Biberach an der Riß - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1083

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die staufische Stadtanlage im Rißtal vor dem Ost­hang des Gigelbergs hatte fast kreisförmigen Umriss. Breiter Marktplatz im Zuge der Durchgangsstraße als südwestlich/nordöstliche Mittelachse, senkrecht abzweigende Nebenstraßen. 1365 Vorstadt. 1373 bis 1419 Erweiterung um fast die Hälfte über die Stadtkirche hinaus nach Nordosten, dadurch ovale Stadtfläche (rund 20 Hektar), südliche Nahtstelle beim Viehmarkt­platz noch heute erkennbar. Der Stadtkern, vor allem der Marktplatz, bietet eine harmonische, erhaltenswürdige Gesamtanlage. In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Wachstumsspitze entlang der Ehinger Straße, 2. Hälfte 19. Jahrhundert Bahnhofsviertel (Bahnbau 1849/50) und Saulgauer Vorstadt. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts Siedlungen an der Bergerhauser Straße und im Gaisental, Kettenhäuser auf dem Galgenberg. Seit 1950 ausgedehnte Neubaugebiete: im Südwesten zwischen Saulgauer und Rißegger Straße das Wohngebiet Mittelberg-Wetterkreuz-Hühnerfeld mit dem ersten Hochhaus; im Nordwesten zwischen Вundesstraße 312 und Munderkinger Straße das Wohngebiet Weißes Bild-Gaisental, entstanden aus Flüchtlingssiedlung, mit Kaserne der Bereitschaftspolizei; auf der Höhe im Оsten des Rißtals das Wohngebiet Talfeld; im Rißtal selbst im Nordosten (Vorort Birkendorf) Wohn- und Industriegebiet sowie im Südosten — näher an der Altstadt — Schul- und Sportzentrum und ebenfalls Industriegebiet. Straßenbrücke über Bahnlinie und Riß (Königsbergallee) 1971. Kreuzungsbauwerk Вundesstraße 30/Bundesstraße 312 beim Jordanbad 1969.
Historische Namensformen:
  • Bibra
Geschichte: 1083 (Корie 17. Jahrhundert) Bibra. Wohl verhältnismäßig frühe Besiedlung; alemannische Grab­funde. Die Siedlungskerne liegen vermutlich um den Kirchplatz und beim evangelischen Fried­hof (Straßengabelung). 1083 ist ein Herr »von Bibra« bezeugt. Vielleicht bestand hier schon um 1140 ein welfischer Markt. Um 1167 wurden die Güter der erbenlosen Herren von Bibra von Kaiser Friedrich Barbarossa erworben. Um 1190 Münzstätte. Erhebung zur Stadt wohl um 1220 (um 1258 communitas civitatis); Amman 1239. Die Herrschaftsrechte gingen nach dem Aussterben der Staufer an das Reich: 1281 civitas regalis, 1282 Privilegienbestätigung durch König Rudolf von Habsburg. 1312 Ul­mer Stadtrecht; Mutterrechtsstadt für Buchau. 1355 Freiheit von fremden Gerichten, 1373 Zollgerechtigkeit, 1396 (endgültig 1404) Pfanderwerb des Ammanamts, 1398 (1401) des Blutbanns. Der Rat ist 1294, das Stadtgericht 1361 erstmals erwähnt. 1344 Aufstand der Zünfte gegen den patrizischen Rat. 1349 Bürgermeister, 1374 Verlei­hung der Zunftverfassung nach Ravensburger Muster, 1376 Zunftmeister, 1400 Gro­ßer Rat. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit der Patrizier im Rat (1401: 10 von 24 Sitzen) übten diese auf die Ämterbesetzung dennoch maßgebenden Einfluss aus. Beteiligung an den Städtebünden. Auf Grund der Wahlordnung Karls V. 1551 katholisch dominierter Rat bei überwiegend evangelischer Bevölkerung. Während des 30jährigen Krieges nach 1628 änderten sich die Ratsbesetzung und die Ordnung der kirchlichen Verhältnisse je nach Besatzung. Im Westfälischen Frieden 1648 wurde die Parität (hälftige Beset­zung der Ratsstellen und Ämter durch die beiden Konfessionen) festgesetzt; in der Folge bis 1818 paritätische Besetzung des Magistrats. Die Reichsstadt fiel 1803 an Baden, welches aber schon im September 1802 Besitz ergriff. 1806 an Württemberg. Sitz des Oberamts (1938 Landkreis). Von der endgültig nach 1837 niedergelegten Stadtbefestigung sind Reste erhalten, darunter der runde Weiße Turm (1476/84) und der rechteckige Gigelbergturm (wohl nach 1373) auf dem Gigelberg; als einziges Stadttor steht noch das Ulmer Tor (früher Spitaltor, nach 1373, durchgreifend renoviert 1975). Altes Rathaus 1432 in alemannischer Fachwerkbauweise, renoviert 1974/75. Neues Rat­haus 1497 bis 1503, Umbau 1806. »Gred« (Untere Schranne), Kaufhaus der Mitte des 15. Jahrhunderts, verlängert 1593. Salzstadel und Weinkeller mit Staffelgiebel von 1513. Das Komödienhaus war 1650 in das Schlachthaus (Metzig) eingebaut worden und diente bis 1858 als Theater. Lateinschule um 1250. 1588 nach Konfessionen getrennt. 1775 katholische Professoratsschule (Jesuiten). 1806 wurde aus den beiden konfessionellen Schulen ein Gymnasium gegründet, 1811 in Lateinschule und Realschule umgewandelt. Realschule seit 1873 selbständig. Lateinschule 1907 in Pro­gymnasium umgewandelt, 1928 voll ausgebautes Gymnasium (heute Wieland-Gym­nasium). Daneben seit 1907 Progymnasium für Mädchen (1860 als Töchterinstitut gegründet), 1972 voll ausgebautes Gymnasium (Pestalozzi-Gymnasium). Evangelische Volks­schule 1529 erwähnt, katholische Volksschule seit 1595.
Ersterwähnung als Stadt: 1220 [um]
Wirtschaft und Bevölkerung: Wirtschaftlich waren im Spätmittelalter die Barchentherstellung und der Barchenthandel von großer Bedeutung. Um 1500 über 400 Webstühle. Ende des 15. Jahrhunderts Biberacher Handelsgesellschaft. Im 18. Jahrhundert scheiterten die Versuche zur Gründung von Fabriken am Widerstand der Zünfte. 1837 gab es hier 5 Fabriken, 1877 bereits 26 mit mehr als 500 Mark Steuerkapital. Oberschwäbische Elektrizitätswerke 1913. Wagen- und Karosseriefabrik 1880.

Ersterwähnung: 1265
Kirche und Schule: Kirche und Pfarrei 1265. Sankt Martin 1329, Sankt Maria und Martin 1369. Patronat des Reichs; 1339 durch Kaiser Ludwig den Bayern der Zisterzienserabtei Eberbach im Rhein­gau geschenkt, 1349 Inkorporation. Seit 1521 Eindringen der zwinglianisch-lutherischen Reformation. Nach der Verdrängung der mehrheitlich katholisch gebliebenen Patrizier aus dem Rat (1529) und dem Anschluss an den Schmalkaldischen Bund 1531 Verbot der Messe (bis 1548) und Bildersturm. 1548 Einführung des Interims. 1564 Kauf des Kirchensatzes durch das Spital. Die Stadtpfarrkirche steht seit 1548 beiden Konfessionen offen (Benutzungsrecht: Chöre katholisch, Langhaus simultan). Um 1800 wirkten hier 9 katholische und 4 evangelische Geistliche (zuzüglich der Rektor der evangelischen Lateinschule als vicarius perpetuus). Die das Stadtbild beherrschende Kirche ist eine spätgotische Basilika aus der Zeit um 1350. Welsche Haube auf dem hohen, oben achteckigen Turm 1585/87. Im Innern 1746/48 durch Johann Zick barockisiert. Spätgotische Kanzel 1511, Hochaltar 1720, Chorgitter (jetzt in der Brandenburgischen Kapelle) 1768. Katholische Kirchen: Die Spitalkirche ist die ursprüngliche Kirche des Heilig-Geist-Spitals, renoviert 1978. Magdalenenkapelle (ehemalige Siechenkapelle) auf dem katholischen Friedhof 1356, neu erbaut 1404, Sankt Magdalena 1470. Ehemalige Michaelskapelle 1360 genannt (war zweige­schossig), seit 1533 profaniert, jetzt katholisches Gemeindehaus Sankt Martin; bedeutende spätgotische Wandmalereien, renoviert 1974/75. Pfarrkirche Sankt Joseph in Birkendorf 1957. Pfarrkirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit auf dem Mittelberg 1967/69. Evangelische Kir­chen: Kirche zum Heiligen Geist auf dem evangelischen Friedhof (wo ursprünglich das Spitalgebäude gestanden hatte) 1286 erwähnt, 1649/62 von der evangelischen Gemeinde neu erbaut. Die evangelische Spitalkirche ist der ursprünglich obere Krankensaal des Heilig-Geist-Spitals, an einem Schlussstein 1474 datiert. Friedenskirche 1963/66. Gemeindezentrum auf dem Mittel­berg 1977. Dominikanerinnenkloster 1283. Franziskanerinnenkloster Sankt Maria de Victoria 1365 bis 1807. Kirche 1812 abgebrochen. Im Hauptbau (Ende 17. Jahrhundert) ist heute das Amtsgericht. Kapuzinerkloster 1615 bis 1810 (abgebrochen). Heilig-Geist-Spital um 1239 (vor 1258) auf dem Gelände des heutigen evangelischen Friedhofs (Gemarkung Birken­dorf, daher zunächst nach Warthausen eingepfarrt) gegründet. Nach 1516 endgültig in die Stadt verlegt. Das seit 1320 von der Stadt verwaltete Spital erwarb sich ein ansehnliches Territorium, das um 1800 24 Dörfer und Weiler umfasste. Die heutigen Gebäude um einen Innenhof im wesentlichen aus spätgotischer Zeit nach Brand 1516; zur Waaghausstraße imposanter Giebel. Das Spital beherbergt heute unter anderem die Städtischen Sammlungen.
Patrozinium: Sankt Martin
Ersterwähnung: 1329
Jüdische Gemeinde: Die Juden wurden 1589 aus dem Gebiet der Stadt ausgewiesen. Seit 1792 waren wieder wenige Juden hier ansässig.

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