Stebbach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1292

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Vorläufer des seit 1292 bezeugten Dorfs Stebbach (»zu Stetebach«) war die seit dem frühen Mittelalter in den westlichen Eichwiesenäckern gelegene Siedlung Zimmern (Flurname Zimmerfeld). 769 als Ausbauort von Gemmingen erwähnt (»Zimbren«), war sie seit 870 ganz in Lorscher Besitz und fiel im 13. Jahrhundert – herrschaftlich zu Gemmingen gehörig – offenbar deshalb wüst, weil ihre Bewohner in das sich zu jener Zeit entfaltende Stebbach übersiedelten, aber wohl auch in die nahe Stadt Eppingen abwanderten. Der Name der untergegangenen Ortschaft beschrieb ihre aus Holz errichteten Häuser, der des neuen Dorfs dessen Lage am Ufer des Bachs (»Stad«). 1577 wurden in Stebbach 48 Haushaltungen gezählt, Mitte des 18. Jahrhunderts waren es etwa sechzig und 1802 nahezu neunzig. Die auf einem flachen Höhensporn nördlich von Stebbach gelegene Burg Streichenberg, zu der seit dem 16. Jahrhundert eine eigene Gemarkung gehörte, entstand offenbar im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts als Gründung Swicker von Gemmingens (Velscher-Linie) und ist 1331 erstmals bezeugt. Nach Swickers Tod wurde sie zu gleichen Teilen in zwei Tochterstämme (von Enzberg und Göler von Ravensburg) vererbt und 1360 der Kurpfalz geöffnet. Sowohl der enzbergische als auch der gölerische Anteil gelangten vor 1385 als pfälzische Lehen an die von Mentzingen, die die Burg 1443/48 an die von Angelloch verkauften. Nachdem sich eine geplante Veräußerung an die Grafen von Eberstein zerschlagen hatte, folgten 1560 als Besitzer die von Neipperg, unter denen die Anlage im Stil der Renaissance ausgebaut wurde, dann 1596 Kurpfalz, während des Dreißigjährigen Kriegs (1628) vorübergehend die von Metternich und seit 1670 wie in Stebbach die Raugrafen zu Pfalz, die Grafen von Schomburg und die Grafen von Degenfeld. Letztere ließen 1820/26 im Wald südwestlich oberhalb der Burg durch den Weinbrenner-Schüler Karl August Schwarz ein klassizistisches Landhaus errichten, dem sie den Namen Schomberg gaben und das sie noch heute bewohnen. Von dem alten Kern des im Tälchen eines rechten Nebenbachs der Elsenz gelegenen Ortes sind noch einige Fachwerkhäuser erhalten. Da im Zusammenhang mit der Flurbereinigung (1959 begonnen) eine Dorfsanierung stattfand, überwiegen heute im Ortsbild die in Gärten stehenden Ein- und Zweifamilienhäuser. Außerdem vergrößerte sich der Ort überwiegend nach Westen zur neuerbauten Kreisstraße 293 hin. Neue Wohngebiete liegen in den Bezirken »Hinter den Gärten«, »Ob den Krautgärten« und »Bertschen«. Östlich des Ortskerns wurde das Gewerbegebiet (1970/75) angelegt.
Historische Namensformen:
  • Stetebach 1311
Geschichte: Die frühe Entwicklung seiner Herrschaftsverhältnisse teilt Stebbach mit Gemmingen, die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche mit der Burg Streichenberg. Von der Mitte des 14. bis in den Ausgang des 15. Jahrhunderts war die halbe Ortsvogtei als oettingisches Lehen im Besitz der von Gemmingen aus der Velscher-Linie (Gemminger Mittelschloss) und fiel – inzwischen Pfälzer Lehen – mit dem Tod von deren letzter Tochter 1577 an Kurpfalz heim. Die andere Hälfte war seit der Wende des 13. Jahrhunderts aufgrund der Erbfolge zweier gemmingischer Töchter als Zubehör Streichenbergs in Händen der von Enzberg (1351) sowie der Göler von Ravensburg (1360) und wechselte anschließend, zusammen mit der Burg, mehrfach die Besitzer. Seit 1596 hatte Kurpfalz die hohe und niedere Obrigkeit im Dorf allein inne (Kellerei Hilsbach). 1670 überließ Kurfürst Karl Ludwig die Ortsherrschaft unter Vorbehalt aller landeshoheitlichen Befugnisse, den Raugrafen zu Pfalz, seinen Kindern aus morganatischer Ehe, und von diesen gelangte das Lehen Stebbach und Streichenberg durch zweimalige weibliche Erbfolge über die Grafen von Schomburg 1733 an die Grafen von Degenfeld(-Schonburg). Mit dem Ende der Kurpfalz fiel die Landeshoheit 1802/03 zunächst an das neu geschaffene Fürstentum Leiningen und im Zuge der Mediatisierung 1806 an das Großherzogtum Baden. Der zu Stebbach und Zimmern gehörige Grundbesitz war im 13. Jahrhundert offenbar ganz überwiegend von den Gemmingen abhängig, aus deren Verwandtschaftskreis wiederholt das Zisterzienserinnenkloster Rechentshofen mit Schenkungen bedacht wurde (1287, 1311, 1351, 1376). So lang sie an der Ortsherrschaft beteiligt waren, blieben die Gemmingen neben den Besitzern Streichenbergs nahezu alleinige Grundherren des Dorfs. Später rückten in diese Position Kurpfalz beziehungsweise die Grafen von Degenfeld ein. In den Zehnt teilten sich 1581 Kurpfalz (1/2), das Speyrer Domkapitel als Patronatsherrschaft zu Gemmingen (1/3) und die von Gemmingen aus dem Oberen Schloss (1/6), woraus sich ergibt, dass den Gemmingen ursprünglich zwei Drittel gehörten. Im 18. Jahrhundert bezogen den zuvor kurpfälzischen Anteil die Degenfeld. Für den Hafer- und Flachszehnt gab es von alters her besondere Regelungen. Ein eigenes Dorfgericht ist in Stebbach seit 1407 bezeugt, ein Rathaus wurde 1755 gebaut. Das Amt des Bürgermeisters war in der frühen Neuzeit stets doppelt besetzt. Das Gericht bestand 1802 aus sechs Schöffen. Der Dorfschütz wurde alljährlich zu Weihnachten verdingt (1581). Im 16. Jahrhundert lag die Gemeinde mit den Angelloch wegen Weiderechten auf der separierten Gemarkung Streichenberg in Streit. 1581 verfügte sie über ein kommunales Backhaus und ein Dorfbuch, in das alle wichtigen Satzungen eingetragen wurden. Wie in Gemmingen stand bei Hausverkäufen ein Drittel des Erlöses der Herrschaft zu. 1802/03 fiel Stebbach an Leiningen und wurde 1806 badisch, nachdem Württemberg 1805 versucht hatte, Stebbach militärisch zu besetzen. Der Streit wurde im Karlsruher Tausch- und Épurations-Vertrag (17.10.1806) zu Gunsten Badens beigelegt. Ab 22.6.1807 standesherrlich fürstlich-leiningisches Amt Hilsbach, 15.11.1810 grundherrliches Amt Gemmingen, das einzige im Großherzogtum, 24.7.1813 Bezirksamt Eppingen, 1.4.1924 Bezirksamt bzw. 25.6.1939 Landkreis Sinsheim. Am 1.1.1925 ging die Gemarkung Streichenberg in Stebbach auf. Stebbach wurde am 1.1.1974 nach Gemmingen eingemeindet.
Wirtschaft und Bevölkerung: Bei 48 Herdstätten belief sich die Einwohnerzahl Ende der 1570er Jahre auf etwa 200 bis 220. Nach einem zweifellos deutlichen Rückgang zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs nahm sie, nicht zuletzt durch Zuwanderung – darunter Mennoniten – aus der Schweiz, bis 1755 wieder auf circa 270 zu und lag um die Wende zum 19. Jahrhundert bei rund fünfhundert (mit Streichenberg). Ganz vereinzelt sind im 18. Jahrhundert Auswanderungen in die Neue Welt zu verzeichnen. Bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts hatte Stebbach seine eigene Mühle, die allerdings nicht beim Dorf sondern unterhalb der Burg Streichenberg liegt, dem Kloster Rechentshofen gehörte (1407) und keinen Vogt oder Herrn hatte (1351). Das Ackerfeld war seit dem Mittelalter in die drei Zelgen Moosbrunner, Zimmerer und Dammbrücker Flur eingeteilt (1521). Weinbau fand nur in sehr geringem Umfang statt. 1742 ist ein Rössleins-Wirt bezeugt, am Ende des 18. Jahrhunderts ein jährlicher Krämermarkt. 1802 gab es im Dorf sieben Leinenweber, sechs Schuhmacher, je fünf Maurer und Schneider, drei Bäcker, je zwei Küfer, Schmiede, Wagner und Zimmerleute sowie je einen Chirurgen und Bierbrauer. Zur selben Zeit wurden 250 Rinder und 24 Pferde gehalten.

Name: Burg Streichenberg - Schloss Schomberg (1820)
Datum der Ersterwähnung: 1331

Ersterwähnung: 1486
Kirche und Schule: Ebenso wie das untergegangene Zimmern, dessen Kapelle zu Ehren des heiligen Veit in der Feldflur noch bis in die Reformationszeit überdauerte, war Stebbach ursprünglich Filial der Pfarrei Gemmingen. Eine erste, aus Holz errichtete Kirche (St. Georg), die zu Beginn des 16. Jahrhunderts durch einen steinernen Bau ersetzt wurde, datierte möglicherweise aus dem 14. Jahrhundert. Die Verselbständigung als eigene Pfarrei war 1496 bereits vollzogen. Den Kirchensatz hatte wie im Fall der Mutterkirche zunächst das Speyrer Domkapitel, später die Kurpfalz respektive die Herrschaft zu Streichenberg. Die ritteradligen Ortsherren führten frühzeitig die Reformation entsprechend der Lehre Luthers ein; unter kurpfälzischer Obrigkeit setzte sich hernach das reformierte Bekenntnis durch, allerdings lebten am Ort um 1800 auch einzelne Lutheraner und Katholiken. Dass zum Jahr 1586 erstmals Schulunterricht bezeugt ist, wird man auf den sich zu jener Zeit unter pfälzischem Regiment vollziehenden Wechsel von der lutherischen zur reformierten Lehre zurückführen dürfen; als Lehrer fungierte damals noch der Pfarrer selbst. Von 1696 datiert eine Instruktion für den Schuldiener, 1717 ließ die Herrschaft ein Schulhaus errichten. Von 1724 bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts entstammten nahezu alle Stebbacher Schulmeister derselben Familie. Kirche von 1733, unter Verwendung eines Baues des 16. Jahrhunderts, Kanzel von 1595. Turm 1819. Die evangelische Pfarrei wird zur Zeit von Gemmingen aus betreut. Die Katholiken zu Richen.
Patrozinium: St. Georg
Ersterwähnung: 1496
Jüdische Gemeinde: 1704 ließ sich in Stebbach eine erste jüdische Familie nieder, am Ende des Alten Reiches waren es deren neun. Die Synagoge von 1826/29 schon vor 1900 aufgegeben, Gemeinde 1915 förmlich aufgelöst.

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