Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Die Stadt liegt am Übergang des Neckars aus dem engen Muschelkalktal in die breite Keuperstufenrandbucht. Auf der linken Flußseite die hohenbergische Gründungsanlage als ovales Gebilde (Begrenzung Burggasse-Schütte-Karmeliterstraße-Sonnengasse) mit der sich zum Marktplatz erweiternden Königstraße als Längsachse und rippenförmig abzweigenden Seitengassen. Im Südosten schloss die Stadtmauer darüber hinaus von Anfang an einen bis zum Fluss reichenden Bezirk mit regellosem Grundriss ein, vermutlich eine Vorgängersiedlung der Stadt bei der Neckarfurt (Stadtlanggasse als Achse). Im Westen wurde noch im 14. Jahrhundert die »Vorstadt« mit dem Spital bis zur Oberen Brücke (bis in das 19. Jahrhundert die einzige Neckarbrücke der Stadt) einbezogen. Dadurch etwa dreieckige ummauerte Fläche mit dem abgebrochenen Sülcher Tor (Eugen-Bolz-Platz) als Nordspitze. Auf dem höchsten Punkt des Mauerzugs im Nordwesten stand das im 19. Jahrhundert abgebrochene Schloss (jetzt dort Vollzugsanstalt). Rechts des Neckars umzog die Mauer in annähernd rechteckiger Form den Stadtteil Ehingen. Die Stadterweiterung vor dem 1. Weltkrieg war gering und erfolgte vornehmlich auf der Talebene im Оsten (bis zur Eberhardstraße). Zweite Neckarbrücke (Kepplerbrücke) 1928/29. Bis 1939 dort weitere Bautätigkeit, nun auch an der Tübinger Straße. Um 1950 Bebauung der Kesselhalde südlich der Bahnlinie und Teichlensiedlung zwischen Hechinger und Ofterdinger Straße. In den 50er Jahren neues Wohngebiet Schelmen am flachen Hang im Norden der Stadt, etwa ab 1960 auch Neubaugebiete im Nordosten zwischen Jahn- und Sülchenstraße sowie auf der Talebene im Osten. Wenig später Mietwohnhäuser auf dem Muschelkalkrücken im Nordwesten (Burgäcker) sowie vor allem neues Wohngebiet Kreuzerfeld auf der Höhe südlich der Bahnlinie mit Hochhäusern und Schulzentrum. Ab 1970 benachbartes Baugebiet südlich des Klausenfriedhofs, ebenfalls mit Hochhäusern. Gewerbegebiet Siebenlinden mit Wohnsiedlung links des Neckars unterhalb der Stadt. 1977/78 Umgestaltung des Eugen-Bolz-Platzes, wichtigster Straßenverkehrsknoten am Rand des Stadtkerns. |
Geschichte: | 1264 Rotenburg. Eine Vorgängersiedlung der Stadt lag links des Flusses bei der Neckarfurt. Dort befanden sich ein herrschaftlicher Hof und vermutlich auch eine Burg. Wohl Sitz der Edelfreien von Rotenburg des 12. Jahrhunderts, die auch die Burg Rotenburg bei Weiler (»Weilerburg«) innehatten. Um 1170 Rechtsnachfolge durch die Grafen von Hohenberg, die um 1274/80 im Anschluss an die Vorgängersiedlung die Stadt gründeten (civis 1274, nova civitas 1280). Diese entstand inmitten des Trümmerfeldes der untergegangenen Römerstadt Sumelocenna, einer der bedeutendsten römischen Siedlungen rechts des Rheins. Zugleich erbauten die Hohenberger am höchsten Punkt der Stadt ihr Schloss als neue Residenz. Der Stadtteil Ehingen, anstelle oder in der Nähe des gleichnamigen alten Dorfes, wurde etwa gleichzeitig, die Spitalvorstadt wenig später ummauert. Das Dorf ist eine Siedlung der alemannischen Landnahmezeit und besitzt im Südwesten ein Reihengräberfeld. Ersterwähnung Mitte 12. Jahrhunderts mit den Herren von Ehingen (ausgestorben 1697). Eine abgegangene Burg wird in der Nähe der Remigiuskirche gesucht. Die neue Stadt erhielt vermutlich Tübinger Recht. Marktrecht wohl seit vorstädtischer Zeit. 1269 minister, 1300 Amman und Vogt, 1301 Amman und Rat, 1309 Schultheiß, Richter und Rat, 1296 Stadtgericht. Das Wappen zeigt den Hohenberger Schild. 1381 wurde die Grafschaft an Österreich verkauft. In der Folgezeit mehrfach verpfändet, 1410 bis 1454 an die schwäbischen Reichsstädte, 1451 durch Erzherzog Albrecht an die Erzherzogin Mechthild verschrieben, die 1454 bis 1482 im Schloss residierte. Dieses war später Sitz der herrschaftlichen Landvögte oder Statthalter. (1779 ging es in bürgerliche Hand über, ein Teil wurde noch im 18. Jahrhunder abgebrochen. Im 19. Jahrhundert vom Staat gekauft und als Strafanstalt eingerichtet; durch Umbauten und Brand verschwanden allmählich die letzten Reste der alten Anlage.) Seit Ende 16. Jahrhunderts war Rottenburg Direktorialstadt der schwäbisch-österreichischen Landstände. Im 18. Jahrhundert Sitz eines Oberamts, nach der württembergischen Besitzergreifung 1806 Sitz eines der 12 Kreise; 1817 bis 1938 nur noch Oberamtsstadt, seitdem Landkreis Tübingen. Von der Stadtbefestigung sind ansehnliche Reste erhalten, darunter das Kalkweiler Tor, das Kapuzinertor, der Schütteturm, der Gaisholzturm, der Pulverturm und ein Zwingerturm. Barockes Rathaus von 1735/36, Vorarlberger Baumeister. Erneuert 1965 durch P. Schmitthenner. Ehemaliger Zehntscheuer von 1645. Zahlreiche ehemalige Adelshöfe. Marktbrunnen gestiftet von Erzherzogin Mechthild, Kopie 1911 (Original in der Morizkirche). Stadtbrände 1644, 1735 (Stadtteil Rottenburg) und 1786 (Stadtteil Ehingen). Lateinschule 1301. 1649 bis 1773 bestand außerdem ein Gymnasium beziehungsweise Lyzeum der Jesuitenniederlassung. 1828 unteres Gymnasium, 1842 Realschule, 1908 Progymnasium, ausgebaut zum Gymnasium ab 1960. |