Trichtingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0793

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Ein 1928 im Flurstück Espenlaub gefundener Silberring gilt als ein ganz außergewöhnliches Fundstück. Es handelt sich dabei um einen Ring mit ovaler Form. Von seiner Form ähnelt er einem Armring, er hat aber die Größe eines Halsrings. An seinen Enden sind hohl gegossene Stierköpfe angebracht. Er ist aus sehr hochwertigem Silber gefertigt. Ob er aus einer Werkstatt der donauländischen Kelten stammt oder gallischer Herkunft ist, ist nicht einwandfrei geklärt. Er wurde ins frühe 2. Jahrhundert vor Christus datiert. Vielleicht hatte er kultische Funktion. Ein keltischer Grabhügel (?) findet sich im Wald Wüste an der Gemarkungsgrenze zu Brittheim. In den Flurstücken Löhr und Weil fanden sich Reste römischer Gutshöfe, beim Gutshof auf Weil stieß man auf Reste einer Töpferei. Eine bronzene Gewandnadel sowie Münzen sind weitere römische Hinterlassenschaften. Beim Radeck fanden sich Hinweise auf einen weiteren römischen Gutshof. Der günstigen Lage an der Römerstraße verdankt der Ort seine Entstehung. Am Rande der fruchtbaren Gäuebene gelegen, zählt er zum Altsiedelgebiet. Der höher, zwischen den beiden Bächen, gelegene Bezirk mit Kirche und Friedhof bildete den Siedlungskern. Erst im späten Mittelalter begann man, die von Hochwasser bedrohte Talaue zu bebauen. Unmittelbar am Ortsausgang gefundene Keramikreste weisen ins 9. Jahrhundert. Jedoch bereits 793 wurde der Ort (Personenname Trutho) erstmals schriftlich erwähnt. In der Nähe des Egelsees am Fuß des Baubergs befinden sich zwei Erdhügel, der größere von beiden ist als Römerhügel bekannt. Wahrscheinlicher ist es jedoch, im größeren einen mittelalterlichen Turmhügel zu sehen, der vielleicht gemeinsam mit dem kleineren eine Burganlage bildete. Auf der Markungsgrenze zu Brittheim (Zollernalb-Kreis) lässt sich ein Burgstall nachweisen. Auf extremer Spornlage findet sich ein hoher, ringförmiger Wall, von dem sich lediglich Mauerreste erahnen lassen. 1525 bestand der Ort aus 16 Häusern, bis 1634 war er auf 53 Häuser angewachsen. Noch 1655 waren über 40 Prozent des Vorkriegsbestandes nicht wieder hergestellt. 1717 gab es 50 Häuser mit Scheunen, die beiden Mühlen nicht mitgezählt. 1732 wird ein Rathaus mitten im Dorf genannt. Der Ort bestand aus 57 Häusern und Scheunen unter einem Dach, vier Häusern ohne Scheune, sowie drei freistehenden Scheunen und zwei Hofstätten. An der Wende zum 19. Jahrhundert gab es dann 70 Wohnhäuser. Ein Neubaugebiet befindet sich im Osten von Trichtingen.
Historische Namensformen:
  • Truhtinga 0793
  • Truhtingen 1284
Geschichte: In einer St. Galler Urkunde wurde Trichtingen erstmals 793 erwähnt. Der Ort ist Teil einer umfangreichen Schenkung. Vermutlich ist der Schenker Graf Berthold II., der, aus alemannischem Adel stammend, Allodialgut an das Kloster St. Gallen überreichte. Nach dieser Transaktion gibt es erst wieder 1275 einen schriftlichen Hinweis auf den Ort. Möglicherweise kamen die St. Galler Güter während der Zeit des Investiturstreits in die Hand der Herzöge von Zähringen. Über ihre Seitenlinie, die Herzöge von Teck, könnte der Ort als Teil der Herrschaft Rosenfeld 1317 an die württembergischen Grafen gelangt sein. Jedenfalls tauchen die Herzöge von Teck um die Mitte des 13. Jahrhunderts als Inhaber von Herrschaftsrechten im Raum am oberen Neckar auf. Fast das ganze 15. Jahrhundert war Trichtingen, zum Amt Rosenfeld gehörend, an die Herren von Rosenfeld verpfändet, die in württembergischen Diensten standen. Die Verpfändung erfolgte 1411 und noch 1470 war der Ort verpfändet, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch 1488. Sicher wieder unter württembergischer Herrschaft war Trichtingen 1493. Das Patronatsrecht lag bei Württemberg, der große und der kleine Zehnt stand dem Pfarrer (1524) zu. Nach der Reformation wurde der Große Zehnt sowie der Heu- und Öhmdzehnt von der Geistlichen Verwaltung Rosenfeld eingezogen, der Kleine Zehnt verblieb in den Händen des Pfarrers. 1524 wird sichtbar, dass der gesamte Trichtinger Grundbesitz in geistlicher Hand war, die württembergische Herrschaft hatte vor der Reformation keinen Anteil. Der größte Grundherr (1352) war das Kloster St. Blasien. Es besaß einen Fronhof, eine Mühle, fünf Güter und Wald. Der Fronhof umfasste knapp 100 Jauchert Acker und 22 Mannsmahd Wiesen. Bis 1549 waren zwei weitere Güter hinzugekommen. 1685 war ein Hof (32 Jauchert) an die alpirsbachische Pflege in Rottweil verliehen. Das Kloster Alpirsbach hatte bereits seit 1491 Besitz am Ort. 1491 lässt sich ein St. Georgen gehörender Hof belegen, Rottenmünster besaß seit 1327 zwei Güter, 1341 kam ein weiteres hinzu. 1739 verkaufte St. Blasien seinen Besitz an Rottenmünster. Im späten Mittelalter erwarben auch die beiden Oberndorfer Frauenklöster sowie Kloster Kirchberg (1420: ein Gut, 1512: drei Lehengüter) hier Besitz, die Vorbesitzer waren vermutlich Bürger der benachbarten Städte. Die Augustinerinnen aus Oberndorf besaßen bis 1459 ein Gut, das erstmals 1359 erwähnt wurde. Ende des 15. Jahrhunderts erwarben die Oberndorfer Dominikanerinnen ein Gut. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts muss Kloster Kirchberg seinen Besitz wieder veräußert haben. Im 14. Jahrhundert besaßen die Herren von Zimmern einen Hof. Neben der Kaplanei in Bergfelden besaß auch die örtliche Heiligenpflege Grundbesitz. Nach der Reformation wurde dieser Besitz von der Geistlichen Verwaltung in Rosenfeld verwaltet. Das Widemgut war Eigen der Trichtinger Pfarrei, seit 1623 waren Teile als Erblehen ausgegeben. 1751 gab es insgesamt noch 16 Lehen am Ort. Sie umfassten mit 1222 Morgen mehr als die Hälfte der steuerpflichtigen Fläche. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts (vormals Lehensgut der Oberndorfer Augustinerinnen) beziehungsweise seit Mitte des 16. Jahrhunderts (vormals 3 Lehengüter des Klosters Kirchberg) befanden sich vier Lehen in bäuerlicher Hand. Kommunale Strukturen lassen sich 1478 mit der Nennung von Richtern erkennen. 1493 werden Schultheiß, Gericht und Gemeinde zu Trichtingen genannt. Bereits 1620 erwarb die Gemeinde den St. Blasianischen Fronhof (355 Morgen) und verteilte ihn unter die Einwohner. Ein Trichtinger wurde wegen seiner Teilnahme am Bauernkrieg acht Tage im Turm gefangen gelegt und musste anschließend Urfehde schwören. Ein schon länger schwelender Konflikt zwischen der Gemeinde Trichtingen und den Oberndorfer Dominikanern eskalierte 1713. Der Grund war ein größeres Waldstück auf dem Bauberg, dessen einer Teil sich auf Trichtinger Gemarkung erstreckte. Die Dominikanerinnen reichten Klage ein und gingen bis vor das Reichskammergericht, als die Gemeinde Teile des Waldes abgeholzt hatte und als Viehweide nutzte. 1727 wurde der Streit beendet: Die Dominikanerinnen verkauften auf Anraten des Reichskammergerichts das strittige Waldstück (80 Morgen) als freies Eigen an die Gemeinde. 1721 stritt sich die Gemeinde wegen des Novalzinses mit der Geistlichen Verwaltung in Rosenfeld. 1730 gab es Streitigkeiten mit dem Frauenkloster Oberndorf wegen eines Weidstückes. Vom Oberamt Rosenfeld kam Trichtingen 1808 zum Oberamt Sulz, 1938 Landkreis Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Bei einer Musterung wurden 1523 25 Männer erfasst, 1525 besaßen von 26 Personen, die im Ort lebten, 16 ein Haus, sechs hatten kein Haus, aber sonstigen Besitz, vier Personen (darunter drei Frauen) hatten weder Haus noch Besitz. 1598 wurden 42 Bürger, 1634 bereits 67 Bürger (circa 300 Einwohner) gezählt. 1654 lebten nur 130 Personen am Ort. Ihre Zahl stieg bis 1730 (circa 450) stetig an. Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts brachte eine ziemliche Stagnation, die frühen 80er Jahre sogar einen spürbaren Rückgang. 1797 wurde ein Höchststand (569 Einwohner) erreicht, um sich dann auf rund 520 einzupendeln. Der Ort selbst war stark landwirtschaftlich geprägt. Die Wirtschaftsfläche (2371 Morgen) setzte sich 1732 zusammen aus 865 Morgen Äcker, 377 Morgen Wiesen und Grasfelder, 19 Morgen Gärten sowie 302 Morgen Wald und Weideland. Weitere 174 Morgen Wald, 10 Morgen Äcker und 12 Morgen Wiesen befanden sich in Gemeindebesitz, die Allmende betrug 634 Morgen. Bei den Äckern und den Wiesen hielten sich Eigenbesitz und Lehen fast die Waage, der Lehensbesitz lag jeweils etwas höher. Hauptanbaugetreide waren Dinkel und Hafer. Die umfangreichen Weideflächen lassen auf eine größere Viehwirtschaft (1801: 200 Rinder, 106 Schafe) schließen. Der landwirtschaftliche Anbau erfolgte (1685) in der Dreifelderwirtschaft (»vorm Dintenberg«, »gen Harthausen«, »gen Oberndorf«). 1793 wurde eine erste Aufteilung der Allmende vorgenommen, von der, streng anteilig, auch die Ärmsten profitierten, was ihre Lage etwas verbesserte. 1352 wird die (obere) Mühle erstmals genannt, die den 30jährigen Krieg überdauerte. Sie verfügte über zwei Mahlgänge und einen Gerbgang (1717). 1701 wurde mit herzoglicher Genehmigung bei der Mühle eine Säge errichtet. 1684 wurde die untere Mühle, eine Sägmühle, errichtet, 1692 kam an gleicher Stelle eine Mahlmühle mit je einem Mahl- und einem Gerbgang hinzu. Eine Wirtschaft, die ein jährliches Taferngeld zu entrichten hatte, wurde 1628 erwähnt. 1717 gab es neben zwei Schildwirten (Engelwirt, Kannenwirt) auch eine Wirtschaft ohne Schild. 1732 gab es zwei Wirte. Auch Bier wurde am Ort gebraut. Alle gängigen Handwerke waren im Ort vertreten: 1732 lebten vier Weber, drei Bäcker sowie je zwei Maurer, Zimmerleute, Schneider, Schmiede und Schuhmacher am Ort, daneben gab es einen Sailer und einen Metzger. Maurer und Weber besaßen das geringste steuerpflichtige Einkommen (30 Gulden), das größte Vermögen besaß einer der beiden Schmiede (80 Gulden). Der auf der Allmende gelegene Quader- und Plattensteinbruch war 1800/01 an fünf Maurer und Steinhauer verpachtet.

Name: abgegangene Burg an der Grenze zu Brittheim

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: 1275 wurde die Pfarrei zum ersten Mal erwähnt, ihr Cyriakus-Patrozinium ist 1525 genannt. Das Recht, die Pfarrstelle zu besetzen, war vermutlich 1317 an Württemberg gekommen, urkundlich nachzuweisen ist dies aber erst 1411. Die St. Wolfgangs-Kapelle nördlich des Ortes gehörte einer unsicheren Überlieferung nach dem Kloster St. Gallen. Sie war mit einem Bruderhaus verbunden und wurde erstmals 1490 erwähnt. Das württembergische Patronatsrecht erleichterte die Einführung der Reformation. Seit 1576 wurden die vormals von Epfendorf seelsorgerlich betreuten Höfe Ramstein, Wenthof und Butschhof sowie das Bruderhäusle vom Trichtinger Pfarrer versorgt. 1649–1669 wurde das Pfarrhaus ausgebessert. Seit 1628 tragen alle Pfarrer den Grad eines Magister Artium. Wenige Jahre nach seinem Amtsantritt 1775 führte Pfarrer Georg Friedrich Christoph Härlin pietistische Erbauungsstunden ein, die aber seine Trichtinger Zeit kaum überdauerten. Unter dem Einfluss Michael Hahns lebten solche Stunden nochmals auf und existierten sporadisch bis 1794. Nach 1818 entstanden erneut Pietisten-Versammlungen, die in den 60er Jahren sogar kurzzeitig 50–60 Personen besuchten, letzte Ausläufer gab es bis in die frühen 1920er Jahre. In den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts lebten überdurchschnittlich viele Einwohner reformierter Konfession (»Sectarii«) am Ort, zwischen 1731 und 1745 lebte eine ebenfalls überdurchschnittlich hohe Zahl von Katholiken im Kirchspiel. Die meisten Katholiken lebten in den Filialen Ramstein, Wenthof und Bruderhäusle. 1588 wurde die Schule gegründet. Eine erste Nennung eines Schulmeisters gibt es bereits 1565. Zwischen 1654–1684 erteilten sogar studierte Magister Schulunterricht. Bis Ende des 17. Jahrhunderts besuchten durchschnittlich 20 bis 30 Kinder den Unterricht. Dann stieg ihre Zahl ziemlich kontinuierlich an, 1763 gingen erstmals mehr als 100 Kinder zur Schule. Seit 1734 setzte sich auch die Sommerschule immer stärker durch. Im 17. Jahrhundert fand der Unterricht zumeist in der Wohnstube des Schulmeisters statt. 1720 richtete man beim Bau des Rathauses im unteren Teil eine Schulstube ein. Die ursprünglich gotische Kirche (St. Cyriacus) zuletzt 1956 erweitert. Zum Sprengel der evangelischen Pfarrei gehören Epfendorf und Harthausen, von der Gemeinde Dietingen die Ortsteile Böhringen und Irslingen. Die Katholiken sind nach Harthausen eingepfarrt.
Patrozinium: St. Cyriacus
Ersterwähnung: 1525

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