Flözlingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0779

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Um 600 v. Chr. siedelten Kelten auf der Gemarkung, um 150 n. Chr. bauten die Römer drei Gutshöfe an der Teufenhalde. Der Ortsname »Vlezilingen« deutet wohl auf seine Lage an der Eschach hin (flet entspricht strömendes Wasser, kleiner Fluss). Eine andere – für alemannische Siedlungen auf -ingen typische – Erklärung lässt den Ortsnamen auf einen Flozolf zurückgehen. 1561 hatte Flözlingen zwölf Herdstätten und rund 120 Einwohner. 1629 wurde die Zehntscheuer durch Sturm zerstört. Im 30jährigen Krieg wurde Flözlingen weitgehend vernichtet, die Bürger flohen. Erst nach dem Krieg wurde der Ort wieder besiedelt. 1675 und 1697 litt er abermals durch Truppendurchmärsche, Frondienste und Quartierbeanspruchungen. Dasselbe wiederholte sich im Spanischen Erbfolgekrieg. 1732 gab es insgesamt 50 Häuser und Scheunen, darunter Mühle und Zehntscheuer, sowie eine Hofstatt. 1778 wurden durch Feuersbrunst zehn Häuser eingeäschert, 1780 wütete abermals das Feuer. 1802 wurde der Storzhof (s’Krämers) erbaut. Der östliche Ortsteil Flözlingens am gegenüberliegenden Hang, verbunden durch eine Brücke.
Historische Namensformen:
  • Flozoluestal 0779
  • Flezelingen 1094
  • Vlezilingen 1234
  • Flozoluestale
  • Fliezelingen
  • Fleczlingen
Geschichte: Erstmals wird »Flozoluestale« 779 in einer Stiftungsurkunde an Kloster St. Gallen erwähnt, doch ist die Identität mit Flözlingen unsicher. 1094 waren »Adalber und Wolrat de Flezelingen« Zeugen bei einer Güterschenkung an das Kloster St. Georgen. Das Geschlecht der »von Fliezelingen« taucht bis ins 12. Jahrhundert als kleiner Landadel auf, dessen Burg auf dem Spitzigen Stein gestanden haben soll. Auf Ortsadel weist möglicherweise der noch heute bestehende Flurname Schloßgarten hin. Vor 1234 erhielt das Kloster Wald Güter im Ort. 1275 bestätigte der Papst dem Rottweiler Spital Güter im Ort. Auch die Fürstenberger hatten Besitz. 1324, 1404 und 1405 sind Zinseinnahmen des Klosters Rottenmünster belegt. Anfang des 15. Jahrhunderts besaß Conrad Bock von Rottweil ein Gut als Fürstenbergisches Lehen, 1421 erwarb er dieses von Graf Heinrich von Fürstenberg. Im selben Jahr kaufte das Kloster Rottenmünster von Conrad Bock zwei Höfe in Flözlingen. Zeitweilig verpfändeten die Herren von Falkenstein Einnahmen von ihren Flözlinger Gütern (1410, 1441). 1469 kaufte die Familie Spreter von Kreidenstein eine Wiese (»Herrenwiese«) als Lehen von den Dominikanern zu Rottweil. 1587/90 hatte die Familie Spreter von Kreidenstein einen Lehenshof als Erbgut in Flözlingen. Die Ortsherrschaft hatten seit Beginn des 14. Jahrhunderts die Herren von Falkenstein. Konrad von Falkenstein verschrieb 1444 das halbe Dorf mit allen Rechten an den Grafen Ludwig von Württemberg. Dieser konnte 1449 von den Herren von Falkenstein noch weitere Anteile an Flözlingen, einschließlich der Kirchenlehenschaft, erwerben. Flözlingen wurde dem Amt Rosenfeld zugeordnet. 1635 wurde Flözlingen kurzfristig bayerisch, da der Kaiser das Amt Rosenfeld dem Grafen Heinrich Schlick schenkte. Von dem ebenfalls württembergischen Nachbarort Weiler (Amt Hornberg) abgesehen, war Flözlingen eine Enklave mitten in reichsstädtischem Gebiet. Das Recht der freien Pürsch beanspruchte offenbar Rottweil. Nach 1500 kam es zwischen Rottweil und Württemberg zum Streit um die Pürschrechte. Den Rottweilern wurde vorgeworfen, mit Gewalt in Flözlingen eingefallen zu sein. Die Eidgenossenschaft musste 1510/11 vermitteln. 1515 einigten sich Württemberg und Rottweil hinsichtlich der Malefizgerichtsbarkeit: Rottweil übte sie in den geraden, Württemberg in den ungeraden Jahren aus. Ging der Zehnte bis 1570 zu jeweils der Hälfte an Württemberg und die Ifflinger, so verringerte sich 1571 der Ifflinger Anteil auf ein Drittel. 1601 ging die Hälfte des Zehnten an Württemberg, ein Drittel an St. Georgen und ein Sechstel an Rottweil. 1610 gehörten unter die nichtwürttembergischen Grundstückbesitzer unter anderem aus Rottweil das Spital, die Präsenz und die Dominikaner sowie das Kloster Rottenmünster. Die Vogtrechte hatten im 15. Jahrhundert die Falkensteiner. Forstherr war der Abt von St. Georgen. Flözlingen war dem württembergischem Amt Rosenfeld zugeteilt, 1808 kam es zum Oberamt Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1545 zählte Flözlingen zwölf steuerpflichtige Bürger und vier Dienstboten. 1598 waren es bereits 32 Bürger. Im 30jährigen Krieg wurde Flözlingen unter anderem 1633 von Villingen geplündert, weil sich der Ort im Jahr zuvor an der Belagerung Villingens beteiligt hatte. Die Einwohnerschaft reduzierte sich sehr stark. Den 44 Bürgern von 1634 standen 1655 nur noch 17 gegenüber. Zählte man 1603 noch 204 Personen, so war die Zahl 1654 auf 96 gesunken, kletterte jedoch 1684 schon wieder auf 188, 1717 sogar auf 288. 1732 waren es 51 Bürger, acht Witwen und drei Beisassen. 1771 erlagen 24 Einwohner dem »faulen Fieber«, einer Infektionskrankheit. Bereits 1324 wird eine Mühle im Ort erwähnt. Anders als in den umgebenden Rottweiler Dörfern war das württembergische Flözlingen von keinen Zunftzwängen eingeschränkt, die Handwerk und Gewerbe weitgehend unmöglich machten. 1732 konnte der Ort je zwei Bäcker, Metzger, Schuhmacher und Schmiede, je einen Kübler, Schneider, Maurer, Schreiner, Bier- und Weinwirt sowie vier Weber aufweisen. Eine Mühle wird 1708 erwähnt, 1711 ist von einer Sägemühle die Rede. 1732 hatte die obere Mühle im Dorf mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Sägemühle das stattliche Steueraufkommen von 800 Gulden und damit weit über zehnmal so viel wie die gut verdienenden Handwerker. Von den insgesamt 2206 Morgen landwirtschaftliche Nutzfläche fielen 906 Morgen auf Ackerland (mit über einem Drittel eigenem Besitz), 170 Morgen auf Wiesen und Felder, 17 Morgen auf Gärten und nur 71 Morgen auf Wald. Dazu kamen 1042 Morgen Allmenden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zwischen Bauern und Taglöhnern mehrfach zum heftigen Streit um die Verteilung der Allmende. Seit 1793 besteht die als »kleinste Brauerei Deutschlands« berühmte Hirschbrauerei.

Ersterwähnung: 1360
Kirche und Schule: Kirchlich gehörten die Einwohner von Flözlingen zu Stetten, 1360 wird »Fleczlingen« als Filialort genannt. In Stetten wurden auch die Toten begraben. Als Württemberg in seinen Gebieten die Reformation durchführte, mussten auch die Einwohner von Flözlingen den neuen Glauben annehmen. 1547 sondierte Württemberg bei den Ortsherren von Stetten wegen Einführung eines evangelischen Gottesdienstes in Flözlingen, was die Ifflinger jedoch strikt ablehnten. 1553/54 einigten sich Württemberg und die Ifflinger auf eine Teilung des Pfarreinkommens, so dass ein katholischer Pfarrer in Stetten und ein evangelischer in Flözlingen besoldet werden konnten. Rottweil verhinderte, dass die ebenfalls württembergische Exklave Bühlingen, die kirchlich zu Rottweil-Altstadt gehörte, Filiale des evangelischen Flözlingen wurde. Stattdessen wurden die Wildensteiner nach Flözlingen eingepfarrt. 1553 wurde erstmals ein evangelischer Gottesdienst gefeiert. Von nun an kam der evangelische Pfarrer von Rosenfeld alle 14 Tage, später jeden Sonntag, nach Flözlingen, um Gottesdienst zu halten. Einen eigenen Friedhof gab es seit 1561. Württemberg gründete 1571 eine evangelische Pfarrei und ließ ein Pfarrhaus erbauen. Rekatholisierungsversuche im 30jährigen Krieg blieben erfolglos. Der Kaiser schenkte Flözlingen, zusammen mit dem Oberamt Rosenfeld, dem bayerischen Grafen Heinrich Schlick. Dessen Versuch, die Reformation rückgängig zu machen, scheiterte, weil die Flözlinger ihre Kinder zwischen 1640 und 1649 in Buchenberg taufen ließen. Der Westfälische Friede sprach Flözlingen wieder Württemberg zu. Durch den enormen Bevölkerungszuwachs wurde das alte gotische Kirchlein mit Chorturm, dessen Patrozinium St. Leodegar 1566 erstmals schriftlich genannt wurde, zu eng. 1684/85 stellte die Gemeinde an Württemberg ein Gesuch um finanzielle Unterstützung eines Kirchenneubaus. Doch erst 1716/17 wurde die alte Kirche, die sich im Talgrund der Eschach befand, abgerissen und weiter oben eine neue gebaut, jedoch wieder im gotischen Stil (!) und unter Verwendung von Material aus der alten Kirche. Das Pfarrhaus war schon Mitte des 17. Jahrhunderts ausgebessert worden. Zwischen 1719 und 1734 verzeichnen die Visitationsakten zwischen vier und zwölf »Sectarii« beziehungsweise Papisten. Schulunterricht ist ab Mitte des 17. Jahrhunderts bezeugt, 1654 wurden 13 Jungen und drei Mädchen von einem unständigen Schulmeister unterrichtet. Es fällt auf, dass bis 1684 und dann nochmals in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts deutlich mehr Jungen als Mädchen unterrichtet wurden. 1719 ist erstmals explizit von einer Sommerschule die Rede, spätestens ab 1745 war sie obligatorisch. Die Gesamtzahl der Schüler schwankte in der Regel zwischen 40 und 80. 1681 wurde eine Nachtschule für Knechte und Rossbuben eingerichtet. Die Sommerschule wurde stets schlecht besucht, wobei sich auch die Lehrer nachlässig zeigten. Eine Förderung der Schule erhielt man durch ein Vermächtnis von Christoph Graß von Wildenstein (gestorben 1779), welcher der Heiligenpflege Legate für arme Schulkinder stiftete. 1792 wurde ein zweiter Lehrer angestellt. Die ursprünglich gotische Kirche mit Chorturm wurde 1717 durch den Baumeister Heinrich Arnold von Rosenfeld erneuert. Der Sprengel umfaßt die Gemeinde Zimmern ob Rottweil, ausgenommen den Ortsteil Wildenstein. Die Katholiken nach Stetten ob Rottweil.
Patrozinium: St. Leodegar
Ersterwähnung: 1566

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