Kirche und Schule: | Pfarrkirche Sankt Maria nach 934 als Kirche des damals gestifteten Nonnenkonvents gegründet und bis 1053 diesem inkorporiert. Seit circa 1054 Pfarrkirche von Altdorf anstelle der »Urkirche« Sankt Martin auf dem Martinsberg, die wohl ins 8. oder 9. Jahrhundert zurückreicht. 1279 erneute Inkorporation in das Kloster Weingarten. Der mittelalterliche Bau wurde im 18. Jahrhundert, ein Neubau (1738) 1818/19 abgebrochen, nachdem 1811 die Klosterkirche Sankt Martin katholische Pfarrkirche geworden war. Kirche und Pfarrei Sankt Maria, Hilfe der Christen, 1960. Heilig-Geist-Kirche und Pfarrei 1977. Evangelische Kirchengemeinde seit 1825. Neugotische evangelische Stadtkirche von Ch. F. Leins 1883, restauriert 1931 und 1952. Tertiarinnenkloster (»Sammlung«) an der Scherzach 1284 gegründet. 1609/10 Neubau, 1612 Weihe der neuen Klosterkapelle Sankt Franziskus. 1687 abermaliger Neubau der im 30jährigen Krieg stark beschädigten Klostergebäude. 1782 säkularisiert, Gebäude 1947 abgebrannt, 1948/50 wiederaufgebaut. Seit dem 13. Jahrhundert befand sich an der Landstraße nach Ravensburg ein Leprosenhaus. 1474 ist dort eine Katharinenkapelle erwähnt, Neubau 1731/32, seit 1734 neues Patrozinium Vierzehn Nothelfer. 1821/25 Neubau des Spitals, heute Städtisches Krankenhaus. Gottesackerkapelle Sankt Maria von 1882. Benediktinerkloster Weingarten: 1094 Winigartensis monasterium (Корie 13. Jahrhundert), 1105 monasterium Altorfensis, 1135 bis 1137 Winigarten. Nach 934 Gründung eines Frauenklosters (Benediktinerinnen?) in Altdorf durch den Welfen Graf Heinrich »mit dem goldenen Pflug«. Dieses Kloster brannte ab, wurde danach 1053/54 auf den Martinsberg und schon 1056 nach Altomünster in Bayern verlegt. Dafür zog der dortige Benediktinerkonvent auf den Martinsberg. Neben dem neuen Mönchskloster bestand hier im 12./13. Jahrhundert noch ein Nonnenkloster. Die frühmittelalterliche Martinskirche, die 1053 Klosterkirche geworden war, wurde 1056 Kirche des transferierten Mannsklosters und Grablege der Welfen. Doppelpatrozinium Sankt Martin und Oswald. 1056 und in der Folgezeit erhielt das Kloster reiche Güterschenkungen in der Umgebung von Altdorf, am Bodensee, in Vorarlberg, Graubünden und Südtirol von der welfischen Stifterfamilie. 1094 zahlreiche Reliquienschenkungen, darunter die Heilig-Blut-Reliquie, von der Gemahlin Welfs IV. Judith. Gleichzeitig wurde es dem Heiligen Stuhl übergeben. Die Vogtei lag bis 1191 bei den Welfen, dann bis 1268 bei den Staufern, seit 1274 beim königlichen Landvogt in Schwaben. Das Kloster übte die niedere Gerichtsbarkeit über den Großteil seiner Leibeigenen aus (klösterliches »Brudergericht«), die allerdings zeitweise vom Landvogt bestritten wurde und in ihrer Reichweite wechselte. Die Landvogtei versuchte auch in anderen Bereichen den Ausbau der Klosterherrschaft zu behindern und die Reichsfreiheit zu beseitigen. 1531 bis 1533 kam es zu einer vertraglichen Regelung, durch welche die Reichsunmittelbarkeit des Klosters bestätigt und sein Niedergerichtsbezirk enger begrenzt wurde. Im 17. Jahrhundert Erweiterung des Grundbesitzes in Vorarlberg und Verkauf der Tiroler Besitzungen. 1685 bis 1705 und 1740 bis 1802 hatte das Kloster pfandweise auch die vorher beziehungsweise nachher vom Landvogt ausgeübte Hochgerichtsbarkeit über seine niedergerichtlichen Untertanen inne. Seine Herrschaftsrechte umfassten 1802 etwa 1200 Höfe oder Güter und 10 000 Menschen. Das Klostergebiet war im 16. Jahrhundert in 6, im 18. Jahrhundert in 10 Ämter aufgegliedert. Von den Mönchen seien besonders erwähnt: Gerwig Blarer (1495 bis 1567), Abt seit 1520. Pater Gabriel Bucelin (1599 bis 1681), Geschichtsschreiber und Architekt. Pater Gerhard Heß (1731 bis 1802), Historiker. Durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 Übergang der Klosterherrschaft an das Haus Nassau-Oranien-Dillenburg, doch schon im September 1802 Besitzergreifung und Säkularisation. 1806 unter die Staatshoheit von Württemberg, das noch im selben Jahr auch von der nassauischen Herrschaft Weingarten. Besitz ergriff und sich diese 1808 ganz einverleibte. 1811 wurde die Klosterkirche wieder - wie schon vor 1053 - Pfarrkirche. 1825 bis 1868 war in den Klosterbauten ein königliches Waisenhaus und eine Erziehungsanstalt für Vagantenkinder untergebracht, 1841 bis 1855 verbunden mit einem »Schullehrerseminar«. Ab 1868 Verwendung als Kaserne. 1922 Wiederbesiedlung durch Benediktinermönche der englischen Abtei Erdington der Beuroner Kongregation. 1937 bis 1945 diente das Kloster abermals zum Teil als Kaserne. 1940 bis 1946 vorübergehende Vertreibung des Konvents. 1956 Erhebung der Klosterkirche zur Basilica minor. Der erste, 1055 geweihte Münsterbau diente vermutlich bis ins 13. Jahrhundert dem bis dahin bestehenden Nonnenkonvent. Das zweite Münster wurde 1124/82 errichtet und nach einem Brand 1215 neu erbaut. Nach Abbruch der romanischen Basilika erfolgte 1715/24 der Barockneubau. Wandpfeilerbasilika mit Hängekuppeln, hoher Vierungskuppel, Querhaus und Doppelturmfassade unter Beteiligung verschiedener Baumeister aus Weingarten, Vorarlberg, Bayern und Italien. Restaurierungen 1911, 1952/56 und 1975 (außen). Von der sehr wertvollen barocken Ausstattung seien erwähnt die Fresken von C. D. Asam, Stukkaturen von F. Schmuzer, Orgel von J. Gabler, Kanzel von F. Sporer und das nach Entwürfen von J. A. Feuchtmayr angefertigte Chorgestühl. Erneuerung der Welfengruft im nördlichen Querschiff 1859/60. Kreuzgang des 12. Jahrhunderts in der erneuerten Gestalt des 15. und 16. Jahrhunderts erhalten, renoviert 1948/53. Die Prälatur im Norden der Kirche und die Konventsgebäude im Süden entstanden 1745/92. Fruchtkasten 1685/88. In der ehemaligen Prälatur und im Fruchtkasten (1970/72 zur Bibliothek umgebaut) sind Teile der Pädagogischen Hochschule untergebracht. 1973 Abbruch eines Teils der Ökonomiegebäude für Neubauten der Hochschule. Im Konventsgebäude seit 1973 Außenstelle der Akademie der Diözese Rottenburg. |