Bochingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0961

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die bedeutende römische Straße von Rottweil nach Sulz verlief östlich des Ortes nord-südlich über die Gemarkungsfläche. An dieser noch im Mittelalter benutzten Strecke lag in Flur Breite eine römische Villa (um 200), die seit den 1990er-Jahren archäologisch untersucht wurde. Dabei wurde ein ummauerter Gutsbereich von rund 3,5 Hektar erschlossen. Durch gut erhaltene, umgestürzte Wände lassen sich einige der Gebäude rekonstruieren. Ein weiterer Gutshof wird in Flur Gäubühl vermutet. Das östlich der Straße gelegene mittelalterliche Dorf geht dem Ortsnamen nach auf eine Siedlung des 5. oder 6. Jahrhunderts zurück. Der Name wurde mit einem Personennamen, vermutlich »Bucco«, als Bestimmungswort gebildet. Die mittelalterliche Siedlung hat sich um die etwas erhöht gelegene Kirche und den Fronhof der Ortsherrschaft entwickelt. Die weit nach Osten reichende, rund 950 Hektar umfassende Markung dürfte sich im Spätmittelalter durch Flächen der abgegangenen Siedlung Haarhausen bei Brittheim vergrößert haben, worauf auch Markungsstreitigkeiten mit Trichtingen Ende des 15. Jahrhunderts hindeuten. Der Bochinger Ortsadel verfügte über Besitz in Haarhausen. Die Flächen wurden wie üblich zelglich bewirtschaftet, die Ösche »uf Schlatt«, »im Kay« und »Kirsaner Ösch« sind seit dem 15. Jahrhundert belegt. Ausgedehnte Neubaugebiete im Westen und Nordwesten von Bochingen. Gewerbegebiet am nordwestlichen Ortsrand.
Historische Namensformen:
  • Bochinga 0961
  • Bochingin 1099 [ca. 1099]
Geschichte: Später hier nachgewiesene Besitzungen des Klosters Schwarzach könnten darauf hindeuten, dass der Ort im letzten Drittel des 8. Jahrhunderts im Einflussbereich des Grafen Ruthard lag. 961 jedenfalls lag er in der Grafschaft Baar (»in comitatu Bara in loco Bochinga«). Danach sind erst im 14. Jahrhundert die Herzöge von Teck als Inhaber der hoheitlichen Rechte und der Ortsherrschaft sicher belegt. Sie hatten den Ort ihrer Herrschaft Oberndorf einverleibt und verfügten wohl schon im 13. Jahrhundert über die hohe Obrigkeit, die sie wahrscheinlich von den Zähringern übernommen hatten. Für die Zeit zwischen dem Ende des 10. und dem 13. Jahrhundert lassen sich die Inhaber der Ortsherrschaft nur durch Indizien erschließen. Nach der Mitte des 10. Jahrhunderts waren die Rechte des Klosters Schwarzach durch Tausch an das Bistum Chur gelangt. Ende des 11. Jahrhunderts treten mit den Herren von Bochingen Ortsadelige auf, die vermutlich ursprünglich churische Ministerialen waren. Ein Fronhof, der im 14. Jahrhundert dem Kloster St. Blasien gehörte, dürfte auf eine Schenkung dieser Herren zurückgehen. Wahrscheinlich verfügten die Herren von Bochingen bis Ende des 12. oder bis ins 13. Jahrhundert über die Ortsherrschaft, bevor sie an die Herzöge von Teck überging. Seit dem 14. Jahrhundert teilte der Ort das Schicksal der anderen zur Herrschaft Oberndorf zählenden Dörfer. Die grundherrlichen Rechte im Ort, die ursprünglich wohl weitgehend in der Hand des Klosters Schwarzach und danach des Bistums Chur gewesen waren, scheinen im Hochmittelalter großenteils an die ortsadligen Ministerialen übergegangen zu sein. Durch Schenkungen und Verkäufe aus diesen Gütern des Ortsadels gelangten nicht nur die Klöster Alpirsbach und St. Blasien zu Besitz, sondern auch Oberndorfer Bürger. Die Oberndorfer Frauenklöster und die Klause dort sowie die Klause im Ort selbst kamen während des Spätmittelalters zu Besitz. Im 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts stellten sich die zersplitterten Besitzrechte ungefähr wie folgt dar: St. Blasien verfügte über einen Fronhof, in dem wohl der alte Fronhof der Ortsherrschaft zu sehen ist. Weiterhin hatte Kloster Alpirsbach zwei Güter, die aus einem früheren Hof gebildet worden waren. Die Inhaber dieser Güter unterstanden dem Dinggericht in Wittershausen, der Besitz gelangte 1581 durch Tausch an die Oberndorfer Klöster. Das Augustinerinnenkloster Oberndorf als bedeutendster Grundherr hatte seit 1320 einen Lehenhof und baute seinen Besitz bis ins 16. Jahrhundert auf 14 Höfe und Güter aus. Viele davon waren allerdings durch Teilungen entstanden. Den Augustinerinnen unterstanden auch der bereits im 14. Jahrhundert aufgeteilte Freienhof, das Widumgut und seit um 1500 der »Burg« genannte Hof, in dem vielleicht ein früherer Sitz des Ortsadels zu sehen ist. Das Oberndorfer Dominikanerinnenkloster ist seit 1310 als Grundherr nachweisbar (1527: 6 Güter). Neben Oberndorfer Bürgern, deren Besitz später größtenteils an die genannten Klöster überging, ist noch das Kloster Wittichen zu erwähnen, das zu einigen älteren Gülten 1563 einen Hof kaufte. Die wenigen Gülten und Rechte der beiden Klausen gelangten später an die Stadt Oberndorf beziehungsweise an die örtliche Heiligenpflege. Die bereits im Spätmittelalter aufgeteilten Lehenhöfe wurden seit dem 16. Jahrhundert weiter in Trägereien mit teilweise dreißig und mehr Teilhabern zersplittert. Ursprünglich hatte es sich wohl um zwölf Lehengüter beziehungsweise Höfe gehandelt. Im 17. und 18. Jahrhundert ist auch bäuerlicher Eigenbesitz in nennenswertem Umfang nachweisbar. Die Zehntverhältnisse waren weniger zersplittert als die Grundherrschaft. Als Lehensherren eines Zehntbezirkes treten im 14. Jahrhundert die Herren von Falkenstein auf, deren Rechte 1368 an die Herren von Zimmern übergingen. Weitere Zehntrechte gelangten über die Pfarrei an das Augustinerinnenkloster. Ein weiterer Zehntanteil, der so genannte Winmannszehnt, war ursprünglich von den Herren von Bochingen verliehen worden und kam im 15. Jahrhundert an die Oberndorfer Klause und von dieser 1604 an die Stadt. Zeitweise verfügte auch der Oberndorfer Pfarrer über den Zehnten aus einem Hof. Die bürgerliche Gemeinde unter der Führung von Vogt und Richtern trat 1415 erstmals urkundlich in Erscheinung. Ein zinspflichtiges Schultheißengut und -hof sind im 18. Jahrhundert unter der Einwohnerschaft aufgeteilt. Die Allmende umfasste zu Beginn des 19. Jahrhunderts rund 225 Jauchert. Ein Rathaus bestand erst seit dem 19. Jahrhundert. Der nach dem Ort benannte Adel trat erstmals gegen Ende des 11. Jahrhunderts in Zusammenhang mit der Gründung der Klöster St. Georgen und Alpirsbach in Erscheinung. Die wohl aus der Ministerialität hervorgegangenen Herren von Bochingen finden sich später mehrfach im Gefolge der Grafen von Zollern und von Hohenberg; sie dürften mit der Familie Salzefass verwandt gewesen sein. Ihren Sitz im Ort haben sie wohl spätestens im 14. Jahrhundert aufgegeben. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts ist ein Zweig in Rottenburg am Neckar nachweisbar. Nach 1460 ist kein Mitglied der Familie mehr genannt. Bochingen kam 1805 an Württemberg, 1807 Oberamt Rottweil, 1810 Oberamt Oberndorf, 1938 Landkreis Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Ende des 16. Jahrhunderts lebten rund 300 Menschen im Ort. Von 1610–1612 starb durch eine Seuche ein Drittel der Einwohner. Weitere Verluste sind für die Kriegsjahre 1635 (133 Menschen) und 1636 (43 Menschen) nachzuweisen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung dürfte damals umgekommen sein. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatte das Dorf den Vorkriegsstand wieder erreicht und wuchs bis um 1800 auf rund 450 Einwohner an. Vergleichsweise viele Einwohner waren Opfer der Oberndorfer Hexenprozesse. Die bereits zu Beginn der Neuzeit ausgesprochen starke Besitzzersplitterung führte zu einem hohen Anteil an Einwohnern mit wenig Wirtschaftsflächen. Diese Menschen waren auf Zuerwerbsmöglichkeiten als Tagelöhner und Kleinhandwerker angewiesen, während die Führungsschicht des Dorfes, aus deren Reihe auch der Vogt kam, umfangreiche Flächen bewirtschaftete. Unter den Handwerken war die Weberei von Bedeutung. Flurnamen (Steingruben, Sandgruben, Laimgruben) deuten seit dem 15. Jahrhundert auf den Abbau von Sand, Bausteinen und Lehm auf der Markung hin.

Ersterwähnung: 1208
Kirche und Schule: Ein Leutpriester ist 1208 genannt. Im 14. Jahrhundert ist das Filialverhältnis von Sigmarswangen nachweisbar, zudem wurde 1364 die Kirche St. Stephanus zu Haarhausen mit der Pfarrei Bochingen vereinigt und dann dem Augustinerinnenkloster Oberndorf inkorporiert. Das Patrozinium St. Mauritius, schriftlich 1529 genannt, könnte in das 10. Jahrhundert weisen. Vielleicht entstand die Pfarrei nach dem Übergang des Dorfes an das Bistum Chur. Das Patronatsrecht lag in den Händen der Ortsherrschaft, bis die Herzöge von Teck 1334 den mit einem Lehengut verbundenen Kirchensatz dem Augustinerinnenkloster übergaben, wo es verblieb. Vom spätgotischen Kirchengebäude des späten Mittelalters ist nur der Turm mit dem Chor erhalten. Das Schiff wurde 1811/12 neu errichtet. Erstmals 1359 ist eine Klause nachweisbar, die damals bereits einige Jahre bestanden haben dürfte. Die Gemeinschaft, die im 15. Jahrhundert aus einer Priorin und einigen Schwestern bestand, war den Dominikanern in Rottweil unterstellt. Durch Schenkungen und Käufe verfügte sie über einige Güter. Letztmals genannt ist sie 1492, als eine ehemalige Klausnerin Entschädigung für ihre Güter beanspruchte und um Versetzung bat. Die bescheidenen Besitzungen der Klause scheinen an die Gemeinde beziehungsweise die Heiligenpflege übergegangen zu sein. Das 1778 abgebrochene Gebäude der Klause stand bei der Kirche und diente bis dahin als Schulhaus. 1663 ist bereits eine Kapelle als Flurname genannt, bei der es sich vielleicht aber auch um die alte Kirche von Haarhausen gehandelt haben könnte. Die Wolfgangskapelle westlich des Ortes wurde laut Inschrift 1728 gebaut. Nach einem verheerenden Hagelschlag im Sommer 1722 gelobte die Gemeinde, jährlich den Tag des heiligen Antonius von Padua mit einer Prozession zum Augustinerkloster in Oberndorf zu begehen. Nach Aufhebung des Klosters wurde die Wolfgangskapelle Ziel dieser Prozession. Bis zur österreichischen Schulreform von 1774 fand freiwilliger Unterricht wohl nur während des Winters in Privathäusern statt; ein Schulmeister ist 1707 genannt. Nach Erlass der Schulordnung kaufte die Gemeinde 1781 ein Haus für die Schule, in der um 1800 rund 90 Kinder unterrichtet wurden. Der Sprengel der heutigen katholische Pfarrei umfaßt auch Boll sowie von der Stadt Sulz den Stadtt. Sigmarswangen und von der Gemeinde Vöhringen (Verwaltungsraum Sulz) den Ortsteil Wittershausen. Die Evangelischen nach Boll.
Patrozinium: St. Mauritius
Ersterwähnung: 1529

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