Kirche und Schule: | Die Anfänge des Klosters, dessen Archiv 1525 im Bauernkrieg verloren ging, liegen im Dunkeln. In den zum Teil nur kopial überlieferten Urkunden zeichnen sich zwei gegensätzliche Überlieferungen ab, die durch Fälschungen sowohl von seiten der Würzburger Bischöfe wie der Murrhardter Äbte gekennzeichnet sind. Murrhardt beanspruchte auf Grund einer angeblichen Schenkung Kaiser Ludwigs des Frommen (817) an den Einsiedler Walterich Immunität und freie Abtswahl, Würzburg jedoch wollte auf Grund einer fingierten Schenkung König Pippins, die 788 von Karl dem Großen bestätigt wurde, die Unterstellung des Klosters unter seinen Sprengel nachweisen. Der Würzburger Anspruch wird im 10./11. Jahrhundert durch echte Urkunden aus den Jahren 933, 1003 und 1025 gestützt. Es scheint jedoch, dass Würzburg zur Klostergründung zwar Königsland zugewiesen erhielt, diese aber aus unbekannten Gründen nicht erfolgte. Vielmehr entstand auf Königsboden, wohl mit Genehmigung Ludwigs des Frommen, aus einer von Walterich, offenbar einem Verwandten des Kaisers, geleiteten, anfangs ohne Regel lebenden Mönchsgemeinschaft nach Zuzug weiterer Mönche, die die Benediktinerregel einführten, wohl im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts das Kloster, dessen erster Abt Walterich war (Patrozinium 817 zur Heiligen Trinität, Maria und Januarius). Das Patrozinium des Hl. Januarius weist auf Beziehungen zur Reichenau, vielleicht kam die zweite Mönchsgruppe von dort. Die vom Konvent erstrebte Umwandlung in ein weltliches Chorherrenstift scheiterte 1509/10 am Einspruch des Klostervogts Herzog Ulrich von Württemberg. 1525 plünderten aufrührerische Bauern das Kloster. Die Reformation wurde erst 1552 eingeführt. Seitdem residierten in Murrhardt evangelische Äbte (Prälaten) und Klostervögte als herzogliche Beamte. Die danach eingerichtete Klosterschule wurde 1594 mit der in Blaubeuren zusammengelegt. Im 30jährigen Krieg war das Kloster 1630 und 1634-1648 wieder in Händen der Katholiken und erneut von Mönchen bezogen. Der Besitz des Klosters war verhältnismäßig bescheiden, die Hoheitsrechte sehr beschränkt, doch hatte es in insgesamt elf Orten längere oder kürzere Zeit den Kirchensatz. Streubesitz reichte bis in die Ludwigsburger, Neckarsulmer und Öhringer Gegend. In 84 Ortschaften, darunter allerdings zahlreichen Kleinwohnplätzen, großenteils in den Herrschaften Löwenstein und Limpurg, ist zu verschiedenen Zeiten Murrhardter Besitz nachzuweisen, oft in Kondominat namentlich mit Limpurg. Besonders alter und bedeutender Besitz befand sich in Westheim (Gemeinde Rosengarten, Landkreis Schwäbisch Hall). Die Pfarrkirche in Murrhardt stand unter dem Patronat des Klosters, dem sie angeblich 817 von Kaiser Ludwig dem Frommen geschenkt wurde. Ein Pfarrer wird erstmals 1257 genannt. Bis 1867 diente die »obere Kirche« St. Maria als Pfarrkirche, die seit dem 30jährigen Krieg Walterichskirche genannt wird. Diese versahen nach der Reformation anfangs die evangelischen Äbte. Erst bei Aufhebung der Prälatur 1807 wurde eine Pfarrstelle eingerichtet; jetzt sind es drei. Der Pfarrsprengel ist sehr umfangreich, er umfasst neben den heutigen Murrhardter Teilorten die Ortsteile Ebene, Eisenschmiedmühle, Eulenhöfle, Gutmachhof und Hammerschmiede der früheren Gemeinde Fornsbach, die Ortsteile Berghöfle, Ebene, Eulenhöfle, Gaisbühl, Gutmachhof, Hasenhof und Hirschkeller der früheren Gemeinde Kirchenkirnberg, den Ortsteil Fautspach der Gemeinde Althütte-Sechselberg sowie einige Weiler im Landkreis Schwäbisch Hall. Bis 1862 gehörten auch Grab mit seinen Ortsteilen Berghöfle, Braunhalde, Ebene, Eisenschmiedmühle, Gaisbühl und Gutmachhof, bis 1901 Fornsbach mit Harnersberg und Neuhaus zur Pfarrei. Die Klosterkirche (seit 1867 Pfarrkirche) war ursprünglich eine romanische dreischiffige Säulenbasilika mit zwei Osttürmen aus dem 12./13. Jahrhundert. Zum einstigen Kreuzgang führte ein jetzt vermauertes Rundbogenportal. Beim Umbau 1434 erhielt das Kirchenschiff ein Kreuzrippengewölbe mit eigenartigem Schlusssteinrelief. Reste eines Flügelaltars von 1496. An den Nordturm ist die bekannte romanische Walterichs-Kapelle angebaut, berühmt durch die reiche Ornamentik des Fensters und des Säulenportals. Im Innern ein spätgotisches Kenotaph Ludwigs des Frommen, 1870 aus der Klosterkirche hierher verbracht. Von den Klostergebäuden sind erhalten ein Komplex südlich der Kirche, das Refektorium (jetzt Forstamt) mit frühgotischen Fenstern des 13. Jahrhunderts, anschließend der sogenannte Fürstenbau, einst Jagdschloss der württembergischen Herzöge, ferner das Abtshaus von 1770 (jetzt Pfarramt), sowie Wirtschaftsgebäude des 16. Jahrhunderts. Die Walterichs-Kapelle, ehemalige Pfarrkirche Beatae Maria Virginis, ist über römischen Trümmern (Mithrasaltar) und älteren Kirchenfundamenten erbaut. Der quadratische Chor aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist vom Turm mit Fachwerkglockenstube überbaut; Wandtabernakel von 1434. Das 1489 umgebaute Schiff enthält zwei Bauplastiken des 12. Jahrhunderts. Außen an der Chor-Nordwand ein Ölberg von 1520. Anlässlich einer Renovierung der Kirche wurde 1963 bei einer Grabung das aus römischen Steinen gefügte, um 840 angelegte Grab des Klostergründers und ersten Abts Walterich im Schiff aufgefunden. Ein als wundertätig geltender Opferstock, aus einem Fragment der gleichfalls römische Grabplatte gefertigt (das Grab wurde 1612 zerstört) links der Pforte in die Wand eingebaut. Katholische Kirche (jetzt Nebenkirche) Mariae Himmelfahrt 1951, Pfarrkirche St. Maria 1969 erbaut; Pfarrei 1957 errichtet und 1969 umbenannt. Zum Sprengel gehört neben der heutigen politischen Gemeinde auch Grab (Gemeinde Großerlach). |