Die Stadt Sulz nimmt weite Teile des nördlichen Landkreises ein und ist vom Kreishauptort rund 22 Kilometer entfernt. Mit ihr ist Sulz über die Bundesstraße B 14 und die Eisenbahn verbunden. Die Stadtgebietsgrenze deckt sich im Norden mit der Kreisgrenze zum Landkreis Freudenstadt (Stadt Horb und die Gemeinde Empfingen), im Osten mit jener des Zollernalbkreises (Städte Haigerloch und Rosenfeld). Ansonsten grenzt die Stadt im Südosten und Süden an die Gemeinde Vöhringen und die Stadt Oberndorf, schließlich im Westen an die Stadt Dornhan. Das Stadtgebiet gehört zu großen Teilen zur naturräumlichen Einheit des Oberen (Neckar-)Gäus, der Rest zum Naturraum Kleiner Heuberg des Albvorlandes. Die Reliefunterschiede sind groß. Der höchste Punkt wird mit 675,7 Meter über Normalnull auf der Höhe des Wasserbehälters in Dürrenmettstetten erreicht, der tiefste Punkt liegt bei 402 Meter über Normalnull im Neckartal an der Kreis- und Stadtgrenze nördlich von Fischingen. Die Bedeutung des Reliefs erweist sich im Fall Sulz bei der Siedlungslage und besonders bei der über- und innerörtlichen Verkehrserschließung. Besonders zu den Stadtteilen im Glatttal (Hopfau, Glatt) und auf der Glatt-Randplatte (Dürrenmettstetten) erschwert das Auf und Ab rasche und kurze Verbindungen. Auch beim Bahnbau musste im Neckartal erst der Flusslauf begradigt und die Talaue entwässert werden. Der moderne Straßenbau, wie er in der Autobahn Stuttgart-Bodensee sichtbar wird, meidet indes die Enge der Täler und folgt den Reliefverebnungen auf der Hochfläche, nimmt dafür auch aufwändige Viadukte in Kauf, um die tief eingeschnittenen Täler zu queren. Die circa 800 Meter lange Mühlbach-Talbrücke bei Renfrizhausen ist ein eindrucksvolles Beispiel hierfür. Um aus dem engen Neckartal zur Autobahn zu gelangen, folgt aber der moderne Verkehr noch immer den alten vom Relief vorgegebenen Routen, d.h. den von der Hochfläche ins Neckartal hinunterführenden Kerbtälern wie z.B. dem Hammerlenstal (auch Schinderklinge/Leintel genannt), in dem die Bergfelder Steige (L 409) beziehungsweise noch früher die Römerstraße erbaut wurde. Die Altstraße, die sich auf der nördlichen Tal- und Hangseite Richtung Freudenstadt fortsetzt, strebt hier wohl einer älteren Neckarfurt zu, die dann im Zug der Stadtwerdung durch eine steinerne Brücke ersetzt wurde. Herausragendes Merkmal des Stadtgebietes ist die Zertalung der Gäufläche durch den Neckar und seiner Zubringer. Die Flüsse haben sich in die Muschelkalk-Keuper-Hochfläche tief eingeschnitten und haben die Kleinkammerung des Stadtgebietes bewirkt. Nördlich der Glatt besetzt Dürrenmettstetten mit dem Oberhof noch einen Teil der östlichen Glatt-Randplatte, die beim Heiligensteig an der Kante des Neckartales endet. Südlich der Glatt erstreckt sich ein schmaler Höhenrücken, die Schillerhöhe, welche in west-östlicher Richtung von circa 630 auf 520 Meter abfällt. Das Glatt- und das Neckartal selbst sind ziemlich schmal und stellenweise canyonartig ausgebildet. Sie bieten den Siedlungen nur an den Einmündungen kleiner Seitentäler Platz. Auf dem Stadtgebiet ändert das Haupttal des Neckars seine markante Südwest-Nordost-Richtung und wechselt bei Fischingen gleichsam im rechten Winkel in eine nördliche über. Südlich anschließend erstreckt sich die so genannte Mühlbach-Ebene, die im Unteren Keuper ausgebildet ist. Hier liegen die Stadtteile Bergfelden, Renfrizhausen und Mühlheim. Nach Osten zu begrenzt die bewaldete Stufe des Kleinen Heuberg im Mittleren Keuper (circa 180 Meter Höhendifferenz) die weite offene Landschaft des Oberen Gäus. Auf ihrer Höhe verläuft eine regionale Wasserscheide. Dem Schichtfallen folgend entwässern die hier entspringenden Bäche zur Stunzach und damit über die Eyach zum Neckar. Der geologische Untergrund ist dank der Sole-Bohrungen Bergfelden von 1839–1843 und der 1888/90 nieder gebrachten Steinkohle-Bohrung Sulz gut erforscht. Auch wenn damals der Versuch Steinkohle zu finden fehlgeschlagen war, so hat er doch genauere Vorstellungen vom Aufbau des Deckgebirges ermöglicht. Die Steinkohle-Bohrung, die auf dem Unteren Wöhrd auf der Talsohle des Neckars angesetzt wurde, ergab, dass unter den Neckar-Alluvionen (circa 5 Meter) die Schichten des Mittleren und Unteren Muschelkalks beginnen und 18 beziehungsweise 54 Meter stark sind, die Schichten des Buntsandsteins umfassen dann insgesamt 159 Meter. Bei 241 Meter Tiefe wurden die Schichten des Rotliegenden erbohrt, die sich nach unten in einer 591 Meter mächtigen Folge von farbigen Sand-, Kalk-, Schiefer- und Tonsteinen fortsetzen, wo schließlich bei 901 Meter Bohrtiefe das kristalline Grundgebirge angetroffen wurde. Aufschlussreich ist zudem, dass der Wellenkalk oder das Anhydritgebirge, in dem das Steinsalz und die Hallerde (Gips) eingeschlossen waren, mit 30 Meter Mächtigkeit schon ziemlich ausgelaugt war. In Rottweil und Horb misst er noch durchschnittlich 77 Meter. Somit ist die geringe Mächtigkeit des Wellenkalks wohl dafür verantwortlich, dass nachsickerndes Grundwasser die Sole stetig verwässerte und alle Anstrengungen, höhere Lötigkeiten zu erzielen, vergeblich sein mussten. Die wasserlöslichen Kalk- und Gipsgesteine des Untergrundes machen sich in der Reliefgestaltung kaum bemerkbar. Gleichwohl existieren Erdfälle und Schachthöhlen, so auf der Gemarkung Dürrenmettstetten, auf dem Höhenzug der Schillerhöhe, in Sigmarswangen und Glatt. Im Bereich der Mühlbach-Ebene sind sie durch den auflagernden Lößlehm verdeckt. Als Karstwanne kann die Geländeeintiefung See bei der Ziegelhütte in Dürrenmettstetten angesehen werden. Die Gewässerdichte ist trotz der beiden prägenden Täler von Glatt und Neckar und ihrer kleineren Zubringer Dobel- und Mühlbach gering. Schuld daran sind die verkarsteten Gesteine des Muschelkalks, in denen die Niederschläge rasch versickern. Gefälle und Abflussmenge gestalten sich aber bei beiden Wasserläufen so günstig, dass sie in der Vergangenheit nicht nur zahlreiche Mühlen antrieben, sondern auch für die Langholzflößerei nach einigen Veränderungen des Flussbetts und dem Bau von Schwellteichen nutzbar waren. Entnommen wurde ihnen auch Wasser für die Wiesenbewässerung. Die vielen Karstwasseraustritte im Dobel-, Glatt- und Neckartal gehören dem seichten Karst an. Die Wassergüte ist stark vom durchströmten Gestein abhängig. Die kochsalzhaltigen Wässer von Fischingen und Sulz ermöglichten den mittelalterlichen Salinenbetrieb, die kalkhaltigen Quellen sicherten andrerseits die Wasserversorgung der Bevölkerung oder waren Garant für den Betrieb von Mühlen (siehe Niederdobel). Unter Reaktion mit dem Kohlenmonoxid und -dioxid der Luft bildeten sich unmittelbar an den Karstwasseraustritten die unterschiedlich großen Süßwasserkalktuffpolster. In Glatt tritt ein erdiger Säuerling aus, dessen Wasser früher zu Badezwecken verwendet wurde. Die Böden im Stadtgebiet variieren je nach Ausgangsgestein. Vergleichsweise ertragreiche Böden finden sich, wenn sie nicht abgeschwemmt sind, auf dem Oberen Muschelkalk. Weniger ertragreich sind hingegen die Böden in den Keupergebieten. Die mineralreicheren Lettenkohlen- und Mergelböden des Unteren Keupers vermögen aber auf Grund ihrer tonigen Konsistenz die Feuchtigkeiten zu speichern, um diese dann in Trockenperioden an die Pflanzen abzugeben. Die Fruchtbarkeit der Mühlbachebene resultiert aus den im Periglazial abgelagerten Lösslehmen. In Bergfelden bildete der Lösslehm auch den Rohstoff für die Ziegelei. Die Bedeutung von Relief und Klima lässt sich nicht nur bei der Siedlungslage (z.B. hochwasserfreie Lage und Sonnenexposition) verdeutlichen, sondern auch bei winterlichen Hochdruck- und Inversionswetterlagen. Denn dann treten zwischen den tiefen Tälern und der Hochfläche vielfach deutliche Temperaturunterschiede von ein bis zwei Grad Celsius auf. Ebenso ist die Zahl der Nebeltage in den Tälern deutlich höher als auf der Hochfläche, was mit dem geringeren Luftaustausch während solcher Wetterlagen zusammenhängt. Die den Westwinden stärker ausgesetzte Hochfläche hat auch höhere Windgeschwindigkeiten aufzuweisen. Diesem Umstand verdanken in Dürrenmettstetten zwei Windkraftanlagen ihre Entstehung. Der Wald nimmt bevorzugt die stärker reliefierten Terrainabschnitte, insbesondere die Talhänge von Neckar und Glatt ein. Er stockt auf dem Stadtgebiet teilweise auf kargen, stein- und geröllreichen Muschelkalkböden, die in Siedlungsnähe auch als Bannwald dienen. Dass der Wald früher auch weite Teile der Gäufläche bedeckte, belegen Siedlungs- und Flurnamen, die den Rodungsvorgang mittelbar belegen (siehe Holzhausen, dort auch Flurname Brände). Sulz besitzt zwei Naturschutzgebiete (NSG). Das 11,6 Hektar große NSG Albeck ist eines der ältesten im Landkreis (seit 1971), das 39,5 Hektar messende NSG Hungerbühl-Weiherwiesen auf Gemarkung Mühlheim a.B. hingegen eines der jüngeren (1996). Schutzwürdig ist im ersten Fall die Schafweide mit artenreichem Enzian-Halbtrockenrasen auf Muschelkalkboden (Albeck), im anderen Fall sind es die Schilfbestände in der Talaue und die Wacholderheiden am Hang des Weiherbächle-Tales. Zu den Naturdenkmälern zählen auch die Karstwasseraustritte und Kalktuffpolster mit ihren seltenen Feuchtbiotopen bei Glatt. Nicht nur das Steinsalz und der Gips hatten für Sulz Jahrhunderte lang wirtschaftliche Bedeutung, sondern auch die Sandsteine des Mittleren Keupers. Gesucht war insbesondere der Schilfsandstein von Renfrizhausen, der als Werk- und Baustein für viele Bauwerke diente (unter anderem Kloster Kirchberg, Neckarbrücke beim Unteren Tor, Postamt in Sulz). Heute liegen die Sandsteinbrüche brach, hingegen wird in Dürrenmettstetten und Fischingen der Trochitenkalk in größeren Brüchen abgebaut und zumeist zu Schotter verarbeitet. Im Glatttal bei Glatt und Hopfau wurden zudem die anstehenden Süßwasserkalktuffe gebrochen und in vielen Gebäuden vor Ort und anderswo vermauert.
Die territorialen Umwälzungen zur Zeit der napoleonischen Kriege brachten nur für wenige der heute zur Stadt Sulz gehörenden Gemeinden herrschaftliche Veränderungen. Betroffen vom Herrschaftswandel waren zunächst die Besitzungen des schweizerischen Klosters Muri. Der untere Teil von Dürrenmettstetten fiel an Württemberg, die Herrschaft Glatt an Hohenzollern-Sigmaringen. Zweieinhalb Jahre später – mit dem Frieden von Preßburg (1805) – wurde Württemberg Königreich und erhielt mit den vorderösterreichischen und ritterschaftlichen Territorien abermals einen bedeutenden Gebietszuwachs. Hier fielen die zur österreichischen Grafschaft Hohenberg gehörenden Klöster Bernstein und Kirchberg an Württemberg; der Gemeinde Renfrizhausen zugeschlagen, wurden sie 1807 aufgelöst und in königliche Staatsdomänen umgewandelt. Den 23 Dominikanerinnen des Klosters Kirchberg wurden zwar Pensionen und das Bleiberecht zugestanden, die Güter aber entschädigungslos eingezogen. Auch die kleine ritterschaftliche Besitzung Neunthausen, die zum Ritterkanton Neckar-Schwarzwald gehört hatte, gelangte 1805 an Württemberg. Somit war zu Beginn des Jahres 1806 das ganze heutige Stadtgebiet von Sulz – mit Ausnahme der hohenzollerischen Gemeinden Fischingen und Glatt – württembergisch geworden. Das neue Oberamt Sulz, das ab 1818 zum Schwarzwaldkreis gehörte, umfasste neben den heutigen Teilorten noch 21 weitere Gemeinden. Diese Oberamtseinteilung hatte bis 1938 Bestand, obwohl es in der Weimarer Republik eine Zeitlang so aussah, als würden Sulz und sechs weitere Oberämter den Sparmaßnahmen im Beamtenapparat zum Opfer fallen. Mit der territorialen Eingliederung der alten und neuen Landesteile in den neuen Gesamtstaat waren eine Reihe von Modernisierungsmaßnahmen verbunden, die in erster Linie auf eine Vereinheitlichung von Verwaltung und Justiz abzielten und sich auch auf der kommunalen Ebene auswirkten. Hier ist vor allem die Abschaffung der grundherrlichen (patrimonialen) Gerichtsbarkeit von 1809 zu erwähnen, welche den Auftakt der württembergischen Bauernbefreiung, d. h. der Ablösung der alten Lasten, bildete, die mit der Revolution von 1848/49 ihren Abschluss fand. Im Jahr 1859 konnte der mit der Anlegung des Güterbuchs von Dürrenmettstetten betraute Notariatskandidat Oelschläger vermelden, dass alle »auf Gütern hiesiger Markung gehafteten Gefälle« und Zehnten infolge der Ablösungsgesetze von 1848 und 1849 abgelöst seien und dass die jährlichen Renten von der Gemeinde eingezogen »und an das Königl. Kameralamt Sulz resp. an die übrigen Berechtigten« abgeführt würden. Ein eigentliches politisches Bewusstsein entstand im deutschen Südwesten erst ungefähr 1830 im Zusammenhang mit den Landtagswahlen und mündete in Städten mit fortschrittlich gesinntem Bürgertum in die Gründung von Vereinen mit geselliger und gesellschaftspolitischer Ausrichtung. In Sulz, das noch während des ganzen Jahrhunderts agrarisch und kleingewerblich geprägt war, setzte diese Phase erst in den späteren 1850er Jahren ein – nach der 48er Revolution und der folgenden Reaktionsperiode – als der Gewerbeverein, der Liederkranz (beide 1857) und der Turnverein mit eigener Sängerriege (1860) gegründet wurden; eine Lesegesellschaft, das Museum, gab es seit Anfang der 60er Jahre, ein landwirtschaftlicher Bezirksverein existierte seit 1844. Eine eigene Zeitung, die Sulzer Chronik, erhielt Sulz erst 1871, nachdem der 1835 hier gegründete Schwarzwälder Bote schon im darauf folgenden Jahr nach Oberndorf verlegt worden war. Dennoch muss man schon für die Jahre vor 1848 von einem gewissen Grad an politisch-sozialer Bewusstseinsbildung ausgehen, die nicht zuletzt durch die allgemeine Ernährungskrise forciert wurde, die sich 1847 in zahlreichen Hungerkrawallen entlud und auch in Sulz und Umgebung zu Ausschreitungen und zur Bildung einer bewaffneten Bürgerwehr unter der Leitung des königlichen Oberförsters Graf Kuno von Uexküll-Gyllenband führte. Als dann im März 1848 die Nachrichten vom Sturz der französischen Julimonarchie auch in den deutschen Bundesstaaten zu revolutionären Erhebungen geführt hatten, war es in Sulz und den umliegenden Ortschaften zunächst ruhig geblieben. In dieser ersten Phase der Revolution kam es am oberen Neckar weder in den württembergischen Landgemeinden noch im hohenzollerischen »Oberamts-Dorf« Glatt zu einer eigenständigen Agrarbewegung. Auch der republikanische Aprilaufstand im nahen Baden hatte hier keine Unruhen ausgelöst und die Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung in Frankfurt a. M. jedenfalls nicht beeinträchtigt. Hier standen sich im Wahlkreis Oberndorf am Neckar, zu dem auch Sulz gehörte, als Kandidaten der Professor am Stuttgarter Realgymnasium Christian Frisch und der Sulzer Stadtschultheiß Friedrich Wilhelm Pfäfflin gegenüber. Dieser erhielt zwar in Dornhan, Schramberg, Alpirsbach und natürlich in Sulz die meisten Stimmen, unterlag am Ende aber doch gegen Frisch, der in den einwohnerstärkeren Kommunen Oberndorf, Freudenstadt und Reichenbach vorne lag und somit im Mai 1848 in die Frankfurter Paulskirche einzog, wo er sich – wie die Mehrzahl der Abgeordneten aus Südwestdeutschland – einer der linken Fraktionen (hier dem Deutschen Hof) anschloss. Pfäfflin, der zum Abgeordneten für das Oberamt Horb in den Stuttgarter Landtag gewählt wurde, hätte als überzeugter Demokrat in Frankfurt wohl noch weiter links Platz genommen. Bis zum Frühjahr 1849 fiel Sulz politisch kaum auf; selbst beim »ersten Höhepunkt der Revolution in der oberen Neckarregion«, dem legendären »Zwetschgenfeldzug« Gottlieb Raus und seiner Anhänger im September 1848, hielten sich die Sulzer zurück. Trotz der republikanischen Sympathien innerhalb der Stadt wollten sich nur wenige Wehrmänner aus Sulz Raus Marsch nach Cannstatt anschließen. In der Endphase der Revolution traten die Sulzer Demokraten dann aber doch noch hervor. Als nach der Ablehnung der Kaiserkrone durch den preußischen König (3.4.1849) das ganze Verfassungswerk der Paulskirche gefährdet war, versuchten die demokratischen Volksvereine in den Einzelstaaten die Reichsverfassung doch noch zu retten, indem sie ihre Regierungen zu deren Annahme aufforderten. Diese Bewegung wurde in Württemberg hauptsächlich von der Provinz getragen, deren Bewohner sich vor allem von den Frankfurter Grundrechten spürbare Verbesserungen ihrer Lage erhofften. Mit einer Unterschriftenaktion und mehreren Volksversammlungen – eine mit 6000 Teilnehmern besonders stark besuchte Versammlung fand am 9. April in Sulz statt – sollte der Forderung nach Anerkennung der Verfassung Nachdruck verliehen werden. Als einige Wochen später die Paulskirchenverfassung zwar von Württemberg anerkannt, aber von Preußen und den anderen Königreichen abgelehnt worden und in der Pfalz und Baden der offene Kampf um sie entbrannt war, lud der Landesausschuss der Volksvereine zur dann größten Kundgebung des Landes auf Pfingstmontag (28. Mai) 1849 nach Reutlingen ein. Dorthin kam – angeführt von Stadtschultheiß Pfäfflin (der Vorsitzende Uexküll-Gyllenband war bereits zur Delegiertenversammlung am Vortag gereist) – nach einem rund 15 stündigen Marsch mit »400 Männern mit Musik aus Sulz und Umgegend« auch der Sulzer Volksverein. Umso enttäuschter dürften die Sulzer darüber gewesen sein, dass sich dort am Ende die Gemäßigten gegen die Radikalen durchsetzten. Eine Delegation, der auch der republikanisch gesinnte Apotheker aus Sulz, Johann Baptist Bauernfeind, Vater des berühmten Orientmalers Gustav Bauernfeind, angehörte, wurde mit den Beschlüssen der Versammlung nach Stuttgart entsandt, die restlichen Teilnehmer zogen friedlich nach Hause. Nach der Auflösung des so genannten Rumpfparlaments in Stuttgart verabredeten mehrere Schwarzwaldgemeinden, unter anderem auch Sulz und Oberndorf, einen Auszug der Bürgerwehrmannschaften nach Stuttgart, zu dem es dann aber doch nicht kam. Bis zum Ende der Revolution beteiligten sich die Sulzer an keinen weiteren Aktionen mehr. Dennoch hatten die Ereignisse im Frühjahr 1849 für drei Sulzer Demokraten ein bitteres Nachspiel: Uexküll-Gyllenband, Bauernfeind und Friedrich Ludwig Mühlhäuser, Schreiber auf dem Sulzer Rathaus und einer der Hauptakteure der »Reichsverfassungskampagne« in unserer Gegend, wurden des Hochverrats angeklagt und teilweise monatelang auf dem Hohenasperg interniert. Sie hatten große persönliche Entbehrungen und finanzielle Verluste zu erdulden – Uexküll-Gyllenband wurde gar seiner Stellung als Oberförster enthoben –, bevor alle im Februar 1852 freigesprochen wurden. Die republikanisch-demokratische Grundhaltung der Sulzer Bevölkerung blieb nach dem Scheitern der Revolution erhalten. Sulz gehörte auch in den folgenden Jahren »zu den landesweit sichersten Hochburgen der Demokraten«. Die Revolution von 1848/49 hatte auch untere Schichten für politische Fragen sensibilisiert. Dennoch wirkten traditionelle Verhaltensnormen gerade im Hinblick auf die politischen Orientierungen und das Abstimmungsverhalten bei Wahlen noch lange nach. Erst seit den 1890er Jahren bildete sich in Württemberg ein stabiles Wählerverhalten. Im Oberamt Sulz waren die beiden liberalen Parteien – die Nationalliberalen (Deutsche Partei) und die Demokraten (Volkspartei) – bei Landtags- und Reichstagswahlen bis zur Jahrhundertwende dominierend; die Sozialdemokraten kamen nur allmählich auf, legten dann aber nach 1900 schnell zu und wurden bei den Reichstagswahlen 1912 zur stärksten Partei. Konservative beziehungsweise Bauernbund lagen bei 20–30 Prozent, das Zentrum spielte in dem überwiegend protestantischen Oberamt Sulz – im Gegensatz zum katholischen Hohenzollern, das seit 1876 »nur noch Zentrumskandidaten nach Berlin« schickte – so gut wie keine Rolle (unter 5 Prozent). Diese auf die Oberamtsebene bezogenen Ergebnisse lassen sich jedoch nur sehr bedingt auf die Gemeindeebene übertragen, am ehesten ist dies noch für die Oberamtsstadt Sulz selbst zulässig. Blickt man auf die umliegenden Landgemeinden, so ergibt sich ein äußerst uneinheitliches Bild. Dies kann am Beispiel der Landtagswahl von 1906 und der Reichstagswahl von 1912 gezeigt werden. Bei der Landtagswahl von 1906 erzielten die Nationalliberalen in der Stadt Sulz 53 Prozent der Stimmen, die Sozialdemokraten 30 Prozent und die Volkspartei 14 Prozent, das Zentrum und die Konservativen blieben weit abgeschlagen bei 2 Prozent beziehungsweise 1 Prozent. Dieses Ergebnis weicht nicht nur stark vom Landesdurchschnitt (15 Prozent – 22 Prozent – 22 Prozent – 26 Prozent – 15 Prozent) ab, sondern unterscheidet sich zum Teil auch erheblich von dem seiner heutigen Teilorte. Dies wird vor allem bei den Stimmenanteilen der Konservativen deutlich, die in Sulz mit 1 Prozent eine zu vernachlässigende Größe darstellten, in den mehr agrarisch geprägten Umlandgemeinden jedoch teilweise sehr hohe Gewinne verbuchten (Dürrenmettstetten 81 Prozent, Holzhausen 53 Prozent, Hopfau 47 Prozent, Mühlheim 45 Prozent). Entsprechend gering war hier der Anteil der SPD und der liberalen Parteien, wobei in Hopfau mit je 21 Prozent für SPD und Volkspartei das linke Spektrum beinahe ebenso stark war wie das agrarisch-konservative. In Bergfelden, Renfrizhausen und Sigmarswangen waren – wie in Sulz – die Nationalliberalen die stärkste Kraft (56 Prozent – 66 Prozent – 52 Prozent), gefolgt von den Demokraten (Bergfelden 27 Prozent) beziehungsweise den Sozialdemokraten (Renfrizhausen 19 Prozent, Sigmarswangen 23 Prozent). Ein ähnlich disparates Bild ergibt sich bei der Betrachtung der Reichstagswahlen von 1912. Auch hier schnitten in der Stadt Sulz die Liberalen (54 Prozent; die Stimmen beziehen sich auf beide liberalen Parteien, die ein Wahlabkommen getroffen hatten) und die Sozialdemokraten (39 Prozent) am besten ab, die Konservativen blieben mit 7 Prozent weit zurück. Diese waren wiederum in den Landgemeinden stark und zwar in allen Landgemeinden, d. h., dass selbst dort, wo die Konservativen 1906 nur wenige Stimmen erzielt hatten (in Bergfelden und Renfrizhausen je 5 Prozent) diesmal der Anteil erheblich höher lag (47–33 Prozent). Die Stimmenanteile der Sozialdemokraten schwankten zwischen 8 Prozent in Dürrenmettstetten (dort waren die Konservativen mit 74 Prozent abermals nicht zu schlagen) und 37 Prozent in Sigmarswangen. Diese Zahlen könnten vermuten lassen, dass sich in den kleinen Landgemeinden auch gegen Ende des Kaiserreichs noch kein stabiles Wahlverhalten entwickelt hatte, wobei die agrarisch-konservative Orientierung im Großen und Ganzen dominierend war. Dagegen scheint in Sulz das liberal-demokratische Erbe von 1848 immer noch lebendig gewesen zu sein. Mit der Revolution von 1918/19 und dem Ende der Monarchie erhielten auch in Württemberg die politischen Wahlen eine stark erweiterte Wählerbasis und durch die Einführung des Proportionalwahlrechts eine veränderte Rechtsgrundlage. Während selbst das demokratische Wahlrecht des Kaiserreichs nicht mehr als 20 Prozent der Bevölkerung erfasst hatte, schnellte der Anteil der Wahlberechtigten auf Grund der Einführung des Frauenwahlrechts und der Herabsetzung des Wahlalters von 25 auf 20 Jahre auf rund 60 Prozent hoch. Dennoch lässt sich die relative Kontinuität, die auf Reichs- und Landesebene von 1912 bis 1919 zu beobachten ist, auch im Wahlergebnis des Oberamts Sulz festmachen. Wie bei der letzten Reichstagswahl im Kaiserreich erzielten auch in der Wahl zur deutschen Nationalversammlung die Sozialdemokraten die meisten Stimmen – mit 43,1 Prozent lag das Oberamt sogar deutlich über dem Reichs- und Landesschnitt (37,9 Prozent und 35,4 Prozent) –, gefolgt von den Demokraten (DDP) mit 27,3 Prozent und dem Bauernbund mit 21 Prozent. Diese Stimmenverteilung – vor allem das gute Abschneiden der linken Parteien – blieb jedoch ein Ausnahmefall. Wie auf der nationalen und der Landesebene verlor die SPD rasch an Boden, ihr Stimmenanteil sank schon in der Reichstagswahl 1920 auf 13,3 Prozent und fiel bis 1932 auf 7,7 Prozent – entsprechend verlief die Entwicklung bei den Landtagswahlen. Auch der allgemeine Niedergang des Liberalismus in der Weimarer Republik spiegelt sich in den dramatischen Stimmenverlusten, die DDP und DVP im Oberamt erlitten, wider. Im Verlauf der 20er Jahre kamen beide zusammen im Schnitt nur noch auf 10 Prozent, bevor sie dann in den Wahlen von 1932 und 1933 völlig marginalisiert wurden (zusammen circa 1,5 Prozent). Ein letztes Refugium blieb den einstmals so starken Liberalen allenfalls noch in den kommunalen Vertretungskörperschaften – im Sulzer Gemeinderat gehörten 1922 neun von 14 Vertretern der DDP an. Stärkste politische Kraft bei Landtags- und Reichstagswahlen im Oberamt war ab 1920 der konservative Bauern- und Weingärtnerbund, der auf durchschnittlich 50 Prozent der Stimmen kam. Diese Dominanz wurde 1932 von den Nationalsozialisten gebrochen (in Sulz gab es zu dieser Zeit bereits eine NSDAP-Ortsgruppe), die bei den Landtagswahlen auf Anhieb 41,6 Prozent der Stimmen erzielten und bei den beiden Reichstagswahlen in diesem Jahr mit 45,1 und 35,4 Prozent deutlich besser abschnitten als im nationalen Durchschnitt (37,5 und 33,1 Prozent). Bei der Reichstagswahl vom März 1933 war die Differenz noch gewaltiger. Während reichsweit 43,9 Prozent für die NSDAP votierten, waren es im Oberamt Sulz 60,7 Prozent. Wie sehr das Abstimmungsverhalten von der Konfession abhing, zeigt ein Vergleich des protestantischen Oberamts Sulz mit den katholischen Oberämtern Oberndorf und Rottweil und dem hohenzollerischen Kreis Sigmaringen, zu dem seit 1925 Fischingen und Glatt gehörten. In Oberndorf und Rottweil erreichte die NSDAP mit 34,9 und 31,9 Prozent kaum mehr als das Zentrum (33,6 und 31,7 Prozent); in Sigmaringen konnte das Zentrum die absolute Mehrheit halten (52,7 Prozent), die NSDAP kam auf 35,5 Prozent. Diese Ergebnisse bestätigen den allgemeinen Trend. Selbst für die gewiss nicht mehr freien Wahlen und Volksabstimmungen im nationalsozialistischen Deutschland weisen die veröffentlichten Statistiken für die – seit 1934 in Kreise umbenannten – Oberämter Rottweil und Sulz ein unterschiedliches Wahlverhalten aus. Auf dem Gebiet der kommunalen Verwaltung kam es ab 1933 zu gravierenden Veränderungen. Die Zahl der württembergischen Kreise wurde 1938 auf etwa die Hälfte reduziert. Dabei verlor Sulz seinen Status als Kreisstadt und wurde mit seinen heutigen Teilorten dem Kreis Horb einverleibt. Der neue Verwaltungszuschnitt blieb bis zur Gebietsreform zu Beginn der 1970er Jahre erhalten, als Sulz zum Kreis Rottweil kam und mit der Eingliederung der Umlandgemeinden seine heutige Gestalt erhielt. Zu einem Bürgermeisterwechsel kam es in Sulz nach der »Machtergreifung« am 30. Januar 1933 zunächst so wenig wie in der großen Mehrzahl der württembergischen Gemeinden. Amtsinhaber Richard Beeg wurde erst im November, als er zum Bürgermeister von Schorndorf ernannt wurde, von Emil Scheiger aus Waiblingen abgelöst, der jedoch wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten an seiner früheren Dienststelle schon nach einem Jahr wieder abgesetzt wurde. Sein Nachfolger Emil Wiedmeyer meldete sich 1940 als Kriegsfreiwilliger; bis zum Ende des Krieges leitete dann dessen Stellvertreter, Landwirt Josef Engel, die Amtsgeschäfte. Während die Bürgermeister großenteils in ihrem Amt belassen wurden, wurden die Gemeindeparlamente mit dem am 31. März 1933 erlassenen Gesetz zur Gleichschaltung der Länder aufgelöst und entsprechend der Stimmenzahl vor Ort bei der Reichstagswahl vom 5. März neu gebildet. In Sulz mussten die beiden kommunistischen Gemeinderäte Stockburger und Rauch ihre Mandate niederlegen; es wurde ein gleichgeschalteter zehnköpfiger Gemeinderat eingesetzt, in dem die NSDAP sieben Sitze erhielt, der Christlich-Soziale Volksdienst zwei, und das Zentrum einen Sitz. Die Kompetenzen des Gemeinderats wurden in der Folge immer stärker beschnitten, bis ihm mit der Deutschen Gemeindeordnung von 1935 seine ehemalige Kontrollfunktion ganz genommen und durch eine nur beratende Rolle ersetzt wurde. Die NS-Zeit ist für die einzelnen Gemeinden noch kaum erforscht; auch für Sulz fehlen entsprechende Untersuchungen. Dies gilt besonders für die dunklen Kapitel wie die Demolierung der Haigerlocher Synagoge und mehrerer Gebäude im jüdischen Wohnviertel in der Nacht des 9. November 1938 durch Angehörige der SA und der SA-Reserve Sulz und die Behandlung der Zwangsarbeiter, deren Zahl im Laufe des Krieges auf circa 800 angestiegen war und die vor allem in den Sulzer Rüstungsbetrieben (Buntweberei, Blechwarenfabrik Steeb, Baufirma Kläger), aber auch in der Landwirtschaft und im Gewerbe eingesetzt wurden, um dem kriegsbedingten Arbeitskräftemangel abzuhelfen. Sie waren in eigens errichteten Sammelunterkünften untergebracht, die zum Teil umzäunt und bewacht waren wie das aus vier Holzbaracken bestehende Lager auf der Bitze. Dessen Insassen – Franzosen, Russen und Polen – wurden nach dem Zeugnis von Zeitgenossen misshandelt und waren überhaupt in einem erbärmlichen körperlichen Zustand. Ob in dem Bitzelager auch die rund 100 KZ-Häftlinge untergebracht waren, die im Oktober 1944 von der Rüstungsfirma Trippel aus dem »Sicherungslager« Schirmeck-Vorbruck im Elsass nach Sulz gebracht wurden, und ob Sulz eine Außenstelle des KZ Natzweiler-Struthof war, wie es in manchen Karten verzeichnet ist, scheint immer noch nicht eindeutig geklärt zu sein. Größere Gewissheit besteht hingegen darüber, dass im Zusammenhang mit der Untertageverlegung der deutschen Rüstungsproduktion seit Anfang 1944 im alten Hallerdestollen unter dem Gähnenden Stein von mehreren Rüstungsfirmen (neben den obgenannten Firmen auch die Robert Bosch GmbH) Zwangsarbeiter eingesetzt wurden; auch die Fa. Trippel produzierte dort seit Oktober 44 mit KZ-Häftlingen Bombentorpedos. Über das Schicksal der Häftlinge ist nichts weiter bekannt. Krieg und nationalsozialistische Herrschaft endeten in Sulz am 19. April 1945 mit dem Einmarsch französischer Truppen. Die jetzt beginnende Besatzungszeit wurde von den Sulzern als bedrückend empfunden. Nach den Requirierungen der Anfangsphase bedeutete vor allem der Kahlschlag im Stadtwald, bei dem über 12000 Festmeter Langholz für die Besatzungsmacht abtransportiert wurden, einen schlimmen Verlust für die Stadtfinanzen. Im Gegensatz zu den Amerikanern, die in erster Linie politisch-pädagogische Ziele verfolgten, war den Franzosen die Entnazifizierung der Bevölkerung ein weniger wichtiges Anliegen. Sie betrachteten ihre Zone »als große Reparation, d.h., sie wollten soviel als irgend möglich an Entschädigungen für die deutsche Besetzung Frankreichs herausholen. Da Württemberg-Hohenzollern jedoch über wenig Industrie und keine Rohstoffe verfügte, blieben ihnen vor allem Holzeinschläge und landwirtschaftliche Produkte als Reparationen«. Im Herbst 1946 wurden hier mit den Gemeinderats- und Kreistagswahlen die ersten freien Wahlen seit 1933 durchgeführt. Während die Ergebnisse der Gemeinderatswahlen kaum Rückschlüsse auf die Stärke der Parteien erlauben, da diese immer schon als eher unpolitisch galten und freie Listen bis heute eine große Rolle spielen, ermöglichen die Wahlen zu den Kreisversammlungen bessere Aufschlüsse über die politische Orientierung der Bevölkerung. Noch 1946 stellte das Württembergische Statistische Landesamt in Tübingen einen Vergleich an zwischen den Landtagswahlen von 1928 und den Kreistagswahlen von 1946, zu denen CDU, SPD, DVP und KPD zugelassen waren. Ihr Ergebnis überraschte die Statistiker, weil sich die Stimmen auf die politischen Lager fast analog zu den Ergebnissen von 1928 verteilten. Aber die tatsächliche Kontinuität von der Weimarer Republik bis nach 1945 war hier doch geringer als die von vielen Deutschen nach 1945 ersehnte; sie war schon, was die Parteien anbetrifft, weniger ausgeprägt als 1918/19. Weder war die CDU bloße Nachfolgepartei von Zentrum und Bauernbund, noch die [FDP/]DVP identisch mit der DVP der Weimarer Zeit. Auch war die neue [FDP/]DVP 1946 im Kreis Horb noch nicht mit einem eigenen Wahlvorschlag angetreten; über die tatsächliche Stimmabgabe ihrer potenziellen Wähler sind also nur Mutmaßungen möglich. Richtig ist, dass die Rechte in den Landgemeinden wieder dominierte, das linke Lager aber kräftig zulegte. So konnte die SPD ihre Stimmenanteile verdoppeln, z.B. in Sigmarswangen (von 16,4 Prozent auf 30,5 Prozent) und Mühlheim (von 20,5 Prozent auf 44,4 Prozent), oder gar verdreifachen wie in Bergfelden (von 9,8 auf 32,4 Prozent); die KPD erreichte bis zu 9,5 Prozent (Sigmarswangen). Ganz anders verhielt es sich in Sulz selbst. Hier bewirkte das Fehlen der [FDP/]DVP eine völlig andere Stimmengewichtung als 1928. Waren damals die Liberalen mit 29,8 Prozent vorne gewesen, kamen diese Stimmen nun – anders als in den Landgemeinden – vor allem der CDU zugute, die mit 50,2 Prozent das Ergebnis der Konservativen von 1928 (28,2 Prozent) beinahe verdoppelte; ebenso stark war das linke Spektrum (SPD: 24,4 Prozent; KPD: 25,4 Prozent). Diese ungewöhnliche Stimmenverteilung musste sich mit dem Kandidieren der Liberalen zwangsläufig verändern. Bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 waren sie (d. h. die FDP/DVP) in Sulz wieder stärkste politische Kraft und konnten nun auch in den meisten Landgemeinden zur CDU aufschließen oder diese gar überholen, ein Zeichen dafür, dass sich die überkommene agrarisch-konservative Orientierung auf dem Land aufzulösen begann. Die relative Stärke der Liberalen blieb in der Folge bei Wahlen auf allen Ebenen erhalten, wenn diese auch mit der Zeit nicht mehr an die beiden großen Parteien CDU und SPD heranreichten. Auch bei der letzten Landtagswahl am 25. März 2001 gehörte Sulz zu den Hochburgen der FDP/DVP, deren Stimmenanteil mit 21,5 Prozent mehr als doppelt so hoch war wie im Kreis- (9,5 Prozent) beziehungsweise im Landesdurchschnitt (8,1 Prozent).