Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Im Harzwald finden sich zwei Grabhügel aus vorgeschichtlicher Zeit. Durch den Harzwald führte die Römerstraße. Nicht nachgewiesen ist ein vermuteter römischer Hafenplatz im Ort. Im Gewann Harrenberg ist eine »villa rustica« eindeutig nachgewiesen. Möglicherweise entstand die Siedlung in der Zeit der fränkischen Besetzung Alemanniens, worauf der Ortsname (994 »Epfindorf«), der in seinem ersten Bestandteil unklar bleibt, aber auch das Remigius-Patrozinium hinweisen könnten. Das Gräberfeld am Bergle bei der späteren St. Anna-Kapelle stammt aus alemannischer Zeit. 1702 zerstörte ein schweres Hochwasser die Straße im Neckartal. 1812 umfasst die Epfendorfer Gemarkung rund 2400 Morgen (902 Morgen Äcker, 875 Morgen Allmende, 253 Morgen Wiesen und Gärten, 372 Morgen Waldungen). Epfendorf verfügt über eine straßendorfartige Erweiterungsachse in ein kurzes linksseitiges Nebental. Neubaugebiet im Norden und Süden in Hanglage über dem Neckar. Gewerbegebiet rechts des Neckars. |
Historische Namensformen: | |
Geschichte: | Eine auf 994 datierte, nur in einer chronikalischen Überlieferung des 12. Jahrhunderts erhaltene Königsurkunde, nennt umfangreiches Königsgut mit Zentrum in Epfendorf. Durch Schenkungen gelangte dieses Königsgut vor allem an das St. Gregorskloster in Petershausen: König Otto III. bestätigte in obiger Urkunde eine Schenkung, die Herzogin Hadwig zwischen 983 und 994 vorgenommen hatte. In einer – gefälschten – Urkunde soll König Heinrich II. 1005 von Herzogin Hadwig ererbte Güter an das in der Zwischenzeit von Hohentwiel nach Stein am Rhein verlegte Kloster übertragen haben. Vermutlich handelte es sich bei beiden Schenkungen nicht um Eigengut, sondern um herzogliches Amtsgut, das der Witwe belassen worden war. 1222 wird ein Konrad von Epfendorf genannt, der in einem Dienstverhältnis zu den Grafen von Sulz stand, 1263 und 1266 wird ein Peter von Epfendorf erwähnt, der im Gefolge der Pfalzgrafen von Tübingen und der Grafen von Hohenberg auftrat. 1285 erhielt Graf Albrecht II. von Hohenberg Epfendorf als Reichspfand. Um 1388 besaßen die Grafen von Sulz die Vogtei und die Gerichtsbarkeit über die beiden Klöster mit ihren drei Fronhöfen (Petershausen besaß zwei Fronhöfe). 1430 verkauften die Grafen den Ort an die Herren von Stein, die ihn 1527 samt dem Schloss Schenkenberg an die Reichsstadt Rottweil veräußerten. 1536 verzichteten die Grafen zugunsten Rottweils auf die Lehensherrschaft. 1331 erwarben die Oberndorfer Augustinerinnen von den Schenken von Schenkenburg einen Hof, den letztere von Kloster Stein zu Lehen besaßen. Der übrige Grundbesitz war reichlich zersplittert. Als Grundherren waren die Schenken von Schenkenburg, unter anderem einige Bürger aus Rottweil und Oberndorf und die Rottweiler Dominikaner hier begütert. 1491 wurde ein Alpirsbacher Lehengut (vier Wiesen und 15 Äcker) genannt. 1482/90 verkaufte Kloster Petershausen seinen Besitz an die Herren von Zimmern. Auf diesem Weg kamen der Kirchensatz, zwei Fronhöfe, die Lehenschaft über die Schenkenburg sowie Leibeigene, Zinsen und Gülten, aber auch die Hälfte des Großen Zehnten und Rechte am kleinen Zehnten zu Epfendorf an die Herrschaft Zimmern. Die Zimmerische Chronik zählt unter den Erwerbungen auch das Patronat der Frühmesse. Nach dem Tod des letzten Grafen von Zimmern 1595 konnte Rottweil die ehemaligen Petershausener Besitzungen und Rechte übernehmen, die Fronhöfe waren vermutlich schon 1527 an die Reichsstadt gelangt. 1549 verkaufte das 1525 offiziell aufgehobene Kloster Stein seine Besitzungen in Epfendorf an die Reichsstadt Rottweil. Von zwei kriegsbedingten Unterbrechungen abgesehen, unterstand Epfendorf nach seiner Erwerbung 1527 der rottweilischen Herrschaft. 1775 gab es neben dem rottweilischen Besitz noch drei auswärtige Grundherren: das württembergische Klosteramt Alpirsbach, das Kloster St. Georgen in Villingen sowie das Oberndorfer Augustinerkloster. Ferner verfügte die örtliche Kirchenpflege über Grundbesitz. Bis 1738 war auch die Reichsabtei Rottenmünster hier begütert. In reichsstädtischer Zeit gehörte der Epfendorfer Großzehnt dem Pfarrer, einen festgelegten Betrag musste er an die Reichsstadt abführen. 1785 übernahm die Stadt den Epfendorfer Zehnt. Erste kommunale Strukturen werden 1360 sichtbar. 1466 wird das Dorfgericht genannt, an dessen Spitze ein Vogt stand. 1494 werden Vogt, Richter und Gemeinde der »Mayerschaft zu Epfendorf« erwähnt. Die Epfendorfer Bauern beteiligten sich am Aufstand des »Haufens vor Wald« und waren deshalb 1526 gezwungen, einen einseitigen Vergleich zugunsten der Herren zu Stein zu schließen. Seit seiner Zugehörigkeit zu Rottweil unterstand der Ort dem Obervogteiamt der Reichsstadt. Die innerörtliche Verwaltung lag in den Händen des Vogtes, des Untervogtes und der zehn Richter. Es kam wiederholt zu Auseinandersetzungen über die Frondienste. Eine Klage über Umfang und Höhe der Fronen führte sogar bis vor den Reichshofrat in Wien. Das Regiment der Reichsstadt schloss aber auch vielfältige Hilfestellungen in Notfällen ein, so zum Beispiel nach einer Feuersbrunst (1664) und nach Unwetterschäden (1676). Vermutlich handelte es sich bei der »Schenkenburg« anfangs um eine Wohnturmburg aus vorstaufischer Zeit. 1331 nennt sich ein Schenk Eberhard aus der Familie der Schenken von Schenkenzell nach dem Schenkenberg. In den folgenden einhundert Jahren verschlechterte sich die finanzielle Situation der Schenken. 1414 war das Schloss Schenkenburg mit allen Zugehörden und Rechten verpfändet, kurz vor 1421 sahen sich die Schenken dann genötigt, die Schenkenburg an Konrad von Stein zu verkaufen. 1527 erwarb die Reichsstadt Rottweil gemeinsam mit Epfendorf auch die Schenkenburg. 1803 kam Epfendorf an Württemberg, Stadtoberamt Rottweil, 1806/08 Oberamt Rottweil, 1812 Oberamt Oberadorf, 1938 Landkreis Rottweil. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Gesicherte Bevölkerungszahlen lassen sich erst für das 17. Jahrhundert angeben. 1615 sind 65 wehrpflichtige Epfendorfer erfasst (circa 300 Einwohner). 1666 lag die Zahl der Osterkommunikanten in der gesamten Pfarrei bei rund der Hälfte, 1672 bei knapp 60 Prozent der Vorkriegswerte. Noch 1713 war der Einwohnerstand der Vorkriegszeit nicht wieder erreicht, aber bis 1739 lässt sich ein kontinuierliches Wachstum auf rund 440 Personen beobachten. In den 40er Jahren setzte eine Auswanderung nach Ungarn ein. Bis 1765 ging die Einwohnerzahl denn auch auf rund 390 Personen zurück, gegen Ende des Alten Reiches erreichte sie rund 490 Personen. 1802 bestand der Ort aus 64 Häusern, 1812 betrug die Einwohnerzahl bereits 630 Personen. Ackerbau und Viehzucht waren die Haupterwerbszweige. Der landwirtschaftliche Anbau erfolgte nach der Dreifelderwirtschaft. 1491 sind nur die beiden Zelgen »in der Ow« und »auf Harberg« überliefert, die dritte wird später »ob den Hardthäusern« genannt (später: »Gruebenösch«, »Gaißrückenösch«, »Hörnleösch«). Bemerkenswert ist der große Waldbesitz sowie die Nutzung der Wasserläufe des Neckars und seiner Zuflüsse als Energieträger und Transportweg. 1532 gab es drei Mühlen, darunter zwei Sägemühlen; letzere werden bereits 1466 erwähnt. Ein Petershausener Hof und der ehemalige Fronhof des Klosters Stein waren 1738 in einer Hand, ihre gemeinsame Wirtschaftsfläche betrug 193 Jauchert. Zum zweiten Petershausener Hof gehörten 112 Jauchert. In der gesamten Wirtschaftsfläche (305 Jauchert) waren 82 Jauchert Waldungen enthalten. 1466 und noch 1549 befand sich am Ort eine Badstube, 1528 wird eine Täfer (»Junkerhaus«) am Ort, die spätere Wirtschaft zur Krone, genannt. Neben dem Handwerkszwang, den die Reichsstadt generell ausübte, versuchte die Stadt wiederholt Getreideausfuhrverbote durchzusetzen. Im Landschaftsrezess wurden 1698 weitere Handwerker genehmigt (Schmied, Schneider, Maurer, Zimmermann). Der Epfendorfer »Landmetzger« war 1762 verpflichtet, der Metzgerzunft in Rottweil beizutreten. Müller und Wirte waren vom Zunftzwang nicht betroffen. An der Supplik an den Reichshofrat (1773), die die Aufhebung des städtischen Wirtschaftszwanges zu erreichen suchte, beteiligten sich neben den Funktionsträgern rund die Hälfte der Bürger. 1776/1783 konnte der Konflikt durch einen Vergleich beigelegt werden. 1791 machte man sich Hoffnungen auf Salzgewinnung. Nachdem sich zuerst der Rottweiler Magistrat an den Kosten beteiligt hatte, gründete man zur Finanzierung des Unternehmens eine Salinen-Gewerkschaft. 1804 wurde ein Schacht ergraben und mit einer Pumpe trockengelegt. Die Bemühungen waren aber nicht von Erfolg gekrönt und wurden vor 1808 eingestellt. |