Leutkirch im Allgäu - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0766

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der mittelalterliche Stadtkern liegt zwischen der Eschach und dem Hohen Berg (Wilhelmshöhe); gegen den Fluss bogenförmig (Untere Graben­straße), auf der Bergseite geradlinig begrenzt. Von Süden nach Norden durchschneidet ihn die leicht geschwungene Hauptstraße, die früher zugleich als Markt diente (»Markt­straße«, der freie Platz zwischen Gänsbühl und Kornhaus entstand erst 1938 durch Hausabbruch). Sonst unregelmäßiger Straßengrundriss. An den Ausfallstraßen vor dem Oberen und Unteren Tor (beide abgebrochen 1812) jüngere Vorstädte; die vor dem Unteren Tor an der Stelle der älteren Siedlung Mittelhofen. Die katholische Stadtkir­che Sankt Martin, als mittelalterliche »Leutkirche« des Gebiets einst Ausgangspunkt der Stadtentwicklung, steht an der höchsten Stelle des Stadtareals nahe der Südostecke. Evangelische Stadtkirche in der Mitte des gegen Westen gerichteten Bogens der Stadtmauer. Bahnbau und Bahnhofstraße 1872. Im 20. Jahrhundert zunächst Wachstumsspitzen an der Wangener und an der Memminger Straße. Nach dem 2. Weltkrieg große neue Wohngebiete zwischen der Memminger Straße und dem Unteren Stadtwald, an der Wurzacher Straße (Nibelsiedlung), zwischen der Wangener und der Herlazhofer Straße, östlich der Isnyer Straße, südlich der Kemptener Straße (Krählohsiedlung), östlich der Stadt (Repsweihersiedlung) sowie im Nordosten auf einem Rodungsgelände im Unteren Stadtwald mit meh­reren Punkthochhäusern (Siedlung Pfingstweide). Gewerbegebiete an der Wurzacher und an der Wangener Straße, seit einigen Jahren auch an der Memminger Straße.
Historische Namensformen:
  • in ipsa ecclesia nibulgauia
  • in Nibalgauwe ad chirichun
  • ad Liutchirichun
  • ad publicam ecclesiam
Geschichte: 766 (<a href="http://www.wubonline.de/?wub=63">Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, zit. nach WUB online</a>), 788 in ipsa ecclesia nibulgauia, 827 in Nibalgauwe ad chirichun, 848 ad Liutchirichun, 860 ad publicam ecclesiam. Alemannische Funde beim Bahnbau nach Memmingen fraglich. 1951 wurde ein alemannisches Grab aus der Zeit um 400 in der Lindenstraße aufgedeckt. Leutkirch war alter Kirch- und Gerichtsort des Nibelgaus, der von den Udalrichingern durch Erbe an die Grafen von Bregenz und weiter an die Grafen von Montfort kam. Unter diesen entstand zwischen den Orten Ufhofen und Mittelhofen eine Marktsied­lung. 1239 »in villa que dicitur Liutkirche« und »in burgo Liukirch«. Um 1291 kaufte König Rudolf von Habsburg zusammen mit der Grafschaft Zeil auch Leutkirch von Graf Rudolf von Montfort. König Adolf von Nassau verlieh dem Ort 1293 das Recht der Stadt Lindau. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts wurde Leutkirch mehrmals verpfändet. 1293 werden Bürger, 1295 wird ein Ammann (minister), 1311 der Rat, 1358 der erste Bürgermei­ster genannt. 1336 ausschließlich Zuständigkeit des Stadtgerichts für die Rechtssa­chen der Bürger. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts Ratsgerichtsbarkeit. 1397 erhielt die Stadt das Besetzungsrecht des Ammannamtes, auf 6 Jahre konnte der Bürgermeister dem Am­mann den Blutbann verleihen. Neben dem Rat gab es auch noch »die Zwanzig«, einen Ausschuss aus der Gemeinde, der wahrscheinlich je 5 Mitglieder aus den 4 Zünften umfasste. Er wurde um 1550 auf 10 Mitglieder verringert. Die 4 Zünfte bildeten die Weber, Bäcker, Schuhmacher (später Metzger) und Bauern, denen sich die anderen Handwerke anschließen mussten. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts setzte sich der Rat aus dem Amts- und dem Altbürgermeister, dem Ammann, 3 geheimen Räten und 9 Ratsherren zusammen. Der Ammann und 12 Richter bildeten das Gericht. Im 14. Jahrhundert Entwicklung zur Reichsstadt. Von 1347 bis 1454 war Leutkirch Mit­glied im Schwäbischen Städtebund und ab 1487 im Schwäbischen Bund. Im Bauernkrieg verhielt sich die Stadt neutral. Im 30jährigen Krieg wurde sie 1632 von den Schweden eingenommen, Plünderung 1646. Wohl Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das Landgericht auf Leutkircher Heide und in der Birs in die Stadt verlegt. Das Landgericht war ursprünglich nur für die Freien Leute auf Leutkircher Heide zuständig und um 1335 mit dem Birsgericht vereinigt worden. Dieses ist wohl aus dem Gericht der Landvogtei hervorgegangen. Landrich­ter waren seit der Gerichtszusammenlegung Freie der Leutkircher Heide. Die Beisit­zer wurden in späterer Zeit aus der Bürgerschaft der Gerichtsorte genommen. Das Gericht hatte seine Bedeutung auf dem Gebiet der freiwilligen Gerichtsbarkeit. 1517 Verlegung nach Isny. 1802 kam die Stadt unter bayerische und 1810 unter württembergische Oberhoheit. Bis 1938 Oberamtsstadt, dann Landkreis Wangen. Amtliche Bezeichnung »Leutkirch im Allgäu« 1974. Von der Stadtbefestigung sind auf der Bergseite erhalten der Bockturm (1842 umgebaut, 1957 oberer Abschluss wieder in alter Form) und der kleinere Pulverturm in der Südostecke, dort auch Reste der Stadtmauer. Kornhaus 16. Jahrhundert. Rathausbau 1740. Neben dem Rathaus Kanzleigebäude von 1617. Schlösschen Hummelsberg 1636 von der Familie von Furtenbach erbaut, im 18. Jahrhundert erweitert, seit 1867 Lehr- und Pflegeanstalt, heute Kinderheim Sankt Anna. Gartenhaus um 1800 (heute Kapelle, 1969 instand gesetzt). Seit der Reformation gab es eine evangelische und eine katholische Volksschule. Latein- und Realschule 1817, Oberschule seit 1846, später Progymnasium, voll ausgebautes Gymnasium seit 1966.
Ersterwähnung als Stadt: 1293
Wirtschaft und Bevölkerung: Im Mittelalter Leinenweberei, ab dem 16. Jahrhundert auch Bar­chentweberei. 1760 erstmals Baumwollweberei erwähnt

Name: Schlösschen Hummelsberg
Datum der Ersterwähnung: 1636

Ersterwähnung: 0788
Kirche und Schule: 788 Kirche und Pfarrei (<a href="http://www.wubonline.de/?wub=95">Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, zit. nach WUB online</a>), 797 Sankt Martin. Patronat 1352 von König Karl IV. an das Kloster Stams geschenkt, dem 1353 die Pfarrei inkorporiert wurde. Durch Tausch kam dann das Patronat an Kloster Weingarten. Der Fürst von Nassau-Oranien als Rechtsnachfolger des Klosters Weingarten verkaufte das Patronat 1810 an den Graf von Beroldingen, ab 1840 staatlich. Bis zum 16. Jahrhundert Stiftung von schließlich 9 Kaplaneien. 1546 endgültige An­nahme der Reformation. 1562 Vertrag mit dem Kloster Weingarten, dass die Pfarrkirche Sankt Martin katholisch bleibt. Die evangelische Bevölkerung erhielt als Pfarrkirche die Spitalkirche, erweitert 1589, renoviert 1902 (jetzt Gedächtniskirche). 3 Kaplaneien sollten der Besol­dung der evangelischen Geistlichen dienen. In der Stadt durften nur 25 katholische Familien wohnen. Die evangelische Pfarrkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit von 1613/15 war der erste protestantische Kirchenbau im württembergischen Allgäu. Ihre neugotische Erneuerung 1857/60 fiel dem Umbau 1972/73 zum Opfer. Markushaus 1963. Im 19. und 20. Jahrhundert starke Zunahme des katholischen Bevölkerungsteils, seit Ende des 19. Jahrhunderts katholische Mehrheit. Die katholische Stadtpfarrkirche Sankt Martin ist ein spätgotischer Bau von 1514/19. Turm im unteren Teil noch romanisch, Zwiebel­haube anstelle des gotischen Turmhelms 1814. Gesamtinstandsetzung 1971/72. Um 1418 Stiftung des Spitals. Spenden dafür seit 1393. Leprosenhaus um 1500 an der Memminger Straße erbaut, seit 1819 vorübergehend als Krankenhaus eingerichtet. Die danebenstehende Leonhardskapelle wurde 1805 abgebrochen. 1291 Gründung einer Augustinerinnenklause, 1347/49 durch die Pest ausgestorben. Die Neugrün­dung wurde 1486 in den 3. Orden des Heiligen Franz aufgenommen, 1494 päpstliche Bestätigung. Ab 1690 entstand die Dreiflügelanlage oberhalb der Martinskirche. 1804 Aufhebung des Klosters, ab 1853 städtisches Schulhaus.
Patrozinium: Sankt Martin
Ersterwähnung: 0797

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