Lackendorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1297

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Vermutlich im Hendelbrunner Harzwald wurden 1895 in einem Grabhügel Urnenscherben, Bruchstücke von bronzenen Arm- und Beinringen sowie Skelette gefunden, jedoch nicht wissenschaftlich dokumentiert, so dass die keltische Zuordnung der in der Folge abgegangenen Funde spekulativ bleibt. Lackendorf, dessen Name sich vom althochdeutschen »lacha« (entspricht Sumpf) herleitet, präsentiert sich als kleines, wenig verdichtetes Straßendorf, das sich dem Talverlauf der Eschach anpasst. 1701 werden zwanzig Häuser und 16 Scheuern genannt, 1749 sind es acht Bauernhäuser, eine Mühle nebst Säge sowie elf Taglöhner- und Leibgedinghäuser. Bis zum Verkauf 1712 besitzt die Herrschaft in der Nähe der Kirche das so genannte »Hohe Haus« und, daran angrenzend, ein weiteres Haus mit Scheuer, an dessen Stelle Georg Anton Ifflinger 1733 ein von italienischen Künstlern stukkiertes Schlösschen aus Quadersteinen errichten lässt. 1755 wird das Schloss an die Gemeinde verkauft, die es 1813 abbrechen und an diesem Standort 1841 ein Rat- und Schulhaus erbauen lässt. Im 17. Jahrhundert bereits abgegangen ist das 1363 im Besitz von Heinrich Boller und im 15. Jahrhundert sodann der Familie Schappel befindliche Hendelbrunnen zwischen Lackendorf und Stetten, das der Lackendorfer Chronik zufolge 1418 angeblich als Dorf mit Kirchlein bezeugt wurde. Das dem Haus Württemberg lehenbare Schlossgut Hendelbrunnen wird in wiederholtem Wechsel als herrschaftliches Eigengut bestellt, zur Nutzung verliehen und bisweilen als Schafweide genutzt, ehe 1692 Hanns Philipp Ifflinger das Gut mit 123 Morgen an die Lackendorfer »Geburenschafft« bestandsweise überlässt. Aufgelockerte Siedlungserweiterung nach Nordwesten entlang eines kurzen Trockentals, ferner dichtbebaute und planmäßige Siedlungserweiterung nach Westen.
Historische Namensformen:
  • Laggendorf 1346
  • Lachendorf
  • Lackhendorf
Geschichte: Mit »Albertus de Lachendorf«, der 1297 als Zeuge in einem Rechtsstreit vor dem Konstanzer Offizialat erscheint, weist Lackendorf eine der spätesten urkundlichen Erstnennungen im Landkreis Rottweil auf. 1327 werden für das Kloster Rottenmünster neun kleinere Lehen in der Ortschaft aufgeführt, 1339 erwirbt das Rottweiler Spital Gülten aus einer Mühle zu Lackendorf. Im Lehenbuch Graf Eberhard des Greiners von Württemberg aus dem Jahr 1363 wird die Rottweiler Patrizierfamilie Schappel mit umfangreichem Besitz in Lackendorf, darunter auch Anteilen am Gericht, genannt; daneben wird der gleichfalls dem reichsstädtischen Patriziat entstammende Heinrich Boller als Inhaber des zuvor von Ulrich an der Waldstrasse besessenen Lackendorfer Zehnten sowie des Gutes Hendelbrunnen aufgeführt. Obgleich neben dem Spital seit 1369 auch die Heilig-Kreuz-Bruderschaft in der Ortschaft begütert ist, gelangt Lackendorf im Unterschied zu allen Nachbarorten nicht unter die Ortsherrschaft der aufstrebenden Reichsstadt Rottweil, die sich hier dauerhaft auf die mit der Freien Pürsch verbundene Hochgerichtsbarkeit beschränken muss. Das Gericht sowie der größte Teil der Grundherrschaft gehen vielmehr als württembergisches Mannlehen nach dem Aussterben der Schappel im Mannesstamm 1513 auf die mit ihnen verwandten und seit 1457 gleichfalls in Rottweil ansässigen Ifflinger von Graneck über. Wie den benachbarten Bletz von Rotenstein gelingt auch diesem Geschlecht im 16. Jahrhundert der Beitritt in die entstehende Reichsritterschaft, die sodann über den Ritterkanton Neckar-Schwarzwald Besteuerung und Wehrhoheit in Lackendorf ausübt. Die zergliederte Lackendorfer Zehntherrschaft geht mit ihrem Bollerschen Anteil 1458 mit Zustimmung des württembergischen Lehensherrn an die Pfarrkirche von Mariazell über. 1749 verteilt sich der Großzehnte in Anteile der Pfarrkirche Mariazell, des Klosteramts St. Georgen und der ifflingerschen Ortsherren. Die Grundherrschaft ist 1701 ganz überwiegend im Besitz der Freiherren Ifflinger von Graneck, kleinere Anteile halten die Klöster Rottenmünster und St. Georgen in Villingen, die Heiligenpflege Niedereschach sowie die Weiße Sammlung, die Präsenz der Pfarrkirche Heilig Kreuz, das Spital und die Heilig-Kreuz-Bruderschaft in Rottweil. Im 18. Jahrhundert erodiert die Grundherrschaft der hochverschuldeten Ifflinger durch Güterverkäufe an das Kloster St. Georgen, vor allem aber an die bäuerlichen Untertanen. Das Bild von den überschuldeten und über ihre Verhältnisse lebenden »Bettelbaronen«, die in Gestalt des »rabiaten Schuldenmachers« Josef Fidelis Cyprian zum Schutz vor einer weiteren Ruinierung der Familie gar von der Ritterschaft inhaftiert werden, hat sich bis heute in der kollektiven Erinnerung Lackendorfs gehalten und ist gar zu einem festen Bestandteil der dörflichen Fasnet geworden. Trotz des Schlossbaus von 1733 halten sich die Ifflinger offenbar nur selten in Lackendorf auf und lassen ihre hiesigen Besitzungen durch externe Obervögte verwalten. »Vogt, Gericht und gantze Gemeind« von Lackendorf schließen zur Beilegung von »Spänn und Irrung« 1692 (1684 Vogt und Gemeinde zu Lackhendorff) einen umfangreichen Vergleichsvertrag mit ihrem Ortsherrn Johann Philipp Ifflinger, der die bäuerlichen Abgaben und Leistungsverpflichtungen fixiert, die gemessenen wie ungemessenen Fronen der neun Mayer durch ein jährliches Fruchtsurrogat ersetzt, der »Gebaurschaft« den herrschaftlichen Hendelbrunner Hof gegen eine jährliche Getreidelieferung zur Nutzung überlässt und schließlich auch noch garantiert, dass über die bereits vorhandenen, namentlich genannten acht Taglöhner hinaus keine weiteren Dorfarmen »zu Beschwehrnus dieser 9 Maÿer« von der Obrigkeit aufgenommen werden. 1749 besitzt die Gemeinde Allmend-Weiden von 674 Morgen und Waldungen von 167 Morgen. Als einziger kommunaler Gebäudebesitz wird ein Hirtenhaus aufgeführt. In den Gemeindewaldungen dürfen die neun Bauern pro Jahr zwölf Klafter Holz schlagen, während die Taglöhner keinerlei Nutzungsanrecht genießen. 1805 kam Lackendorf unter württembergische Souveränität; 1808 zum Oberamt Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Zahl der Anwesen wie auch der Einwohner bleibt im 18. Jahrhundert weitgehend unverändert: Nach einem Anstieg um fünf Güter seit 1683 werden 1701 neun Bauern, sechs bürgerliche Taglöhner und drei nichtverbürgerte, im »Hauszins« lebende Beisitzer im Ort gezählt, 1749 sind es unverändert noch immer neun Bauern und neun Taglöhner. 1727 umfasst der Mariazeller Filialort Lackendorf 150 Pfarrangehörige, 1808 sind es sodann 155 Seelen. In dem fern einer Landstraße gelegenen Ort gibt es 1701 »keine Commercien«, wohl aber jeweils einen Bäcker, Schneider, Schmied und Zimmermann, die allerdings ihr Handwerk schlecht treiben und sich zusätzlich mit Taglohn ernähren müssen. Hinzu kommen ein Wirt sowie eine bereits 1339 genannte Mühle, die indessen ohne gebannte Mahlkunden auskommen muss und 1701 mit zwei Gerb- und einem Mahlgang versehen sowie überdies mit einer Sägemühle und Hanfreibe (1749 auch mit einer Ölmühle) verbunden ist. 1749 sind es sodann ein Wirt, ein Müller, ein Bäcker, ein Wagner, zwei Weber und ein Schmied. Mit lediglich 16 Jauchert Eigengütern (hinzu kommen weitere 61 Jauchert auf Nachbargemarkungen) gegenüber 635 Jauchert Lehensfeldern weist Lackendorf 1701 einen ausgesprochen geringen bäuerlichen Eigenbesitz auf. Die Lehensgüter sind mit Ausnahme von 1 Jauchert durchgehend im Besitz der neun Bauern. Im 18. Jahrhundert lässt sich in Lackendorf eine extrem polare agrarische Besitzstruktur mit 1701 vier sehr großen (zwischen 105 und 141 Jauchert) und fünf mittleren Bauernhöfen (zwischen 19 und 61 Jauchert), vier unterbäuerlichen Kleinanwesen (zwischen 1 und 11 Jauchert) sowie fünf landlosen Dorfarmen ermitteln. Mit wenigen Ausnahmen sind 1701 auch die zu ermittelnden 46 Pferde, zwölf Fohlen, 73 Ochsen, 61 Kühe, 96 Stück Jungvieh und Kälber, 88 Schafe und Lämmer, 18 Schweine und drei (Müller-)Esel in bäuerlichem Besitz. 1749 besteht einschließlich der Ausmärkergüter ein Anteil von 142 Morgen überwiegend zweimähdiger Wiesen zu 705 Morgen Ackerfeld (1701: 95 Mannsmahd Wiesen zu 614 Jauchert Äcker).

Name: Schloss (1813 abgebrochen)
Datum der Ersterwähnung: 1733

Ersterwähnung: 1622
Kirche und Schule: Lackendorf ist bis zur Umgliederung nach Stetten ob Rottweil 1821 ein bereits 1360 als solches genanntes Filial der Pfarrei Mariazell, das zumindest in späterer Zeit von einem Excurrentvikar seelsorgerlich betreut wird. 1604 trägt der Vogt von Schramberg den zwei Pfarrern von Sulgau und Mariazell auf, jeden zweiten Sonn- oder Feiertag einen Gottesdienst auch in der Filialkirche von Lackendorf zu halten. 1622 bauen die Lackendorfer ein Johannes dem Täufer geweihtes Kirchlein mit Dachreiter, 1755 wird ihnen die Aufbewahrung des Allerheiligsten und des Ewigen Lichts darin eingeräumt. Neben zwei Dritteln des Fruchtzehnten besitzt die Mutterpfarrei Mariazell ein an zwei Bauern zur Nutzung überlassenes Widumgut von 19 Jauchert. Das dörfliche Schulwesen vor 1800 bleibt noch zu erforschen. Heute ist Lackendorf katholische Pfarrei. 1622 eine Johannes dem Täufer geweihte Filialkirche anstelle der beim Händelbrunner Hof gelegenen errichtet. Neubau 1908, 1970/74 erneuert. Die Evangelischen zur Pfarrei Flözlingen (Gemeinde Zimmern ob Rottweil).
Patrozinium: Johannes der Täufer
Ersterwähnung: 1622

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