Wittershausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1139

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Wittershausen wurde in der frühmittelalterlichen Ausbauphase gegründet; der Name leitet sich vermutlich von einem Personennamen ab (eventuell Withari). Der Ort liegt östlich der Römerstraße, die von Rottweil zur römischen Niederlassung bei Sulz führte und die Gemarkung kreuzt. Das Haufendorf in einer Ebene am Anfang des Mühlbachtals liegt zentral in der Gemarkung mit diversen Quellen und Brunnen. Siedlungskerne waren vermutlich der Alpirsbacher Freihof am Seltenbach, dessen Areal sich 1816 von der Kirche bis zum damaligen Friedhof erstreckte, und die Kapelle St. Peter und Paul in der Ortsmitte. 1491 gab es im Dorf 27 Alpirsbacher Lehenhöfe mit einer Grundstücksfläche von rund 625 Jauchert Äckern, 130 Mannsmahd Wiesen sowie etwa 50 ungemessenen Hölzern, die Größe der Höfe lag zwischen zehn und 90 Jauchert. 1735 standen im Ort 52 Gebäude, 1805 bereits 70 Häuser. Wittershausen ist ein kleines Haufendorf mit Neubaugebiet im Süden.
Historische Namensformen:
  • Witershusen 0139
  • Withershusen
Geschichte: Wittershausen wurde 1139 als »Witershusen« in einem Privileg von Papst Innozenz erstmals erwähnt, als er Besitz des Klosters Gengenbach bestätigte. Der erste urkundliche Nachweis von Besitz des Klosters Alpirsbach stammt von 1313, als das Kloster von Berthold genannt »Winmann de Withershusen« eine beim Fronhof in Wittershausen gelegene Hofstatt zu einem Haus mit Scheuer tauscht. Ob er mit einem 1277 genannten Berthold, der als Alpirsbacher Zeuge in einer Oberndorfer Angelegenheit genannt wird, identisch ist, ist nicht erwiesen. Wittershausen gehörte zu den fünf Orten, an denen der Abt dreimal jährlich Gericht hielt. Als Klostervögte setzte Alpirsbach zuerst die Grafen von Zollern, dann vermutlich die Grafen von Sulz und Mitte des 13. Jahrhunderts die Herzöge von Teck ein. 1305 mussten diese jedoch ihre Herrschaft Rosenfeld mit Wittershausen an Württemberg zunächst verpfänden und 1317 verkaufen. Sein Vogtrecht in Wittershausen verpfändete Herzog Hermann von Teck an die Herren von Zimmern, die ihrerseits die Pfandschaft 1382 an Hans Hack von Harthausen abtraten. Als Württemberg die Alpirsbacher Vogtei übernahm, kam es wohl zwischen Kloster und Grafen zum Streit über die Rechtsverhältnisse in Wittershausen, denn der Abt ließ sich 1397/98 die volle Ortsherrschaft bestätigen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das teckische Vogtrecht bei den Herren von Neuneck, die wohl von Harthausen die Pfandschaft übernommen hatten oder schon vorher in den Besitz der Vogteiabgaben gekommen waren. 1399 verpfändete Württemberg das Vogtrecht an Albrecht von Neuneck. Die Pfandschaft bestand noch 1442. Wittershausen gehörte zwar fast vollständig Kloster Alpirsbach, daneben waren im 14. Jahrhundert das Kloster St. Georgen, 1514 das Dominikanerinnenkloster Kirchberg und 1506 das Augustinerinnenkloster Oberndorf am Ort begütert. Letztere besaßen zudem 1543 ein Gut, das 1580 durch Tausch an Württemberg fiel. 1534/35 fiel Wittershausen mit dem Kloster an Württemberg und gehörte nun zum Klosteramt Alpirsbach. Die Abgaben waren jetzt an die Alpirsbacher Pflege in Sulz zu entrichten. Die Vogteiabgaben gingen weiterhin an die Rosenfelder Kellerei. Kollatur und Zehnt fielen erst 1581 durch Tausch von den Grafen von Zimmern an Württemberg. 1783 gehörte ein Teil des Großen Zehnt den Freiherren von Münchingen. 1808 wurde Wittershausen dem Oberamt Sulz zugeteilt. Dem 1453 erstmals namentlich erwähnten Dorfvogt gehörte der Freihof. In der Folge sind die Dorfvögte fast durchgehend bekannt. Das Alpirsbacher Dinggericht war 1467 mit Dorfvogt und -richtern besetzt und somit gleichzeitig Dorfgericht. Zusammen mit Boll bildete der Ort den Stab Wittershausen (1499). 1728 beschwerten sich Wittershausen und Boll beim Herzog wegen der verbotenen Trennung der Alpirsbacher Lehen, 1782 war nur noch der Freihof (seit 1453 Erblehen) ungeteilt in einer Hand. Die Gemeinde hatte kein eigenes Rathaus, weshalb die Gerichte noch 1749 im Freihof stattfanden. Zum Gemeindevermögen gehörten drei Waschhäuser (1784 neues Waschhaus oben im Dorf, 1788 im unteren Dorf), alle drei wurden 1804 renoviert. Wittershausen kam 1938 zum Landkreis Horb.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1470 lebten rund 90 Einwohner (20 Steuerpflichtige), 1545 waren es rund 120 Einwohner (26 Steuerzahler), um 1600 waren es circa 140 Einwohner (1598 32 Bürger, 1619 31 Häuser). Durch Krieg und Pest halbierte sich die Einwohnerzahl, es gab 1640 und in den folgenden Jahren nur noch etwa 1–4 Geburten jährlich. Nach dem Krieg stiegen die Zahlen kontinuierlich: 1654 sind es circa 114 Einwohner, 267 Einwohner 1703, 386 Einwohner 1744 und 509 Einwohner im Jahr 1805. Ungefähr ein Sechstel der landwirtschaftlichen Nutzfläche war 1722 bäuerlicher Eigenbesitz, dabei standen 1276 Morgen Erblehen (darunter 183 Morgen Freihof) 376 Morgen Eigen gegenüber. 1735 teilte sich die Nutzungsfläche auf in 1013 Morgen Äcker, 221 Morgen Wiesen und Gärten, 452 Morgen Wald sowie 584 Morgen Allmende. 1800 fand die endgültige Allmendverteilung statt. Die Landwirtschaft erfolgte im Dreizelgensystem (»gen Vöhringen«, »gen Sulz auf Ahla«, »gen Bochingen«). Es gab große Vermögensunterschiede: Eine Schatzungsliste von 1470 weist 20 Steuerpflichtige auf. 45 Prozent verfügten über Vermögen bis zu 100 Gulden, lediglich 20 Prozent besaßen gemeinschaftlich mehr als 500 Gulden. 1545 konnten 40 Prozent nur über ein Vermögen bis 100 Gulden verfügen, zwei dagegen besaßen deutlich über 500 Gulden. 1749 besaßen 60 Prozent lediglich ein Vermögen bis 100 Gulden, drei besaßen mehr als 500 Gulden. 1781 wanderten sechs Familien, vier Paare und ein Lediger nach Polen, 1804 einige Einwohner nach Russland aus. Haupterwerbsquellen waren Ackerbau (vor allem Dinkel und Hafer) und Viehzucht (vor allem Rinder). 1545 gab es einen Schuhmacher. 1722 waren unter 58 Bürgern zwei Wirte und 20 Handwerker, deren wirtschaftliche Lage allerdings schlecht war. 1735 waren es nur noch 13 Handwerker mit einem durchschnittlichen Vermögen von 55 Gulden. Die meisten Handwerke (Hafner, Maurer, Schuhmacher, Schreiner, Schmied, Schneider, [Gassen-]Wirt und Zimmermann) waren einmal vertreten, es gab lediglich je zwei Bäcker und Schmiede sowie drei Weber. Es gab kein Wirtshaus, derjenige, der am meisten bot, bekam die Schankerlaubnis. 1601 wird ein Wirt genannt, später 2–3 Wirte, z.B. 1722 einer mit Wein, ein zweiter mit Bier und Branntwein, 1735 wird ein Gassenwirt mit 60 Gulden Vermögen genannt. Es gab eine Lehmgrube. 1755 scheiterte ein Bohrversuch nach Salz.

Ersterwähnung: 1353
Kirche und Schule: 1275 war der Ort Filial der Remigiuskirche von Oberndorf, 1353 besaß er ein eigenes Gotteshaus. Die Pfarrei war 1420 bereits selbstständig. Die Separation erfolgte vermutlich zwischen 1412 und 1416, als die zustimmenden Herren von Zimmern Patrone der Oberndorfer Kirche waren. Die Oberndorfer Pfarrei bezog weiter den Zehnt und trat davon einen Teil für die Besoldung des Wittershauser Pfarrer ab, nach 1581 kam die Besoldung von der Alpirsbacher Pflege in Sulz. Außerdem bekam der Pfarrer bis 1796 den Zehnten der Allmendfelder. 1581 tauschten die Zimmern das Kirchenpatronat (gemeinsam mit Boll) gegen Waldmössingen an Württemberg. Bis 1836 bildete Boll die Filialgemeinde von Wittershausen. Der erste namentlich erwähnte Pfarrer ist 1425 bekannt. Württemberg führte die Reformation ein. 1545 hatte die Pfarrei einen Prädikanten, 1556 den ersten evangelischen Pfarrer, 1635 war sie kriegsbedingt Filial von Fürnsal, 1651–1656 von Vöhringen, ab 1656 hatte sie wieder einen eigenen Pfarrer. Die Kirche St. Peter und Paul (schriftlich 1702) ist vermutlich ein Ableger der Vöhringer Peterskirche. Unter dem Kirchendach befand sich der Fruchtkasten der Stiftungspflege (erstmals 1545 erwähnt). Das um 1593 neu errichtete Pfarrhaus wurde 1804 abgerissen und 1805 neu gebaut. Die Gemeinde hatte 1577 einen Schulmeister, 1715 wurde er etwa je zur Hälfte aus der Heiligenpflege und von Bürgern und Gemeinde bezahlt. 1588 bereits wurde der Bau eines neuen Schulhauses geplant, zum Neubau kam es aber erst 1685. 1768 wurde neben der Kirche eine neue Schule mit einem Schulzimmer errichtet, die bis 1794 zugleich Wohnsitz des Lehrers war. Die Schülerzahlen entwickelten sich von 20 Schülern (inklusive Boll) 1588 bis zu 90 Schülern 1805. Die Kirche St. Peter und Paul ist eine Chorturmkirche, 1850 erneuert. Kreuzgewölbe im Chor, die Sakristei tonnengewölbt. Heute evangelische Pfarrei, die Katholiken nach Böchingen (Stadt Oberndorf).
Patrozinium: St. Peter und Paul
Ersterwähnung: 1702

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