Tiengen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0858 [858-67 (Корialüberlieferung 12. Jahrhundert)]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Stadtanlage auf pleistozänen Schotterterrassen rechts der Wutach, unweit deren Einmündung in den Hochrhein. Weitgehend ovaler Stadtkern mit gitterartigem Straßennetz. Ältere Stadterweiterung nach Оsten und Westen. An sie schließen sich ausgedehnte Neubaugebiete gitterförmigen Grundrisses an, die sich im Оsten bis zur Steina, im Westen bis zur Schlucht erstrecken. Weiteres Neubaugebiet n der Bahnlinie am Glockenberg. Gewerbegebiet im Westen, Norden und im Süden im Bereich der holozänen Talaue.
Historische Namensformen:
  • Tuoingen 0858 [858-67 (Корialüberlieferung 12. Jahrhundert)]
  • Toungen 1240
Geschichte: 858-67 (Корialüberlieferung 12. Jahrhundert) Tuoingen, 1240 Toungen, wohl von Personenname. Römische Funde, merowingerzeitliche Reihengräber. Die frühen Besitzverhältnisse des ursprünglich zum Albgau gehörigen Ortes sind nicht geklärt. Begütert war hier vor allem Kloster Rheinau und über dieses später St. Blasien. Spätestens seit dem 13. Jahrhundert war der Konstanzer Bischof Herr des Ortes. Die 1225-1240 erwähnten Herren von Tiengen, Ministerialen, könnten sich nach einem anderen Ort schreiben. Ausgehend von einer Hofanlage, die im Mündungsbereich mehrerer Flüsse entstanden war und zu der früh eine Burg kam, entwickelte sich im 11. Jahrhundert unterhalb des herrschaftlichen Zentrums von Burg, Dinghof und Kirche eine Marktsiedlung. Diese wurde offenbar befestigt, da sie 1112 oppidum genannt wird. Die Siedlung, 1229 als forum bezeichnet, war beiderseits der Landstraße angelegt und bestand nur aus einer breiten Marktstraße mit je einem Tor an beiden Enden. Nach der Zerstörung von 1251 erfolgte bis 1373 die erste planmäßige Erweiterung, wobei die Ummauerung jetzt auch die sogenannte Vorstadt einschloß. Ein drittes Tor wurde gegen das Schloß hin erbaut. Eine zweite Stadterweiterung erfolgte nach 1499, diesmal bezog der Mauerring auch das Schloß ein. Eine weitere Ausdehnung erlebte Tiengen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Von der ehemaligen Stadtbefestigung sind nach dem Abbruch zweier Tore in den Jahren 1837 und 1842 nur noch ein Turm und größere Mauerpartien erhalten. Das Schloß, von allen kriegerischen Ereignissen um die Stadt mitbetroffen, ist immer wiederaufgebaut worden. Der heutige Bau geht auf die Zeit zwischen 1571 und 1619 zurück, er wurde nach dem Brand von 1640 im alten Stil wiederhergestellt. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts erscheint Tiengen als Stadt (1229 cives, 1243 civitas genannt). Es verfügte seit 1275 (bis 1783) auch über eine Münze. Offen ist, wem Tiengen die Stadterhebung verdankt, die allgemein den Herren von Krenkingen zugeschrieben wird, die seit 1262 Pfandherren waren. Sie erwarben der Stadt 1392 die Befreiung von auswärtigen Gerichten und waren im Besitz des Blutbanns, der, nach der Auslösung von 1413, dem Bischof 1426 ebenfalls übertragen wurde. Dieser behauptete sich gegen die um 1433/34 unternommenen Versuche der Krenkinger, sich wieder in den Besitz der Stadt zu setzen, mußte Tiengen jedoch 1482 erneut, und diesmal endgültig, an die Grafen von Sulz verpfänden. 1497 wurde ihnen die Pfandschaft auf unbestimmte Zeit verlängert. Um jene Zeit wurde Tiengen endgültig zur Landgrafschaft im Klettgau gezogen und zu deren Hauptstadt ausgebaut, bis 1687 war die Stadt Sitz des Hofes. Auch nachdem sie 1687 an die Fürsten von Schwarzenberg gekommen und vom Bischof an diese abgetreten worden war, blieb sie Verwaltungsmittelpunkt der Landgrafschaft. Die Loslösung vom Einflußbereich der Landgrafschaft Stühlingen, die sich als Nachfolgerin des Albgaus verstand, brachte zahlreiche Streitigkeiten mit sich. Diese wurden 1752 durch einen Vergleich dahingehend beendet, daß alle Gerichtsrechte innerhalb des Etters den Fürsten von Schwarzenberg, die hohe Gerichtsbarkeit außer Etters der Landgrafschaft Stühlingen, hingegen Niedergericht, Steuer und Militärhoheit Von Schwarzenberg zugesprochen wurden. Im 18. Jahrhundert bestand hier ein schwarzenbergisches Oberamt, dem außer der Stadt die Herrschaften Küssaberg, Wutental und Weißenburg unterstanden. Nach dem Übergang an Baden 1806 wurde zunächst ein standesherrliches Amt Klettgau geschaffen, dieses nach dem Übergang der Grundherrschaft an Baden im Jahre 1812 in ein Bezirksamt umgewandelt. Das Вezirksamt Tiengen wurde 1819 aufgelöst und dem Amt Waldshut zugeschlagen.

Ersterwähnung: 1146
Kirche und Schule: Eine Kirche wird 1146 erwähnt, ein Pleban 1223, obwohl die Pfarrei erst 1262 errichtet worden sein soll. Patronin ist Unserer Lieben Frau (Himmelfahrt) 1463, Nebenpatrone sind Joseph, Agatha und Sebastian 1755, letzterer gilt als Ortspatron. Der Kirchensatz lag in den Händen der jeweiligen Ortsherrschaft. Die Pfarrkirche wurde 1753/ 55 unter Peter Thumb erbaut, der ältere Turm einbezogen. Eine altkatholische Gemeinde bildete sich 1872; 1874-1907 bestand eine eigene Pfarrgemeinde, die den Gottesdienst in der Heiliges-Kreuzkapelle abhielt. Diese war 1628/29 erbaut worden. Altkath. heute zu Dettighofen. Eine evangelische Gemeinde besteht seit 1871, zunächst als Filiale von Kadelburg. 1921 wurde ein Pfarrvikariat errichtet, seit 1926 hat Tiengen eine eigene Pfarrei. Die evangelische Pfarrei umfasst Tiengen sowie die Stadtteile Aichen, Breitenfeld, Detzeln, Gurtweil und Krenkingen, außerdem Weilheim (Gemeinde Weilheim) und Berau (Gemeinde Ühlingen-Birkendorf, Verwaltungsraum Oberes Schlüchttal) sowie Brenden. Die beiden Ortsteile von Lauchringen wurden 1971 ausgegliedert. Die Christuskirche in Tiengen. Entstand 1905.
Patrozinium: Unserer Lieben Frau (Himmelfahrt)
Ersterwähnung: 1463
Jüdische Gemeinde: Juden lassen sich in Tiengen seit 1454 bis Ende 16./Anfang des 17. Jahrhunderts und dann wieder 1650-1940 nachweisen. Ein seit 1780 bestehender Friedhof und die 1793 erbaute Synagoge wurden 1938 vollständig zerstört.

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