Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Die Altstadt gruppiert sich malerisch auf einer Terrasse und am Hang des Molasserückens über dem Bodensee sowie auf dem schmalen Uferstreifen darunter. Die aus dem Burgweiler heraus entstandene Oberstadt mit verwinkeltem Grund- und Aufriss steigt bis zur Pfarrkirche an ihrem höchsten Punkt an; seewärts wird sie entlang der Felskante durch das Alte Schloss mit dem »Dagobertsturm« als letztem Zeugen (12./13. Jahrhundert) der mittelalterlichen Burg und die großen Barockbauten der fürstbischöflichen Residenz abgeschlossen. Auf dem schmalen Raum zwischen Steilhang und See, zum Teil auf künstlicher Aufschüttung, ist die Unterstadt eine regelmäßige rechteckige Anlage, im wesentlichen nur aus der breiten Marktstraße bestehend. 1873 Aufschüttung der Seestraße. Die verschiedenartigen Teile fügen sich zu einem Stadtbild von eindrucksvoller Geschlossenheit zusammen, das als Ganzes seit 1954 unter Denkmalschutz steht. Seit um 1900 einzelne Landhäuser am Saum der Rebhänge. Auf der Höhe wird die Altstadt von der verkehrsreichen Ortsdurchfahrt der Вundesstraße 31 begrenzt. Nach dem 2. Weltkrieg starke Ausweitung der Stadt im anschließenden Moränengelände in modernen Bauformen, unter anderem Terrassen- und Hügelhäuser, Punkthochhäuser. Auf dem Seeuferstreifen neue Fremdenverkehrseinrichtungen. |
Geschichte: | 988 Meresburg, zu 1071 Mersburg, zu 1113 Merdesburch (Urbar 12. Jahrhundert), 1142 Mercesburc (fraglich, ob von Personenname). 1071 bis 1150 Edelfreie, Leitname Liupold, aus nächster Umgebung des Bischofs von Konstanz. Um 1190 und 1280 vereinzelt Konstanzer Ministerialen genannt. Älteste Siedlung war ein Dorf von Fischern und Fährleuten am See für die von hier aus kürzeste Überfahrt im Zug der Straße Ulm-Ravensburg-Konstanz. Auf dem Felsen oberhalb gründete der Bischof von Konstanz, dem dieses Gebiet wohl von alters gehörte, schon früh die Burg Meersburg. Ende des 12. Jahrhunderts war Meersburg an Graf Mangold von Rohrdorf verliehen. Nach dem Heimfall vor 1210 baute der Bischof Meersburg zur Stadt aus: 1233 Verleihung eines Wochenmarktes, vor 1260 Ummauerung, 1299 Ulmer Stadtrecht und Befreiung vom Landgericht. Kern der Stadt war das suburbium, die Vorburg in der Oberstadt, von der das Falbentor im Rathaus noch zeugt. Nach 1300 wurde die Siedlung am See einbezogen (Unterstadt). Durch den nun zum Teil bebauten Halsgraben und die Steig war sie mit der Oberstadt verbunden. Im 14. Jahrhundert entstand nördlich der Vorburg aus einem älteren »Weiler« die »Usserstadt« oder Äußere Oberstadt, die die zuvor außerhalb gelegene Pfarrkirche mit einschloss. Von der Ummauerung sind Obertor mit Turm, Pfarrturm und Unterstadttor erhalten. Die Stadt unterstand dem bischöflichen Stadtammann; der Zwölferrat wurde zunächst vom Bischof ernannt, später gewählt, seit Anfang des 15. Jahrhunderts unter einem Bürgermeister. Das Streben der Stadt nach größerer Freiheit im 14./15. Jahrhundert durch königliche Privilegien und Anschluss an Städtebünde führte zu Bürgerrechtskämpfen in den Jahren nach 1450, die mit einer Stärkung der Konstanzer Herrschaft und des bischöflichen Ammanns endeten. Meersburg blieb bischöfliche Landstadt, der Rat spielte eine geringe, Patrizier und Zünfte spielten keine Rolle. Erst mit der Verlegung der Bischofsresidenz nach Meersburg 1526 neue Aufwärtsentwicklung der Stadt, die bis 1803 Verwaltungsmittelpunkt des Konstanzer Hochstifts war. Schon Bischof Hugo von Hohenlandenberg hatte 1508 folgende durch einen Umbau dem Alten Schloss seine heutige Gestalt mit den vier Ecktürmen gegeben. Vor allem die Oberstadt gewann nun durch den Hof, die Ämter, die Klosterhöfe und die Wohnhäuser der Beamten den Charakter einer Residenzstadt. Rathaus von 1551 auf älterem Unterbau. Domherrenhaus von 1605, heute Hofapotheke. Klosterhöfe von Kloster Rot an der Rot und Kloster Schussenried in der Oberstadt, das Salemer Steinhaus in der Unterstadt. Am Schlosshof das von Rodtsche Haus. In der Äußeren Oberstadt Fachwerkhäuser des 16./17. Jahrhunderts. In der Unterstadt die Gred (um 1500), der Domkapitelhof (jetzt Gasthaus »Zum Schiff«), das Bürgerspital, alte Taverne und Torkelgebäude. Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Meersburg mehrfach von der Pest heimgesucht; im Jahre 1635/36 überlebte nur ein Sechstel, etwa 200 bis 300 Erwachsene, die Seuche. Erst im 18. Jahrhundert neue Blüte mit dem Bau der barocken Residenz der Fürstbischöfe. Ab 1712 errichtete Christoph Gessinger den Neuen Bau und verband ihn durch eine Treppenanlage mit dem Alten Schloss. Aus ihm schuf Balthasar Neumann für Bischof Damian Hugo von Schönborn 1740/43 das Neue Schloss, das F. A. Bagnato vollendete. Rechteckanlage mit Eckpavillons, die Stadtseite mit erhöhtem Treppenrisalit und Freitreppe, die Seeseite durch Pilaster und Giebel gegliedert, davor die Seeterrassen mit Gartenpavillon (1760). Ausgestaltung der Schlosskapelle durch J. A. Feuchtmayer und den Maler G. B. Götz; restauriert 1972/75. In der östlich anschließenden neuen Sentenhartvorstadt wurde nach Plänen Gessingers 1730 folgende das Priesterseminar von Bagnato errichtet, mit Kapelle Sankt Karl Borromäus; restauriert 1974/78. Unter Meersburger Gericht und Steuerhoheit standen nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die umliegenden bischöflichen Dörfer Stetten und Daisendorf (seit 1507), die Weiler Dittenhausen und Riedetsweiler, die Höfe Haltnau, Kutzenhausen und Unterbreitenbach. Sie bildeten mit Baitenhausen die Obervogtei Meersburg. Nach dem Übergang an Baden 1803 war Meersburg bis 1807 Sitz der Provinzregierung und bis 1857 Sitz eines Bezirksamtes. Hernach Bezirksamt (1939 Landkreis) Überlingen. 1926 wurde Riedetsweiler eingemeindet. Lateinschule ab 1572 bezeugt. 1735 bis 1828 Priesterseminar. 1839 bis 1924 katholisches Lehrerseminar. 1829 bis 1877 Mädchenschule der Zofinger Lehrfrauen. 1925 bis 1945 Aufbaurealschule, zunächst privat, ab 1946 Aufbaugymnasium. 1865 bis 1937 Taubstummenschule. |