Jagstfeld - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0768

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
768 schenkte der Adlige Herpholt dem Kloster Lorsch eine Wiese »in pago Jagesgowe in villa Jagesfelden«. Der Ortsname ist eindeutig auf die Jagst zu beziehen, die nicht weit von der Siedlung in den Neckar mündet. Eine Grabhügelgruppe östlich und Streufunde nordöstlich des Ortskerns künden von einer Besiedlung der Gemarkung seit der Bronzezeit. Entlang der sogenannten Hohen Straße, die ursprünglich von hier nach Jagsthausen führte, ist auch die römische Besiedlung gut belegt. Funde von Scherben alamannischer, fränkischer und späterer Zeitstellungen inmitten römischer Gebäudereste im Ortskern deuten auf eine kontinuierliche Besiedlung des Platzes seit der Römerzeit. Dazu passt auch das 1866 und 1893 nördlich der Ortschaft aufgefundene merowingerzeitliche Reihengräberfeld. 1295 hatte hier allein das Stift Wimpfen acht Gebäude und Hofstellen, eine Mühle und zwei weitere Höfe. 1604 bestand Jagstfeld aus 24 Wohnhäusern, 1785 zählte man 27 Gebäude. Seit 1950 und den folgenden Jahren besteht das Neubaugebiet »Schlauch-Steinhecken«.
Historische Namensformen:
  • Jagesfelden 0768 [0768, Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert]
Geschichte: Vermutlich aus einstigem Königsgut herrührend, stifteten im 8. und 9. Jahrhundert fränkische Adlige einzelne Güter in Jagstfeld an die Klöster Lorsch und Fulda. Kaiser Otto II. schenkte 976 das Dorf zusammen mit der Abtei Mosbach dem Bischof von Worms, über den die Grundherrschaft und die Vogtei in staufischer Zeit wieder ans Reich gezogen wurden (Reichsvogtei Wimpfen). Nach der Verpfändung der zum Wimpfner Reichsgut gehörigen Dörfer an Burkard Sturmfeder trat 1362 der Erzbischof von Mainz in die Pfandschaft ein und erlangte so die Vogtsherrschaft. 1484 vertauschte Mainz die Dörfer samt anderen Gütern an den Deutschen Orden, von dem Jagstfeld im Zuge der Säkularisation 1805 an Württemberg kam. Größter Grundherr auf der Gemarkung war das Stift Wimpfen mit drei beziehungsweise – nach der Abtretung des Spitalhofs an das Hospital Wimpfen vor dem Jahr 1250 – zwei Höfen (Herren- oder Freihof und großer Hof beziehungsweise Heinrichshof); die entsprechenden Güterkomplexe existierten größtenteils noch um 1850. Weitere Grundbesitzer waren seit 1371 das Wimpfner Dominikanerkloster und bis 1456 die von Talheim respektive deren Besitznachfolger, das Heilbronner Karmeliterkloster. Von dem 1358 bezeugten Wormser Lehen der Jagstfelder Neckarfähre hatten seit 1392 die Greck von Kochendorf zunächst ein Drittel, seit 1423 zwei Drittel inne; 1749 fielen diese Anteile an Hessen-Darmstadt. Das restliche Drittel ist seit 1655 in Händen der von Gemmingen nachweisbar, die es zusammen mit Babstadt von den Kimming übernommen hatten. Den Zehnt bezog vom Mittelalter bis zum Ende des Alten Reiches der Bischof von Worms. An der Spitze der Gemeinde standen zwei Bürgermeister und (vermutlich) vier Richter. Ein Gemeindesiegel, das einen Reichsapfel zeigt und die Umschrift »JAGSTFELDER DORFFS IN(NSI)EGEL« trägt, ist seit 1797 belegt. Die Gemeinde hatte bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg am Neckar ein Kranen- oder Umschlagsrecht, das ihr 1698 von der Herrschaft erneut bestätigt wurde. Beim Übergang an Württemberg gehörten der Gemeinde das Rathaus, das Schulhaus, die Kelter, eine Remise und das Schafhaus. Jagstfeld war an der Gundelsheimer Hospitalstiftung beteiligt. Jagstfeld fiel 1805 an Württemberg und gehörte dann zum Oberamt Neckarsulm, seit 1.10.1938 zum Landkreis Heilbronn. Das Salzwerk Friedrichshall seit 1812, erstes Siedwerk 1818, erweitert 1854. Das zugehörige Bergwerk (1859—1895) musste wegen Wassereinbruchs aufgegeben werden. Solbad seit 1831. Friedrichshall gab den Namen für die Gemeinde Bad Friedrichshall. Zum 1. Dezember 1933 vereinigten sich Jagstfeld und Kochendorf zunächst zur Gemeinde Jagstfeld-Kochendorf, die am 16. April 1934 die Genehmigung erhielt, den Namen Bad Friedrichshall zu führen. Am 1. April 1935 wurde Hagenbach eingemeindet.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Einwohnerzahl belief sich um 1500 auf etwa 140 (31 Bürger). Nach einem kriegsbedingten Rückgang 1641 auf nur noch 102 Köpfe wuchs die Einwohnerschaft bis 1805 auf dreihundert Seelen an. Haupterwerbszweig der Jagstfelder waren der Ackerbau und die Weidewirtschaft (1785 59,4 Prozent), daneben eine kleinere Waldwirtschaft (1785 17,4 beziehungsweise 10,7 Prozent). Der Weinbau war gering (1785 5 Prozent), eine kleine Kelter wurde erst um 1720 errichtet. Eine Schäferei mit Schafhaus war ebenfalls um 1720 vorhanden. Kurz vor 1600 errichtete der Deutsche Orden das später so genannte Wirtshaus zum Schiff, das nach einem Brand im Dreißigjährigen Krieg laut Inschrift am Kellerhals 1645 wiederaufgebaut wurde. Die im 13. Jahrhundert im Wimpfner Anniversar genannte Mühle an der Jagst, die spätere Teufelsmühle, findet 1371 letztmals Erwähnung.

Ersterwähnung: 1392
Kirche und Schule: Unter der Herrschaft des Deutschen Ordens blieb die Jagstfelder St. Wendelins-Kirche katholisch, wiewohl ihre Mutterkirche in Wimpfen am Berg der Reformation zugeführt wurde. Das althergebrachte Filialverhältnis bestand bis 1632/33, als Jagstfeld von der Stadt Wimpfen der katholischen Pfarrei Wimpfen im Tal zugewiesen wurde. Allerdings besuchten die Jagstfelder bereits 1604 den Gottesdienst in der Wimpfner Dominikanerkirche, in die sie seit 1686 regulär umgepfarrt waren. Auch die Jagstfelder Toten wurden in Wimpfen bestattet. Beim Jagstfelder Kirchensatz, der dem Bischof von Worms zustand und den dieser von 1392 bis 1439 den Greck von Kochendorf verliehen hatte, handelte es sich offenbar um eine Kaplaneipfründe. Die ursprünglich gotische Wendelins-Kirche erhielt 1752/53 einen Um- beziehungsweise Neubau; das Kirchenschiff wurde 1970 abgebrochen. Ein Schulmeister wird 1756 genannt; 1752 wird ein Schulhaus erwähnt. Bis 1818 war Jagstfeld Filial von Wimpfen, dann von Offenau bis zur Errichtung der Pfarrei 1879. Neue katholische Pfarrkirche zur Auferstehung Christi, 1957 erbaut; alte Pfarrkirche zum Heiligen Wendelin, ursprünglich gotisch, 1752 und 1878 umgebaut. Evangelische Pfarrei seit 1951; Erlöserkirche 1967 eingeweiht.
Patrozinium: St. Wendelin

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