Waldmössingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0994 [994 (Корialüberlieferung 15. Jahrhundert)]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Um 73/74 entstand wohl im Umfeld eines Auxiliarkastells eine erste Straßensiedlung, die bis ins dritte Jahrhundert Bestand hatte. Die Siedlung Waldmössingen stammt wahrscheinlich aus merowingischer Zeit; aus dieser Zeit sind einige Reihengräber auf dem Kirchberg bekannt, vage Hinweise auf diesen Zeitraum gibt es von der Burghalde. Um 800 verlagerte sich der Siedlungsschwerpunkt in den Bereich der heutigen Ortschaft. Ende des 14. Jahrhunderts ist unter der Bezeichnung »Steinhaus« ein burgartiges Gebäude in Waldmössingen nachweisbar. In der Rottweiler Pürschgerichtskarte (1564) ist in Waldmössingen nur ein befestigter Kirchhof und keine Burg verzeichnet. Vor dem 30jährigen Krieg bestand der Ort aus 48 Häusern. 1636 wurde Waldmössingen fast vollständig niedergebrannt. 1680 konnten wieder 39 Häuser gezählt werden, am Ende des Jahrhunderts waren es bereits 57. 1732 gab es einen weiteren verzeichneten Großbrand in Waldmössingen. Vierzig Jahre später wurden 91 Häuser gezählt. 1808 führt das Kataster 102 Wohnhäuser, drei öffentliche Gebäude (Schulhaus, Pfarrhaus, Gemeindeschmiede) und eine Schmiede auf; hinzu kam die Kirche. Zumeist handelte es sich um zweistöckige Bauernhäuser, aber es gab auch einige Taglöhnerhäuschen. Die meisten Häuser waren mit Stroh oder Schindeln gedeckt. In den Jahren zwischen 1782–1787 baute Österreich das Straßensystem im Schwarzwald aus. Die Breisgauer Chaussee begann in Rottenburg, lief über Waldmössingen und endete in Freiburg. Waldmössingen ist im Kern ein Haufendorf mit straßendorfartiger Erweiterung nach Süden. Neubauten im Westen und Osten.
Historische Namensformen:
  • Mesinga 0994 [994 (Корialüberlieferung 15. Jahrhundert)]
  • Waltmessingen 1262
  • Messingen
Geschichte: Waldmössingen wird erstmals 994 in einer Urkunde König Ottos III. erwähnt. Die Gegend um Waldmössingen wird bereits in dem »praedium Epfindorf« von 817 als Eigengut des Königs Ludwig des Frommen genannt. Über einen Ortsadel ist wenig bekannt, um 1100 ist ein Bernhard von Messingen zu belegen. Von 1262 bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts kann in Waldmössingen eine Adelsfamilie mit Namen Waldmann nachgewiesen werden. Die letzten Nachkommen der Familie der »Waltmann von Messingen«, Heinrich und seine Tochter Mechthild, sind 1323 Bürger der Stadt Oberndorf. Seit dem Jahr 1342 mussten die Herzöge von Teck ihrer hohen Schulden wegen etliche Besitzungen in und um Waldmössingen verkaufen oder verpfänden. Die meisten Besitzungen gelangten an den Ritter Albrecht von Neuneck, an die Herren von Falkenstein, an Bentz den Maier von Waseneck, an einige wohlhabende Bürger von Rottweil sowie in die Hände der Klöster der Umgebung. So kam das Kloster Alpirsbach 1360 in den Besitz des Maierhofes und des Kirchensatzes von Waldmössingen. Gemeinsam mit der Frühmesse in Dornhan wurde dem Augustinerinnenkloster Oberndorf 1448 der Besitz eines Hofs (27 Jauchert Acker, 4 Mannsmahd Wiesen) bestätigt. Von diesen Grundherren bewohnten nur die Maier von Waseneck nachweislich das Steinerne Haus in Waldmössingen. 1390 verkauften sie ihren Besitz in Waldmössingen an die Brüder Herrmann und Hans Hagg. Beide wurden nach dem Kauf von dem österreichischen Landvogt mit dem Kaufgegenstand belehnt und nannten sich daraufhin »Hack von Messingen«. 1414 starben die Hagg aus. Die Belehnung erfolgte, weil Waldmössingen seit 1381 mit der Herrschaft Hohenberg an Österreich verkauft worden war. Als aber Graf Rudolf von Hohenberg wieder in seiner Grafschaft als Lehensmann von Österreich eingesetzt wurde, musste er sich verpflichten, das verpfändete Waldmössingen wieder auszulösen (1384). 1392 verpfändete Herzog Leopold von Österreich Waldmössingen gemeinsam mit den drei übrigen Oberndorfer Orten (Altoberndorf, Beffendorf, Bochingen) an die Grafen von Sulz. Durch das Vorgehen wurde auch Waldmössingen von seinem einstigen Verwaltungszentrum in Oberndorf abgetrennt. Daraufhin bildete sich in Waldmössingen 1416 ein eigenes Dorfgericht, 1449 werden Schultheiß und Richter genannt. 1445 verkauften die Grafen von Sulz Waldmössingen und die drei übrigen Orte an das Kloster Alpirsbach. Da Österreich diesem Verkauf nicht zustimmte, kamen die vier Dörfer 1455 wieder an Österreich zurück. Unmittelbar darauf verpfändete Herzog Albrecht IV. von Österreich die vier Dörfer an das Kloster Hirsau. 1460 erlaubte Herzog Sigmund von Österreich den Herren von Zimmern die Auslösung der wieder verpfändeten Stadt Oberndorf von den Grafen von Württemberg und der vier Dörfer von Oberndorf von dem Kloster Hirsau. Daraufhin waren 1463 die vier Dörfer wieder mit ihrem einstigen Verwaltungssitz Oberndorf vereint. 1488 fiel Werner von Zimmern in Reichsacht und Waldmössingen kam zunächst in den Besitz der Grafen von Württemberg, bereits 1493 an die Grafen von Werdenberg. 1496 eroberten die Herren von Zimmern die Stadt Oberndorf und damit auch Waldmössingen zurück. Während des Bauernkrieges 1525 waren zwei Einwohner Waldmössingens an der Eroberung der Stadt und Burg von Sulz beteiligt. 1594 starben die Herren von Zimmern aus und ihre Besitzungen fielen an Österreich zurück. 1609 übergab Erzherzog Maximilian von Österreich die Herrschaft Hohenberg, Schramberg und Oberndorf, Stadt und die vier Dörfer, an seinen Vetter Markgraf Karl von Burgau. Bereits 1618 fielen diese Herrschaften wieder an Österreich zurück. Nach 1620 musste Waldmössingen regelmäßige Landessteuern an die Landschaft abführen. 1657 verpfändete Erzherzog Ferdinand Karl von Österreich die Herrschaft Oberndorf an den Freiherrn Karl Sigmund von Hohenberg, 1764 fiel die Herrschaft wieder an Österreich zurück. Während der Herrschaft der Hohenberger wurde Waldmössingen in den Franzosenkriegen (1678–1698), im spanischen Erbfolgekrieg (1701 bis 1714), im polnischen Erbfolgekrieg (1733–1735) und im österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) wiederholt von den verschiedenen Heeren stark belastet. Gemeinsam mit der Herrschaft Oberndorf war Waldmössingen zwischen 1765 und 1782 an die Freiherren von Pflummern verpfändet. Nach der Auslösung verwaltete Österreich die Herrschaft selbst. Ab 1806 gehörte Waldmössingen zum Königreich Württemberg. Waldmössingen kam 1805 mit Oberndorf an Württemberg, Obervogteiamt Oberndorf. 1807 im Unteramt Oberndorf dem Oberamt Rottweil eingegliedert, 1810 zum neugeschaffenen Oberamt Oberndorf. 1938 Landkreis Rottweil. Zerstörungen 1636, große Brände 1876 und 1879.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1628 lebten 80 Steuerpflichtige im Ort. Sie besaßen rund 100 Pferde, 200 Stück Hornvieh und 130 Schafe. 1680 wurden 48 Steuerpflichtige gezählt, davon waren 22 Bauern, 17 Söldner, 8 Händler, je zwei Wirte, Wagner und Weber, weiter gab es einen Maurer und einen Bäcker. Der Viehbestand in Waldmössingen umfasste 81 Pferde und 110 Stück Hornvieh. Weiter gab es 15 Pflüge. Auf den Feldern wurden vor allem Futterkräuter, Wicken, Rüben, Raps und später dann auch Kartoffeln, Hanf und Flachs angebaut. Der landwirtschaftliche Anbau erfolgte in den drei Zelgen »Herderngrundt«, »Kilberg«, »Seebach« (1563/4). 1772 lebten 89 Bürger und 399 Seelen im Ort. 1802 zählte der Ort 457 Einwohner (107 Familien). Von diesen waren 22 Bauern, 71 Tagelöhner, 47 Handwerker (davon 17 Weber, jeweils fünf Bäcker und Wirte, vier Schumacher, je drei Zimmerleute, Schmiede, Maurer, Schneider und Wagner sowie ein Küfer. Die landwirtschaftliche Fläche umfasste 708 Jauchert Äcker, 807 Jauchert Wechselfelder, 70 Jauchert Wiesen und Gärten und 30 Jauchert Waldungen sowie 220 Jauchert Allmendfelder und 220 Jauchert Gemeindewaldungen. Der Viehbestand zählte 94 Pferde, 44 Ochsen, 278 Kühe, 80 Schweine und drei Geißen. 1802 gab es 50 Lehengüter, von denen hatte die Hälfte weniger als 10 Jauchert Land. Das größte Gut bewirtschaftete allerdings 95 Jauchert. Von 1737 bis 1765 wurde im Tagebau Eisenerz abgebaut und zeitweise in einem eigenen Schmelzwerk verarbeitet. Anschließend wurde das Eisenerz bis 1770 ausschließlich im Schramberger Schmelz- und Hammerwerk verhüttet. Während des Abbaus gab es viele Beschwerden der Einwohner gegen den Erzabbau, da er, im Tagebau betrieben, die Felder verwüstete.

Ersterwähnung: 1262
Kirche und Schule: 1262 wird die Pfarrei in Waldmössingen genannt, ihr Kirchenpatron, der heilige Valentin, wurde erstmals 1563/64 schriftlich erwähnt. 1342 verkaufen die Herzöge von Teck den Kirchensatz von Waldmössingen an den Konrad von Falkenstein. Da Konrad jedoch einen Vertragsbruch beging, wurde der Verkauf wieder annulliert. 1360 schenkten die Herzöge von Teck das Patronat dem Kloster Alpirsbach, dem die Kirche 1397 inkorporiert wurde. Am Ort soll sich eine Klause befunden haben. In der Reformation fiel der Kirchensatz an Württemberg, das ihn 1581 mit den Grafen von Zimmern tauschte. Über Österreich gelangte er 1805 an Württemberg. Bis 1809 gehörte auch Winzeln zur Pfarrei Waldmössingen. 1729 wurde die ursprünglich romanische Kirche umgebaut. 1771 erhielt Waldmössingen ein neues Pfarrhaus. 1784/85 wurde das erste Schulhaus in Waldmössingen errichtet. 1795 besuchten 63 Kinder diese Schule. Neugotischer Kirchenbau von 1884 anstelle des ursprünglich romanischen, 1729 umgebauten Gebäudes. Heute katholische Pfarrei mit Pfarrkirche St. Valentin von 1973. Die Evangelischen nach Fluorn (Gemeinde Fluorn-Winzeln, Verwaltungsraum Oberndorf am Neckar).
Patrozinium: St. Valentin
Ersterwähnung: 1563 [1563/64]

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