Weingarten - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0934 [nach]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Stadt liegt an der Ostseite des Schussenbeckens, wo die Scherzach aus der Moränenhochfläche in die Niederung tritt. Auf der Höhe des Beckenrandes beherrscht die Klosterbasilika das Stadtbild. Sied­lungskern ohne planmäßige Grundrisselemente, auch kein Marktplatz. Hauptstraßen­achsen des alten Dorfes waren wohl die dem Bachlauf folgende Scherzachstraße und die von ihr abzweigende Zugangsstraße zum Kloster (Karlstraße). Die große Fern­straße Ulm-Bodensee verlief außerhalb der Siedlung im Westen. Erst im 20. Jahrhundert erreichte die Bebauung diesen wichtigen Straßenzug (heute Вundesstraße 30) und wuchs nach 1950 weit darüber hinaus (mit Schul- und Sportzentrum 1974 folgende). Schon früher Beginn der Industrialisierung (Maschinenfabrik seit 1866), so dass heute Wohnflächen und Fabrik­anlagen im Norden des Stadtkerns, zu Füßen der Basilika, eng verzahnt sind. Die spätere Industrieansiedlung erfolgte weiterhin in Nordrichtung, beiderseits der sich dort gabelnden Ausfallstraßen nach Baindt (Bundesstraße 30), Niederbiegen (Bundesstraße 32) und Ettishofen. Ein junges Industriegebiet entstand auch im Süden an der Grenze gegen Ravensburg westlich der Вundesstraße 30/32, während auf dem ansteigenden Gelände östlich dieser Durchgangsstraße neue Wohnviertel die unmittelbare bauliche Verbindung mit der Nachbarstadt herstellen. Ein Kranz ausgedehnter neuer Wohngebiete umgibt die Stadt auch in den anderen Richtungen, auf den Höhen nach Оsten bis zum Waldrand und in der Niederung nach Westen bis zur geplanten Umgehungsstraße Вundesstraße 30/32 (Wohngebiet Stadtösch mit 2 Hoch­häusern). Im Nordwesten zwischen Ettishofer und Niederbieger Straße neues Wohngebiet Untere Breite mit Punkthochhaus, Kirche und Ladenzentrum.
Historische Namensformen:
  • Altorfensi villa
  • villa Altorfensis
  • Altorf
  • Altdorf
Geschichte: Nach 934 (Chronik 2. Hälfte 12. Jahrhundert) in Altorfensi villa, 11. Jahrhundert (Tradition 13. Jahrhundert) villa Altorfensis, 1130 Altorf (Alah = Kirche?). Alemannisches Reihengräberfeld im Südwesten der Stadt mit über 800 Gräbern aus der Zeit zwischen Ende des 5. und Anfang des 8. Jahrhunderts. 1952 entdeckt. Demnach war die Siedlung, die zu dem freigelegten Grabfeld gehörte - der Name ist nicht mehr greifbar -, ein Hauptort der Alemannen. Seit dem 8. Jahrhundert befand sich hier ein fränkischer Reichshof, Mittelpunkt des 816 genannten fiscus Scuzingauue. Die Welfen sind als Grafen im Schussengau und Grundherren des Gebiets um Altdorf seit Mitte des 9. Jahrhunderts nachgewiesen. Ihre Burg befand sich ursprünglich wohl auf dem Martinsberg, an der Stelle des später von ihnen gegründeten Klosters Weingarten. Im 11. Jahrhundert verlegten sie ihren Hauptsitz auf die Ravensburg. Ob sie daneben noch eine zweite Burg in Altdorf hatten, ist unklar. Der burgus Altdorf bildete im 12. und 13. Jahrhundert verwaltungsmäßig eine Einheit mit Ravensburg. 1191 Übergang der Herr­schaft von den Welfen an die Staufer, allmähliche Trennung Altdorfs von Ravens­burg nach 1268. Seit der Errichtung der Landvogtei Schwaben 1274 war Altdorf ein »Reichsflecken«. 1287 civitas Altorfensis. Die Stadtwerdung scheiterte nicht zuletzt an dem größeren Nachbarn Ravensburg. 1353 eigenes Gericht zu Altdorf erwähnt, das seit 1377 die hohe Gerichtsbarkeit gemeinsam mit dem Landvogt ausübte. 1377 erhielten die Bürger außerdem das Recht, die zwölf unter dem Vorsitz des Am­manns tagenden Beisitzer des Fleckengerichts jährlich selbst zu wählen. Bestätigung des Rechts, einen Wochenmarkt abzuhalten. Die folgenden Jahrhunderte standen im Zeichen eines ständigen Kampfes um die Selbständigkeit gegenüber der Landvogtei und dem Kloster Weingarten, das innerhalb des Fleckens fast die gesamte Grundherr­schaft und außerdem die Leibherrschaft über die meisten Bewohner innehatte. Der Ammann musste seit 1408 ein Leibeigener des Klosters sein. Er wurde vom Land­vogt eingesetzt. 1415 wurden die Kompetenzen des Fleckengerichts stark einge­schränkt, die Niedergerichtsbarkeit ging an das Kloster (Brudergericht) über. 1471 bis 1494 Aufhebung des Marktprivilegs. 1531/32 Stärkung der Rechte des Fleckens: seine alte niedergerichtliche Kompetenz wiederhergestellt. Gleichzeitig Mal­stätte Lindau des kaiserlichen Landgerichts in Schwaben nach Altdorf verlegt. Seit 1533 Beteiligung der Gemeinde (neben Abt und Landvogt) an der Wahl des Ammanns. 1555 Wappenverleihung, 1589 endgültige Regelung der Niedergerichtsbarkeit: ein kleiner Teil des Fleckens wird dem klösterlichen Niedergericht unterstellt, für den größeren Teil wird allein das Fleckengericht zuständig. Spätestens im 16. Jahrhundert Einrich­tung des Landvogteiamts »Um Altdorf«. Sitz des Landvogteiverwalters war das im 16. Jahrhundert erbaute »Schlößle« (später Sitz des Landrichters). 1647 Sitz des Landvogts von der Ravensburg nach Altdorf verlegt. Um 1790 Vereinödung. 1805 gelangte Altdorf mit der Landvogtei an Württemberg, Besitzergreifung 1806. Bis 1810 Ober­amtssitz, danach zum Oberamt (1938 Landkreis) Ravensburg. 1809 bis 1817 Sitz der Landvogtei am Bodensee (in den ehemaligen Klostergebäuden). 1865 Stadterhebung und Umbenennung in Weingarten. 1939 bis 1946 Zwangsfusion mit Ravensburg. Im Kloster seit dem 16. Jahrhundert ein Lyzeum. 1926 bis 1940 neue Klosterschule als Progymnasium. 1961 Mittelschule, jetzt Realschule. 1949 Pädagogisches Institut, seit 1962 Pädagogi­sche Hochschule.
Ersterwähnung als Stadt: 1865
Wirtschaft und Bevölkerung: Entwicklung zur Industriestadt vor allem durch die Maschinenfabrik Weingarten, die 1866 als Näh­maschinenfabrik gegründet wurde.

Name: Schloss
Datum der Ersterwähnung: 1500 [16. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 0934 [nach]
Kirche und Schule: Pfarrkirche Sankt Maria nach 934 als Kirche des damals gestifteten Nonnenkonvents gegründet und bis 1053 diesem inkorporiert. Seit circa 1054 Pfarrkirche von Altdorf anstelle der »Urkirche« Sankt Martin auf dem Martinsberg, die wohl ins 8. oder 9. Jahrhundert zurückreicht. 1279 erneute Inkorporation in das Kloster Weingarten. Der mittelalterliche Bau wurde im 18. Jahrhundert, ein Neubau (1738) 1818/19 abgebrochen, nachdem 1811 die Klosterkirche Sankt Martin katholische Pfarrkirche geworden war. Kirche und Pfarrei Sankt Maria, Hilfe der Christen, 1960. Heilig-Geist-Kirche und Pfarrei 1977. Evangelische Kirchengemeinde seit 1825. Neugotische evangelische Stadtkirche von Ch. F. Leins 1883, restauriert 1931 und 1952. Tertia­rinnenkloster (»Sammlung«) an der Scherzach 1284 gegründet. 1609/10 Neubau, 1612 Weihe der neuen Klosterkapelle Sankt Franziskus. 1687 abermaliger Neubau der im 30jährigen Krieg stark beschädigten Klostergebäude. 1782 säkularisiert, Gebäude 1947 abgebrannt, 1948/50 wiederaufgebaut. Seit dem 13. Jahrhundert befand sich an der Landstraße nach Ravensburg ein Leprosenhaus. 1474 ist dort eine Katharinenkapelle erwähnt, Neubau 1731/32, seit 1734 neues Patrozinium Vierzehn Nothelfer. 1821/25 Neubau des Spitals, heute Städtisches Krankenhaus. Gottesackerkapelle Sankt Maria von 1882. Benediktinerkloster Weingarten: 1094 Winigartensis monasterium (Корie 13. Jahrhundert), 1105 monasterium Altorfensis, 1135 bis 1137 Winigarten. Nach 934 Gründung eines Frauenklosters (Benediktinerinnen?) in Altdorf durch den Welfen Graf Heinrich »mit dem goldenen Pflug«. Dieses Kloster brannte ab, wurde danach 1053/54 auf den Martinsberg und schon 1056 nach Altomünster in Bayern verlegt. Dafür zog der dortige Benediktinerkonvent auf den Martinsberg. Neben dem neuen Mönchskloster bestand hier im 12./13. Jahrhundert noch ein Nonnenkloster. Die frühmittelalterliche Martinskirche, die 1053 Klosterkirche geworden war, wurde 1056 Kirche des transferierten Mannsklosters und Grablege der Welfen. Doppelpatrozinium Sankt Martin und Oswald. 1056 und in der Folgezeit erhielt das Kloster reiche Güterschenkungen in der Umgebung von Altdorf, am Bodensee, in Vorarlberg, Graubünden und Südtirol von der welfi­schen Stifterfamilie. 1094 zahlreiche Reliquienschenkungen, darunter die Heilig-Blut-Reliquie, von der Gemahlin Welfs IV. Judith. Gleichzeitig wurde es dem Heiligen Stuhl übergeben. Die Vogtei lag bis 1191 bei den Welfen, dann bis 1268 bei den Staufern, seit 1274 beim königlichen Landvogt in Schwaben. Das Kloster übte die niedere Gerichts­barkeit über den Großteil seiner Leibeigenen aus (klösterliches »Brudergericht«), die allerdings zeitweise vom Landvogt bestritten wurde und in ihrer Reichweite wech­selte. Die Landvogtei versuchte auch in anderen Bereichen den Ausbau der Kloster­herrschaft zu behindern und die Reichsfreiheit zu beseitigen. 1531 bis 1533 kam es zu einer vertraglichen Regelung, durch welche die Reichsunmittelbarkeit des Klosters bestätigt und sein Niedergerichtsbezirk enger begrenzt wurde. Im 17. Jahrhundert Erweite­rung des Grundbesitzes in Vorarlberg und Verkauf der Tiroler Besitzungen. 1685 bis 1705 und 1740 bis 1802 hatte das Kloster pfandweise auch die vorher beziehungsweise nachher vom Landvogt ausgeübte Hochgerichtsbarkeit über seine niedergerichtlichen Untertanen inne. Seine Herrschaftsrechte umfassten 1802 etwa 1200 Höfe oder Güter und 10 000 Menschen. Das Klostergebiet war im 16. Jahrhundert in 6, im 18. Jahrhundert in 10 Ämter aufgegliedert. Von den Mönchen seien besonders erwähnt: Gerwig Blarer (1495 bis 1567), Abt seit 1520. Pater Gabriel Bucelin (1599 bis 1681), Geschichtsschrei­ber und Architekt. Pater Gerhard Heß (1731 bis 1802), Historiker. Durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 Übergang der Klosterherrschaft an das Haus Nassau-Oranien-Dillenburg, doch schon im September 1802 Besitzergreifung und Säkularisation. 1806 unter die Staatshoheit von Württemberg, das noch im selben Jahr auch von der nassauischen Herrschaft Weingarten. Besitz ergriff und sich diese 1808 ganz einverleibte. 1811 wurde die Klosterkirche wieder - wie schon vor 1053 - Pfarrkir­che. 1825 bis 1868 war in den Klosterbauten ein königliches Waisenhaus und eine Erzie­hungsanstalt für Vagantenkinder untergebracht, 1841 bis 1855 verbunden mit einem »Schullehrerseminar«. Ab 1868 Verwendung als Kaserne. 1922 Wiederbesiedlung durch Benediktinermönche der englischen Abtei Erdington der Beuroner Kongrega­tion. 1937 bis 1945 diente das Kloster abermals zum Teil als Kaserne. 1940 bis 1946 vorüber­gehende Vertreibung des Konvents. 1956 Erhebung der Klosterkirche zur Basilica minor. Der erste, 1055 geweihte Münsterbau diente vermutlich bis ins 13. Jahrhundert dem bis dahin bestehenden Nonnenkonvent. Das zweite Münster wurde 1124/82 errichtet und nach einem Brand 1215 neu erbaut. Nach Abbruch der romanischen Basilika erfolgte 1715/24 der Barockneubau. Wandpfeilerbasilika mit Hängekuppeln, hoher Vierungs­kuppel, Querhaus und Doppelturmfassade unter Beteiligung verschiedener Baumei­ster aus Weingarten, Vorarlberg, Bayern und Italien. Restaurierungen 1911, 1952/56 und 1975 (außen). Von der sehr wertvollen barocken Ausstattung seien erwähnt die Fresken von C. D. Asam, Stukkaturen von F. Schmuzer, Orgel von J. Gabler, Kan­zel von F. Sporer und das nach Entwürfen von J. A. Feuchtmayr angefertigte Chor­gestühl. Erneuerung der Welfengruft im nördlichen Querschiff 1859/60. Kreuzgang des 12. Jahrhunderts in der erneuerten Gestalt des 15. und 16. Jahrhunderts erhalten, renoviert 1948/53. Die Prälatur im Norden der Kirche und die Konventsgebäude im Süden entstanden 1745/92. Fruchtkasten 1685/88. In der ehemaligen Prälatur und im Fruchtkasten (1970/72 zur Bibliothek umgebaut) sind Teile der Pädagogischen Hochschule untergebracht. 1973 Abbruch eines Teils der Ökonomiegebäude für Neubauten der Hochschule. Im Konventsge­bäude seit 1973 Außenstelle der Akademie der Diözese Rottenburg.
Patrozinium: Sankt Maria
Ersterwähnung: 0934 [nach]

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