Kirchardt 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.kirchardt.de
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Einwohner: 5450
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 253.0
Max. Höhe ü. NN (m): 279.31
Min. Höhe ü. NN (m): 194.62
PLZ: 74912

Kirchardt zählt administrativ zum Landkreis Heilbronn und naturräumlich zum Kraichgau. Der Landesentwicklungsplan verortet die Gemeinde in der Randzone um den Verdichtungsraum Stuttgart. Das 21,5 qkm große Gebiet umfasst den Kernort sowie die Teilorte Berwangen und Bockschaft. Prägend für das flachwellige Relief ist der von Norden kommende Feldgraben, der südlich von Kirchardt Birkenbach und auf der Höhe von Berwangen Alter Bach heißt und das Areal im Süden als Berwanger Bach verlässt. Dort markiert er an der Grenze zu Richen auf rd. 200 m NN den niedrigsten Punkt. Das Höhenmaximum erreicht das Gebiet nördlich der Autobahn mit knapp 276 m NN an den Höhenpunkten Vogelherd und Alte Landstraße. Bei der Mediatisierung 1806 wurden Berwangen, Bockschaft und das erst seit 1803 leiningische Kirchardt badisch. In ihrer komplizierten Verwaltungsgeschichte wurden Bockschaft und Kirchardt am 22.6.1807 dem standesherrlichen Amt Hilsbach zugewiesen, während Berwangen 1807 zum Oberamt Waibstadt und am 6.12.1809 zum Amt Neckarschwarzach kam. Am 15.11.1810 zogen Bockschaft zum grundherrlichen Amt Gemmingen und Kirchardt zum standesherrlichen Amt Sinsheim. Am 24.7.1813 wurde Berwangen dem Bezirksamt Eppingen, Bockschaft und Kirchardt aber dem Sinsheimer Sprengel zugeteilt. Zum 1.4.1924 wechselte auch Berwangen zum Sinsheimer Bezirk, aus dem am 25.6.1939 ein Landkreis wurde. Zum 1.1. und zum 1.7.1971 wurden Berwangen und Bockschaft nach Kirchardt eingemeindet, das zum 1.1.1973 zum Landkreis Heilbronn kam.

Die Gemeinde Kirchardt (227 Meter über Normalnull) liegt im nordwestlichen Teil des Landkreises Heilbronn, etwa 20 Kilometer von der Kreisstadt entfernt. Mit ihr ist die Gemeinde sowohl über die Bundesstraße 39 als auch über die Autobahn 6 verbunden. Nachbargemeinden sind Bad Rappenau, Massenbachhausen, Gemmingen, Eppingen, Ittlingen und Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis). Zu Kirchardt gehören neben dem Hauptort noch die Teilorte Berwangen und Bockschaft. Dem Landesentwicklungsplan zufolge gehört die Gemeinde zur Randzone um den Verdichungsraum Stuttgart. Mit Bad Rappenau und Siegelsbach besteht eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft. Das Gebiet der Gemeinde Kirchardt gehört zum Kraichgau, einer naturräumlichen Einheit, die morphologisch durch ein flachwelliges Relief mit zahlreichen Dellen, Mulden und Rücken charakterisiert ist. Die große Gemarkung erstreckt sich über den westlichen Abschnitt des Leinbachgäus, ihre überwiegende Lössbedeckung über Gipskeuper (circa 200–275 Meter über Normalnull) wird von vielen Mergelinseln unterbrochen. Nur in den größeren Tälern gibt es in feuchten Auen Wiesen und Bachgehölze. Es überwiegt die ackerbauliche Nutzung des Geländes. Auf den Keupermergeln mit ihren zähen, tonigen, wechselfeuchten und zum Teil sogar sumpfigen Böden finden sich als Inseln ausgeformte Laubmischwälder. Die jahrhundertelange Bearbeitung des Bodens quer zum Gefälle hat zu terrassiert oder treppenartig gestuft erscheinenden Hängen geführt, wie beispielsweise im Gewann Eiermichel bei Berwangen. Der bis zu 40 Meter mächtige Untere Gipskeuper tritt auf Kirchardter Gebiet oberflächlich an verschiedenen Stellen zutage, so etwa am Geigerhennersrain, am Vogelherd, im Sinsheimer Tal, an der Pechgrube, am Lerchenberg, am Südhang des früher für den Weinbau genutzten Altenbergs oder im westlichen Teil des Gewanns Eulenburg. Im Bereich Berwangen tritt der Mittlere Keuper südlich des Waldgebiets Reut und Pfitsche sowie in den angrenzenden Flurstücken zutage. In der Schichtfolge schließen sich an den Mittleren Keuper die Grenzdolomitbank als Teil des Unteren Keupers, die Obere Lettenkohle und der Lettenkohlensandstein an. Aus der Lettenkohle sind die Mittelhangpartien der östlich des Birkenbachtals gelegenen Hänge von Hatzenberg, Kastenhalde, Herrenberg, Brunnenberg, Storchennest, Vorderer Winne, Paradies, Leisenberg, Steinswäldle und Glockenbrunnen aufgebaut. Unter den oberen Lettenkohlenschichten lagern die nur wenige Meter mächtigen Schichten des Lettenkohlensandsteins. Der in einer nur wenig mächtigen Schicht auflagernde Sandstein ist sehr hart, dabei feinkörnig und gut zu bearbeiten; er wurde früher vielfach als Werkstein gebrochen. Sein Vorkommen ist an den steilen Hangabschnitten an der Ostseite der Birkenbachtals, etwa in den Gewannen Hatzenberg, Kastenhalde, Herrenberg, Brunnenberg, Leisenberg und Paradies zu beobachten. Westlich des Birkenbachtals findet sich der Sandstein nur im Tal von Bockschaft in Richtung Ittlingen. Im Hinteren Wald bei Bockschaft gab es einen kleinen, etwa 100 Meter auf 25 Meter messenden Steinbruch, der seit 1983 mit Bauaushub verfüllt wurde; ein weiterer Sandsteinbruch befand sich im Sinsheimer Tal. Die höchsten Erhebungen gibt es mit mehr als 270 Metern über Normalnull im Norden der Gemarkung. Nördlich der hier verlaufenden Autobahn liegen die Höhenpunkte Vogelherd und Alte Landstraße mit jeweils 275,8 Metern, südlich davon, Auf der Kohlplatte mit 275,3 Metern und Scheuerbügel mit 271,7 Metern. Gegen Süden, in Richtung Berwangen fällt die Landschaft langsam ab bis auf etwa 230 m, nur im Südosten, im Eichenwalddistrikt, erreicht sie noch einmal eine Höhe von 254 Metern. Der tiefste Punkt der Gemarkung liegt bei etwa 200 Meter über Normalnull im Tal des Berwanger Bachs an der Grenze zu Richen. Das flachwellige Gelände wird von den Tälchen mehrerer Bäche und Gräben durchschnitten. Der von Treschklingen kommende Feldgraben heißt unterhalb von Kirchardt Birkenbach, bei Berwangen Alte Bach und verlässt schließlich unter dem Namen Berwanger Bach die Gemarkung in südwestlicher Richtung, um bei Richen in die Elsenz zu münden. Zwischen Kirchardt und Berwangen fließt ihm von Osten her der Windengraben zu, südöstlich von Berwangen der Kuhbach. Der nordwestlich von Kirchardt entspringende Bockschafter Graben durchfließt die Gerhardsklinge und entwässert nach Westen direkt in die Elsenz. Darüber hinaus gliedern weitere namenlose Gräben das Relief des Gemeindegebiets. Der Hauptort Kirchardt liegt mit seinem alten Kern überwiegend auf der westlichen Terrasse des Birkenbachs. Bockschaft schmiegt sich an den südlichen Hang des nach ihm benannten Grabens, und Berwangen liegt in der Talaue der Alten Bach.

Mit dem Ende des Alten Reiches fielen Kirchardt, Berwangen und Bockschaft 1806 an das Großherzogtum Baden. Das bedeutete in Kirchardt das Ende einer erst seit 1802 währenden und durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 bestätigten Herrschaft des Fürstentums Leiningen; verblieben sind diesem – unter badischer Souveränität – aber noch bis 1849 diverse obrigkeitliche Rechte. Der Ort blieb fürs erste beim standesherrlich leiningischen Amt Hilsbach; 1810 wurde dessen Verwaltung, seit Juli 1813 als Bezirksamt, nach Sinsheim verlegt. 1841 gelangte der Ort zum standesherrlichen, fürstlich leiningischen Amt Sinsheim, um 1849 wieder zum dortigen landesherrlichen Bezirksamt zurückzukehren. Auch Berwangen und Bockschaft kamen zum Bezirksamt Sinsheim, das, um die Ämter Neckarbischofsheim (1864) und Eppingen (1924) erweitert, seit 1939 als Landkreis firmierte und 1973 aufgelöst wurde. In Berwangen verkauften die Fürsten zu Leiningen fünf Sechstel der von der Kurpfalz übernommenen Oberlehnsherrschaft an die Berlichingen und überließen das restliche Sechstel den Erben der Helmstatt (Wiser, Neipperg etc.), die bereits das halbe Dorf innehatten. Seit 1807 gehörte der Ort zum badischen Oberamt Waibstadt, 1809/10 zum Amt Neckarschwarzach, 1810/13 zum grundherrlichen Amt Gemmingen und dann zum Bezirksamt Eppingen, bis dieses 1924 im Bezirksamt Sinsheim aufging. Bockschaft kam mit der Mediatisierung zum leiningischen Amt Hilsbach, 1810/13 zum grundherrlichen Amt Gemmingen, 1813/41 zum Bezirksamt Sinsheim, danach zu Hoffenheim und 1849 mit diesem zum nunmehr rein landesherrlich badischen Bezirksamt Sinsheim. Im Zuge der Gemeindereform wurden am 1. Juli 1971 Bockschaft und am 1. September 1971 Berwangen der Gemeinde Kirchardt eingegliedert. Bockschaft, mit 115 Einwohnern die kleinste Gemeinde im damaligen Landkreis Sinsheim, erhielt einen Ortschaftsrat, Berwangen entschied sich für die unechte Teilortswahl. Infolge der Kreisreform kam Kirchardt zum 1. Januar 1973 vom aufgelösten Landkreis Sinsheim zum Landkreis Heilbronn. Mit der Stadt Bad Rappenau und der Gemeinde Siegelsbach besteht seit dem 1. Januar 1975 eine Verwaltungsgemeinschaft. Bockschaft blieb eng verbunden mit dem Gut des Kraichgauer Adeligen Damenstifts, das mehr als 80 Prozent der Gemarkung umfasste. Das kleine, lange Zeit unselbständige Gemeinwesen erhielt 1831 erstmals einen Stabhalter und wurde 1841 unter Protest des Damenstifts zur eigenständigen Gemeinde erhoben. Die erste Bürgermeisterwahl fand 1844 statt. Die Pächter des Stiftsguts waren stets in die Angelegenheiten der Gemeinde involviert; im übrigen erfuhr die Gemeinde vielfach das Wohlwollen des Damenstifts. So fand denn die Revolution von 1848/49 hier wie auch in Kirchardt und Berwangen nicht statt, abgesehen von Sympathien vor allem in der Lehrerschaft, was mit Verweisen und Suspendierung geahndet wurde. Ruhig blieb es auch 1918/19, obgleich mit der Arbeiterschaft der Kirchardter Zigarrenfabriken ein entsprechendes Potential durchaus vorhanden war. Radikale Parteien fanden in den drei Orten kaum Anklang. Dem Zentrum verhalf der Katholikenanteil Kirchardts von mehr als 20 Prozent stets zu einem entsprechenden, mitunter auch höheren Wahlerfolg; später bewährte er sich als Bollwerk gegen die NSDAP. Im übrigen fand hier die SPD Zuspruch, so in der Reichstagswahl 1920 mit 13,4 Prozent. In Berwangen dagegen erreichte die SPD 1920 nur 3,7 Prozent, die Christliche Volkspartei im Bund der rechtskonservativen Deutschnationalen (später Kampffront Schwarz-Weiß-Rot) aber 66,7 Prozent; in dem sozial homogen strukturierten Bockschaft kam die Christliche Volkspartei sogar auf 97,9 Prozent. In dem dortigen kleinen Gemeinwesen war die Wahlbeteiligung am höchsten. In Bockschaft und noch eindeutiger in Berwangen mit seinem jüdischen Bevölkerungsanteil ist schon vor dem Aufkommen der NSDAP eine Favorisierung rechtskonservativer, völkisch nationaler Parteien mit antisemitischer Haltung zu beobachten. In beiden Orten fand dann, früher und stärker als in Kirchardt, der Bund der Landwirte Anhänger, der sich später als Potential der NSDAP erwies. Bei der Reichstagwahl am 5. März 1933 erreichte die NSDAP in Berwangen 81,7, in Bockschaft 96,8 und in Kirchardt 60,7 Prozent. Auf der Berwanger Kirche wurde in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 1933 eine Hakenkreuzfahne gehisst. Feindseligkeiten gegenüber jüdischen Mitbürgern – 1933 noch 33 Personen beziehungsweise 4,4 Prozent der Bevölkerung – nahmen in Berwangen zu und der Entzug der Handelserlaubnis (1936) zwang viele zur Auswanderung. In der Reichspogromnacht 1938 wurde die Synagoge zerstört (1939 abgerissen), außerdem kam es zu Misshandlungen und der Friedhof wurde geschändet. Die letzten neun Berwanger Juden wurden 1940 ins Lager Gurs deportiert. Ein Deportierter konnte fliehen, sechs starben, darunter fünf 1942 nach Auschwitz gebrachte Frauen. Das Ehepaar Gutmann überlebte, kehrte 1946 zurück und blieb in Berwangen; bestattet sind die 1948 und 1973 verstorbenen Eheleute auf dem jüdischen Friedhof. Berwangen wurde bei Kriegsende von französischen Truppen eingenommen, Kirchardt und Bockschaft am 3. April 1945 von amerikanischen. In Kirchardt starben zwei Zivilisten und ein deutscher Soldat am Ostersonntag bei einem Angriff amerikanischer Jagdbomber; zwei Häuser wurden zerstört. Die SPD und mehr noch die CDU erwiesen sich in den ersten Wahlen nach Kriegsende als die stärksten Parteien. Die CDU erzielte ihre besten Ergebnisse in Bockschaft in den Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung Württemberg-Baden am 30. Juni 1946 und in der Wahl zum ersten Landtag von Württemberg-Baden am 24. November 1946 mit 79,6 beziehungsweise 60,4 Prozent. Auch in Berwangen lag sie eindeutig vor der SPD, die in Kirchardt ihr größtes Potential hatte und dort am 30. Juni 1946 auf 46,3 Prozent kam (CDU 44,8 Prozent). Insgesamt weit abgeschlagen erreichte die DVP in Berwangen nur 11 beziehungsweise 17,4 Prozent; dort lag im übrigen die CDU mit großem Abstand vor der SPD (SPD 25,4 beziehungsweise 28,2 Prozent). Die CDU behauptete ihre Spitzenposition, abgesehen von der Landtagswahl 1952, als die FDP/DVP den ersten und der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten den zweiten Platz belegten; die SPD, sonst von der Landtagswahl 1960 und der Bundestagswahl 1957 bis heute zweitstärkste Kraft, kam 1952 nur auf Platz vier. Die Liberalen konkurrierten vor allem in den späteren Landtagswahlen, aber auch in den Europawahlen mit den Grünen und den Republikanern. Letztere erzielten in der Landtagswahl 1992 ihr bislang bestes Ergebnis mit 20,9 Prozent. Bei den Europawahlen kam die FDP 2009 erstmals über 10 Prozent. In der Bundestagswahl 2009 erreichten die CDU 43, die SPD 19, die FDP 17,4, Die Linke 7,2, die Grünen 6,4, die NPD 1,7 und die Republikaner 1,3 Prozent. Im Gesamtgemeinderat mit insgesamt vierzehn Sitzen entfallen vier auf Berwangen und einer auf Bockschaft. Die Kommunalwahl 2009 ergab jeweils fünf Sitze für die SPD und die FUW, vier für die CDU.

Wappen von Kirchardt

In Silber (Weiß) auf waagerechtem grünem Zweig eine steigende grüne Eichel.

Beschreibung Wappen

Die Eichel, die schon im Jahre 1769 in einem Gemeindesiegel von Kirchardt erschienen ist, bezieht sich wahrscheinlich auf die zweite Silbe des Ortsnamens „Hardt" (Weidewald) und damit auf die früher üblich gewesene Eichelmast. Die Farben des Wappens wurden im Jahre 1901 festgelegt. Das Landratsamt Heilbronn hat die Flagge am 31. Januar 1980 verliehen.

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