Bad Buchau - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0819

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Stadt liegt auf einer Moränenzunge, die früher der Feder­see fast allseits umgab. Auf der höchsten Stelle an der Nordspitze wurde das Stift als Ausgangspunkt der Siedlung gegründet. In einem Halbkreis am damaligen Seeufer lehnten sich daran zunächst Fischer- und Handwerkerhäuser an. Das eigentliche mittelalterliche Städtchen bestand im wesentlichen aus dem Straßenmarkt und der nach Süden anschlie­ßenden bogenförmigen Hauptstraße bis zum abgebrochenen Dammtor. Gegen den Stiftsbezirk bildete das Stiftstor beim Rathaus den Abschluss. Das umgebende Riedgelände ließ auch nach der allmählichen Verlandung des Sees jahrhundertelang keine Stadterweiterung zu. Diese erfolgte erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts, als der ehemalige Hofgar­ten überbaut wurde (Hofgarten-, Karlstraße). Seit Ende des 19. Jahrhunderts Häuserzeile an der Straße nach Kappel, die früher der einzige Landzugang (teilweise als Damm) zu Stift und Stadt gewesen war, und Bahnhofsviertel (Bahn seit 1896, stillgelegt 1969). Nach dem 2. Weltkrieg im Anschluss daran großes Neubaugebiet mit Punkthochhäu­sern an der Schussenrieder Straße und beim israelitischen Friedhof. Neues Kurzen­trum am Nordwestrand der Stadt.
Historische Namensformen:
  • Puahauua
  • Puochowa
Geschichte: 819 Buchau (Fälschung 12. Jahrhundert), 857 Puahauua, 930 Puochowa (Stellenbezeichnung, von Buche?). Die ältesten Nachrichten betreffen das auf Markung Kappel gegründete Damenstift. Niederadel beziehungsweise Ministerialen von Buchau sind im 13. bis 15. Jahrhundert erwähnt. Die schon Anfang des 11. Jahrhunderts zu erschließende (Markt-?) Siedlung entwickelte sich bis spätestens 1320 zur Reichsstadt, vermutlich unter dem Einfluss der Stiftsvögte beziehungsweise des Reichs. Seit dem 14./15. Jahrhundert erscheint sie regelmäßig als letztgenannte unter den schwäbischen Reichsstädten. 1347 Freiheit von fremden Gerichten; Biberacher Recht seit 1401 nachweisbar. Das Ammanamt wurde vom Kaiser von 1364 an noch mehrfach verpfändet (Grafen von Helfenstein, Stadt Ulm, Stift Вuchau), bis es 1524 die Stadt selbst erwerben konnte. Märkte erst von 1413 an nachweisbar, vor 1751 aber bereits abge­gangen und vor 1786 neu eingerichtet. 1803 mit dem Stift an die Fürsten von Thurn und Taxis, 1806 unter württembergische Staatshoheit, Oberamt Biberach, seit 1808 Oberamt Riedlingen. Das fürstliche Patrimonial-Obervogteiamt Buchau wurde 1809 aufgelöst; an seine Stelle trat 1810 bis 1818 ein königliches Unteramt. 1823 Wiederaufleben des Thurn und Taxisschen Patrimonialamts Buchau (mit den Vogteien Dürmentingen und Renhardsweiler); 1849 aufgehoben. Die Markungen Buchau und Kappel wurden erst 1822 endgültig getrennt. 1938 kam Buchau zum Landkreis Saulgau. Bezeichnung »Bad Buchau« seit 1963. Der Federsee stand, nachweisbar seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, unter der Hoheit der drei Seeherrschaf­ten Stadt Вuchau, Herrschaft Warthausen und Kloster Marchtal, die sich seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts je auf 10 Jahre im »Direktorium« abwechselten. Die Rechtsverhältnisse, insbeson­dere die Fischereirechte, waren in den »Seebriefen« festgelegt, 1731 wurde das Seege­biet vermerkt (die sogenannte Seemauer). Der heutige wesentlich geringere Umfang des Federsees entstand durch die »Seefällungen« um 1790 durch das Stift (um 3 Schuh = circa 1 Meter) und 1809 durch Württemberg (um 4 bis 5 Fuß = circa 1,20 bis 1,50 Meter). Das gewonnene Land wurde an die Anliegergemeinden verkauft; 1882 erfolgte nach diesen Besitzteilen die Aufteilung der Seemarkung, wobei die restliche Seefläche zu Buchau kam. Ein Schulmeister sind seit dem 15. Jahrhunderts erwähnt; 1831 Präzeptorat, 1843 Realschule. Progymnasium seit 1953.
Ersterwähnung als Stadt: 1320

Ersterwähnung: 0770 [um]
Kirche und Schule: Das adelige Damenstift wurde um 770 von dem Franken Warin († nach 787), vermutlich an der Stelle eines älteren Hochadelssitzes, gegründet. 857 Eigen König Ludwigs des Deutschen. Später stand die Vogtei wohl den Grafen von Verin­gen zu, doch könnte sie auch zur Herrschaft Warthausen gehört haben. Im 14. Jahrhundert hatte sie das Reich inne; das Recht war vor 1347 bereits verpfändet. Schließlich gehörte die Vogtei zum Amtsbereich der Landvogtei. Von 1273 an wird das Stift dem Augustinerorden zugerechnet. Die Äbtissinnen galten von 1347 an als Fürstin­nen und hatten Sitz und Stimme im Reichstag. Die Stiftsfräulein entstammten durch­weg dem Hochadel, seit dem 16. Jahrhundert auch bedeutenden ursprünglich niederadligen Häusern und hatten keine besonderen Gelübde abzulegen. Daneben gab es 4, von 1426 an 2 Chorherren, die seit dem 15. Jahrhundert die Stiftspfarrei und die Pfarrei Kappel versa­hen. Das Stift bildete wohl von Anfang an eine eigene Pfarrei. Stiftsbezirk bereits 1422 ummauert. Der Hauptbau war die Pfalz (1229 in palatio). Die Sankt Cornelius und Cyprianus geweihte Stiftskirche, heutige katholische Pfarrkirche, stammt von Michel de Ixnard, der von 1773 an den spätgotischen Bau des 14./15. Jahrhunderts im rein klassizistischen Stil völlig umgestaltete. Krypta aus romanischer Zeit erhalten, ebenso Mauerreste einer romanischen Basilika. Ehemalige Stiftsgebäude um Innenhof (Kavaliersbau 1709, Fürstenbau 1744 von G. G. Bagnato, Damenbau und Spitzbau von M. de Ixnard) heute Kinderheilstätte Cari­tasstift; daneben Rentamtei und Amtsgerichtsgebäude. Das Stift kam 1803 an die Fürsten von Thurn und Taxis, die es bereits Ende 1802 in Besitz nahmen und aufhoben. Die Stadt gehörte früher zur Pfarrei Kappel. Nach Aufhebung des Stifts errichte­ten die Fürsten von Thurn und Taxis 1806 in der Stadt eine Pfarrei, wobei die Stiftskirche zur Pfarrkirche wurde. Die Wuhrkapelle Unserer Lieben Frau auf dem Wei­herdamm in Richtung Kappel ist 1505 genannt; Neubau 1727/29. Das 1539 und 1559 erstmals genannte Seelhaus oder Heiliggeistspital war unbedeutend. Evangelische Kirche 1894, Pfarrei 1956, Gemeindehaus 1966.
Patrozinium: Sankt Cornelius und Cyprianus
Jüdische Gemeinde: Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an bestand hier eine Judengemeinde, als einzige reichsstädtische Gemeinde in Schwaben ohne Unterbre­chung bis ins 20. Jahrhundert, Blütezeit im 19. Jahrhundert (1854: 724, 1869: 677 Juden). Rabbinat seit 1731, Schule seit 1826; neue Synagoge 1838 erbaut, 1938 zerstört. 1939 gewaltsame Auflösung der Gemeinde, deren letzte Angehörige 1941 und 1942 deportiert und mit wenigen Ausnahmen ermordet wurden.

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