Wangen im Allgäu - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0815

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die staufische Stadtgründung umfasste wohl schon die ganze »Oberstadt« mit der breiten Herrenstraße als Hauptachse. Sie schloss damit von Anfang an oder wenigstens sehr früh die am Südrand gelegene Pfarrkirche und den Kelhof in den Mauerring ein (Teile der dörflichen Vorgängersiedlung, die sich im übrigen weiter nach Westen hingezogen hatte). Die Stadtbefestigung folgte auf der Ostseite etwa der natürlichen Geländekante des Abhangs zur Argenniederung. In der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde sie aber an das Flussufer verlegt, so dass sich die Stadtflä­che durch Einschluss des rechtsseitigen Talgrundes fast verdoppelte (Unterstadt). Auf dem zugeschütteten alten Graben zwischen beiden Teilen entstand die Spitalstraße. An der Leutkircher, Lindauer und Isnyer Straße bildeten sich in der frühen Neuzeit kleine Vorstädte. Im ganzen ist das mittelalterliche Altstadtbild noch verhältnismäßig ungestört erhalten. Das gilt vor allem für die Oberstadt (Herrenstraße-Markt-Paradiesstraße). Die Altstadt steht deshalb als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Bahnhof 1880, danach allmählicher Ausbau des Bahnhofsviertels, ab 1913 Auflassung des alten Friedhofs (von 1576). Gewerbliche Ansiedlungen nördlich des Bahnhofs sowie an der Ar­gen oberhalb und unterhalb der Stadt. Vor dem 2. Weltkrieg Wohnsiedlungen westlich der Bahnlinie im Gebiet Haslach und am Gehrenberg sowie als damals größte Neuanlage die Praßbergsiedlung. Seit 1950 ausgedehnte Neubautätigkeit. Schon 1949 war der Baubeginn des neuen Wohngebiets Wittwais links der Ravensburger Straße, abge­setzt von der übrigen Stadt. Es folgte die Bebauung des Waltersbühls rechts der Ravensburger Straße (im Anschluss an die Praßbergsiedlung) sowie des westlichen Engelbergs an der Leutkircher Straße und des Atzenbergs an der Isnyer Straße. Zur selben Zeit auch starke Erweiterung der Stadt nach Westen durch das neue Wohngebiet Berger Höhe bis zum Altenheim Sankt Vinzenz in schöner Hanglage. Ab 1970 wurde das Neubauge­biet Waltersbühl rechts der Ravensburger Straße in Nordwestrichtung bis an die Herfatzer Steige ausgedehnt (mit Punkthochhäusern, Einkaufszentrum, an der Ra­vensburger Straße auch Gewerbeansiedlung). Diese Bebauung ist noch im Gange. Seit 1972 auch das neue Wohngebiet Auwiesen im Süden der Stadt mit zwei Punkthoch­häusern im Bau. In der Stadt kreuzen sich die Bundesstraße 18 und Вundesstraße 32. Für die Вundesstraße 32 wird zur Zeit eine Umgehungsstraße im Оsten der Altstadt (mit neuer Argen­brücke) gebaut.
Historische Namensformen:
  • Wangun
  • Wanga
Geschichte: 815 Wangun, 1217 Wanga, 1267 Wangen. Keimzelle der Stadt war ein im Nieder­dorf (westlich des alten Friedhofs) gelegener Maier- oder Kelhof des Klosters Sankt Gallen. Wohl noch in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Gründung eines Marktes durch das Kloster. Dieser wurde von König Friedrich II. vor 1217 zur Stadt erhoben. Das Niederdorf ging bis zum 15. Jahrhundert in der Stadt auf, in die auch der Maierhof verlegt wurde. Die Vogtei über den Markt und den Maierhof lag zunächst bei den Udalrichingern und gelangte spätestens 1191 von den Grafen von Pfullendorf an die Hohenstaufen. Verpfändung im 13. Jahrhundert unter anderem auch an das Kloster Sankt Gallen, spätestens 1286 wieder in der Hand des Königs. 1286 Verleihung des Rechts der Stadt Überlingen und Bestätigung des Wo­chenmarkts am Freitag (1330 auf Mittwoch verlegt). Erneute Verpfändung der Vog­tei an Kloster Sankt Gallen, danach kriegerische Auseinandersetzung mit dem Kloster. Vor 1348 Rückkauf der verpfändeten Vogtei durch die Stadt von den Grafen von Montfort und Übergabe an das Reich. Die letzten Rechte des Klosters Sankt Gallen wurden 1608 abgelöst. Zunächst stand ein vom Kloster eingesetzter Amman an der Spitze der Stadt. 1217 erste Erwähnung eines Bürgers, 1306 eines Rates. Um 1350 Einführung der Zunftverfassung, gewählter Bürgermeister an der Spitze der Stadt. 4 Zünfte: Bäcker (ehemalige Bauernzunft), Schmiede, Weber und Schuhmacher. 1552 neue kaiserli­che Rats- und Gerichtsverfassung. Ab 1678 Verfassungsstreitigkeiten, 1718 durch kaiserlichen Schiedsspruch entschieden. Blutbann seit 1402. Malstätte des Landge­richts auf Leutkircher Heide und in der Birs. Sitz der Kanzlei des Ritterkantons Hegau-Bodensee-Allgäu. Das Territorium der Stadt bestand aus dem Gerichtsbezirk Deuchelried (ab dem 14. Jahrhundert erworben), den Hauptmannschaften Niederwangen (ab 1431) und Wohmbrechts-Thann (ab 1497) sowie vorübergehend aus Pfandbesitz der Herr­schaft Neuravensburg (1586 bis 1608) und der Grafschaft Eglofs (1516 bis 1582). 1802 kam Wangen zum Kurfürstentum Bayern, 1810 zu Württemberg. Sitz eines Oberamtes (seit 1938 Landkreises). Amtliche Bezeichnung »Wangen im Allgäu« 1936. Von den 4 Toren der Oberstadt stehen noch das Ravensburger oder Frauentor im Norden (1472 Kümpfelstor) und das Lindauer oder Martinstor im Westen (1347 Sweglartor), beide in einer späteren Form von 1608. Auch das vom Markt nach Оsten zur Argen herabführende Pfaffentor blieb erhalten, weil das spätere Rathaus daran angebaut wurde (»Ratloch«). Abgebrochen wurde das Peterstor im Nordosten am Ende der Schmiedgasse. In der Nähe der Argenbrücke stand das Isnyer oder Georgstor, im 19. Jahrhundert ebenso wie mehrere andere Türme der Stadtmauer abgebrochen. Erhalten dagegen an der Nordostecke der Wasserturm (heute fälschlich Pulverturm). Rathaus mit spätromanischem Kern, Mitte des 16. Jahrhunderts um- und ausgebaut, 1620 Anbau des Waaghauses, 1719/21 Vorbau zum Markt mit Barockfassade. Außeninstandsetzung 1976. Hinder­ofenhaus, 1542 von der Familie Hinderofen erbaut. 1640 bis 1656 Wohnsitz der Kapuziner, dann Stadtkanzlei. 1802 Sitz des bayerischen Landrichters, 1810 des württembergischen Ober­amtmanns, 1938 Landratsamt, 1973 Finanzamt. Frühklassizistisches Haus der Ritterschaft von 1789 (Franz A. Bagnato) am Ende der Herrenstraße. In der Unterstadt das Kornhaus von 1595. Spitalmühle aus dem 16. Jahrhundert, Instandsetzung seit 1971 erfolgt (seit 1978 Stadtmuseum). Im Anschluss daran konnte hier ein Stück der Stadtmauer durch Hausabbrüche freigelegt werden. Deutsche Schule 1524 erwähnt. Lateinschule schon 1329, seit 1845 Realschule, seit 1928 Oberschule, jetzt Gymnasium. Industrie- und Handarbeitsschule seit 1820.
Ersterwähnung als Stadt: 1286
Wirtschaft und Bevölkerung: Herstellung von Leinwand (seit dem 13. Jahrhundert erwähnt) und von Sensen (seit dem 14. Jahrhundert). Die Kaufleute schlossen sich der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft an (Hans Hinderofer war zeitweise 2. Regierer), hatten aber auch eigene Kontore. Brände 1408, 1539, 1763, 1874.

Ersterwähnung: 1182
Kirche und Schule: 1182 Kirche und Pfarrei Sankt Martin (mit Sankt Gallus und Magnus). Patronatsherr war das Kloster Sankt Gallen, ab 1608 der Stadtmagistrat. Stiftung von Kaplaneien und Meßpfründen, darunter 1470 einer Prädikatur. Die Reformation fand nur vorüberge­hend Eingang. Die katholische Pfarrkirche Sankt Martin ist eine querschifflose Basilika des 15. Jahrhunderts, Chor noch von 1386. Spätromanischer Turm in der Gotik erhöht, nach Blitzschlag 1739 neue Haube. Neugotische Ausmalung 1898 folgende. Renovierung 1973/74. Zweite katholische Pfarr­kirche Sankt Ulrich im neuen Stadtteil Waltersbühl 1959. Im selben Jahr neue Kirche bei der Fachklinik für Kinder und Jugendliche. Das Spital zum Heiligen Geist wird Ende des 13. Jahrhunderts genannt. Spitalkapelle 1446, Neubau 1719/21, restauriert 1975/76. Hauptbau des Spitals noch aus spätgotischer Zeit, 1923 Erweiterung zum Altersheim, 1974/77 er­neuert. Vor dem Lindauer Tor lag das Schutzengelkapuzinerkloster, seit 1640. Bis zur Fertigstellung des Gebäudes 1657 wohnten die Mönche im Hinderofenhaus. 1803 (endgültig 1829) aufgehoben. Weihe der Kirche Sankt Fidelis 1655, profaniert. Sankt Rochuskapelle im alten Friedhof (1576 angelegt) von 1593, bemalte Holzfelder­decke. Sankt Wolfgangkapelle im neuen Friedhof (1913 angelegt), Weihe 1617, restauriert 1972/75. Ständige evangelische Pfarrverweserei 1850, zunächst Betsaal im ehemaligen Kapuzi­nerkloster. Pfarrei 1888, Kirche 1893. Evangelisches Gemeindezentrum mit Kirche im Stadtteil Wittwais 1963.
Patrozinium: Sankt Martin
Ersterwähnung: 1182

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