Friedrichshafen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0838

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Im Grundriss der Bodenseestadt sind noch die beiden Siedlungswurzeln, der Klosterort Hofen und die kleine Reichsstadt Buchhorn, zu erkennen. Sowohl das einstige Kloster und heutige Schloss als auch die Stadt wurden auf je einem Landvorsprung (»Horn«) hart am Seeufer gegründet. Die Dorfsiedlung Hofen lag hingegen etwas landeinwärts (Werastraße). Das nur 3,67 Hektar große mittelalterliche Städtlein Buchhorn hatte einen trapezförmigen Umriss mit seewärts ausgebuchteter Grund­linie. Sein Straßennetz bestand aus der Vorderen Gasse als Hauptstraße (Karlstraße), der Hinteren und der Obertorgasse (Wilhelmstraße), dazu Markt (Adenauerplatz) und Goldschmiedgasse. Bis 1810 keine dauernden Vorstädte. Im 19. Jahrhundert erlebte dann die Stadt als Sommerresidenz des württembergischen Königs eine zukunftweisende bauliche Er­weiterung und allmähliche Umgestaltung. Am Beginn dieser neuen Epoche ließ König Friedrich die »Neustadt« mit einer über 1 Kilometer langen schnurgeraden Mittelachse (Friedrichstraße) und zwei symmetrisch davon ausgehenden Schenkeln (obere Karl-und untere Olgastraße) zwischen dem alten Buchhorn und dem Schloss anlegen. Eisenbahn von Ulm 1847, Seebahnhof 1850, Bodenseegürtelbahn 1901. Der Verlauf der Bahnlinien erschwerte allerdings später die städtebauliche Weiterentwicklung. Kurhaus (sogenanntes Museum) 1872, Uferstraße 1913. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts Entwicklung zur rasch und ständig wachsenden Industriestadt, vor allem nach Verlegung des Luft­schiffbaus von Manzell in das Gelände beim Riedlewald 1909. Ab 1913 Arbeitersied­lung »Zeppelindorf« an der Meistershofener Straße, eine für jene Zeit mustergültige Anlage (P. Bonatz und F. E. Scholer). 1915 Zahnradfabrik an der Löwentaler Straße im Nordosten der Stadt. Bis zum 2. Weltkrieg neue Wohnviertel zwischen diesen beiden industriellen Anlagen sowie im Westen (ehemaliges Dorf Hofen) und im Оsten bis zur Rotach. Im 2. Weltkrieg mehr als 2/3 der Stadt zerstört. Wiederaufbau im wesentlichen 1956 abgeschlossen. Seit 1950 starke Erweiterung der Wohnbauflächen im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau und der Erweiterung der Industrie. Größere neue Wohnge­biete sind: ab 1950 Siedlung Allmannsweiler, ab 1956 Gebiet westlich der Werastraße, ab 1957 Schreienesch, ab 1958 Mühlösch, Löwental-Siedlung, Jettenhausen, Kitzen­wiese, Buchschach in Manzell, ab 1959 französische Siedlung an der Hochstraße, Breslauer Straße, Seemoos-Windhag, ab 1968 Sankt Georgen, Hofinger Esch bei Wag­gershausen mit Hochhäusern »3 Könige«, ab 1969 Dorfwiesen, Gerbebach, ab 1970 Muntenried in Fischbach, ab 1974 Manzell-Stockerholz/Vorderesch mit Einkaufs­zentrum, ab 1976 Rumpel/Oberhof beidseits der Albrechtstraße. Wesentlich erwei­tert wurden in den letzten Jahren auch die gewerblichen Bauflächen im ehemaligen Luft­schiffbaugelände westlich des Riedleparks und in Manzell (ehemalige Dornierwerke). Neue Gewerbegebiete entstanden an der Äußeren Ailinger Straße südlich der Allmannsweiler Siedlung und in Sankt Georgen zwischen der Ravensburger Straße und der Bahnlinie nach Ulm. Seit 1950 IBO-Messegelände mit mehrfachen Erweiterungen.
Historische Namensformen:
  • Buachihorn 0838
  • Buchhorn
  • Hofen
Geschichte: Friedrichshafen entstand 1811 durch die Vereinigung der alten Reichsstadt Buch­horn mit dem Dorf und Kloster Hofen. 838 Buachihorn (mit Buchen bestandenes, in den See vorspringendes Horn). Mehrfach wird Buchhorn als Dingstätte für den Linzgau und die Nachbargaue Argen- und Rheingau bezeugt. Vermutlich ist hier der Grafensitz der Udalrichinger zu suchen, auf dem Platz des heutigen Schlosses (1427 ein Stein­haus neben dem Kirchhof von Sankt Andreas bezeugt). Bei dem 883 genannten »vicus Puochiorn« handelt es sich wohl um das Dorf Buchhorn (1296 in Dorf prope Buchorne, 1343 ze Dorf und ze Hofen by Buchhorn), im 16. Jahrhundert nach dem nahegele­genen Kloster Hofen umbenannt. Der um 1200 genannte Adel ist dem Dorf zuzuordnen. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts teilten sich die Udalrichinger in die Linien Bregenz (Argengau) und Buchhorn (Linzgau). Im Investiturstreit waren die Buchhorner Grafen Parteigänger Heinrichs IV., in diese Zeit fiel die Gründung des Klosters Hofen nahe ihrem Sitz. 1089 starben die Udalrichinger aus. Ihre Eigengüter um Buchhorn kamen an die Welfen, 1189 durch Erbschaft an die Staufer. Vermutlich entstand schon unter Welf VI. nahe dem alten Grafensitz eine Marktsiedlung, da zu Beginn des 13. Jahrhunderts ein mercator de Buchorn bezeugt ist. Wohl durch die Staufer gefördert, entwickelte Buchhorn sich zur Stadt und erscheint als kleinste Stadt Oberschwabens im Reichssteuerverzeichnis von 1241. Die Stadt war später von Mauer und Graben umgeben, aus der das Obere Tor in Richtung Ravensburg und Lindau, das Untere Tor in Richtung Überlingen hinausführten. Neben der Stadtkirche Sankt Nikolaus stand das Kornhaus (1485; 1828 in ein schlichtes Rathaus umgebaut), an der offenen Hafenseite die Zollhalle (1454 Gred) und das ehemalige Rathaus. Der 1274 erstmals als »civitas« bezeugten Reichsstadt verlieh Rudolf von Habsburg Überlinger Recht und befreite sie von auswärtigen Gerichten. König Albrecht erweiterte ihre Rechte 1299 und verlieh einen Wochenmarkt. Vorübergehend war durch Verpfändung an die Grafen von Heiligenberg/Werdenberg bis 1323 die Reichsunmittelbarkeit Buchhorns bedroht, außer­dem fiel in diese Zeit die Einnahme und Zerstörung der Stadt 1291 durch den Bischof von Konstanz und die Nachbarstädte wegen der Parteinahme des Grafen für Habsburg. Dadurch wurde Buchhorn entscheidend in seiner Entwicklung beeinträchtigt. 1401 erhielt es den Blutbann verliehen, 1531 wurde der sehr kleine Hochgerichtsbe­zirk der Stadt durch Vertrag mit der Landvogtei genau umgrenzt. Die Stadt teilte die Politik des Schwäbischen Städtebundes, 1472 suchte sie bei Zürich Schutz und ließ sich dort für 25 Jahre ins Bürgerrecht aufnehmen, gleichzeitig griff Buchhorn mit dem Erwerb der Herrschaft Oberbaumgarten über das Stadtgebiet hinaus. Der 1274 bezeugte Ammann führte neben vornehmen Bürger­familien wie den Muris und Mötteli - letztere wanderten aus wirtschaftlichen Grün­den nach Ravensburg ab - das Stadtregiment. Im 14. Jahrhundert wurde der Ammann durch den Bürgermeister ersetzt, die Stadtverfassung auf den 4 Zünften aufgebaut; Bürger­meister, Stadtammann und Vertreter der Zünfte bildeten den kleinen Rat. 1634 war Buchhorn schwedischer Kriegshafen mit dem Namen Gustavsburg. Die Schäden des 30jähirgen Kriegs und die bereits im 16. Jahrhundert einsetzende Zerrüttung der Stadtverwaltung führten zur völligen Verschuldung. Der Versuch des Anschlusses an Österreich (wohl von der Landvogtei gefördert) scheiterte Mitte des 18. Jahrhunderts am Widerstand des Schwäbischen Kreises. 1755 wurde Buchhorn Handelsstützpunkt Bayerns, Stapelplatz für das in die Schweiz ausgeführte bayerische Salz (Errichtung eines Salzstadels), da­durch kurzer wirtschaftlicher Aufschwung. 1802/03 fiel die Reichsstadt an Bayern, 1810 an Württemberg. Oberamt (1938 Landkreis) Tettnang. Nach der vorausgehenden Einglie­derung von Löwental und Sankt Georgen (1910) wurde 1937 durch Eingemeindung von Schnetzenhausen (mit Fischbach, Manzell, Seemoos, Spaltenstein, sowie Teilen von Jettenhausen, Meistershofen, Waggershausen und anderen) sowie von Allmannsweiler (Gemeinde Ailingen) »Groß-Friedrichshafen« gebildet. Lateinschule, erst 1831 in Verbindung mit der Kaplanei. 1845 Realschule, 1856 königliches Paulinenstift, höhere Töchterschule mit Internat.
Ersterwähnung als Stadt: 1241
Wirtschaft und Bevölkerung: Die wirtschaftliche Entwicklung wurde durch die Konkurrenz Ravensburgs und Lindaus stark gehemmt und ließ Buchhorn trotz günstiger Lage nur zu einem bescheidenen Handelsplatz werden. Haupterwerbszweige: Landwirtschaft, Fischerei und Schifffahrt (im 16. Jahrhundert regelmäßiger Schiffsverkehr mit Lindau, Konstanz, Stein und Schaffhau­sen), daneben Getreideausfuhr in die Schweiz. Im 19. Jahrhundert wurde die wirtschaftliche Stagnation durch besondere königliche Förderung von Handel und Schifffahrt über­wunden. Starke industrielle Entwicklung: 1849 Bau einer Eisenbahnwerkstätte und Schiffswerft, 1859 Lederindustrie, seit 1898 Zeppelin-Luftschiffbau (zunächst am Seeufer bei Manzell), Motorenbau (Maybach), Zahnradfabrik, Dornier Flugzeugwerke in Manzell (nach dem 2. Weltkrieg demontiert), ferner Textil- und chemische Industrie.

Name: Schloss Friedrichshafen

Ersterwähnung: 1325
Kirche und Schule: Buchhorn war zunächst kirchlich abhängig von Kloster Hofen und die Kirche Sankt Andreas und Pantaleon seine Pfarrkirche. 1325 wird in der Stadt eine Niko­lauskapelle erwähnt. Trotz aller städtischen Bestrebungen erst Ende des 16. Jahrhunderts eigene Pfarrei. Die heutige katholische Pfarrkirche Sankt Nikolaus am Markt im Zentrum der Stadt ist ein vom Kloster Weingarten 1745/50 errichteter Barockbau. Von der spätgotischen Kirche blieb nur das Untergeschoss des Chorseitenturms erhalten. Langhaus wiederaufge­baut nach Zerstörung im 2. Weltkrieg. Weitere katholische Pfarrkirchen: Sankt Petrus Canisius 1928 in leicht expressionistischen Formen (H. Schlösser), Zum Guten Hirten 1962, Sankt Columban 1965, Sankt Magnus, Maria Geburt, Sankt Petrus und Paulus. Spital, 1427 genannt, mit Spitalkapelle zur Heiligen Dreifaltigkeit (1944 zerstört). Siechenhaus 15. Jahrhundert; Kapelle zum Heiligen Kreuz 1536, 1812 profaniert und verkauft. 1490 bis 1784 Wolfgangskapelle. Kleines Frauen­kloster, die »Weisse Sammlung«, mit eigener Kapelle, 1271 vom Konstanzer Bischof mit Augustinerregel ausgestattet, den Dominikanern unterstellt, 1640 von Kloster Lö­wental inkorporiert, 1710 zurückgegeben. Erste evangelische Kirche der Stadt ist seit 1812 die Schlosskirche, ehemalige Prioratskirche des Klosters Hofen; eigenes Stadtpfarr­amt 1845, zweites 1918. Erlöserkirche mit Pfarrei 1958, Dietrich-Bonhoeffer-Haus mit Pfarrei 1968; weitere evangelische Pfarreien in den Stadtteilen Jettenhausen und Manzell. Kloster Hofen: Hofen war ursprünglich der Name eines Weilers an der Mündung des Mühlbachs in den See, im 13. Jahrhundert auf das Kloster, im 16. Jahrhundert auf das Dorf übertra­gen. Vermutlich gründete um 1085 die Gemahlin Ottos I. von Buchhorn nahe dem Grafen­sitz ein Nonnenkloster, das um 1100 an das welfische Hauskloster Weingarten kam. Die Pfarrkirche Sankt Andreas und Pantaleon unmittelbar neben dem Kloster war Ei­genkirche der Buchhorner Grafen und wurde vielleicht schon bei Gründung des Klosters inkorporiert. 1215 Neubau und Weihe, der Propst von Hofen war Inhaber der Pfarrei. Dem Schwesternkonvent stand eine Meisterin vor, während ein von Weingarten eingesetzter Propst den umfangreichen Besitz verwaltete. 1419 wurde das Kloster Hofen von Weingarten aufgelöst, zu große Selbständigkeitsbestrebungen des Frauenkonvents führten zur Anklage wegen schlechter Verwaltung. Weiterhin Prop­stei. Im 30jährigen Krieg 1634 zerstört. Kloster und Dorf Hofen bildeten einen Niedergerichtsbezirk, dessen Vogtei von der Stifterfamilie an die Welfen überging und zu­nächst mit der von Weingarten verbunden war, im 13. Jahrhundert aber davon getrennt wurde und an die Schenken von Schmalegg/Ittendorf kam. Die Vogtei blieb mit der Herrschaft Ittendorf verbunden, bis 1524 Überlingen sie der Stadt Buchhorn verkaufte, die sie wiederum 1548 an Kloster Weingarten veräußerte. Zum Klosterbesitz gehörte auch die Grundherrschaft in (Unter-) Meckenbeuren und die Ortsherrschaft in Waggershausen. 1695 bis 1702 Neubau des Konvents (Dreiflügelanlage) und der Kirche durch Kloster Weingarten unter Leitung von Christian Thumb. Der Kirchenbau lehnt sich an Obermarchtal (Michael Thumb) an, doch stehen die Türme an der Westfront und hat der Chor einen geraden Abschluss. Im Innern eine weite tonnen­gewölbte Halle, Pfeiler und Galerien, vorzüglicher weißer Stuck von Johann Schmuzer und Söhnen aus Wessobrunn. Stuckmarmor-Hochaltar von Fr. Schmuzer, die Kan­zel von Ulr. Byss, Gemälde der Seitenaltäre von J. A. Feuchtmayer. Seit 1812 dient die Kirche dem evangelischen Gottesdienst (Schlosskirche). 1944 durch Luftangriff schwer be­schädigt, wurde sie 1950 folgende wiederhergestellt. 1702 errichtete Weingarten ein Priorat. 1803 kam Hofen an Nassau-Oranien, 1804 an Österreich, 1806 an Württemberg. Nach der Vereinigung mit Buchhorn 1811 kam der Klosterbesitz zur Hofdomänenkammer; der Konventsbau wurde 1824 zur Sommerresidenz umgebaut und ist noch heute im Besitz des Herzogs von Württemberg.
Patrozinium: Sankt Andreas und Pantaleon

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