Mariazell - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1275

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das Gebiet der Gemeinde wurde vermutlich um 1100 durch Mönche des Klosters Reichenau besiedelt und ist damit älter als die Hardter Höfe. Der Ortsname weist auf eine klösterliche Einrichtung hin, doch wird eine solche in schriftlichen Quellen nicht erwähnt. Allerdings wird die Deutung des Ortsnamens durch archäologische Befunde bestätigt. Auch Reste einer Stadtbefestigung wurden gefunden. Der Ort bestand ursprünglich aus zwölf Meierhöfen, einem Pfarrhof und einem Wirtshaus. Diese bildeten im Gegensatz zu den Hardter Höfen eine geschlossene Siedlung. Dadurch kam es mehrfach zu Bränden beziehungsweise Zerstörungen des ganzen Ortes beziehungsweise größerer Teile, so 1444, 1507, 1633, 1704 und 1800. Mariazell verfügt über zwei straßendorfartige Erweiterungsachsen nach Süden. Neubaugebiete im Süden und Nordosten.
Historische Namensformen:
  • Marienzelle 1275 [1275, 1426]
  • Zell
Geschichte: Die Beziehungen zu dem Kloster Reichenau als dem Ortsgründer sind in späterer Zeit an der Lehensherrschaft erkennbar, die dieses gegenüber den jeweiligen Herren von Falkenstein beziehungsweise Schramberg ausübte. Erster schriftlicher Beleg hierfür ist eine Urkunde aus dem Jahre 1387, nach der Egenolf von Falkenstein mit Mariazell einschließlich dem Kirchensatz belehnt wurde. Die Lehensherrschaft konnte die Ausbildung einer Orts- und Landeshoheit der weltlichen Herrschaft im Spätmittelalter nicht behindern. Mitte des 15. Jahrhunderts traten an die Stelle der Falkensteiner die Herren von Rechberg, die um die Burg Schramberg eine neue Herrschaft aufbauten. Einen Konkurrenten fanden diese und ihre Nachfolger in der Reichsstadt Rottweil, die, gestützt auf kaiserliche Privilegien, im Gebiet der so genannten Freien Pürsch die Hochgerichtsbarkeit beanspruchte. Davon betroffen war auch ein großer Teil der Gemarkung von Mariazell. Immer wieder kam es dabei zu Zwischenfällen, so zuletzt im Jahr 1769 auf dem Friedhof des Dorfes. Als weitere Grundherren, die jedoch ihren Besitz an die Kirche veräußerten, treten die in Dunningen beheimateten Flieher auf, von denen sich Burkhard und Manloch sogar »von Zell« benannten (1357). In den Jahren 1395 bis 1433 ist der Verkauf beziehungsweise Tausch von Gütern an vier Rottweiler Bürger belegt. Kirchlich wie politisch kam der Gemeinde Mariazell im Spätmittelalter eine gewisse Vorrangstellung zu. Dass sie zeitweise den Status einer Stadt hatte, kann nach der Entdeckung eines urkundlichen Belegs aus dem Jahr 1384 (»ze Zelle in dem Stettlin«) als gesichert gelten. Durch die Zerstörung im Jahr 1444, von der sich Mariazell nicht mehr erholte, ging die städtische Eigenschaft verloren. Auch der Niedergang der Falkensteiner spielte hierbei möglicherweise eine Rolle. Dennoch hatten die Einwohner von Mariazell auch in späteren Jahrhunderten eine rechtlich bessere Stellung im Vergleich zu den so genannten Höflemer Bauern, den Einwohnern der späteren Gemeinde Hardt. Diese waren dem Stab Mariazell zugeordnet; der Stabsvogt wurde stets aus den zwölf Meiern von Mariazell gewählt. Zu dem Stab Mariazell zählten im 17./18. Jahrhundert auch die vier Schönbronner Höfe, deren Inhaber württembergische Untertanen waren. Um 1530 stritten sich die Einwohner mit der Abtei Rottenmünster, mit der man 1485 Wald- und Feldstücke getauscht hatte, um die Abgrenzung des der Abtei gehörigen Locherhofs. Dabei verschuldete sich die Gemeinde so stark, dass sie das Recht der Umgelderhebung an den neuen Herren Rochus Merz von Staffelfelden verkaufen musste. Im 17. und 18. Jahrhundert beteiligte sich die Gemeinde an den Streitigkeiten der schrambergischen Untertanen mit ihrer Herrschaft. Daran schließt sich ein jahrzehntelanger Prozess im 18. Jahrhundert um verschiedene Rechte in den Walddistrikten Feurenmoos und Burschachen an, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Neuauflage findet. Mit der Herrschaft Schramberg, die zur österreichischen oberen Grafschaft Hohenberg gehörte, kam Mariazell 1805 an Württemberg: 1806 Oberamt Schramberg, 1807 Oberamt Hornberg, 1810 Oberamt Oberndorf, 1938 Landkreis Rottweil.
Ersterwähnung als Stadt: 1384
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerung von Mariazell gliederte sich in Meier, die der Herrschaft Bodenzinsen und Frongeld entrichteten, und in Tagelöhner, die nur Frongeld zu entrichten hatten. Die Zahl der Meier (Inhaber eines großen Hofes) war auf zwölf festgelegt, dazu kamen Stabswirt, Mesner und Pfarrhof. Die Tagelöhner zählten 1698 18 Haushalte. Zu dieser Kategorie gehörten alle anderen Familien, auch die Handwerker. Das Handwerk scheint jedoch damals mit je einem Maurer, Zimmermann, Schmied, Küfer und Weber nur auf den eigenen Bedarf der Gemeinde ausgerichtet gewesen zu sein. Meier und Tagelöhner hatten jeweils ihre eigenen Rechte an den herrschaftlichen Wäldern. Die Zahl der Einwohner ist auf der Basis der obigen Zahlen (33 Haushalte) für die Zeit um 1700 auf circa 150 zu schätzen und stagnierte offenbar in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1780 zählte die Pfarrei Mariazell, vor der Neuumschreibung und der Abtrennung von Tennenbronn, 940 Seelen. Davon dürfte etwa ein Viertel in der heutigen Gemeinde Mariazell gewohnt haben.

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Auch das Patrozinium der Kirche von Mariazell, nämlich St. Markus, deutet auf die ursprüngliche Verbindung mit der Abtei Reichenau hin. Die Pfarrei wird 1275 zum ersten Mal erwähnt – dies stellt gleichzeitig die erste Erwähnung des Ortes überhaupt dar. Sie ist damit die älteste Pfarrei der Herrschaft Schramberg und nahm auch nach der Gründung weiterer Pfarreien lange Zeit eine Vorrangstellung ein. Im 14. und 15. Jahrhundert erwarb sie einen offenbar beträchtlichen Grundbesitz in der Gemeinde. Sie hatte eine eigene Verwaltung mit zwei Kirchenpflegern. Diese wurde unter Rochus Merz von Staffelfelden aufgelöst und das Kirchenvermögen der von diesem gegründeten Kirchenkastenvogtei einverleibt. Filialen der Pfarrei waren die Kapelle St. Erhard in Hugswald und die Kapelle in Lackendorf. Aus der Gemeinde Lackendorf bezog sie zwei Drittel des Zehnten, die von Württemberg zu Lehen gingen. 1560 kamen noch die Katholiken aus Tennenbronn zur Pfarrei hinzu. Erst durch die Neuumschreibung der Pfarreien der Herrschaft Schramberg im Jahre 1787 wurde sie im Wesentlichen auf die heutigen Gemeinden Mariazell und Hardt beschränkt und büßte ihren ursprünglichen Rang ein. Als erster Schulmeister wird 1684 Stoffel Schneider oder Schmider erwähnt. 1726 verband man die Lehrer- mit der Mesnerstelle. 1769 errichtete die Gemeinde ein Schul- und Rathaus. Zum Sprengel der katholischen Pfarrei gehören heute die Schramberger Stadtteile Schönbronn und Säuen. Die ursprünglich romanische Pfarrkirche wurde 1607-1608 noch im gotischen Stil verändert, der mächtige Turm erhielt zwei Geschosse aufgesetzt. Nachdem das Kirchenschiff, heute innen flachgedeckt, 1704 ausgebrannt war, wurde es wahrscheinlich 1762 nach Westen verlängert; der romanische Sockel, der sich noch um den Turm zieht, blieb an der Nord-und Südseite erhalten. Die Evangelischen zur Pfarrei Locherhof.
Patrozinium: St. Markus
Ersterwähnung: 1275

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