Kaltbrunn - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1125 [1125/27]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Streusiedlung Kaltbrunn besteht aus Einzelhöfen und kleinen Häusergruppen, die im Kaltbrunner Tal und am Witticher Talbach errichtet wurden. Sowohl bei Kaltbrunn als auch bei Wittichen handelte es sich ursprünglich um topografische Bezeichnungen. Wittichen lässt sich zurückführen auf das mittelhochdeutsche Wort »widach« – Weidengebüsch; bei Kaltbrunn handelt es sich um die Spezifizierung einer Wasserstelle. Die erste Erwähnung des Witticher Tals findet sich in der Gründungsurkunde Kloster Alpirsbachs aus dem Jahr 1099: »ad Gruonen Widechen« verlief die Grenze des Klostergebietes. Die Zuordnung einer Schenkungsurkunde an das Kloster St. Georgen aus dem Jahr 1091, die einen Ort »Witichiwilare« nennt, wird inzwischen in Zweifel gezogen. Die Erneuerung der Alpirsbacher Gründungsurkunde führte neben »Grunenwitichin« auch »Kaltobrunnin« als Grenzmarke auf. Es wird klar, dass »in loco qui dicitur Witichin« zwischen 1099 und 1125 ein Haus des Klosters Alpirsbach errichtet worden war, das dann bei Grenzstreitigkeiten zerstört wurde.
Historische Namensformen:
  • Kaltabrunnin 1125 [1125/27]
  • Kaltobrunnin
  • Kaltinbrunnin
Geschichte: Kaltbrunn findet zum ersten Mal Erwähnung in der erweiterten Gründungsurkunde des Klosters Alpirsbach aus der Zeit zwischen 1125 und 1127. »In loco qui dicitur Kaltinbrunnin« hatte Alwicus von Sulz, Graf dieses Gebietes und einer der Gründer des Klosters Alpirsbach, Land – erfolglos – wieder für sich beansprucht, das zuvor als Klosterterritorium gestiftet worden war. Im benachbarten Witticher Tal dagegen war Alpirsbach zur gleichen Zeit in Grenzstreitigkeiten mit einem Lehensmann des Klosters St. Gallen verwickelt. Die Auseinandersetzungen zeigen nicht nur die zentralen Herrschaftsträger in diesem Gebiet auf, sondern weisen auch auf ihr besonderes Interesse (Bergbau?) am Kaltbrunner und Witticher Gebiet hin. Ebenso wie Schenkenzell gelangte Kaltbrunn (auf bislang ungeklärte Weise) bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts in die Hand der Geroldsecker. Daneben waren das Kloster Alpirsbach und auch der Herzog von Teck in Kaltbrunn begütert. Die Gründung eines Frauenklosters in Wittichen 1324/25 nahm tiefgreifenden Einfluss auf die Geschicke der Streusiedlung in den beiden Seitentälern der Kleinen Kinzig. Graf Georg von Veldenz und Walther von Geroldseck stifteten 1327 dem »in fundo suo« errichteten Kloster das Patronatsrecht der Kirche auf dem Roßberg und ließen sich gleichzeitig die Kastvogtei über das Kloster zusichern. Weitere Schenkungen folgten. Zwischen 1498 und 1506 gingen Kaltbrunn, Wittichen, Vortal und der Roßberg an das Haus Fürstenberg über. Das fürstenbergische Handeln war auf den Aufbau eines geschlossenen Territoriums gerichtet. Mit dem Instrument der Kastvogtei setzten sie auch dem Kloster Wittichen gegenüber ihre Herrschaftsansprüche offensiv durch. Die Bindung der Untertanen an das neue Herrschaftshaus sicherten Masseneide (in Kaltbrunn 1503). 1500 lassen sich kommunale Strukturen erkennen, als in Wittichen im Gasthaus an »gewöhnlicher Gerichtsstatt« in einer Sache Wolfgang zu Fürstenberg gegen Gangolf von Geroldseck entschieden wurde. 1508 urteilten »wir nachbenannte Vogt und Gericht vor Kintzigen genannt Kaltbrunner Gericht«. Im Bereich des Klosters Wittichen wurden die niedere Gerichtsbarkeit durch die Meisterin und ihre Ratsschwestern ausgeübt (Klosterordnung von 1512), die hohe Gerichtsbarkeit durch den Grafen von Fürstenberg. Ende des 16. Jahrhunderts ist erstmals dokumentiert, dass Kaltbrunn Vertreter auf den Kinzigtäler Landtag entsandte. Bemerkenswert ist die kommunale Armenfürsorge, die unter der Bezeichnung Bezirksarmenfonds Kinzigtal 1694 gegründet und durch die einzelnen Gemeinden finanziert wurde. Unterstützung gab es auch für die nicht zur Gemeinde gehörenden Bergleute: Mit der Bergordnung von 1732 wurde die so genannte Armenausbeute geregelt. Ein Teil der Gewinne aus dem Bergbau wurden dadurch für soziale Belange bestimmt. Über der Einmündung des Witticher Klosterbaches in die Kleine Kinzig befand sich die Burg Wittichenstein. Sie ist seit 1293 als Besitz der Schenken von Schenkenzell dokumentiert. Die Lebensbeschreibung der Luitgard von Wittichen legt eine Existenz der Burg schon um 1290 nahe. Außer drei Halsgräben, die den quadratischen Burgplatz vom dahinter liegenden Gelände trennen, sind aus den Überresten keine weiteren Anlagen mehr erkennbar. Ab 1297 nannte sich Schenk Burkhard nach Wittichenstein. Nach seinem Tod wurde die Burg an seinen Schwiegervater Ritter Johannes Bock von Kolbenstein verliehen. Der geroldseckische Lehensvertrag regelte auch die Bedingungen für den Silberbergbau. Wittichenstein ist demnach als Bergwerksburg anzusehen, die den Schutz der Gruben und die Kontrolle der Ausbeute gewährleisten sollte. Schon 1322 zog Johannes Bock von Kolbenstein aus dem Kinzigtal weg. 1324/25 erfolgte die Gründung des Klosters Wittichen, das zu Beginn den Namen der Burg, Wittichenstein, übernahm. Das alles deutet daraufhin, dass der Bergbau zwischen 1312 und 1324 zum Erliegen kam und ein Kloster als ausreichend angesehen wurde, um die Geroldsecker Gebietsansprüche zu sichern. 1806 wurde Kaltbrunn badisch; Amt, 1939 Landkreis Wolfach.
Wirtschaft und Bevölkerung: Nach vorsichtiger Schätzung waren nach dem Verkauf der Herrschaft circa 70–80 Personen dem Haus Fürstenberg untertan, weiter lebten neun alpirsbachische Untertanen mit ihren Familien in Kaltbrunn (1562). 1777/78 war die Bevölkerung auf 352, 1805 dann auf 456 Personen angewachsen. Obwohl das Gebiet von agrarwirtschaftlichen Gesichtspunkten aus gesehen von geringem Wert ist, arbeiteten 1778 63 Prozent der berufstätigen Männer in der Landwirtschaft. Auf Handwerk und Produzierendes Gewerbe einschließlich Bergbau entfielen 34 Prozent. Die übrigen 3 Prozent stellten ein Gastwirt und ein Flößer. Der Bergbau im Tal von Wittichen geht möglicherweise auf die Zeit um 1000 zurück. Schriftlich ist er 1312 belegt, kam aber wenig später zum Erliegen. Erst 1517 tritt der Witticher Silberberg wieder urkundlich in Erscheinung. Nach dem völligen Erliegen der Arbeiten durch den 30jährigen Krieg kam es erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu einem Neuanfang, der die Hauptbetriebsperiode des Witticher Bergbaus einleitete. Aus dem Jahr 1529 datiert schon der erste Hinweis auf die Gewinnung von Ertzfarben, doch erst 1703 entstand im Witticher Tal eine bedeutende Farbmühle. Ab 1703 förderten verschiedene Investoren (Gewerkschaften) Kobalt im Kinzigtal. Der bedeutendste dieser Anteilseigner war das Handelshaus Doertenbach. Nach 1740 begann ein langsamer Niedergang, der 1847 mit dem Rückzug des Hauses Doertenbach endete. Während des 18. Jahrhunderts arbeiteten zwischen circa 13 und 30 Männer im Bergbau und in der Farbmühle, davon der größere Teil zugewanderte Fachleute. Die ertragreichste Grube des Kinzigtales, Sophia im Böckelsbach, war etwa 300 Meter vom Kloster Wittichen entfernt. Es liegen aber keine Nachweise dafür vor, dass das Kloster Wittichen an den Silberfunden direkt partizipieren konnte. Der Wald in der Umgebung war unabdingbare Voraussetzung für den Abbau von Silber und Kobalt. Für den Bau der Schächte wurde ebenso Holz gebraucht wie für die Aufbereitung der Erze. Seit 1349 war der Wald in direkter Klosternähe Witticher Lehen. Im 16. Jahrhundert wurde von dort ebenso wie aus Privat- und Gemeindewaldungen Holz – teilweise bis Straßburg – geflößt und verkauft.

Name: Burg Wittichenstein
Datum der Ersterwähnung: 1293

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Ursprünglich war die Pfarrkirche für das Gebiet Kaltbrunn-Wittichen auf dem Roßberg angesiedelt (1275). Das Patronatsrecht über diese dem heiligen Georg geweihte Kirche wurde 1327 dem Kloster Wittichen übertragen. 1474 erhielt Kaltbrunn eine eigene Kapelle: Der spätgotische Buntsandsteinbau wurde der Jungfrau Maria und dem heiligen Sebastian geweiht. Die schriftliche Überlieferung des Patrozinium stammt von 1481. Unter Wilhelm von Fürstenberg wurde die Kirche auf dem Roßberg abgerissen, nach der Wiedereinführung des katholischen Glaubens entstand 1577 ein Neubau. Die Beschwerden bezüglich der abgeschiedenen Lage der Pfarrkirche auf dem Roßberg hatte lange keinen Erfolg, erst 1802 wurde der Pfarrsitz nach Wittichen verlegt. Die Klosterkirche Aller Heiligen wurde als Pfarrkirche genutzt. Der erste Bericht über die Schulverhältnisse in Kaltbrunn stammt von 1775: 35 Schüler (19 Schülerinnen, 16 Schüler). Bis zum Ende des Jahrhunderts stieg die Schülerzahl auf 50. Spätgotischer Kirchenbau mit 3/8-Chor, mehrfach restauriert. Kapelle Unserer Lieben Frau und St. Sebastian in Kaltbrunn, 1474 erbaut, rechteckig mit 3/8-Chor. Der Sprengel der heutigen katholischen Pfarrei umfaßt Kaltbrunn bis auf die Ortsteile Rinkenbach, Reilinsberg und Vortal, die zur katholischen Pfarrei Schenkenzell gehören, sowie Hinter Heubach, das zur Pfarrei St. Roman (Kinzigtal, Stadt und Verwaltungsraum Wolfach, Ortenaukreis) gehört. Als Pfarrkirche dient die ehemalige Klosterkirche Wittichen. Die Evangelischen nach Schiltach.
Patrozinium: St. Georg
Ersterwähnung: 1275

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