Flein - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1188

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf Fleiner Gemarkung, allerdings nicht an der Stelle des heutigen Dorfkerns, wurden archäologische Funde gemacht, die auf zumindest temporäre Anwesenheit von Bandkeramikern, von Menschen zur Zeit der Urnenfelderkultur sowie von Kelten und möglicherweise auch von Römern hindeuten. Außerdem befanden sich eine keltische und vielleicht noch eine römische Siedlung auf dem Kirchberg. Eine Dorfsiedlung zu Füßen des Kirchbergs dürfte erst seit fränkischer Zeit kontinuierlich bestanden haben; darauf weisen Reste von Grubenhäusern und Keramikfunde hin, die in das 8./9. Jahrhundert zu datieren sind. Der 1188 erstmals bezeugte Ortsname Flein (»Flina«, »Flin«, »Flyn«, »Vlin«, »Fline«, »Vline«, »Flyna«, »Fleyn«) geht auf althochdeutsch »flins« beziehungsweise mittelhochdeutsch »vlins« für Kiesel, harten Stein oder Fels zurück und bezieht sich auf den Nagelfluhfelsen des Kirchbergs. Die Ortsnamenforschung hat aus diesem einstämmigen Namen auf eine alamanische Gründung des 3./4. Jahrhunderts geschlossen. Der alte Siedlungskern lag am Deinenbach in der Talsohle unterhalb des Kirchbergs und damit im zentralen bis westlichen Teil der heutigen Gemarkung, an einer Straße nach Heilbronn, die in römischer und mittelalterlicher Zeit aber nur von nachgeordneter Bedeutung war. Die Siedlung dehnte sich unterhalb der Kirche in alle Richtungen aus, eingegrenzt durch die erstmals 1512 erwähnte Befestigung mit Etter und vier Toren, dem Oberen oder Ilsfelder Tor, dem Erlacher Tor, dem Unteren oder Horkheimer Tor und dem Kellertor. Neben dem Kirchturm sind das Fischerhaus von 1592 und das Kornhaus von 1595 die ältesten noch heute erhaltenen Gebäude. Ob am oberen Lauf des Leberbrunnenbachs auf der Höhe des Leberbrunnens eine in alamannischer Zeit gegründete und vor dem hohen Mittelalter aufgegebene Siedlung namens Erlach angenommen werden kann oder ob es sich dabei um eine Flurbezeichnung handelt, muss offen bleiben. Den alten Ortskern auf der breiten Talsohle und am flachen Unken Hang des Deinenbachs umgeben allseitig von 1950 an entstandene Neubaugebiete. Am gegenüberliegenden Talhang hat sich Flein in nördlicher Richtung auf Heilbronn hin ausgebreitet.
Historische Namensformen:
  • Flina 1188
  • Fline 1222
  • Flyn
  • Flin
  • Vlin
  • Vline
  • Flyne
  • Fleyn
Geschichte: Anlässlich der Verlobung seines Sohnes Konrad von Rothenburg mit der Königstochter Berengaria von Kastilien verschrieb Kaiser Friedrich Barbarossa 1188 als Morgengabe neben anderen Besitzungen, insbesondere im mittleren Neckartal, Allodialbesitz in Flein. Der staufische Eigenbesitz deutet darauf hin, dass zumindest die wichtigsten Besitz- und Herrschaftsrechte in Flein ursprünglich Reichsgut waren. Diese Annahme ist auch deshalb wahrscheinlich, weil das 1233 erstmals genannte Patronatsrecht der Kirche sowie die im 14. Jahrhundert erwähnten Vogtei- und Gerichtsrechte Reichslehen waren. Einen örtlichen Adel, wie ihn die Forschung des 19. Jahrhunderts vermutete, gab es nicht. Erst für das Spätmittelalter sind weitere Grundbesitzer nachweisbar, vor allem geistliche Institutionen und Adelsfamilien wie die von Talheim, später immer häufiger Bürger aus Heilbronn. Die vermehrte Schriftlichkeit bei der Kapitalisierung von Herrschaftsrechten im 14. Jahrhundert, die oftmals eine Neuordnung örtlicher Herrschaftsstrukturen zur Folge hatte, zeigt für Flein, dass die Sturmfeder spätestens seit der Mitte dieses Jahrhunderts versuchten, ihre hiesigen Gerechtsame auszuweiten. Aber 1385 verkauften sie ihre Rechte an die Reichsstadt Heilbronn, die damals begann, ein eigenes Territorium aufzubauen. Bis ins ausgehende 18. Jahrhundert war die Stadt darum bemüht, grundherrliche, leibrechtliche und kirchliche Rechte in Flein zu erwerben und mittels Ausübung der Vogtei zu einer möglichst umfassenden Ortsherrschaft zu gelangen, konnte dabei aber die anderen Herrschaftsträger nicht vollständig verdrängen. Flein blieb so bis 1802/03 eines der vier Herrendörfer der Reichsstadt. Mit dem Ende des Alten Reiches fiel es an Württemberg. Von den Dorfbewohnern waren Steuern und weitere Abgaben, Frondienste und Heeresfolge für die Reichsstadt zu leisten, zudem waren der Verkehr und die Landwirtschaft weitgehend auf den Heilbronner Markt ausgerichtet. Die Stadt setzte die Fleiner Amtsträger ein, an deren Spitze ein 1387 erstmals erwähnter Vogt stand, der aus den Reihen der Heilbronner Ratsherren, später der Bürgermeister bestellt wurde. Als Vertreter des Vogts amtierte ein zuerst 1424 belegter Schultheiß, der zusammen mit dem aus zwölf Richtern bestehenden Dorfgericht und einem weiteren Gremium wechselnder Größe, das seit dem Dreißigjährigen Krieg beständig als Achtzehner bezeichnet wurde, die Belange des Dorfs organisierte. Vornehmlich seit dem 17. Jahrhundert sind weitere Gemeindebeamte mit spezifischen Aufgaben zu fassen. Alle Amtsträger waren auf den Vogt und den Heilbronner Rat vereidigt. Für die von den Gremien im Dorf getroffenen Entscheidungen bildete das Heilbronner Stadtgericht die Revisionsinstanz. Mit dem 1532 erneuerten Gerichtsbuch ist in Flein erstmals dörfliche Schriftlichkeit zu fassen. Das zuerst 1604 belegte Wappen zeigt den Kirchenpatron St. Veit »im Häfele«. Das heutige Alte Rathaus wurde 1604 erbaut. Auch Wirthäuser waren für die Dorfbewohner wichtige Versammlungsorte und wurden deshalb von der Stadt Heilbronn besonders überwacht. Die Ausbildung kommunaler Ämter, Verwaltungsstrukturen und Symbole war immer an die Herrschaft der Reichsstadt gebunden, die Dorfbevölkerung konnte nur versuchen, die von der Stadt gewährten Handlungsspielräume zu nutzen oder von den Freiräumen bei der Delegation von Herrschaft zu profitieren. Insbesondere bei Untertanenkonflikten wurde der entscheidende Einfluss der Reichsstadt sichtbar, so bei den Bauernunruhen im Gefolge erster reformatorischer Predigten in Heilbronn. Am 2. April 1525 versammelte sich auf dem Fleiner Tag eine große Zahl von Bauern; sie wählten Jäcklein Rohrbach zu ihrem Hauptmann und schworen auf das Evangelium sowie auf die zwölf Artikel der Bauernschaft. Nach dem Sieg des Schwäbischen Bundes über den Neckartäler Haufen wurden auch das Dorf Flein und einzelne Bewohner hart bestraft, da sich etwa siebzig Fleiner Bauern an der Verschwörung beteiligt hatten. Von 1724 bis 1729 führte das Dorf vor dem Reichshofrat in Wien einen Prozess gegen die Stadt Heilbronn, jedoch ohne die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Reduzierung von Abgaben zu erreichen. Mit Heilbronn fiel Flein 1802 an Württemberg und gehörte fortan zum Oberamt, seit 1938 Landkreis Heilbronn. — Ein von den Talheim um 1280 hier gestiftetes Klarissenkloster wurde vor 1302 nach Heilbronn verlegt. Am Bauernkrieg nahmen zahlreiche Einwohner teil. — Im 17. Jahrhundert wurde der Leberbrunnen, welcher angeblich »einen guten Teil Alaun, etwas Salz, ein wenig Schwefel und etwas von der Subtilität des Leberkieses enthielt«, als Heilbad benützt.
Wirtschaft und Bevölkerung: Für das späte Mittelalter werden in Flein achtzig Hofstellen angenommen, das heißt etwa 350 Einwohner, für die Zeit um 1600 wird mit tausend Dorfbewohnern gerechnet, für 1648 nur noch mit etwa zweihundert und um 1800 wieder mit rund achthundert. Dezimierungen der Bevölkerung durch Seuchen wie die Pest sind beispielsweise für die Jahre 1567, 1625/26 und 1635 bezeugt. Hinzu kommen immer wieder Kriege wie die Städtekriege von 1388 und 1449/50, der Dreißigjährige Krieg, die Franzosenkriege zur Zeit Ludwigs XIV., der Spanische Erbfolgekrieg (1701/14), der Polnische Erbfolgekrieg (1733/38), der Österreichische Erbfolgekrieg (1741/48) und die Koalitionskriege (1792/1815), die den stadtnah gelegenen Ort durch Tötungen, Vertreibungen, Zerstörungen, Verwüstungen des Umlands oder Einquartierungen betrafen. Der wichtigste Erwerbszweig neben Ackerbau, Obstbau, Waldbau und Viehzucht war der Weinbau. Ein Fleiner Weinberg wird zuerst 1289 erwähnt, zwei Jahre später ist erstmals der Flurname eines Weinbergs zu fassen (am Hagelsberg). Die zahlreichen Folgebelege um 1300 zeigen, dass von einem großen alten Weinanbaugebiet um Flein auszugehen ist. Insbesondere geistliche Institutionen hatten Zugriff auf den Weinbau im Dorf; kontrolliert wurden der Anbau und der Handel jedoch in erster Linie durch die Stadt Heilbronn, die ab dem Spätmittelalter die wichtigsten Rechte erworben hatte und deren Markt den regionalen Weinhandel lenkte. Im Dorf sind seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Wirtshäuser und Schankstuben nachweisbar, deren Wirte zum Teil von der Stadt Heilbronn bestellt wurden. Auf eine Mühle weist zuerst ein 1312 erwähnter Mühlenpfad hin. Handwerk und Gewerbe standen deutlich im Schatten der Landwirtschaft und dienten in erster Linie dem örtlichen Bedarf. Die Heilkraft des Wassers aus dem Leberbrunnen ist erstmals 1629 dokumentiert; der Heilbronner Arzt Johann Christoph Eysenmenger verfasste drei Jahre später eine Schrift über den Leberbrunnen als Heilquelle. Aufgrund des Dreißigjährigen Kriegs kam indes kein regulärer Heilbetrieb zustande, auch wenn mit dem Bau einer Brunnenstube diesbezüglich weitere Anstrengungen unternommen wurden.

Ersterwähnung: 1233
Kirche und Schule: Die Fleiner Kirche gehörte ehedem zur Diözese Würzburg. Das erstmals 1430 erwähnte St. Veit-Patrozinium der Kirche könnte frühmittelalterlichen Ursprungs sein. Die Staufer hatten die Fleiner Kirche dem Ministerialen Wilhelm von Wimpfen zu Reichslehen übertragen, und dieser schenkte sie samt dem Zehnt an das neu gegründete Spital in Wimpfen. Die Bestätigung der Schenkung durch König Heinrich (VII.) bedeutet 1233 die erste Erwähnung von Kirche und Pfarrei. Ein Kirchherr wird erstmals 1263 genannt, die Pfründe eines Frühmessers 1373. In den unruhigen Jahren der ausgehenden Stauferherrschaft und des Interregnums war das Fleiner Patronatsrecht vielfach umstritten, so sah sich das Wimpfner Spital bis 1267 mehrfach gezwungen, seine Rechte mittels päpstlicher, königlicher und bischöflicher Privilegien vor allem gegenüber den Schenken von Limpurg zu verteidigen. Bis in die Neuzeit blieb das Spital mit dem halben Zehnt neben fünf anderen Herrschaftsträgern – darunter der Deutsche Orden, das Kloster Lichtenstern und eine Altarpfründe in der Heilbronner Pfarrkirche – der wichtigste Zehntherr in Flein. Im ausgehenden Mittelalter mehrten sich die Konflikte um Angelegenheiten der Kirche zwischen der Reichsstadt Heilbronn als Ortsherrschaft und dem Wimpfner Heilig-Geist-Spital als Patronatsherrschaft. Zu Ungunsten des Spitals gelang es der Stadt seit dem 16. Jahrhundert, die Einsetzung des Pfarrers zu kontrollieren. Die Auseinandersetzung zwischen der lutherischen Stadt und dem altgläubigen Spital um die Einführung der Reformation begann in den 1530er Jahren; zeitweise amtierten in Flein evangelische, zeitweise katholische Pfarrer. Die seit 1555 endgültig protestantische Reichsstadt setzte sich am Ende durch und führte mit dem Pfarrer Kaspar Sartor (1569/96) auch in Flein die Reformation definitiv ein. Damals begann auch die kontinuierliche Führung von Kirchenbüchern. Einer von Sartors Vorgängern, Pfarrer Jeremias Held (1565/68), verfasste ein Pflanzenbuch und eine Übersetzung des ›Liber Emblematum‹ des Andrea Alciati, die er beide 1566 in Frankfurt am Main zum Druck brachte. Die Kirche oberhalb des Siedlungskerns war ursprünglich eine Chorturmkirche; ihr ummauerter Kirchhof diente der Bevölkerung zum Schutz und zur Bergung ihrer Vorräte. Das untere und vielleicht auch das mittlere Geschoss des heutigen Kirchturms gelten als romanisch, im Innern des Turmchors finden sich Reste einer gotischen Ausmalung. Das 1841 durch einen Neubau ersetzte spätgotische Kirchenschiff soll einer Inschrift auf dem heute zerstörten Eingangsportal zufolge 1432 oder 1434 errichtet worden sein; möglicherweise jedoch war der spätgotische Bau nach einer Beschädigung oder Zerstörung von 1450 notwendig geworden und somit erst 1452 oder 1454 abgeschlossen. Zum Jahr 1480 werden eine Marienkapelle oder ein Marienaltar genannt. Der vom Fleiner Vogt Konrad Erer (1503/26) gestiftete St. Veit-Altar stammt aus der Heilbronner Werkstatt Jörg Kuglers und entstand 1514 oder 1517. Spätgotische Ausstattungsstücke der Kirche sind ein Kruzifix, der Taufstein und das Sakramentshäuschen. Drei ältere Glocken wurden im 20. Jahrhundert eingeschmolzen, eine wohl vor 1500 gegossene kleinere Glocke sowie zwei Werkstücke des Heilbronner Gießers Bernhard Lachmann, die 1498 und 1501 gefertigt worden waren. Auf einer Anhöhe oberhalb des Dorfs stand für wenige Jahre ein Klarissenkloster. Aufgrund zahlreicher Verkäufe der Herren von Talheim und ihrer Verwandten an das Kloster (um 1290) hat man in diesem Geschlecht die Stifter des Klosters vermutet, eine explizite Erwähnung einer Klosterstiftung findet sich freilich in keiner der Urkunden. Das Kloster wurde wohl kurz vor 1289 gegründet, aber schon vor 1302 auf Wunsch des Konvents in die Stadt Heilbronn verlegt. In der Verlegungsurkunde wird kein Grund angegeben, die Nähe zur Stadtbevölkerung und die Sicherheit der städtischen Mauern mögen dafür ausschlaggebend gewesen sein. Die Gründung einer Schule in Flein zwischen 1571 und 1603 steht mit der Reformation in Zusammenhang, die Initiative ging aber nicht vom Pfarrer oder Vogt aus, sondern von dem Bäcker Hanß Conradt. Da dieser als Schulmeister zumindest anfangs nicht besoldet wurde, übte er daneben weiterhin sein Handwerk aus. Später fungierte wie auch anderwärts meist der Mesner als Schulmeister. Die Schulaufsicht und die Einsetzung des Schulmeisters lagen bei der Dorfobrigkeit. An der Stelle des Frühmesshauses oder eines älteren Schulhauses wurde 1720 das Kirchbergschulhaus errichtet. Evangelische Pfarrkirche 1841 anstelle einer gotischen aus dem 15. Jahrhundert erbaut, mit romanischem Chorturm, jetzt Sakristei. Ein spätgotischer Schreinaltar von 1514 wurde 1958 restauriert. Katholische Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit 1956 erbaut, zur Pfarrei Heilbronn-Sontheim gehörend.
Patrozinium: St. Veit
Ersterwähnung: 1430

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