Olnhausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0769 [769/78]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Olnhausen ist eine Siedlung der Merowingerzeit und war zunächst vermutlich eng mit Jagsthausen verbunden; darauf deuten sowohl die älteren herrschaftlichen und kirchlichen Verhältnisse als auch der Grenzverlauf zwischen beiden Gemarkungen hin. Seine früheste Erwähnung findet der Ort um 769/78 (776 ?) im Lorscher Codex (»Ollanhusen«). Ob der Ortsname sich auf einen Personennamen bezieht oder auf in der Jagst vorkommende Aale, muss dahingestellt bleiben. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bestand das Dorf aus 52 Hofstätten, von denen aber nur 36 bewohnt und bewirtschaftet waren. Der Wasserversorgung dienten damals zwei große Brunnen. Der 1566/98 erwähnte Flurname Burkhardsweiler in der Tiefen Klinge im Hardthäuser Wald könnte auf eine Wüstung hindeuten. Überdies soll – dem Lagerbuch von 1706 zufolge – in der Flur Waldbach oberhalb der Jagst, am Hardthäuser Wald, ein Schloss gestanden haben; dort lagen 80 Morgen Feld, die von allen Lasten befreit waren und statt des Zehnten die zwanzigste Garbe zu reichen hatten. Rechts der Jagst auf dem Schwemmkegel eines Nebenbachs ansteigend ist der Ort nach dem zweiten Weltkrieg im Оsten etwas gewachsen (»Winterhalde« 1967, östlicher Ortsrand 1978).
Historische Namensformen:
  • Ollanhusen 0769 [769/78]
  • Olhusen 1245
Geschichte: Zum Jahr 1245 begegnet einmalig ein Ministeriale »Ramungus de Olhusen«, wobei unklar bleibt, ob es sich dabei tatsächlich um den Spitzenahn der noch heute florierenden Familie von Olnhausen handelt. Um 1335/37 teilten sich in die damals von Würzburg lehnbare Herrschaft am Ort mehrere aus der Ministerialität der Edelherren von Dürn hervorgegangene Ritteradelsgeschlechter, im einzelnen die Gabel von Buchen, von Dürn und von Hettingen. Vier Generationen später vertauschte Jörg von Adelsheim das ganze Dorf mit Vogtei und sonstigen Gerechtsamen an Eberhard von Berlichingen (1460). Inzwischen offenbar allodifiziert, gelangte der Besitz Mitte des 16. Jahrhunderts über eine Erbtochter für kurze Zeit an die von Steinau genannt Steinrück, wurde aber bereits 1566 wieder an die Berlichingen verkauft. Fortan blieb die vogteiliche Obrigkeit ununterbrochen in berlichingischer Hand, seit der Teilung von 1698 bei der Linie des Äußeren Hauses, und war beim Ritterkanton Odenwald immatrikuliert. Die Hochgerichtsbarkeit und das militärische Aufgebot lagen bei der Zent Möckmühl, zu deren Gericht Olnhausen zwei Schöffen entsandte. Am Ende des Alten Reiches wurde der Ort von Württemberg mediatisiert. Als Grundbesitzer erscheinen im späteren 8. Jahrhundert das Kloster Lorsch und im 12. Jahrhundert – allerdings unsicher – das Kloster Komburg. 1275/78 nachweisbare Rechte der Zisterzienserinnen von Seligental scheinen hernach an die Abtei Schöntal gelangt zu sein, die im 14. und noch im 15. Jahrhundert hier begütert war. Berlichingische Präsenz ist seit dem frühen 15. Jahrhundert zu erkennen, und spätestens nach dem Erwerb der Ortsherrschaft war die Familie mit dem Rad im Wappen auch die bei weitem bedeutendste Grundherrschaft auf der Gemarkung. Davor begegnen als Inhaber von Gütern und Zinsen die Zehe (1275), von Helmstatt (1330, 1412), von Neipperg (1482) und von Zylnhardt (1506). Darüber hinaus bezogen Einkünfte die Herrschaft Württemberg wegen Möckmühl (1532) und die St. Georgs-Pfründe zu Möckmühl (1570). Zwei Drittel des Zehnten waren Würzburger Lehen und bereits in den 1320er Jahren im Besitz der Berlichingen. Von 1330 bis 1412 partizipierten daran auch die von Helmstatt. 1583 und noch 1706 waren am großen Zehnt die Berlichingen zu zwei Dritteln und das Stift Mosbach zu einem Drittel beteiligt, am kleinen Zehnt die Berlichingen (2/3) und der örtliche Pfarrer (1/3). An der Spitze der Gemeinde zu Olnhausen standen zwei Bürgermeister, deren Kompetenzen 1706 in gleicher Weise beschrieben werden wie in Jagsthausen. Sie wurden jährlich am Dreikönigstag (6. Januar) gewählt und vor versammeltem Gericht verpflichtet. Bei gleicher Gelegenheit besetzte man auch alle anderen Gemeindeämter. Dem Gericht gehörten neben dem Stabhalter (Schultheiß) acht Schöffen an. Wer einen besonderen Gerichtstermin wünschte, musste diesen mit einem Eimer Wein oder einem entsprechenden Geldbetrag erkaufen, je zur Hälfte an die Herrschaft und an das Gericht. Appellationen vom Gericht an die Herrschaft kosteten einen halben Gulden. Über ein Rathaus verfügte die Gemeinde offenbar nicht, dafür jedoch über ein Gefängnis- und Frevelhäuslein an der Lindenstraße. 1584 erwarb die Gemeinde von der Herrschaft die Wälder Burkhardsweiler und Gänsholz. Olnhausen fiel 1805/06 an Württemberg. Ab 12.7.1806 Oberamt Schöntal, nach dem 27.10.1810 Oberamt Neckarsulm (30.1.1934 Kreis), ab 1.10.1938 Landkreis Heilbronn.
Wirtschaft und Bevölkerung: Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte das Dorf ungefähr 230 Einwohner (52 Hofstätten). Hundert Jahre später waren es infolge vieler Kriege nur noch rund 160 (36 Hofstätten). Um 1800 dürften es bereits etwa 350 Personen gewesen sein. Neben dem Acker- und Weinbau war in Olnhausen offenbar stets die Fischerei von größerer Bedeutung; die Fischenz und Fischweide ist bereits 1353 im Besitz der Berlichingen nachzuweisen. Schafe durften die Olnhäuser nur mit besonderer Erlaubnis halten. Eine Mühle ist seit 1333 bezeugt. Die der Herrschaft gehörige Bannkelter lag unterhalb des Dorfs bei der Mühle (1706). Jeder Gemeinsmann war berechtigt, eine Wirtschaft zu betreiben und Wein zu verzapfen, musste aber gegebenenfalls Ungeld entrichten; überdies war das herrschaftliche Bannweinrecht zur Kirchweih und zu anderen, von der Herrschaft beliebig verfügten Zeiten zu beachten.

Name: Schloss (in der Flur Waldbach)
Datum der Ersterwähnung: 1706

Ersterwähnung: 1328 [1328/29]
Kirche und Schule: 1328/29 erhielt die Kirche St. Johannes des Täufers (1453) aufgrund einer Stiftung der ritteradligen Herrschaft einen eigenen Kaplan und gewann damit gegenüber der Mutterkirche in Widdern eine gewisse Selbständigkeit. Offenbar entstand damals die über die Reformation hinaus gültige Konstellation, dass zwar die Kollatur der Kaplaneipfründe dem Stift Mosbach oblag, die Präsentation und Nomination des jeweiligen Priesters hingegen der in Jagsthausen maßgeblichen Herrschaft. Daher erklären sich wohl auch die am gotischen Sakramentshäuschen in der Kirche angebrachten Wappen der Berlichingen und Handschuhsheim. Nach der Reformation hatte Olnhausen zeitweise eine eigene lutherische Pfarrei, meist jedoch wurde es von Jagsthausen aus mitversehen. Den Schulmeister bestellte die Herrschaft Berlichingen allein. Er nahm zugleich das Amt des Mesners wahr, hatte in der Kirche zu singen, die Glocken zu läuten und die Schlaguhr zu richten. Wie in Jagsthausen wurde in Olnhausen bereits 1706 ganzjährig Schule gehalten. Evangelische Kirche, gotisch 1880 erneuert, im Ostturm ein alter Wandtabernakel. Katholiken zu Schöntal-Berlichingen.
Patrozinium: St. Johannes Baptist
Ersterwähnung: 1453
Jüdische Gemeinde: An der Wiederbevölkerung nach dem Dreißigjährigen Krieg waren nicht zuletzt Juden beteiligt. 1654 sind die ersten ortsansässigen Israeliten bezeugt, und 1807 machten sie mit 123 Personen rund ein Drittel der Gesamteinwohnerschaft aus. Die erste Synagoge wurde 1736/37 errichtet, 1772 entstand ein Neubau. Der Anteil an Juden in der Bevölkerung stieg in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf über 30 Prozent an, verringerte sich jedoch durch Abwanderung bis 1933 auf 8 Prozent (= 26 Personen). Zwölf Juden kamen in Theresienstadt um.

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