Kleingartach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1109

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Seinen Namen trägt Kleingartach nach dem Bach Gartach (heute Lein), bei dessen Ursprung am Zusammenfluss von Rosbach und Seebach es wohl im Zuge des früh- oder hochmittelalterlichen Landesausbaus entstanden ist. Bei seiner Identifizierung in der ältesten Überlieferung bereitet die Unterscheidung von den weiter unterhalb gelegenen Orten Großgartach und Neckargartach erhebliche Probleme; indes dürften sämtliche Erwähnungen im Lorscher Codex auf diese beiden anderen, vermutlich älteren Siedlungen zu beziehen sein. Zweifelsfrei scheint erst die Erwähnung zum Jahr 1109 (»Gartaha«) in einer Hirsauer Urkunde. Allerdings soll, einer mündlichen Tradition zufolge, die älteste Siedlung gar nicht am heutigen Platz, sondern nordwestlich davon gelegen haben, wo es tatsächlich die Flurnamen Häuser und Brandstatt gibt. Auch der etwa quadratische Grundriss der kleinen Stadt mit breiterer Hauptstraße und schmalen Seitengassen könnte auf eine planmäßige Neuanlage im 13. Jahrhundert hindeuten, und vielleicht war damit sogar der Versuch einer Neubenennung verbunden (1299 »in civitate Luneburg«). Innerhalb der Ummauerung gab es keinen Raum für einen Markplatz; ein entsprechend genutztes Areal lag einer Aufzeichnung von 1715 zufolge im Osten, vor dem Unteren Tor. Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren von ehedem 150 Häusern 45 unbewohnt und 49 gänzlich zerstört. Weil aber der Frieden noch lang nicht einkehrte, wurden 1688 wiederum 25 und 1697 sogar 33 leerstehende Häuser und Hofstätten gezählt. 1734 umfasste die Stadt rund hundert Häuser. Vielleicht hat man auf hiesiger Gemarkung die im Lorscher Codex zum Jahr 782 erwähnte, später abgegangene Siedlung »Crugenbach« beziehungsweise »Gragenbach« zu suchen. Während die Altstadt auf dem Sporn zwischen der Lein und einem ihrer Nebenbäche liegt, hat sich der Ort in neuerer Zeit an den Hängen gegenüber nach Süden (1950/72) ausgedehnt.
Historische Namensformen:
  • Gartaha 1109
  • civitas Luneburg 1295
Geschichte: 1332 gehörte Kleingartach den Markgrafen von Baden. Freilich bleibt unklar, ob es bereits Teil von deren ältestem, um den mittleren Neckar gelegenen Besitz war oder – mit größerer Wahrscheinlichkeit – erst 1219 im Kontext der staufischen Pfandschaften Lauffen, Eppingen und Sinsheim in ihre Hand kam. Seine Stadtrechte erlangte der Ort ganz zweifellos unter den Markgrafen. Seit dem zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts versetzten diese die Stadt wiederholt ganz oder teilweise an Angehörige des Ritteradels, so namentlich an die Brusse beziehungsweise Bruzze (1332/35) und an die von Enzberg genannt von Heinriet (1337). Spätestens 1380 und neuerlich 1442 war Kleingartach württembergisch. Wie es dazwischen zu einem weinsbergischen Intermezzo unter bischöflich wormsischer Lehnshoheit kam (1411/27), bleibt noch zu erklären. Ein 1459 zur Zeit der Vormundschaft über Graf Eberhard V. von Württemberg geschehener Verkauf an die von Gemmingen zu Guttenberg, hatte offenbar keinen Bestand, wurde jedoch 1485 von Eberhard selbst als Verkauf auf Wiederkauf erneuert. Diese Pfandschaft, die alle hohe und niedere Obrigkeit sowie die Jagd auf dem Strom- und Heuchelberg einschloss, währte sodann bis 1571. Nach erfolgter Wiederlösung verblieb Kleingartach dauerhaft bei Württemberg (Amt Brackenheim). Die hohe und niedere Jagd in der Kleingartacher Hut war seit 1710 als württembergisches Lehen im Besitz der Neipperg. Nach der über Kleingartach gelegenen Leinburg nannte sich bereits im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts ein ritteradliges Geschlecht, das im Wappen eine Lilie führte. Ob ihm auch der 1299 einmalig bezeugte Walther von Gartach zuzurechnen ist und auf welche Art es möglicherweise an der Herrschaft in der Stadt und ihrer Gemarkung beteiligt war, muss offenbleiben. In seiner Nachfolge begegnet seit dem Ausgang des 13. Jahrhunderts eine ebenfalls niederadlige Familie Leininger von Leinburg, die bis ins späte 16. Jahrhundert blühte. Als Grundbesitzer auf der Gemarkung sind seit der Wende zum 12. Jahrhundert die Reformklöster Alpirsbach und Hirsau bezeugt, letzteres aufgrund einer Schenkung des Konrad von Mörlheim im Jahr 1109. Vom späteren 13. bis ins ausgehende 15. Jahrhundert war auch das Stift Wimpfen im Tal hier begütert; desgleichen hatte der Deutschmeister hier einen Hof (1479, 1555). Als württembergische Lehnsleute begegnen 1364/69 mit einem Hof die Mayser beziehungsweise von Steinsfeld und 1480/99 mit ein paar Morgen Äckern die von Neuhausen. Im übrigen dürfte der örtliche Grundbesitz von der jeweiligen Herrschaft abhängig gewesen sein, die 1438 auch den ganzen Hirsauer Besitz erwarb. In den großen und kleinen Zehnt teilten sich das Stift Wimpfen und der Deutschmeister. Die Verfassung der Gemeinde entsprach in der frühen Neuzeit der anderer Kleinstädte im Herzogtum Württemberg. Ein Rathaus findet erstmals 1607 Erwähnung, ist aber zweifellos älter. Ein städtisches Siegel ist seit 1365 bezeugt. Im 16. Jahrhundert zeigte es das noch heute geführte Wappen, dessen Farben erstmals aus dem Jahr 1596 überliefert sind: In Rot auf grünem Dreiberg ein silberner Zinnenturm zwischen zwei grünen Laubbäumen, über dem Turm ein goldner Schild, darin drei liegende schwarze Hirschstangen. Im 14. und 15. Jahrhundert schloss die Gemeinde wegen der Nutzung des Hardtwalds wiederholt Verträge mit der benachbarten Stadt Eppingen. 1734 gehörten zum Besitz der Kommune ein Rathaus, die Schule, mehrere Häuser und Scheunen sowie 994 Morgen Wald und circa 90 Morgen sonstiges Allmendland. Kleingartach zählte bis 1.10.1938 zum Amt beziehungsweise Oberamt Brackenheim, seither zum Landkreis Heilbronn. — Durch den Dreißigjährigen Krieg ging die Bürgerschaft von etwa 120 auf 33 zurück.
Ersterwähnung als Stadt: 1295
Wirtschaft und Bevölkerung: Am Ende des 16. Jahrhunderts hatte Kleingartach etwa vierhundert Einwohner (90 Bürger) und bis 1634 verdoppelte sich diese Zahl sogar noch. Dann aber brach die Katastrophe des Dreißigjährigen Kriegs herein, und soweit die Menschen nicht ums Leben kamen, flüchteten sie in die nähere und weitere Umgebung. So ging die Bevölkerung bis 1639 auf circa 25 Seelen zurück und 1641 soll nur noch ein einziger Mann hier gelebt haben. 1645 waren es schon wieder zwischen fünfzig und sechzig Personen, 1688 sogar mehr als vierhundert (101 Bürger), aber infolge des dritten Franzosenkriegs 1697 wieder nur noch etwa dreihundert (67 Bürger). Erst im Lauf des 18. Jahrhunderts nahm die Einwohnerzahl wieder kontinuierlich zu, lag 1734 bei etwa 650 und 1806 bei rund siebenhundert. Wirtschaftlich betätigten sich die Kleingartacher im Acker-und Weinbau sowie in der Viehzucht und im Weinhandel. Die drei Zelgen werden 1555 mit den Namen gegen den See, Hemich und Heuchelberg bezeichnet. Der Viehbestand belief sich 1771 auf sechzehn Pferde und 259 Rinder. 1447 bewilligte der Graf von Württemberg einen Jahrmarkt für Sonntag nach Pfingsten (1595 Dienstag nach Trinitatis), und seit 1754 gab es darüber hinaus einen Viehmarkt am Dienstag nach Mariä Lichtmess. 1734 bestanden die beiden Schildrechte zum Lamm und zum Ochsen. An Gewerbetreibenden werden zur gleichen Zeit erwähnt: vier Küfer, je drei Leinenweber, Schneider und Schmiede, je zwei Bäcker, Sattler, Schreiner und Schuhmacher sowie je ein Zimmermann, Wagner, Maurer, Metzger und Barbier. Zusätzlich zu der schon im 13. Jahrhundert bestehenden herrschaftlichen Kelter wurde 1460 dem Stift Wimpfen der Bau einer eigenen Kelter bewilligt. Eine Mühle findet 1598 Erwähnung, 1734 eine Brenn- und Ziegelhütte.

Ersterwähnung: 1109
Kirche und Schule: Ursprünglich war Kleingartach Filial der Pfarrei Gemmingen. Ein Pfarrer und ein Frühmesser begegnen erstmals 1351, jedoch verfügte das Stift Wimpfen bereits 1274 über das Patronatsrecht, und 1362 erreichte es die Inkorporation der Pfarrpfründe. Gleichwohl war die hiesige Kapelle zu Ehren des heiligen Martin im 15. Jahrhundert der Pfarrei Niederhofen zugeordnet und wurde von einem Frühmesser versehen. Erst seit 1460 bestand wieder eine eigene Pfarrei und zusätzlich noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Frühmesse. 1555 werden ein Katharinen- und ein Liebfrauen-Altar genannt. Nach Einführung der Reformation (1521/22) mehrten sich die Konflikte zwischen zwischen der Orts- beziehungsweise Landesherrschaft einerseits und der Kirchenherrschaft andererseits, so dass schließlich 1673 das Stift Wimpfen seine Kollaturrechte an die Stadtgemeinde abtrat. Schulunterricht gab es vermutlich schon bald nach der Reformation; eine 1590 bestehende Lateinschule ging wenig später wieder ein. Evangelische Pfarrkirche, vormals St. Martin, erbaut als Chorturmkirche. Das Schiff von 1468 wurde 1955 renoviert. An der Nord- und Südwand Malereien von 1470. Außen an der Kirche ein manieristisches Grabmal von 1541. Katholiken zu Brackenheim-Stockheim.
Patrozinium: St. Martin
Ersterwähnung: 1460

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