Meersburg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0988

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Altstadt gruppiert sich malerisch auf einer Terrasse und am Hang des Molasserückens über dem Bodensee sowie auf dem schmalen Uferstreifen darunter. Die aus dem Burgweiler heraus entstandene Oberstadt mit verwinkeltem Grund- und Aufriss steigt bis zur Pfarrkirche an ihrem höchsten Punkt an; seewärts wird sie entlang der Felskante durch das Alte Schloss mit dem »Dagobertsturm« als letztem Zeugen (12./13. Jahrhundert) der mittelalterlichen Burg und die großen Barockbauten der fürstbischöflichen Residenz abgeschlossen. Auf dem schmalen Raum zwischen Steilhang und See, zum Teil auf künstlicher Aufschüttung, ist die Unterstadt eine regelmäßige rechteckige An­lage, im wesentlichen nur aus der breiten Marktstraße bestehend. 1873 Aufschüttung der Seestraße. Die verschiedenartigen Teile fügen sich zu einem Stadtbild von ein­drucksvoller Geschlossenheit zusammen, das als Ganzes seit 1954 unter Denkmal­schutz steht. Seit um 1900 einzelne Landhäuser am Saum der Rebhänge. Auf der Höhe wird die Altstadt von der verkehrsreichen Ortsdurchfahrt der Вundesstraße 31 begrenzt. Nach dem 2. Weltkrieg starke Ausweitung der Stadt im anschließenden Moränenge­lände in modernen Bauformen, unter anderem Terrassen- und Hügelhäuser, Punkthochhäuser. Auf dem Seeuferstreifen neue Fremdenverkehrseinrichtungen.
Historische Namensformen:
  • Meresburg
  • Mersburg
  • Merdesburch
  • Mercesburc
Geschichte: 988 Meresburg, zu 1071 Mersburg, zu 1113 Merdesburch (Urbar 12. Jahrhundert), 1142 Mercesburc (fraglich, ob von Personenname). 1071 bis 1150 Edelfreie, Leitname Liupold, aus näch­ster Umgebung des Bischofs von Konstanz. Um 1190 und 1280 vereinzelt Konstan­zer Ministerialen genannt. Älteste Siedlung war ein Dorf von Fischern und Fährleu­ten am See für die von hier aus kürzeste Überfahrt im Zug der Straße Ulm-Ravens­burg-Konstanz. Auf dem Felsen oberhalb gründete der Bischof von Konstanz, dem dieses Gebiet wohl von alters gehörte, schon früh die Burg Meersburg. Ende des 12. Jahrhunderts war Meersburg an Graf Mangold von Rohrdorf verliehen. Nach dem Heimfall vor 1210 baute der Bischof Meersburg zur Stadt aus: 1233 Verleihung eines Wochenmarktes, vor 1260 Ummauerung, 1299 Ulmer Stadtrecht und Befreiung vom Landgericht. Kern der Stadt war das suburbium, die Vorburg in der Oberstadt, von der das Falbentor im Rat­haus noch zeugt. Nach 1300 wurde die Siedlung am See einbezogen (Unterstadt). Durch den nun zum Teil bebauten Halsgraben und die Steig war sie mit der Oberstadt verbunden. Im 14. Jahrhundert entstand nördlich der Vorburg aus einem älteren »Weiler« die »Usserstadt« oder Äußere Oberstadt, die die zuvor außerhalb gelegene Pfarrkirche mit ­einschloss. Von der Ummauerung sind Obertor mit Turm, Pfarrturm und Unter­stadttor erhalten. Die Stadt unterstand dem bischöflichen Stadtammann; der Zwölferrat wurde zunächst vom Bischof ernannt, später gewählt, seit Anfang des 15. Jahrhunderts unter einem Bürger­meister. Das Streben der Stadt nach größerer Freiheit im 14./15. Jahrhundert durch königliche Privilegien und Anschluss an Städtebünde führte zu Bürgerrechtskämpfen in den Jahren nach 1450, die mit einer Stärkung der Konstanzer Herrschaft und des bischöflichen Ammanns endeten. Meersburg blieb bischöfliche Landstadt, der Rat spielte eine geringe, Patrizier und Zünfte spielten keine Rolle. Erst mit der Verlegung der Bischofsresi­denz nach Meersburg 1526 neue Aufwärtsentwicklung der Stadt, die bis 1803 Verwaltungsmittelpunkt des Konstanzer Hochstifts war. Schon Bischof Hugo von Hohenlandenberg hatte 1508 folgende durch einen Umbau dem Alten Schloss seine heutige Gestalt mit den vier Ecktürmen gegeben. Vor allem die Oberstadt gewann nun durch den Hof, die Ämter, die Klosterhöfe und die Wohnhäuser der Beamten den Charakter einer Resi­denzstadt. Rathaus von 1551 auf älterem Unterbau. Domherrenhaus von 1605, heute Hofapotheke. Klosterhöfe von Kloster Rot an der Rot und Kloster Schussenried in der Oberstadt, das Salemer Steinhaus in der Unterstadt. Am Schlosshof das von Rodtsche Haus. In der Äußeren Oberstadt Fachwerkhäuser des 16./17. Jahrhunderts. In der Unterstadt die Gred (um 1500), der Domkapitelhof (jetzt Gasthaus »Zum Schiff«), das Bürgerspital, alte Taverne und Torkelgebäude. Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Meersburg mehrfach von der Pest heimge­sucht; im Jahre 1635/36 überlebte nur ein Sechstel, etwa 200 bis 300 Erwachsene, die Seuche. Erst im 18. Jahrhundert neue Blüte mit dem Bau der barocken Residenz der Fürstbi­schöfe. Ab 1712 errichtete Christoph Gessinger den Neuen Bau und verband ihn durch eine Treppenanlage mit dem Alten Schloss. Aus ihm schuf Balthasar Neumann für Bischof Damian Hugo von Schönborn 1740/43 das Neue Schloss, das F. A. Bagnato vollendete. Rechteckanlage mit Eckpavillons, die Stadtseite mit erhöhtem Treppenri­salit und Freitreppe, die Seeseite durch Pilaster und Giebel gegliedert, davor die Seeterrassen mit Gartenpavillon (1760). Ausgestaltung der Schlosskapelle durch J. A. Feuchtmayer und den Maler G. B. Götz; restauriert 1972/75. In der östlich anschließenden neuen Sentenhartvorstadt wurde nach Plänen Gessingers 1730 folgende das Priesterseminar von Bagnato errichtet, mit Kapelle Sankt Karl Borromäus; restauriert 1974/78. Unter Meersburger Gericht und Steuerhoheit standen nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die umliegenden bischöflichen Dörfer Stetten und Daisendorf (seit 1507), die Weiler Dittenhausen und Riedetsweiler, die Höfe Haltnau, Kutzenhausen und Unterbrei­tenbach. Sie bildeten mit Baitenhausen die Obervogtei Meersburg. Nach dem Übergang an Baden 1803 war Meersburg bis 1807 Sitz der Provinzregierung und bis 1857 Sitz eines Bezirksamtes. Hernach Bezirksamt (1939 Landkreis) Überlingen. 1926 wurde Riedetsweiler einge­meindet. Lateinschule ab 1572 bezeugt. 1735 bis 1828 Priesterseminar. 1839 bis 1924 katholisches Lehrerseminar. 1829 bis 1877 Mädchenschule der Zofinger Lehrfrauen. 1925 bis 1945 Aufbaurealschule, zunächst privat, ab 1946 Aufbaugymnasium. 1865 bis 1937 Taubstummenschule.
Ersterwähnung als Stadt: 1299
Wirtschaft und Bevölkerung: Wirtschaftlich lebte die Stadt vom Weinbau und vom Handel, besonders mit Getreide von Oberschwaben in die Schweiz, aber auch mit Wein und anderen Gütern. Zentrum des Handels war die Gred in der Unterstadt, seit 1498 als städtisches Kauf- und Lagerhaus genutzt. Rückgang des Handels seit dem 18. Jahrhundert. Von Bedeu­tung blieb die Bodenseeschiffahrt, insbesondere die Fähre nach Konstanz. Die Resi­denz förderte die Entwicklung der verschiedensten Handwerke und Dienstleistungs­gewerbe.

Name: Burg Meersburg; Altes Schloss; Neues Schloss

Ersterwähnung: 1275 [vor]
Kirche und Schule: Kirchlich gehörte Meersburg ursprünglich zu Seefelden, wurde aber vor 1275 zur Pfarrei erho­ben. Zum Sprengel zählen Baitenhausen, Stetten, Riedetsweiler, Daisendorf (seit 1684) und Schiggendorf (seit 1958). Den Pfarrsatz hatte bis 1651 der städtische Rat, sodann das Domkapitel, seit 1696 der Bischof. 1738 bis 1828 war die Kirche dem Prie­sterseminar inkorporiert. Die heutige Pfarrkirche Unserer Lieben Frau (1335) wurde 1829/33 an der Stelle einer spätgotischen Vorgängerkirche (vor 1500) errichtet und über­nahm als Turm einen Eckturm der mittelalterlichen Stadtmauer. Halle mit Empore und Chor noch spätklassizistisch. Die 1395 erstmals genannte Unterstadtkapelle war zuerst wohl Sankt Nikolaus, später Sankt Johannes dem Täufer (1469) geweiht. Spätgotischer Schnitzaltar mit Maria Verkündigung (1490). In der Friedhofskapelle Maria Himmelfahrt (1450) ein spätgotischer Schnitzaltar mit Vesperbild und ein Renaissancealtar von 1562. Josephska­pelle (auch Friedenkapelle) von 1765, stand ursprünglich am Ortsausgang Richtung Stetten, seit 1977 an die Töbelestraße versetzt. In der Oberstadt war von circa 1300 bis 1806 das einzige Kloster, eine Schwesternsammlung, die 1328 unter Dominikaner-, 1418 Augustiner-, 1455 folgende wieder unter Dominikanerregel lebte. Bau des frühen 18. Jahrhunderts. 1975/76 in früherer Form erneuert. Das Heilig-Geist-Spital entstand Anfang des 14. Jahrhunderts, es gewann nie die Bedeutung der Spitäler anderer Städte. Altes Spitalsge­bäude in der Vorburggasse, im 19. Jahrhundert in den ehemaligen Schussenriederhof, die »Tray«, verlegt. Seit 1864 evangelischer Gottesdienst in der Schlosskapelle. 1926 selbständige Kirchenge­meinde.
Patrozinium: Unsere Liebe Frau
Ersterwähnung: 1335
Jüdische Gemeinde: Juden in Mittelalter und Neuzeit nur vereinzelt genannt.

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