Pfullingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0937

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das alte Haufendorf dehnte sich schon im Mittelalter verhältnismäßig weitläufig im Echaztal aus. Im Westen war seine Begrenzung der Fluss, im Оsten stieß es an die talaufwärts führende »Heerstraße« (Marktstraße-Lindenplatz-Badstraße). Auf dem linken Echazufer stand nur das Schloss als ehemalige Wasserburg. Am südlichen Dorfrand die »Obere Burg« auf der Kalktuffterrasse bei der heutigen Leonhardstraße. Wohl in der frühen Neuzeit Ortsausbau nach Südosten (Strohweiler, Große und Kleine Ziegel­straße). Ab Mitte 19. Jahrhunderts erste Industriebetriebe, hervorgegangen aus den Echazmühlen. Nach dem Bahnbau 1892 Bahnhofsviertel, Wohnstraßen zwischen Marktstraße und Bahntrasse. 1907 Pfullinger Hallen (Architekt Theodor Fischer). Zwischen den bei­den Weltkriegen weitere Bautätigkeit auf der Talsohle sowie Anfänge der Hangbebauung nun auch im Süden und Osten. Nach dem 2. Weltkrieg große Neubaugebiete. Im Norden auf der Talsohle zwischen Вundesstraße 312 und Bahnlinie Siedlung Burgweg, meist Reihenhäu­ser und Wohnblocks, als Abschluss nahe der Reutlinger Stadtgrenze mehrere Punkt­hochhäuser. Auf der anderen Seite der Talsohle zwischen Вundesstraße 312 und Echaz Indu­striegebiet mit Verbrauchermärkten, ebenfalls bis an die Stadtgrenze reichend und jetzt an das bebaute Gebiet der Nachbarstadt unmittelbar anschließend. Im Оsten und Westen in Hanglage Ein- und Mehrfamilienhäuser, im Nordosten (Hagle) auch teilweise Wohn­blocks, im Südwesten (Seitenhalde) mit Gruppen von Terrassenhäusern. Im Süden die Siedlung Ahlbol, hauptsächlich von Heimatvertriebenen gebaut, sowie weiter oben am Hang als jüngstes und vorläufig noch räumlich abgesetztes Neubaugebiet der Stadt das Wohngebiet Ahlsberg, vorherrschend Flachdachbungalows. Im Westen 1970 Teilortsum­gehungsstraße (Landstraße 382).
Historische Namensformen:
  • Phullingin
Geschichte: 937 in pago Pfullichgouue, 1089 (Chronik 1. Hälfte 12. Jahrhundert, Корie 16. Jahrhundert) Phullingin, seit 1278 Pfullingen. Bodenfunde und Flurnamen (Wiel, Auf der Mauer) zeugen von römischen Gutshöfen. Alemannische Gründung; zwei Reihengräberfriedhöfe, teils mit reichen Beiga­ben, am Lindenplatz und bei der Martinskirche sowie im Süden der Stadt (Flur Enten­see). Pfullingen war der Hauptort im fränkischen Pfullichgau, der sich durch das Echaztal bis zu den Weidegründen von Groß- und Kleinengstingen auf der Alb erstreckte. Mit dem 937 genannten, der Reichsaristokratie angehörenden Gaugrafen Hermann war wahr­scheinlich der heilige Bischof Wolfgang von Regensburg (972—994) verwandt. Eiloff von Pfullingen, verheiratet mit Hazecha von Steußlingen (einer Schwester des Kölner Erzbischofs Anno II.), war der Vater des 1066 vor seinem Amtsantritt getöteten Erzbischofs Kuno von Trier. Die wahrscheinlich mit den Achalmgrafen verwandten Edel­freien bewohnten die obere Burg oder Grafenburg, die ab Ende des 13. Jahrhunderts im Besitz der Herren von Greifenstein war und vor 1521 abgebrochen wurde (1454 als Burgstall bezeichnet); letzte Ausgrabung von Quadersteinen um 1900. Die seit 1260 erwähn­ten Remp saßen auf der unteren Burg, einer Wasserburg an der Echaz, die 1487 von ihrem letzten Sproß an Württemberg verkauft wurde. Herzog Christoph ließ an ihrer Stelle 1563 ein Jagdschloß in Rechteckform bauen. Sein Inneres ist heute durch vielseitige Nutzung (1845 bis 1920 Heil- und Pflegeanstalt) stark verbaut. Schloßssbrücke wahrscheinlich von 1563. Die im späten Mittelalter dreigeteilte Ortsherrschaft er­warb Württemberg in Etappen: Einen rempischen, mit der Grafschaft Achalm zusammenhängenden Teil 1376 (schon um 1250 zeitweilig), den greifensteinischen Teil seit 1355 und den zweiten rempischen Teil mit der Wasserburg und aller Obrigkeit endgültig 1487. Danach kam der Ort zur Obervogtei Urach und erhielt eine Kelle­rei. Rathaus I von 1563, das daneben stehende Rathaus II (ehemaliges Kauf- und Korn­haus) von 1686, beide Fachwerk. 1699 wird Pfullingen als »Stadt« bezeichnet, und von dieser Zeit an ist es auch Sitz eines Unteramts; 1806 Oberamt (1938 Landkreis) Reutlingen. Lateinschule seit 1556 erwähnt, aber wohl älter; 1909 in Realschule umgewandelt. Progymnasium 1954, voll ausgebautes Gymnasium 1971.
Ersterwähnung als Stadt: 1699

Name: Grafenburg; Wasserschloss
Datum der Ersterwähnung: 1200 [13. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1162
Kirche und Schule: Die 1162 erwähnte Martinskirche ist eine fränkische Gründung, an der »Martinszinser« (= Wehrbauern) mit besserem Recht zum Schutz der über die Honauer Steige verlaufenden Königsstraße angesiedelt wurden. Das Kirchenpatronat kam wohl über die Achalmgrafschaft an das Reich. 1315 vergab es König Friedrich der Schöne an Kloster Salem; nach mehrfachem Wechsel erwarb es 1796 Württemberg vom Spital Nürtin­gen. 1250 wurde das Klarissenkloster gegründet, dem eine kleine Mönchsniederlas­sung vorausging. Der Einführung der Reformation durch Herzog Ulrich 1534 widersetz­ten sich die Klosterfrauen vergeblich. Das erhaltene Schiff der Caecilienkirche des Klosters wurde mit einer neuen Ostwand 1579 zur Kornschütte profaniert. Gotische Architekturmalerei der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, Restaurierung wird angestrebt. Im ehemaligen Klostergarten ein bemerkenswertes steinernes Sprechgitter in spätgotischer Form. An der Stelle der Martinskirche standen, wie die Grabung 1962 ergab, drei Vorgängerbau­ten, der älteste wohl aus dem 7. Jahrhundert. Ältester Teil der heutigen Kirche ist der Unter­bau des Turms aus dem 14. Jahrhundert. Spätgotischer Chor mit Netzgewölbe von Hans Augstein­dreher aus Wiesensteig 1463 vollendet, Langhaus von 1579. Oktogonales oberstes Turmgeschoss 1771/73. Letzte Innenrenovation 1962. Weitere evangelische Kirchen: Pauluskirche 1964 (Pfarrei 1956), Burgwegkirche und Pfarrei 1967/68. Katholische Kirche Sankt Wolfgang 1906 (Pfarrverweserei 1920, Pfarrei 1946), Neubau 1972.
Patrozinium: Sankt Martin.
Ersterwähnung: 1162

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