Ellhofen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1037

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Anlässlich der ersten urkundlichen Nennung 1037 ist der Name der in der älteren Ausbauzeit entstandenen Siedlung als »Ellenhouven« überliefert; vielleicht ist er mit Bezug auf einen Personennamen zu erklären. Zwischen 1338 und 1410 sind mindestens neun Höfe bezeugt, darunter der Lochmannshof (1338), der Bieringer Hof (1381), der »Eychelnheymer« Hof (1398) sowie »Huwenloches Hoffe« (1410). Im Mai 1525 brannten infolge des Bauernkriegs von 48 Häusern zwanzig vollständig und zwei teilweise nieder, so dass nahezu der halbe Ort zerstört wurde. Die Zahl der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Häuser ist nicht überliefert, dürfte aber angesichts von 42 beziehungsweise siebzig abgebrannten Häusern in den Nachbargemeinden Sülzbach und Willsbach ebenfalls beträchtlich gewesen sein. 1774 umfasste Ellhofen 75 Häuser, 43 Scheunen, neun Stallungen und sechs Brunnen. Im 18. Jahrhundert gab es zahlreiche Beeinträchtigungen durch Naturereignisse. Nach dem zweiten Weltkrieg dehnte sich der Ort um das alte Dorf herum in den neuen Wohngebieten »Eulenberg« (1960/64), Heilbronner Weg (1962 fortfolgend), »Gäßlesäcker« (1965), »Käppelsäcker« (1967/68), Kirchweg (1969) und in letzter Zeit (seit 1974) »Dammbacher Seegärtie«, »Weidich« II und Kirchweg-Süd beträchtlich aus. Vor allem wuchs er in nördlicher Richtung zur В 39 und Eisenbahnlinie. Dort siedelte sich außerdem in den 1950er und 60er Jahren Gewerbe an.
Historische Namensformen:
  • Ellenhoven 1037 [1037 und 1264]
Geschichte: 1037 gehörte halb Ellhofen zum Besitz des durch Bischof Gebhard von Regensburg auf Bitten seiner Mutter Adelheid errichteten Stifts Öhringen und war schon zuvor über die für die Reichsgeschichte des 11. Jahrhunderts bedeutende Stifterfamilie an die Öhringer Pfarrkirche gelangt. Aus der ersten Ehe Adelheids ging Kaiser Konrad II. hervor, während Bischof Gebhard ihrer zweiten Ehe mit Graf Poppo im Lobdengau entstammte, dessen Familie um Lauffen am Neckar ein Machtzentrum schuf. Im Lauf des 14. Jahrhunderts erweiterte das Stift seinen Einfluss in Ellhofen durch Zukäufe zumeist größerer Höfe von verschiedenen Ritteradelsfamilien wie den Bachenstein, Bieringen, Ernstein, Heinriet, Maienfels, Neudeck und Neuenstein, aber auch von Schwäbisch Haller Bürgern wie den Kottsbühel oder Heimberg. Wolf von Wunnenstein (der Gleißende Wolf) stiftete seine Rechte und Einkünfte im Ort 1394/96 zur Errichtung einer Messpfründe an die Pfarrkirche in Beilstein; diese Gerechtsame gelangten 1487 ebenfalls an das Stift Öhringen. Durch einen Tausch mit Öhringen erhielt 1487 auch Kloster Schöntal Grundbesitz. Die bedeutendsten Grundherren waren anfangs die von Neuenstein. 1354 erwarb Stift Öhringen über Götz und Hinz von Neuenstein drei Viertel am Gericht und an der Vogtei, während das restliche Viertel 1356 aus dem Erbe des Konrad von Neuenstein an die Herren von Weinsberg kam. Alle Rechte des Stifts gelangten nach dessen Aufhebung im Zuge der Reformation an die Grafen von Hohenlohe, während die Weinsberger Rechte 1412 beziehungsweise 1450 an Kurpfalz und 1504 an Württemberg übergingen. Die Zehntrechte waren geteilt. Den dritten Teil am Großzehnt besaßen um 1306 die von Heinriet als Lehen des Hochstifts Würzburg; 1348 fiel er an das Kloster Schöntal. Die übrigen zwei Drittel hatten seit 1406 die Herren von Vellberg, dann die Echter von Mespelbrunn, die Dalberg und seit 1679 das Kloster Komburg inne. Der Kleinzehnt gelangte 1303 über den Rektor der Pfarrkirche in Sülzbach an die Kapelle in Ellhofen; 1780 gehörte je ein Drittel der Geistlichen Verwaltung in Weinsberg, der Grafschaft Löwenstein und Kloster Komburg. Zur Demonstration seiner ortsherrlichen Rechte entsandte das Stift Öhringen vor 1500 einmal im Jahr zwei Chorherren mit einem Knecht, einem Habicht, zwei Windhunden und einem Vogelhund nach Ellhofen, um sich vom dortigen Gericht bestätigen zu lassen, dass die Öhringer Stiftsherren »rechte und natürliche Herrn und Vögte« über Ellhofen seien und auch das Recht hätten, das Gericht zu besetzen und zu entsetzen. Nach Auseinandersetzungen mit Hohenlohe erreichte Württemberg zwischen 1567 und 1627 in mehreren Verträgen, dass Hohenlohe die landesfürstliche und auch hohe oder malefizische Obrigkeit Württembergs über Ellhofen anerkannte. Nachdem der Schultheiß 1567 noch von Hohenlohe ernannt worden war, aber auch Württemberg gegenüber verpflichtet und verbunden sein sollte, hieß es 1627, dass er nunmehr durch beide Ortsherrschaften nominiert und eingesetzt werde. Auch die ursprünglich von Hohenlohe allein berufenen Mitglieder des Gerichts wurden seit 1586 beziehungsweise 1627 von beiden Ortsherrschaften angenommen und vereidigt, die Dorfämter ab 1627 ebenfalls gemeinschaftlich besetzt. Der Streit über die Gerichtsschreiberei wurde erst 1687 dahingehend geregelt, dass alle Schreibereigeschäfte abwechselnd ein Jahr durch den Stadtschreiber in Weinsberg und drei Jahre lang von Öhringen aus zu besorgen waren. 1806 gelangten die hohenlohischen Rechte unter württembergische Souveränität, so dass 1807 die gemeinschaftliche Verwaltung aufgehoben wurde. Ein Schultheiß wird erstmals 1313 genannt. 1466 gab es sechs, seit dem 16. Jahrhundert zwölf Gerichtsschöffen, die auf hohenlohischen Wunsch nur aus Ellhofen stammen sollten, während Württemberg auch Personen aus Weinsberg nach Ellhofen entsenden wollte. Ein Rathaus wird erstmals um 1590 erwähnt, nachdem im 15. Jahrhundert Verhandlungen noch im Haus des jeweiligen Schultheißen stattfanden. Die Gemeinde hatte 1608 zwei geringe Fischwasser, in denen jeder Bürger jederzeit fischen durfte. Aus dem Gemeindewald im Ketzersberg erhielt jeder Bürger jährlich »ein Karch voll« Holz, 1774 umfasste der Gemeindewald insgesamt 171 Morgen. Eine eigene Schäferei hatte die Gemeinde nicht, durfte aber zur Schäferei auf dem Weißenhof fünfzig Schafe »einschlagen«. Hinsichtlich der württembergischen Rechte war Ellhofen dem Amt Weinsberg zugeordnet. Ellhofen gehörte bis 1.4.1926 zum Amt beziehungsweise Oberamt Weinsberg, dann zum Oberamt, seit 1.10.1938 Landkreis Heilbronn.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1525 hatte das Dorf etwa 250 Einwohner (55 Bürger). Bis auf zwei vermögenslose Hausgenossen verfügten alle Familien über Hausbesitz oder über im Bauernkrieg abgebrannte Hofstätten. Bis 1545 stieg die Einwohnerzahl auf etwa 330 (73 Bürger), hinzu kamen 23 Knechte und Mägde. Sechs von damals 73 Steuerpflichtigen waren vermögenslos, 21 hatten ein kleineres Vermögen von 20 bis unter 100 Gulden, vierzig (und damit mehr als die Hälfte) versteuerten 100 bis 500 Gulden, sieben gar ein Vermögen von 500 bis 1000 Gulden. Im 16. Jahrhundert gab es eine starke Bevölkerungsbewegung, da von den 1525 bezeugten 38 Familiennamen 1545 nur noch zwanzig genannt werden. 1591 lebten mehr als vierhundert junge und alte Einwohner im Ort, 1624 galt Ellhofen als »starckher volckreicher Fleckh« mit nahezu fünfhundert Einwohnern (über 100 Bürger). 1649, nach dem Dreißigjährigen Krieg, waren es nur noch etwa 130 (28 Bürger, 3 Bürgersöhne und 2 Witwen) und Ellhofen inzwischen »ein mercklich ruinierter Ort«. Die Einwohnerzahl stieg bis 1684 unter Einbeziehung aller Knechte und Mägde auf 371, erreichte aber erst 1745 mit 491 wieder den Stand aus der Zeit um 1630 und schwankte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zwischen 516 (1773), 566 (1787) und 512 (1790). Ellhofen galt vor allem im 16. Jahrhundert als wohlhabend, da seine Einwohner keine ordentlichen Steuern entrichten mussten. Zu verdanken hatten sie dies dem Stift Öhringen, das schon vor 1500 Grantschen den Inhabern der Herrschaft Weinsberg übergeben hatte, damit die Ellhofener außer der Beteiligung an Kriegszügen »aller und jeder Schatzung und Ufflage, wie die mechten fürgefaßt werden, gefreyet« seien. So galt Ellhofen noch im 18. Jahrhundert als »freyer Ort«. Jeder Bürger durfte Wein ausschenken, ohne Ungeld zu bezahlen, jeder konnte ein Handwerk ohne Beitritt zu einer Zunft betreiben, und jeder durfte Gäste beherbergen, so dass es noch 1784 keine Schildwirtschaft gab. Auch von den sonst üblichen Jagd- und Frondiensten waren die Bürger befreit. Als belastend wurden allerdings die Grundrenten an die Öhringer Stiftsverwaltung empfunden. Diese legte stets Wert auf Fruchtanbau, so dass es 1774 auf der ansehnlichen Gemarkung mit insgesamt 1236 Morgen allein 759 Morgen Äcker gab. Drei Fünftel der Bevölkerung bezeichnete sich 1794 zwar als Weingärtner, bewirtschafteten aber auch Äcker. Die von Württemberg um 1700 gewünschte Pflege einer Tabakkultur wurde durch Hohenlohe auf Betreiben der Öhringer Stiftsverwaltung verhindert. Eine Kelter wird erstmals 1313 erwähnt. Nach der Zerstörung im Bauernkrieg 1525 gab es zunächst eine Kelter mit drei Bäumen, die 1608 auf Kosten der Öhringer Stiftsverwaltung durch einen Neubau mit fünf Bäumen ersetzt wurde. Eigene Keltern, die die Bürger bis dahin bauen durften, wurden ab 1608 nicht mehr geduldet. Kurz vor 1500 wurde unterhalb des Dorfs an der Sulm die vom Stift Öhringen als Erblehen verliehene Brückenmühle errichtet.

Ersterwähnung: 1303
Kirche und Schule: 1303 wird erstmals eine Kapelle als Filial der Pfarrei Sülzbach erwähnt; sie hatte eine eigene, mit Weinbergen, Äckern und Zinseinkünften dotierte Kaplaneipfründe. Im genannten Jahr übertrug ihr der Rektor der Sülzbacher Pfarrkirche auch alle anfallenden Opfergaben mit Ausnahme der Oster-, Pfingst- und Weihnachtstage, an denen die Ellhofer die Kirche in Sülzbach besuchen sollten. Als Kirchenheilige werden 1345 das Heilige Kreuz, St. Peter, die heiligen Unschuldigen (nur 1345 bezeugt) und St. Genovefa genannt. Das Patronatsrecht lag bei den Herren von Weinsberg und ging 1412 an die Pfalz über. Nachdem 1357 allen Besuchern ein Ablass von vierzig Tagen gewährt worden war, fungierte sie zeitweise als Wallfahrtskirche. Eine erste Bauphase der erhaltenen mittelalterlichen Teile des heutigen Kirchenbaus umfasste um 1380 das Schiff bis zum Dachtrauf und den unteren Teil des Chorturms, ein zweiter Bauabschnitt 1498 den Westgiebel sowie die oberen Turmgeschosse. Die Wehrhaftigkeit spielte bei allen Baumaßnahmen eine besondere Rolle. Möglicherweise im Zusammenhang mit dem Ausbau um 1500 steht die Aufstellung des bedeutenden Ellhofer Altars mit Maria in der Schreinmitte und der heiligen Genovefa als Begleitfigur. Bis 1534 las ein Kaplan als Inhaber der Pfründe oder ein von deren Einkünften bezahlter Priester aus Weinsberg oder Sülzbach wöchentlich ein bis zwei Messen. Nach 1534 und der Einführung der Reformation sollte der Pfarrer aus Sülzbach etwa alle zwei Wochen in Ellhofen predigen, doch mussten die Ellhofer nach 1555 sonn- und feiertags die Kirche in Sülzbach besuchen, wo sie auch vor der Anlegung eines eigenen Friedhofs zwischen 1589 und 1591 ihre Toten bestatteten. Seit 1594 wurde die Pfarrstelle in Ellhofen mit dem Diakonat in Weinsberg verbunden, eine Regelung, die bis 1953 Bestand hatte. Die Verbindung mit Sülzbach wurde 1594 aber nicht gänzlich gelöst, denn der Sülzbacher Pfarrer hielt noch bis 1923 nach altem Brauch in Ellhofen zum Neujahrsfest eine Nachmittagspredigt. Ein erster Hinweis auf die Schule findet sich Ende des 16. Jahrhunderts, indem 1597 eines verstorbenen Schulmeisters gedacht wird. Der Lehrer versah zugleich das Mesneramt und betreute die Kirchenuhr. 1730 spielte er auch die Orgel und führte sonntags in der Kirche eine Musik auf. Der Schulbesuch beschränkte sich anfangs auf die Wintermonate, spätestens 1676 war auch eine Sommerschule eingeführt. Bis ins 18. Jahrhundert gab es aber viele Klagen über Schulversäumnisse im Sommer, da die Eltern ihre Kinder als Arbeitskräfte oder zur Beaufsichtigung kleinerer Geschwister benötigten. Als Besoldung erhielt der Schulmeister 1666 neben einer freien Behausung jährlich 25 Gulden von der Heiligenpflege, 2 Gulden von der Gemeindepflege und vierteljährlich 12 Kreuzer von jedem Kind. Als Naturalbesoldung gab es überdies im Herbst 3 Eimer Wein von der Gemeinde und 3 Maß Wein von jedem Bürger, ferner reichte jeder Bürger mit Ackerbesitz jährlich eine Dinkelgarbe für die Tätigkeit als Mesner. Der Kenntnisstand der Kinder wurde 1800 gelobt, allerdings fiel »das Lesen mit Ausdruck und Akzent« sowie das Nacherzählen von Geschichten »etwas schwer«. Das 1779 erstmals erwähnte Rechnen bereitete ebenfalls Schwierigkeiten. Die Eltern waren vom Nutzen des neuen Fachs nicht überzeugt, weil sie selbst in ihrer Schulzeit keinen Unterricht im Rechnen hatten. Evangelische Pfarrkirche, romanische Chorturmanlage. Im Chor des kreuzgewölbten Ostturms 1960 freigelegte Wandmalereien aus dem frühen weichen Stil um 1380 mit auffallend realistischer Darstellungskraft. Der spätgotische Schreinaltar mit geschnitzten Flügeln entstand um 1520. Katholische Kirche Heiliges Kreuz 1967 erbaut, zur Pfarrei Weinsberg-Wimmental gehörend.
Patrozinium: Heiliges Kreuz, St. Peter, die heiligen Unschuldigen (nur 1345 bezeugt) und St. Genovefa
Ersterwähnung: 1345

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