irslingen an der Markungsgrenze zu Epfendorf, ein mittelbronzezeitliches Urnengrab auf dem Siedlungsbereich Mittlere Esch, weitere Funde aus der Bronzezeit wurden bei Maria Hochheim sowie am Hang des Klosterbühls gemacht. Spuren römischer Siedlung zeigten sich auf den Krummenäckern, über den Kreuzwiesen, in der Kirchhalde und bei Maria Hochheim. Alemannische Hofanlagen vermutlich im Bereich der heutigen Kirche, Gräberfunde im oberen Dorf und nicht zuletzt der Ortsname weisen auf eine kleine landwirtschaftliche Siedlung spätestens im 6. Jahrhundert hin. Die heutige Siedlung ist seit dem Spätmittelalter bezeugt. Vor kriegerischer Zerstörung und Feuer blieb Irslingen offenbar weitgehend verschont, auch wenn dem 30jährigen Krieg einige Höfe zum Opfer fielen. 1750 brannten durch einen Blitzschlag fünf Häuser ab. Der Ortsname weist mit seiner Endung -ingen auf einen alemannischen Siedlerverband. Straßendorfartige Erweiterung nach Südwesten. Neubaugebiet im Südosten.
Historische Namensformen:
  • Ursilinga 0994
  • Vreslingen 1084
  • Urslingen
Geschichte: Der Name Urslingen wurde sowohl für das Dorf als auch für die auf der heutigen Markung Epfendorf liegende Burg gebraucht. Das Geschlecht der Urslinger taucht seit dem 12. Jahrhundert im Gefolge der Zähringer auf. Nachdem die Urslinger im 13. Jahrhundert in den Besitz des Herzogtums von Spoleto kamen, wurde Italien ihre neue Heimat. Ortsherren über das Dorf Irslingen blieben sie bis 1300, dann trennten sie sich von ihrer Stammburg, die 1327 im Besitz des Grafen Ulrich von Württemberg auftaucht. Das Dorf wird 994 erstmals erwähnt, als König Otto III. das Gut Epfendorf mit dessen Zubehör unter anderem in »Ursilinga« an das Kloster Petershausen übergab. Bis ins 15. Jahrhundert hinein behielt Petershausen diesen Besitz; 1482 verkaufte das Kloster den Kirchensatz in dem an die Markung Irslingens angrenzenden Epfendorf sowie die Hälfte des Großen und alle Rechte des Kleinen Zehnten unter anderem in Irslingen an die Freiherren von Zimmern. Schwache Hinweise gibt es auch auf Besitz der Klöster Reichenau und St. Gallen in Irslingen. 1084 ist eine Schenkung an Kloster St. Georgen belegt. Kloster Gengenbach erhielt 1139 eine päpstliche Besitzbestätigung, 1275 erhielt das Rottweiler Spital eine solche. Im 15. Jahrhundert hatte Kloster Gengenbach umfangreiche Besitzungen in Irslingen. 1536 verkaufte das Kloster dem Rottweiler Spital seinen gesamten Besitz mit allen Rechten in Stadt und Land Rottweil, darunter auch in Irslingen. Auch Kloster Rottenmünster war hier begütert. 1295 schenkten die Herzöge von Irslingen dem Kloster ihren Maierhof und verkauften weiteren Besitz an Dritte. 1327 gehörten Rottenmünster hier ein Hof, zwei Häuser und ein kleines Lehen, wenig später kamen zwei Güter hinzu (1337 und 1355). Noch 1720 werden drei klösterliche Güter genannt, mit dem Hinweis, alle hätten schon 1391 dem Kloster gehört. Im Besitz des Klosters blieben sie bis zu dessen Auflösung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Rottweiler Heiligkreuzbruderschaft erwarb 1509 Besitz in Irslingen. Bereits 1411 hatte die Reichsstadt Rottweil von den Grafen von Sulz das Dorf Irslingen erworben. Nicht in Einklang zu bringen ist damit eine Kanzleinotiz von 1479, wonach Konrad vom Stain von Steineck bekennt, Irslingen mit Zugehörde vom württembergischen Grafen Eberhard gekauft zu haben. Wie in den anderen Rottweiler Dörfern bildeten Vogt, Untervogt und (etwa 7) Richter das Gericht, welches Frevel bestrafte, Vieh- und Weideordnungen erließ und die Nutzung der Gemeinde regelte. Das Gericht tagte alle zwei Wochen. 1440 sind diese kommunalen Strukturen erstmals bezeugt. An der Spitze der dörflichen Verwaltung stand ein Vogt. Zusammen mit dem Untervogt und den Richtern bildete er das Dorfgericht. Die Besetzung aller Ämter in der Gemeinde war dem Rottweiler Obervogt vorbehalten, der auch die Kontrolle ausübte. Den Großen Zehnten erwarb Rottweil 1595 von den Grafen von Zimmern, welche diesen 1482 von Kloster Petershausen erhalten hatten. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts entwickelten sich die grundherrschaftlichen Verhältnisse so, dass neben der Reichsabtei Rottenmünster und der Kellerei Rosenfeld, welche die württembergischen Besitztitel verwaltete, nur noch Rottweiler Institutionen (vor allem Spital und Kastenamt) in Irslingen begütert waren. Neben der Burg Urslingen gehörte zur Gemarkung der Tierstein. Ob ein 786 bezeugter »Ioannes de Tyrstein« auf die Existenz eines Ortsadels hinweist oder nach einem gleichnamigen Weiler bei Schramberg benannt ist, bleibt fraglich. Die ehemalige Burg Wildeck, wohl aus dem 12. Jahrhundert stammend, zählte schon vor 1250 zum Besitz der Grafen von Sulz und wurde als Lehen vergeben. Im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts kaufte der Rottweiler Stadtsyndikus Dr. Johann Jakob Waibel die Lehensrechte, ab 1723 war die Wildeck im Besitz der Rottweiler Familie von Khuon. In den folgenden Jahren wurde die Burg nach »italienischem Geschmack« zum Schlösschen ausgebaut, 1779 verkauft und ging 1787 in Rottweiler Besitz über. Im selben Jahr übernahm Irslingen von Rottweil das Gut Wildeck, zu dem neben dem geräumigen Schloss ein Maierhof, eine Ziegelhütte, Scheuern, Stallungen sowie 405 Morgen Grund und Boden gehörten, in Erbpacht. 1809 brannte das Schloss nieder, an seiner Stelle baute Irslingen 1818 eine Wohnung für den Waldschützen. 1875 wurden alle Gebäude einschließlich der barocken Antoniuskapelle abgebrochen. Irslingen gehörte zum Obervogteiamt der Stadt Rottweil und kam 1803 an Württemberg; Stadtoberamt Rottweil, 1806/08 Oberamt Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Lässt die hohe Zahl der Steuerzahler in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf 150–200 Einwohner schließen, so wuchs die Bevölkerung bis Ende des 16. Jahrhunderts auf etwa das Doppelte an. Der 30jährige Krieg brachte jedoch einen starken Einwohnerverlust. Während Irslingen 1615 noch etwa 350 bis 380 Einwohner hatte, sank die Zahl 1679 auf etwa 200 und erreichte erst wieder in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die frühere Größenordnung. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl auf über 450, obwohl nach 1750 weit über 20 Personen den Ort verließen und nach Ungarn auswanderten. Irslingen war rein landwirtschaftlich geprägt, Handwerk seitens der Herrschaft Rottweil verboten. Erst 1698 gestattete ein Landschaftsrezess in Irslingen einen Schmied, Schneider, Maurer und Zimmermann. Offen brach der Streit zwischen Stadt und Landschaft noch einmal 1773 aus. Ein neuer Landschaftsrezess von 1783 wertete schließlich die Stellung der Untertanen auf. Die soziale Schichtung scheint zunächst ausgeglichen gewesen zu sein, 1675 standen zwölf Bauern elf Taglöhnern gegenüber. Während die Zahl der Bauern bis Ende des 18. Jahrhunderts annähernd gleich blieb, stieg die Zahl der Taglöhner bis 1802 auf 54 an.

Name: Burg Urslingen; Burg Wildeck

Ersterwähnung: 1420
Kirche und Schule: Jahrhundertelang gehörte Irslingen zum ausgedehnten Sprengel der Pfarrei Epfendorf. Umstritten ist, ob Irslingen selbst einmal Pfarrei war. Eine Kirche mit dem St. Martins-Patrozinium ist seit 1420 belegt. Der Kirchenpatron weist allerdings auf eine ältere Tradition hin. Vermutet wird eine erste hölzerne Kapelle zwischen 800 und 900 neben dem heutigen Ort auf der Kirchhalde beim »Capelenbaum«. Im Spätmittelalter wurde die Kapelle an das Nordostende des Dorfes auf den Kirchberg verlegt. Bis 1586 begrub man die Toten in Epfendorf. Damals wurde ein eigenes »Kirchhöflin« errichtet, außerdem ein neuer Kirchturm mit Turmuhr gebaut. Vermutlich 1624 wurde eine neue Kirche im gotischen Stil erbaut. Wohl erst aus der Barockzeit stammt eine Fronleichnams-Bruderschaft sowie die Schächterkapelle an der Straße nach Epfendorf. Wallfahrtsbeziehungen sind nach Maria Hochheim, zum Dreifaltigkeitsberg und nach Triberg bezeugt. 1785 wurde Irslingen zur Pfarrei erhoben und erhielt den Butschhof, den Wenthof, den Ramstein sowie Wildeck und Maria Hochheim zur finanziellen Ausstattung. Die Kollatur kam der Reichsstadt Rottweil zu. Gleichzeitig wurde die Kirche erweitert und ein Pfarrhof mit Wohnteil, Stall und Scheuer gebaut. Auf Irslinger Gemarkung liegt mit dem Wohnplatz Maria Hochheim einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Rottweiler Gegend. Unklar sind die Anfänge der an der wichtigen Römerstraße von Rottweil nach Rottenburg gelegenen Kapelle. Der Name deutet auf eine alte Alemannensiedlung, die jedoch nur als Kirchlein mit wenigen Häusern überleben konnte. Aufgrund der nach dem Konzil von Trient forcierten Wallfahrt wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine Erweiterung der Kapelle nötig, doch kamen die Pläne aufgrund des 30jährigen Krieges nicht zur Ausführung. Der Wiederaufbau der Kirche fand zwischen 1659 und 1661 statt. 1753/54 musste sie einem barocken Bau weichen, der um 1846 von einer wesentlich kleineren und nüchternen Kapelle abgelöst wurde. 1865 Kirche St. Martin an der Stelle der früheren gotischen erbaut. Zum Sprengel gehören heute von der Gemeinde Epfendorf auch die Ortsteile Ramstein und Ramsteiner Mühle. Die Evangelischen nach Trichtingen (Gemeinde Epfendorf, Verwaltungsraum Oberndorf).
Patrozinium: St. Martin
Ersterwähnung: 1420

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