Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Die ältesten Besiedlungsspuren reichen in die keltische Zeit zurück und hängen möglicherweise mit Eisenerzvorkommen zusammen. Nördlich von Oberdobel wurden Reste einer Siedlung aus der Hallstattzeit gefunden, deren Bestattungsplatz in der nordwestlich davon gelegenen Grabhügelgruppe zu vermuten ist. Schon in römische Zeit könnte die 1276–1502 belegte, von Sulz über Dornhan Richtung Betzweiler führende Königsstraße zurückgehen, an der zwei römische Münzen (Hadrian und Trajan) gefunden wurden. 1347 ist sie bei Oberdobel als Heerstraße, am Betzweiler Weg 1767 als Heerweg belegt. Merowingerzeitliche Gräberfelder sind im Bettenhauser Tal, auf dem Buch (Steinplattengrab) und im Gewann Hohle Wüste nachgewiesen, ein weiterer frühmittelalterlicher Friedhof ist im Gewann Heiden südlich von Dornhan zu vermuten. Auf einen abgegangenen hochmittelalterlichen Hof könnte der Flurname Sedel (1628) in der Spalthalde hinweisen. Der 777? (kop. 12. Jahrhundert) belegte Ortsname »Turnheim« dürfte auf germanisch thurn – Dornstrauch zurückzuführen sein. Der Namentypus lässt auf eine Gründung im 7. Jahrhundert schließen. Ortsname, Gründungszeit und Lorscher Besitz deuten auf fränkische Einflüsse hin. Die frühmittelalterliche Siedlung ist wohl in der Nähe der späteren Stadt um die Pfarrkirche zu lokalisieren, wo auch die alten Herrschaftsbesitz anzeigenden Flurnamen Breite (1488) und Brühl (1408) belegt sind. Die damit bezeichneten Parzellen waren Zubehör der wohl 1095 mit dem »predium Dorinheim« an Alpirsbach gelangten »curia« von 1251, bei der das Kloster vermutlich im 12. Jahrhundert – vielleicht anstelle einer älteren Kirche – die Pfarrkirche errichtet hat. Diese war 1256 anscheinend mit einer Mauer umgeben. Der im Unterteil romanische Kirchturm mit großen Quadersteinen war wohl Teil dieser Befestigung. Die 1256 belegte Bezeichnung »oppidum« Dornhan dürfte sich auf den befestigten Kirchhof, in dem auch das Steinhaus des Klosters lag, bezogen haben. Die 1271–1276 zum Schutz der Siedlung und des wohl vor dem Kirchhof stattfindenden Wochenmarkts errichtete, annähernd quadratische Stadtmauer mit nach den vier Himmelsrichtungen weisenden Ecken nahm in der Südecke, in der die Kirche lag, offensichtlich Rücksicht auf ältere Strukturen, die eine möglich gewesene geometrisch exakte Viereckanlage, wie sie sich in der Ostecke abzeichnet, verhinderten. Ebenfalls eingebunden wurde wahrscheinlich der 1488 in der Westecke belegte, durch eine Mauer abgeteilte Hof, in den Alpirsbach 1497 sein Pfleghaus verlegte. Als erst später in den ummauerten Stadtbereich einbezogen erscheint das auf einer Doppelhofstatt in der Nordecke und eigentlich schon im Zwingelbereich errichtete Anwesen der späteren Vogtei. In den 1480er Jahren, 1510 und nach 1550 belegte Baumaßnahmen an der Stadtmauer sowie verheerende Stadtbrände, bei der die Stadt 1519 zu zwei Dritteln, 1637 und 1718 gänzlich zerstört wurde, gemahnen jedoch zur Vorsicht, den erst im 19. Jahrhundert aufgezeichneten Stadtgrundriss und die Binnengliederung der Neuzeit als unveränderte Strukturen schon des Mittelalters anzusehen. Die insgesamt circa 660 Meter lange Stadtmauer umfasste etwa 2,8 Hektar Stadtfläche. Die Schauseite mit dem auf die Königsstraße führenden Oberen Tor (1488) zeigte nach Südwesten. Am Torturm, in dem ein Gefängnis untergebracht war, befand sich schon 1485 eine Uhr. Innerhalb der Stadtmauer dürften bis etwa 1330 circa 50 Häuser erbaut worden sein. 1460/88 waren es circa 60 Häuser. 1629 sind insgesamt 114 Häuser mit Scheunen unter einem Dach, 1634 119 Häuser belegt. Den Stadtbrand von 1637 überstanden lediglich die Kirche, das Pfarrhaus, die Schule und drei Häuser außerhalb der Mauer. 1718 brannte die ganze Stadt bis auf die Vogtei und zwei Bürgerhäuser erneut ab. 1730 sind 87 Häuser mit und fünf Häuser ohne Scheune sowie ein Speicher nachgewiesen, sechs Hofstätten lagen wüst. Vor dem Pfarrtor lagen bis ins 16. Jahrhundert nur die Badstube, eine Hafnerhütte und vermutlich ein Leprosorium (»hüßlin«) an der Malatzgasse, vor dem Oberen Tor die Leonhardskapelle und die Ziegelhütte bei der Leimgrube (Feuersee). 1564 lagen drei Häuser, 1607 insgesamt zehn Häuser außerhalb der Mauer. Erst nach 1718 scheinen die Vorstädte vor dem Oberen und vor dem Neuen Tor um den Viehmarkt angelegt worden zu sein. Der ursprünglich bei der Kirche gelegene Friedhof wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufgelassen und ein neuer außerhalb der Stadt angelegt (1583). Obwohl Alpirsbach schon 1256 Besitz in Gundelshausen an die Pfarrkirche Dornhan abgetreten hatte, befand sich 1460 der meiste Besitz in der Hand des Klosters (um 1400: Klosterhof). Weitere Berechtigungen hatten die Frühmesse Dornhan, die Kaplanei Dornhan, die Herrschaft Sterneck und die Kellerei Dornhan. Der Groß- und Kleinzehnt stand dem Kloster Alpirsbach zu. Gundelshausen gehörte in das Geding Dornhan des Klosters Alpirsbach (Niedergerichtsherrschaft), mit dem es die Schutz- und Schirmsteuer an den Klostervogt (Hochgerichtsherrschaft) entrichtete. Das Dorf kam anscheinend kurz vor 1400 mit Dornhan an Württemberg. Alpirsbach beanspruchte noch 1525 als (Mit-)Ortsherr die Erbhuldigung der Untertanen zu Gundelshausen. Nach der Reformation hatte Württemberg alle ortsherrlichen Rechte inne. Bis ins 16. Jahrhundert wurde der Ort durch die Meier vertreten, Schultheiß und »Gemeinschaft« lassen sich erst 1590 fassen. Grundherrschaft, Zehntrechte und Mühlbann in Tal gehörten dem Kloster Alpirsbach, das schon 1256 über dortigen Besitz verfügte. Die Vogteirechte über die zwei Höfe des Weilers standen den Herren von Lichtenfels zu und wurden 1411 von den Herren von Neuneck erworben, die ab 1460 auch die Eigentumsrechte der Hofinhaber in ihre Hände brachten und die Höfe um 1484 an die Stadt Dornhan verkauften. Ein merowingerzeitliches Gräberfeld zwischen Bettenhausen und Dornhan unterhalb des Gewanns Zimmerwang belegt eine frühe Besiedlung. Zu der vermutlich im Hochmittelalter angelegten, 1256 als »Cimberenthal« belegten Siedlung gehörten nicht nur die am Talbach (Zitzmannsbrunnenbach) liegenden Parzellen, sondern auch Äcker und Wälder an den Talhängen und auf den oben anschließenden Hochflächen Lindenberg im Westen sowie Buch und Brachfeld im Osten. Neben den im Talgut der Stadt Dornhan (1767: circa 190 Morgen) aufgegangenen zwei Höfen lag im Tal auch das Klausnerinnengut (circa 10 Jauchert) der Heiligenpflege Unserer Lieben Frau zu Dornhan. Kloster Alpirsbach hatte 1408 drei Mühlen im Tal, von denen eine schon vor 1460 abgegangen war. Die zweite gab der dortige Müller 1482 wegen mangelnden Ertrags auf. Die dritte Mühle war schon 1460 eine Schleifmühle, die noch bis ins 17. Jahrhundert in Händen zweier Dornhaner Schmiede war. Seit 1623 ist am Talbach eine Württemberg zinspflichtige Sägmühle genannt, die wohl noch 1767 existierte. Nach 1484 ging der schon durch Abzug eines großen Teils der Bevölkerung nach Dornhan stark dezimierte Weiler völlig ab, seine Gemarkung wurde der Dornhaner einverleibt. Nach Auflassung der Siedlung scheint um 1492 an der Straße von Dornhan nach Bettenhausen bei der Brücke über den Talbach eine dem heiligen Wendel (1524) geweihte Kapelle und ein »Gutleuthaus« (1564, 1767 Bruderhaus) unter der Braunhalde, dem bewaldeten Westhang des Tals, errichtet worden zu sein. Dornhan hat einen dicht bebauten Stadtkern mit unregelmäßigem Grundriß. Daran nach Südwesten anschließend aufgelockerte Stadtanlage. Ausgedehnte Neubaugebiete im Norden, Nordwesten und Südwesten. |
Historische Namensformen: | - Turnheim 0777 [ca. 777 (Корialüberlieferung 12. Jahrhundert)]
- Dorinheim 1099
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Geschichte: | Im 8. Jahrhundert erhielt das Kloster Lorsch Besitz in der im Gau Alemannien gelegenen »villa Turnheim«. Erst 1095 wird Dornhan als Stiftungsgut des Klosters Alpirsbach wieder erwähnt. Das Kloster konnte durch Zuerwerbungen – darunter 1339/40 ein Landgut der Herren von Geroldseck – seine Besitzrechte noch vermehren und verfügte 1460 über nahezu den gesamten Grundbesitz. Im Zentrum der Grundherrschaft stand 1251 ein Hof, der wohl mit dem 1408 genannten Abts- oder Freihof identisch war. Das 1408 genannte Dornhaner Geding war Gerichts- und Steuerbezirk für die Klosterleibeigenen und -zinsleute. Alpirsbach verfügte 1460 auch über einen großen Teil der Zehntrechte, kleinere Anteile hatten die Pfarreien Bettenhausen und Brändi oder gehörten in den Alpirsbacher Zehnten zu Hopfau, Busenweiler und Betzweiler. Um 1100 lag Dornhan als Klostergut in der Einflusssphäre der Herzöge von Zähringen. Als Zubehör des Klosters genoss Dornhan seit 1123 auch kaiserlichen Schutz. Mit der Wahrung der königlichen Interessen waren die Grafen von Sulz betraut. Ihnen oblag wohl auch der Schutz der von Sulz über Dornhan nach Alpirsbach führenden Königsstraße (1276 »strata regia«). Schon um 1200 dürften sie einen Wochenmarkt zu Dornhan errichtet haben. Schutzherrschaft und Hochgerichtsrechte über Klostergut und -leute zu Dornhan lagen in den Händen der Alpirsbacher Klostervögte, im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts der Grafen von Zollern, 1251–1363 der Herzöge von Teck, danach im Erbgang kurzfristig Herzog Konrads von Urslingen. Die 1371 durch Herzog Friedrich von Teck zurück erworbene Schirmvogtei gelangte noch vor 1400, vermutlich zwischen 1392 und 1399, an die Grafen von Württemberg. Herzog Ludwig von Teck hatte 1271 das Dorf Dornhan mit einer Mauer befestigen lassen. Die 1276 erstmals genannte Stadt (»civitas«) Dornhan besaß 1408 das vom Freiburger Recht abgeleitete Stadtrecht der ebenfalls von den Herzögen von Teck gegründeten Stadt Oberndorf am Neckar. Die Aufgaben vor Ort versah ein 1276 erstmals erwähnter, vom Stadtherrn eingesetzter Schultheiß. Die Alpirsbach 1271 vom Klostervogt garantierten Rechte am Dorf Dornhan, die lediglich durch kurzfristige Verpfändungen der Vogteiabgaben beeinträchtigt worden waren, behauptete das Kloster bis ins 15. Jahrhundert. Im Zuge der Territorialisierung beanspruchten die Grafen von Württemberg dann Herrschaftsrechte, die Alpirsbach in Dornhan bislang unbeeinträchtigt wahrgenommen hatte. Mit der Eingliederung in das württembergische Territorium wurde Dornhan Amtsstadt. Zu dem 1427 erstmals genannten Amt Dornhan zählte zunächst nur Gundelshausen, 1467/71 kurzfristig auch Marschalkenzimmern. Erst 1533 wurde in Dornhan ein eigener Vogt (Untervogt), 1762 ein Oberamtmann eingesetzt. Württemberg besaß mit Ausnahme des nach 1399 erworbenen Brandeck keinen Grundbesitz zu Dornhan, an Liegenschaften lediglich ein Kornhaus (1527). Durch die Reformation kam Württemberg dann in den Besitz einiger Pfründhäuser und Parzellen. Im 15. Jahrhundert scheint sich die städtische Gemeinde von der Vorherrschaft des Abts emanzipiert zu haben: Richter zu Dornhan und das Stadtsiegel sind im Jahr 1400 erstmals genannt, die Stadtgemeinde 1408, eigenes Maß und Gewicht 1417, Bürgermeister und Gemeindeausschuss 1427, Rathaus (Bürgerhaus), Stadtschreiber und Stadtknecht 1485. Ein Rat tritt 1589 in Erscheinung. Das Stadtwappen war geteilt und zeigte drei Hirschhörner für Württemberg und einen Abtsstab für Alpirsbach, letzterer wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch einen Hahn auf einem Dornzweig für Dornhan ersetzt. Das Stadtgericht war 1527 mit zwölf Richtern besetzt. Richtstätten befanden sich auf dem Hochgericht (1575) südwestlich der Stadt sowie auf dem Galgenbühl (1767) am Betzweiler Weg. Ausdruck der erstarkenden gemeindlichen Selbständigkeit waren zunächst Pfründstiftungen (1417–1432 Frühmesse, 1476–1481 Kaplanei), im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts dann der Erwerb eines großen Gemeindevermögens (unter anderem 1471 Brandecker Hof und Mühle und 1484 Talgut). Während des »Armen Konrad« 1514 hissten die Dornhaner eine Bundschuhfahne, erwogen, die Maße zu zerbrechen, und nahmen dem Schultheißen die Schlüssel zu den Stadttoren ab. Während des Bauernkriegs 1525 wurde Dornhan von dem unter Führung des Loßburger Thomas Meyer stehenden Bauernhaufen besetzt. Einige Dornhaner Bürger schlossen sich den Aufständischen an und nahmen an der Belagerung von Sulz teil. Soziale Konflikte bildeten vermutlich auch einen Grund für drei größere Hexenprozesse in Dornhan zwischen 1608 und 1631. 1627/28 führte der nachlässige Umgang bei der Bestellung der Handwerker- und Taglöhnerparzellen und der Einfuhr der Ernte, die den Gespann besitzenden Bauern oblag, zu einer Rebellion der unterbäuerlichen Schichten, die eine Verteilung der Allmendgüter forderten. Auch im 18. Jahrhundert versuchten die Nichtbauern, weitere Anteile an der Allmende zu erlangen. Neben verschiedenen Liegenschaften und Gewerbebetrieben in und außerhalb der Stadt besaß die Bürgerschaft eine große Allmende (1628: über 1147 Morgen). Teile des Gemeindevermögens wurden seit dem 16. Jahrhundert verkauft, verpachtet oder an die Bürger ausgegeben, wodurch die Allmenden um 1800 nur noch circa 800 Morgen umfassten. Um die Wasserversorgung Dornhans sicherzustellen, errichtete die Stadt 1573 ein Brunnenwerk am Heimbach, von dem Wasser in einen Turm auf den Brunnenturmäckern und über Teuchelleitungen aus Blei in die Stadt gefördert wurde. Ein neues Brunnenwerk wurde 1736 im Bettenhauser Tal angelegt. Im 13. und 14. Jahrhundert sind in der Ehrbarkeit beziehungsweise im Patriziat von Oberndorf und Rottweil verschiedene sich »von Dornhan« nennende Personen belegt. Zu diesen gehörte der aufgrund einer reichen Jahrtagstiftung 1324 im Kloster Alpirsbach bestattete (Walter) Volmar von Dornhan, der 1293–1324 Bürger zu Oberndorf war und 1330 als Bürger zu Rottweil ein Alpirsbacher Lehen empfing. Die Burg Brandeck (1122 »Brandegga«) wurde wohl zwischen 1095 und 1122 über dem Heimbachtal an der Ostgrenze der Weitreiche des Klosters Alpirsbach errichtet. Der sich nach der Burg nennende, wohl edelfreie Egilolf von Brandeck tritt 1122 bis 1146 zunächst in der Umgebung der Herzöge von Zähringen (1122), dann der Grafen von Sulz (um 1137) auf. Erst 1251–1549 lassen sich wieder Herren von Brandeck (Wappen: drei Sterne) nachweisen. Dieses niederadelige Geschlecht saß in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf der Burg Brandeck, verlegte jedoch um 1300 seinen Sitz auf die Burg Sterneck. 1363 war Brandeck mit Zubehör im Besitz des Herzogs Hermann von Teck. Über verschiedene Besitzer kam sie nach 1399 an Württemberg. Anfang des 16. Jahrhunderts war die Burg abgegangen, die ehemalige Burgmarkung mit dem Brandecker Hof in der Gemarkung Dornhan aufgegangen. Die erstmals 1306 nachweisbare Brandecker Mühle verlieh Württemberg nach ihrer Verlegung auf den Dornhaner Espan 1471 der Dornhaner Bürgerschaft. Die Stadt ließ sie bis 1568 von städtischen Müllern bewirtschaften und verkaufte sie danach an einen Müller. Die Mühle hatte drei Gänge und eine Stampfe (1590) beziehungsweise einen Gerbgang (1730). Neben ihr errichtete der Müller eine Sägmühle (1623: Neumühle) am Lampertsteg. Beide Mühlen gingen im 30jährigen Krieg ab, wurden jedoch 1654 neu erbaut. 1676 wurde anstelle der abgegangenen Sägmühle eine Stampfmühle für Schweinefutter errichtet. Die Mahlmühle bestand noch im 19. Jahrhundert, die Sägmühle verwüstete 1797 ein Sturm. Dornhan war bis 1807 Hauptort des Oberamt Dornhan. 1807 kam Dornhan zum Oberamt Sulz, 1808 zum Oberamt Alpirsbach, 1810 wieder zum Oberamt Sulz und 1938 zum Landkreis Horb. |
Ersterwähnung als Stadt: | 1276 |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Im 14. und 15. Jahrhundert dürfte Dornhan nach der Zahl der Hofstätten circa 250–270 Einwohner gehabt haben. Bis 1545 stieg die Bevölkerung auf etwa 380 Personen (84 steuerpflichtige Haushalte) an und umfasste 1598 circa 550 (121 Untertanen), 1607 circa 625 Einwohner (139 Steuerzahler). Nachdem wohl schon ein Pestumlauf 1610 die Bevölkerung dezimiert hatte, verlor Dornhan im 30jährigen Krieg fast seine gesamte Einwohnerschaft. Von den circa 675 Einwohnern (150 Bürgern), die 1634 in der Stadt lebten, war 1639 ein großer Teil verhungert, umgekommen oder verschollen, so dass 1640 nur noch drei bis vier Bürger (ca. 18 Einwohner) übrig waren. 1654 lebten 230 Menschen in Dornhan. Bis 1685 verdoppelte sich die Bevölkerung und erreichte um 1725 mit 700 Personen das Vorkriegsniveau. Danach war die Einwohnerzahl, zum Teil wohl durch Auswanderung (1754 Pennsylvanien) rückläufig und bewegte sich bis in die 1770er Jahre zwischen 630 und 700, um dann trotz Auswanderungen (1782/83 nach Preußisch-Polen) bis 1800 auf circa 900 Personen anzusteigen. Das durchschnittliche Vermögen der Steuerpflichtigen stieg von circa 100 Gulden in den Jahren 1471 und 1545 auf circa 500 Gulden im Jahr 1607 an. In den drei Stichjahren hatten jeweils circa 25 Prozent der Bevölkerung ein Vermögen über, 75 Prozent unter dem Durchschnitt. Zwischen 1471 und 1545 lassen sich keine gravierenden Änderungen in der Vermögensstruktur aufweisen: Der Prozentsatz der Vermögen unter 20 Gulden beziehungsweise unter 100 Gulden blieb mit circa 73 Prozent, der der mittleren Vermögen (100–499 Gulden) mit circa 23 Prozent nahezu gleich. Während 1471 jedoch Vermögen über 1000 Gulden gar nicht vorkamen, gibt es 1545 ein solches großes Vermögen, das sich von den Vermögen von 500–999 Gulden absetzt, die 1471 mit 4 Prozent vertreten waren. 1607 hatten sich die Verhältnisse grundlegend geändert. Die Steuerpflichtigen hatten nun in der Regel ein größeres Vermögen. Im Verhältnis waren die 44 Prozent Inhaber der Vermögen bis 100 Gulden jedoch wesentlich ärmer als im 15. und 16. Jahrhundert. Ein kleines bis mittleres Vermögen (100–499 Gulden) hatte nun ein gutes Drittel der Bevölkerung, Vermögen bis 1000 Gulden 9 Prozent, über 1000 Gulden 15 Prozent der Einwohner. Die Landwirtschaft war der bedeutendste Erwerbszweig. Ein großer Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche gehörte in die Alpirsbacher Lehen. Bis ins 15. Jahrhundert nahm das Kloster Einfluss auf die Wirtschafts- und Sozialstruktur, indem es die Meierhöfe nur auf Zeit und – wie die erblichen Voll- oder Teilhuben – vorwiegend an wirtschaftlich fähige Eigenleute des Klosters vergab. Die Zersplitterung der Hofgüter und ihre Umwandlung in Erblehen führten zu einer Nivellierung der rechtlichen Unterschiede, die im 16. Jahrhundert abgeschlossen war. Seither war die Größe des Landbesitzes ausschlaggebend für die wirtschaftliche und soziale Stellung des Inhabers. 1564 umfassten von den 54 Lehengütern (ohne Lehenwiesen) 15 circa 5–19 Morgen, 32 circa 20–39 Morgen, fünf circa 41–56 Morgen, eines circa 85 Morgen und ein weiteres circa 168 Morgen. Einige Inhaber verfügten über zwei bis vier Lehen, etliche Bürger hatten keinen Landbesitz. Von den circa 2070 Morgen steuerbarer landwirtschaftlicher Nutzfläche waren 1607 82 Prozent Lehen- und 18 Prozent Eigenbesitz. 1767 waren die meisten Erblehen Trägereien. Die Bewirtschaftung der fruchtbaren, aber schweren Ackerböden, die vorwiegend in den drei Zelgen See, Betzweiler und Brachfeld lagen, erforderten Gespanne mit drei Paar Ochsen (1655) oder Pferden (1628), mit denen die Bauern auch die wenigen kleinen Parzellen bestellten, die im Besitz der Handwerker und Taglöhner waren. 1628 waren etwa 15 Prozent der Haushaltsvorstände Vollbauern mit Betriebseinheiten von circa 40–130 Morgen. Die Bauern dominierten auch Gericht und Rat. Schon 1607 hatten sich die Betriebseinheiten über 40 Morgen alle im Besitz der Inhaber von Vermögen über 1000 Gulden befunden, Betriebseinheiten von 15–40 Morgen in den Händen derer, die 500–999 Gulden versteuerten. Die mit 100–499 Gulden Steuerpflichtigen besaßen bis zu 13 Morgen Land, während der Besitz der Inhaber von 20–99 Gulden maximal 5 Morgen umfasste. In der untersten Vermögensgruppe bis 20 Gulden gab es – mit Ausnahme eines Bäckers, der einen Morgen Land besaß – keinen Grundbesitz. Insgesamt musste ein Drittel aller Haushalte ohne landwirtschaftliche Nutzflächen auskommen. Im 30jährigen Krieg kam die Landwirtschaft ganz zum Erliegen. 1652 lagen 1080 Jauchert Äcker und Wiesen wüst, noch 1655 waren 440 Jauchert Äcker unbebaut. 1730 betrug die landwirtschaftliche Nutzfläche 3455 Morgen. Davon waren 43 Prozent Lehen-, 37 Prozent Eigen- und 20 Prozent städtischer Besitz, der zu 68 Prozent als Ackerland, zu 14 Prozent als Wald, zu 10 Prozent als Weide, zu 7 Prozent als Öhmdwiese und zu 1 Prozent als Kraut-, Flachs-, Hanf-, Baum-, Gras- oder Küchengärten genutzt wurde. 1714 ist ein Pomeranzengarten nachgewiesen, seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Kartoffeln angebaut. Neben den Beamten und Bediensteten der Herrschaft, der Pflege und der Stadt sowie den in der Landwirtschaft tätigen Personen lassen sich in Dornhan seit dem 15. Jahrhundert zahlreiche Handwerker und Gewerbetreibende nachweisen. Schon 1471 ist ein Fladenbäcker, 1488 ein Backhaus belegt. Vor dem 30jährigen Krieg gab es mindestens zwei Bäcker. Ein Bäcker saß 1767 im städtischen Rat. Die seit 1460 als Alpirsbacher Zinsgut belegte Metzge war zunächst in Privatbesitz, 1564 in der Hand der Stadt, die sie im 16. und 17. Jahrhundert an je zwei Metzger verlieh. Erst 1607 lassen sich je ein Maurer und ein Zimmermann nachweisen. Spätestens seit 1564 war ein Schlosser in der Stadt ansässig. 1775 und 1800 wurden Konzessionen zur Errichtung je einer Schlosserwerkstatt erteilt. Seit 1564 ist je ein Schreiner und ein Küfer belegt. Der 1471 erwähnte Wagner saß 1527 im Gericht. 1622 arbeiteten zwei Wagner in der Stadt. 1610 ist ein Sattler nachweisbar. Eine Schmiede und zwei Schmiede, die sich die Schleifmühle im Tal teilten, sind 1607 belegt. Zwischen 1801 und 1805 wurden Dornhaner Bürgern Konzessionen für den Bau von vier Schmieden erteilt. Ein Seiler lässt sich seit 1616 nachweisen. Eine gewisse Bedeutung spielte das Textilgewerbe. Auf der Gemarkung wurden Hanf und Flachs angebaut. Eine Röse ist 1496 am Heimbach belegt. Im 18. Jahrhundert gingen die Flachserträge aufgrund der Trockenheit zurück und der Flachs wurde nur noch zur Ölgewinnung angepflanzt. Eine 1729 erbaute Handölmühle war jedoch schon 1730 wegen der schlechten Leinsamenernte kaum in Betrieb, so dass sich bis in die 1790er Jahre der Anbau von Raps durchsetzte. Ein Weber ist 1535 belegt. Die Schneider der Bruderschaft stifteten 1434 ein Ewiglicht in der Pfarrkirche. 1538/45 sind zwei Schneider, 1564 ein dritter genannt. Ein Färber und zwei Schuhmacher lassen sich seit 1607 nachweisen. 1730 gab es, vielleicht bedingt durch eine Konjunktur nach dem Stadtbrand von 1718, acht Bäcker und vier Metzger, sieben Maurer und drei Zimmerleute, je drei Schreiner und Küfer oder Kübler, je zwei Wagner und Sattler, je einen Zeugmacher und einen Seiler sowie vier Hufschmiede, neun Leineweber, vier Schneider, zwei Strumpfstricker und sieben Schuhmacher. Da das Handwerk zeitweise überbesetzt war – 1730 waren 65 von 138 Bürgern Handwerker – verdingten sich auch Handwerker als Taglöhner bei den Bauern. Eine Weberzunft wurde 1608 errichtet, 1774 werden Zunftmeister der Bäcker, Weber, Schuhmacher, Zimmerleute und Schmiede erwähnt. Im 18. Jahrhundert wurde Eisenerz abgebaut (1732 Erzwäscher; 1739 Erzfuhrmann). 1742 lassen sich sechs Erzwäscher, zwei Erzfuhrleute, ein Erzgräber und ein Eisenfaktor nachweisen. Eine Badstube ist 1460 erwähnt, der 1564 genannte Bader war Meister und saß 1589 im Gericht. Die Badstube ging im 30jährigen Krieg ab. 1730 gab es zwei Barbiere zu Dornhan. Die Bürgerschaft von Dornhan war bis zum Erwerb der (?) Brandecker Mühle 1471 in die Alpirsbacher Mühlen zu (?) Tal gebannt. Eine Ziegelhütte ist schon 1460 belegt. Eine Ziegel- oder Lehmgrube lässt sich seit 1460 in der Zelg See, ein Kalkofen seit 1743 in der Zelg Betzweiler nachweisen. 1716/18 arbeiteten zwei Ziegler zu Dornhan. Schon 1488 gab es zwei Hafenhütten, 1545 zwei Hafner und einen Hafnerknecht, 1730 drei Hafner. Ein schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts eingerichteter Wochenmarkt ist erstmals 1251 belegt. In Dornhan gab es 1527 einen, 1590 zwei Jahrmärkte, 1685 noch einen dritten. Der Zoll stand der Stadt (1527) und der Herrschaft (1590) zu. Seit 1590 ist Viehhandel bezeugt. Die Anfang des 18. Jahrhunderts fast abgegangenen Jahrmärkte waren um 1737 wieder gut besucht. Durch die Verlegung auf Werktage kamen sie erneut zum Erliegen. 1780/81 gelang es der Stadt, wieder umsatzstarke Märkte zu organisieren, so dass sie 1790 sogar einen vierten Ross-, Vieh- und Krämermarkt einrichten konnte. Seit 1607 lässt sich ein Kramladen nachweisen, 1730 eine Kremplerei und eine »Handlung«. Ende des 18. Jahrhunderts hatte ein Handelsmann einen Kramladen am Marktplatz. Spätestens 1481 muss eine Gastwirtschaft zu Dornhan existiert haben. 1496 ist ein Wirtshaus, 1563 sind zwei Wirtshäuser nachweisbar. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts werden Schildwirtschaften erwähnt: 1654 die Krone, 1662 der Pflug, 1663 der Ochsen, 1718 die Linde und die Traube sowie 1730 der Stern, 1767 der Adler. 1722 gab es in Dornhan sechs Wirte und einen Bierwirt, 1730 fünf Schild- und zwei Gassenwirte sowie zwei Bierbrauereien. |