Göllsdorf - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1099 [ca. 1099]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Ob sich in der Flur Großhofen eine vorrömische Siedlung befand, ist ungeklärt. Spuren römischer Besiedlung sind in den »Maueräckern« südwestlich der Kirche belegt. Links der Prim am Lehrstich wurden 1838 Alemannengräber entdeckt. Das alte Dorf liegt rechts der Prim im letzten Seitental. Mit wenigen seitlichen Erweiterungen reihten sich die Häuser entlang der vom alten Rottweil aufs Albvorland führenden alten Heerstraße. Etwas abgesetzt, zum Hang des Dissenhorns und zum Feckenhauser Tal (Knollenbach-Tal) hin, lag der Siedlungsteil Großhofen. Hier befand sich der St. Blasien gehörende Meierhof. Aus der Tallage wuchs das Dorf im Wesentlichen erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weiter auf den Schroffen und die Böhringer Steige hinauf. Die etwa 10 größeren Höfe waren über den Ort verteilt. Während des 30jährigen Kriegs wurde eine Reihe von Gebäuden zerstört. Anfang November 1789 brannte der ganze Zinken (Ortsende in Richtung Jungbrunnen) beiderseits der Straße ab. Göllsdorf verfügt über ausgedehnte planmäßige Neubaugebiete in Hanglage im Süden, Norden und Osten.
Historische Namensformen:
  • Geroldistorf 1099 [ca. 1099]
  • Gelstorf 1185 [ca. 1185]
  • Gelestorf 1275
Geschichte: Göllsdorf gehörte zum Gebiet des erstmals 771 erwähnten Rottweiler Königshofs. Das in der Alpirsbacher Gründungsnotiz 1099 oder bald danach genannte »Geroldistorf« ist vermutlich mit dem Ort zu identifizieren. Um 1185 ist in der Bestätigung einer Schenkung, in der Berthold von Eberstein dem St. Blasien zugehörenden Frauenkloster Berau ein im Ort gelegenes Eigengut vermacht hatte, erstmals von »Gelstorf« die Rede. Um 1300 besaß die Sammlung in Berau neben kleineren Gütern und Rechten zwei Höfe im Ort. Das Nonnenkloster Rottenmünster war ab 1251 hier begütert. 1327 sind vier Hof- oder sonstige Güter und zehn einzelne Feldgrundstücke verzeichnet; zugleich ist der Göllsdorfer Hof der Johanniterkommende Rottweil erstmals erwähnt. Das Benediktinerkloster St. Blasien kaufte 1280 zwei Güter eines Rottweiler Bürgers. 1352 besaß das Kloster neben dem Meierhof fünf Lehen, zwei Güter, die Mühle, eine Hofstatt und 23 einzelne Äcker und Wiesen am Ort. Die Frauen von St. Moritz kauften 1333 von einem Rottweiler Bürger ein im Ort gelegenes Gut. 1369 hatten auch die Klausnerinnen von St. Nikolaus hier ein Gut, das sich 1555 dann im Besitz des Spitals befindet. In diesem Jahr besaß die Rottweiler Pfarrei Hl. Kreuz Gut und Widum am Ort, und auch St. Pelagius verfügte über zinspflichtige Güter. Zur finanziellen Ausstattung der Kapellenkirche und des zugehörigen Pfleghauses kaufte die Rottweiler Kapellenpflege 1430 hier den Hof eines Rottweiler Bürgers. Als Lehensherren des so genannten Beringer-Hofes wurden zu Ende des 14. Jahrhunderts die Ritter von Falkenstein auf Ramstein genannt. Als Grundherr eines großen Meierhofs konnte sich das Kloster St. Blasien zeitweise eine beherrschende Stellung verschaffen. Schon 1371 war der Meierhof in zwei Hälften geteilt. Der Inhaber einer Hofhälfte, dessen Familie ihren Namen »Mayer von Göllsdorf« vom Hof her erhalten hatte, blieb jedoch der mächtigste Mann im Ort. In dem vom sanktblasianischen Propst in Villingen geleiteten Amt Rottweil bildete Göllsdorf einen Schwerpunkt. Der Meierhof war zugleich Dinghof. Ausstrahlung und Anziehung der nahen Stadt Rottweil, ihre mit ihrem Vermögen ausgreifenden Bürger und das für diese Bürger zuständige und Rottweiler Recht anwendende Stadtgericht setzten der sanktblasianischen Herrschaft allmählich ein Ende. Die Inhaber der maßgebenden Hälfte des sanktblasianischen Meierhofs in Göllsdorf trugen wesentlich dazu bei, dass Rottweil hier die Oberhand gewann. Sie wohnten ab 1410 in der Stadt und gehörten bald zur Rottweiler Oberschicht, behielten aber das Amt des sanktblasianischen Fronmeiers zu Göllsdorf und den Namen »Mayer von Göllsdorf«. Seit 1438 kam es immer wieder zum Streit zwischen ihnen und dem Abt von St. Blasien. Ab 1462 zeigten sich Rottweil und St. Blasien uneins darüber, wer von ihnen Herr über Göllsdorf sei. Nachdem Hans Mayer von Göllsdorf im August 1466 vor Bürgermeister und Rat der Stadt Rottweil dem Abt von St. Blasien gegenüber auf seine fronmeierlichen Gerichts- und Herrschaftsrechte verzichtet hatte, verkaufte St. Blasien Anfang November des gleichen Jahres seine Güter und Rechte an und in Göllsdorf an die nahe Stadt. Nun war die Reichsstadt Rottweil unbestrittener Herr im Ort. Zugleich war sie ein bedeutender Grundherr geworden, wenngleich St. Blasien die den Frauen von Berau gehörenden Güter und Rechte ausgenommen hatte. Sie wurden erst 1739 an Rottenmünster verkauft. Innerhalb des Territoriums der Reichsstadt wurde Göllsdorf vom Obervogt verwaltet. Von den Herren von Falkenstein war der große Zehnt über eine Verpfändung in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf Rottweiler Bürger übergegangen. Neben ihnen erscheint ab 1464 das Predigerkloster in Rottweil als Zehntherr. Da den Dominikanern schließlich Mitte des 18. Jahrhunderts gut zwei Drittel des Zehnten zustanden, richteten sie 1758 eine Zehntscheuer im Ort ein. 1803 trat der württembergische Staat an die Stelle der Dominikaner, der Anteil des Spitals ging an die neu eingerichtete Rottweiler Armenfondspflege über, die Pfarrei Heilig-Kreuz zu Rottweil behielt ihren Anteil. »Gemaind vnd Gebursame zu Gelstorff« traten 1392 in einem Streit mit dem Kloster Rottenmünster vor dem Stadtgericht Rottweil als parteifähige Gebilde auf. Zu rottweilischer Zeit bildeten Fleckenvogt, Untervogt und drei oder zuletzt vier weitere Mitglieder des Dorfgerichts die dörfliche Verwaltung; sie tagten im Haus des Fleckenvogts. Erst 1813 erwarb die Gemeinde das heutige Rathaus, um darin zunächst die Schule unterzubringen. Gemeindeeigene Gebäude waren zu Ende des 18. Jahrhunderts drei an den Bächen stehende Waschhäuser, ein Arresthäuslein und wohl auch ein kleines Spritzenhaus. Göllsdorf kam 1803 an Württemberg, Stadtoberamt Rottweil, 1806/08 Oberamt Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die schriftlichen Quellen des 16. Jahrhunderts benennen zeitlich abgestuft rund 28 Familien (etwa 126 Einwohner). Für die Zeit nach 1670 lässt sich ein ziemlich kontinuierlicher Anstieg der Bevölkerung ablesen: 1670 etwa 153 Einwohner (34 Familien), 1700 etwa 216 (48 Familien) und 1720 etwa 240 (53 Familien). 1761/62 lebten in 53 Häusern rund 315 Einwohner (70 Haushalte). Ende 1802 sind 68 Häuser, 79 Familien und 363 Einwohner vermerkt, 1807/08 431 Einwohner. Erwerbsgrundlage war die Landwirtschaft. 1761/62 wurden – ohne gemeindeeigenen Grund – rund 945 Jauchert landwirtschaftliche Fläche (Äcker, Wiesen und Gärten) und rund 331 Jauchert Wald bewirtschaftet. Die Allmende umfasste 318 Jauchert (1815). Die sieben Vollbauern und 13 Teilbauern teilten sich 131?2 Bauerngüter. Diese 20 zur »Mayerschaft« zählenden Bürger hatten gut 800 Jauchert landwirtschaftliche Fläche und 316 Jauchert Wald zur Verfügung. Die sieben reichsten Bauern hatten 1740 an dem zu versteuernden Nettovermögen einen Anteil von gut 50 Prozent, elf andere zur Mayerschaft zählende Bürger weitere knapp 22 Prozent. Es bestand ein nach Zeiten etwas wechselnder Rottweiler Marktzwang. Die an der Prim im Gewann Mühlwiesen betriebene, um 1300 erstmals erwähnte Göllsdorfer Mühle lag 1371 bereits wüst. Die erste Göllsdorfer Ölmühle ist von 1795 bis 1815 überliefert. Im Gewann Großhofen ist 1530 ein »Ziegelhus« vermerkt. Unbekannt ist, wer die ab 1307 erwähnten Gipsgruben im Gebiet Falkenberg ausbeutete. 1623 gibt es, wie noch um 1800, einen Gastwirt. Selbständiges Handwerk durfte nur ein Schneider betreiben. Die übrigen Handwerksarbeiten im stadtnahen Dorf waren den Rottweiler Handwerkern vorbehalten.

Ersterwähnung: 1726
Kirche und Schule: Göllsdorf hatte bis 1924 keine eigene Pfarrstelle, sondern gehörte zu der – katholisch gebliebenen – Altstädter Urpfarrei St. Pelagius. 1726 baute Göllsdorf zu Ehren des heiligen Franz Xaver ein Filialkirchlein. In dieser Kapelle konnten unter anderem zur Christnacht und zur Kirchweih auch Messen gelesen werden. Überliefert sind eigene Bittgänge bis nach Hausen und Wellendingen sowie die Wallfahrt auf den Palmbühl bei Schömberg. Schulunterricht wurde zumindest seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geboten, allerdings nur während des Winterhalbjahres. Als Schulmeister wurde ein Bürger bestimmt, der die Kinder nebenberuflich unterwies. Er wurde von der Gemeinde besoldet. Ein Schulhaus gab es nicht. 1802 besuchten 40 Kinder die Schule. Die heutige Kirche St. Franziskus-Xaver 1952-1955 errichtet. Evangelische nach Rottweil.
Patrozinium: St. Franz Xaver
Ersterwähnung: 1726

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)