Rotenzimmern - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1094

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Von vorgeschichtlicher Besiedlung sind auf der Gemarkung Rotenzimmern nur wenige Spuren zu finden. Siedlungsreste auf der Flur Häglingen konnten nicht näher datiert werden, 1930 in die frühe Eisenzeit datierte Siedlungsreste auf der Flur Königsrain sind inzwischen verschollen. Der Name des Ortes kommt eventuell von althochdeutsch »timber« und könnte auf ein gezimmertes Gebäude hinweisen, das sich von der üblichen alemannischen Bauweise unterschied. 1525 wurden zehn steuerpflichtige Personen genannt, von denen nur sechs eigene Häuser besaßen und zwei völlig besitzlos waren. 1560 lässt sich erstmals eine Ansiedlung auf dem Bettenberg nachweisen, 1663 lagen die meisten Häuser oben oder mitten im Dorf, während die Talaue und die Bettenhalde nur spärlich bebaut waren. Die Schäden des 30jährigen Krieges waren aufgrund der abgeschiedenen Lage Rotenzimmers vergleichsweise gering. Wirtschaft und Mühle überstanden den Krieg offenbar unversehrt, nur der Sägegang der Mühle wird später nicht mehr erwähnt. Von den neun Höfen und 30 Wohnhäusern waren 1655 noch sieben Höfe und 19 Wohnhäuser übrig geblieben. 1718 wurden neben der Mahl- und Ölmühle 23 Häuser gezählt, an der Wende zum 19. Jahrhundert – trotz größeren Zuzugs von außen in den letzten 50 Jahren – 32 Häuser. 1772 war die Feuerversicherung eingeführt worden. 1781 wurde eine neue Brücke über die Schlichem gebaut.
Historische Namensformen:
  • Cimberen 1094
  • Rota Zimmern
Geschichte: 1094 erhielt das Kloster St. Georgen von Liutfried von Leidringen eine Schenkung, zu der eine Mühle »apud villam Cimberen« gehörte, außerdem von Swigger von Owingen eine Hofreite mit Äckern »in villa Cimberen«. Umstritten ist, ob beziehungsweise bei welcher der beiden Schenkungen es sich um Rotenzimmern handelte. Einerseits war bis zum 14. Jahrhundert in »Rota Zimmern« der Müller »von der staininen müli« dem Kloster St. Georgen zinspflichtig. Andererseits wird im Klosterlagerbuch von 1491 die Mühle unter Täbingen geführt, was auf die heutige Fischersmühle hinweisen könnte, während die Rotenzimmerner Mühle zu Beginn des 15. Jahrhunderts im Besitz der Rottweiler Familie Boller erscheint. So handelt es sich wahrscheinlich bei der Schenkung Liutfrieds um Kleinenzimmern, während jene Swiggers Rotenzimmern betrifft. Unsicher ist, wann St. Georgen in den Besitz der Ortsherrschaft kam und von wem das Kloster diese erhielt, doch scheint St. Georgen spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts Ortsherr von Rotenzimmern gewesen zu sein. Besitz hatte im Dorf auch das Kloster Rottenmünster. Anfang des 14. Jahrhunderts tätigte Rottenmünster den Ankauf verschiedener Äcker und Wiesen (1305), unter anderem von Friedrich von Hochmössingen (1312). 1327 besaß das Kloster drei Höfe sowie ein kleines Lehen. 1568 besaß Rottenmünster noch zwei Höfe und ein kleines Lehen, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts aber veräußert wurden. 1301 verkaufte Herzog Heinrich von Urslingen Güter an Berthold von Justingen. Seit dem 14. Jahrhundert war der Zehnt zwischen den Fürstenbergern und Kloster Alpirsbach hälftig geteilt. Eine besondere Stellung nahm ein Hof ein, den 1457 Hans Keller von Tuttlingen den Pflegern von St. Peter in Leidringen verkaufte. Zu diesem gehörten neben anderem auch die Vogtei und das Gericht, d. h. gewisse Herrschaftsrechte, die dort auch verblieben. Frühestes Zeugnis für das Vogteiamt und das Dorfgericht ist eine Kundschaft von 1535. Entscheidend für das weitere Schicksal des Dorfes war um 1450 der Übergang der Vogtei des Klosters St. Georgen von den Herren von Falkenstein jeweils zur Hälfte an die Grafen von Württemberg und die Herren von Rechberg. 1532 konnten die Württemberger die Klostervogtei vollständig erwerben und führten 1534 umgehend die Reformation ein. 1634–1648 gelangte der in Villingen residierende Prälat von St. Georgen zwar wieder in den Besitz seiner Rechte, 1552 wurde Rotenzimmern jedoch endgültig württembergisch und evangelisch. Erst ab 1566 konnte Württemberg frei über den Klosterbesitz und also auch über Rotenzimmern verfügen. Die Hochgerichtsbarkeit wurde vom württembergischen Vogt in Rosenfeld ausgeübt, die Niedergerichtsbarkeit durch den Leidringer Klosterpfleger. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelang die Zurückdrängung auswärtiger Lehenbesitzer. 1663 gab es noch 18 Lehen, 1718 nahmen sie einen Umfang von 537 Morgen gegen 306 Morgen Eigenbesitz ein, 1747 waren es nur noch 13 Lehen mit 483 Morgen. 1807 kam Rotenzimmern zum Oberamt Rosenfeld, 1808 Oberamt Sulz, 1938 Landkreis Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1542 werden 26 Steuerzahler (auch Knechte und Mägde) erwähnt, 1545 sind es nur noch 17. 1598 wurden 29 Bürger gezählt, 1628 insgesamt 31, 1718 32 Bürger und fünf Witwen, 1800 insgesamt 47 Bürger. Dennoch stieg die Gesamtbevölkerung zwischen 1654 und 1741 kontinuierlich von 87 auf 210 Personen, ging 1763 auf 161 zurück und erreichte 1805 wieder den Stand von 213 Personen. Die Wirren des 30jährigen Krieges forderten in der Bevölkerung große Opfer. Die Zahl der Bürger wurde fast um die Hälfe von 35 im Jahr 1634 auf 19 im Jahr 1655 reduziert. Auch die soziale Schichtung veränderte sich während des Krieges enorm. Standen 1580 den 14 Voll- und Halbbauern sieben Taglöhner gegenüber, so hatte sich 1630 das Verhältnis gerade umgekehrt (10 Bauern und 20 Tagelöhner). Die Vermögensverteilung wies 1628 große Unterschiede auf: Von den neun Bauern besaßen zwei über 3000 Gulden Eigentum, drei jedoch nur zwischen 700 und 1000 Gulden, von den Taglöhnern besaßen sechs sogar weniger als 100 Gulden. Wie anderwärts auch, waren Vogt und Müller die Reichsten am Ort. Die Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft, die allerdings sehr beschwerlich war, weil die meisten Felder im Gegensatz zum Dorf auf den Hochflächen lagen. Im Mittelalter wurde neben Gemüse offenbar vor allem Dinkel und Hafer angebaut. Im 18. Jahrhundert kamen Roggen, Gerste und Weizen hinzu. Eine bedeutende Rolle spielte vermutlich bereits im 16. Jahrhundert die Viehzucht. 1718 teilte sich das Land in 550 Morgen Acker, 190 Morgen Wiesen, 27 Morgen Gärten und 77 Morgen Wald auf. Der stattliche Gemeindebesitz betrug 536 Morgen Allmenden. Zwischen dem Leidringer Pfleger und der Gemeinde kam es 1744 zum Streit um die Allmende, weil der Pfleger dort einen Steinbruch errichten ließ und verpachtete. Gewerbe spielten in Rotenzimmern aufgrund der geringen Bevölkerungszahl keine große Rolle. Die Mühle wird 1439 erstmals erwähnt, 1554 erstmals auch eine Wirtschaft, die 1759 neu erbaut wird. Klagen des Besitzers gegen drei Mitbürger, die sich nebenbei als Bier- und Branntweinwirte betätigten, blieben 1794 ohne Erfolg. Nur vereinzelt ist von anderen Gewerben die Rede, so 1580 von einem Weber, 1620 unter den Taglöhnern von einem Schmied und einem Schneider. 1718 werden zwei Bäcker, zwei Weber, ein Schuster und ein Schmied genannt, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen Maurer und Zimmermann hinzu. Von 1580 stammt eine ausführliche Dorfordnung.

Name: abgegangene Burg Rotenzimmern

Ersterwähnung: 1360
Kirche und Schule: Kirchlich gehörte Rotenzimmern vor der Reformation zum Landkapitel Rottweil-Oberndorf (Bistum Konstanz) und taucht 1360 als Filiale von Gößlingen auf. Die Ursprünge der ehemals gotischen St. Nikolaus-Cyriakus-Kirche liegen im Dunkeln, vermutlich hängt ihre Geschichte mit der Burg Rotenzimmern zusammen. Die älteste erhaltene Glocke wurde um 1300 in Rottweil gegossen. Nach der von Württemberg durchgeführten Reformation hatte der evangelische Pfarrer von Leidringen den Gottesdienst zu versehen. Mit den anderen Pfarreien des Amtes Rosenfeld gehörte Rotenzimmern von 1542 bis 1824 zum Dekanat Balingen. Rekatholisierungsversuche des Abts von St. Georgen im 30jährigen Krieg blieben ohne Erfolg. 1676 ist erstmals von einem Schulmeister die Rede, einem Bürger, der die Winterschule leitete. 1721 und 1726, spätestens ab 1763 regelmäßig wurde auch im Sommer Unterricht gehalten, wobei die Schülerzahlen nur geringfügig niedriger waren als im Winter. Zwischen 1684 und 1805 bewegten sie sich stets zwischen 20 und 37, lediglich 1726 waren es nur elf Schüler. Unterrichtet wurden ohne Unterschied Mädchen und Jungen. Die Evangelischen nach Leidringen eingepfarrt, die Katholiken nach Böhringen.
Patrozinium: St. Nikolaus-Cyriakus

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