Löwenstein - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1123

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Löwenstein liegt auf einem spornartigen Vorsprung der Löwensteiner Berge, der auf drei Seiten teilweise sehr steil ins Weinsberger Tal abfällt. Die Südseite ist durch die namengebende Burg auf einer die Stadt überragenden Höhe gedeckt. Von der Burg sind noch Reste spätromanischen Buckelquadermauerwerks, Teile der Ringmauer und ein wohl ursprünglich in die Schildmauer eingefügter Treppenturm erhalten. Die Siedlung entstand im Vorfeld der Burg, bedingt durch das Gelände mit einem hufeisenförmigen Grundriss und einer bogenförmigen Hauptstraße, die sich in der Mitte zum Marktplatz weitet. Im Zusammenhang mit der Belehnung seines Sohnes Albrecht erhob König Rudolf die Siedlung 1287 zur Stadt mit dem Recht von Weinsberg. Von der wohl im 14. Jahrhundert errichteten Stadtmauer sind noch namhafte Reste erhalten. Zu Löwenstein gehören zahlreiche Filialorte, Weiler und Höfe. Bereits vor 1806 werden genannt: Altenhau, Bachhäusle (1727) und Beckershof. Der Breitenauer Hof erscheint erstmals 1428, als Graf Georg von Löwenstein ihn vom Deutsch-Ordens-Komtur in Heilbronn erwarb. Zehnten in Breitenau waren 1439 in Händen der von Weiler, der Großzehnt gehörte 1553 dem Kloster Lichtenstern. Weitere Filialsiedlungen sind Frankenhof, Gerberhäusle und Hirrweiler (1254 »villa Hurwile«). Kloster Lichtenstern hatte dort im 16. Jahrhundert sieben erbliche Hoflehen und Güter und bezog die Hälfte des großen und kleinen Zehnten; die andere Hälfte stand dem Pfarrer von Löwenstein zu. Außerdem sind zu nennen die Mittel- und die Obermühle sowie Reisach, wo das Klara-Kloster in Heilbronn 1369 Einkünfte erwarb und das Kloster Lichtenstern 1553 den großen Zehnten und weitere Einkünfte zu beanspruchen hatte, schließlich Rittelhof, Roßsteig, Schweizerhof, Seemühle, Spatzenhof, Stocksberg und das Teusserbad. Der letztere, unterhalb von Löwenstein gelegene Ort war als Wildbad von alters her bekannt, verfügte über eine Badbehausung und eine Kapelle, die 1730/31 zusammen mit den anderen Gebäulichkeiten, die mit einer Mauer umfangen waren, erneuert wurde. Das Bad mit seiner Bittersalzquelle erlebte dadurch einen beachtlichen Aufschwung. Das zum Teusserbad gehörige Wasserschloss Lautereck, eine sehr eigenwillige, verschachtelte »Turmburg«, ist ein Bau des 17. Jahrhunderts. Von ganz besonderer Bedeutung war das Zisterzienserinnenkloster Lichtenstern. Zu dem Wiederaufbau des zerstörten Ortskerns in den Jahren 1946/52, kam die Errichtung neuer Wohnviertel in den Gewannen »Badweinberg« (1957/60), »Mühlgärten« (1970/72), »Schulweinberge« (1974), »Schloßberg« II (1966/68) und »Neue Gärten« (seit 1978). — Die Stadtmauer des 14. Jahrhunderts ist teilweise erhalten, Tore und Türme wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen. Rathaus von 1539, umgebaut 1783, zerstört 1945 und 1952 wieder aufgebaut. Das Schloß der Fürsten von Löwenstein von 1576 wurde 1945 zerstört. Auf dem 429 m hohen Burgberg die Ruinen der Burg Löwenstein, die angeblich 1634 von den Kaiserlichen zerstört wurde. An einigen Abschnitten der höher gelegenen Kernburg Reste von spätromanischem Buckelquadermauerwerk, im Süden die zerklüfteten Ruinen einer gewaltigen Ringmauer. Auf dem höchsten Punkt der Kernburg ein eigenartiger, ehemals in die hohe Schildmauer einbezogener Turm; seine untere Hälfte ist annähernd quadratisch, die obere halbrund. Vermutlich ist es ein gotischer Treppenturm, der heute als Aussichtsturm dient. Gegen Westen zwingerartige Erweiterungsbauten des 14. —16. Jahrhunderts. Torbau mit doppeltem Tor und halbrundem, nach innen offenem Flankierungsturm. Im Norden Turmruine mit ebenerdigen Schießscharten nach drei Seiten.
Historische Namensformen:
  • Lewinstein 1123
Geschichte: Der Herrschaftsmittelpunkt in Löwenstein entstand, als ein Zweig der Grafen von Calw – wohl zu Beginn des 12. Jahrhunderts – hier eine Burg errichtete und sich nach dieser nannte. Die erste Erwähnung (»Adelbertus comes de Lewinstein«) datiert von 1123. In einer Lehnsurkunde Kaiser Ludwigs des Bayern von 1328 gehörten zur damaligen Grafschaft Löwenstein die Burg und Stadt Löwenstein, die Stadt Murrhardt, die Burg Gleichen sowie Zehnten in Heilbronn. Teilweise fiel die Grafschaft danach dem Ausdehnungsbestreben der Grafen von Württemberg zum Opfer, die beispielsweise nach 1388 die Schirmvogtei über das Kloster Murrhardt an sich brachten. Andererseits lag die Grafschaft aber auch im Interessengebiet der Kurpfalz. Eine Hälfte war seit 1382 der Pfalz verpfändet und wurde von dieser 1419 an Hans von Helmstatt und Reinhard von Neipperg weiterversetzt. Schließlich verkauften 1441 die beiden letzten Löwensteiner die Grafschaft unter Vorbehalt lebenslanger Nutzung an Kurpfalz. Dazu gehörten damals Schloss und Städtlein Löwenstein, das Dorf Willsbach, der Weiler Hößlinsülz, Breitenau, das Heinrieter Tal mit (Unter)- und Oberheinriet, das Dorf Sulzbach an der Murr, die Weiler Kleinhöchberg, Trauzenbach, Erlach, Berwinkel und die neun Weiler im Murrtal sowie Einkünfte in Heilbronn. Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz verlieh die Grafschaft Löwenstein zusammen mit linksrheinischen Besitzungen (Herrschaft Scharfeneck) 1488 seinem Sohn Ludwig von Bayern. Durch den Landshuter Krieg kam die Grafschaft 1504 unter württembergische Lehnshoheit (1510 seitens der Grafen anerkannt). Schwierigkeiten, die es mit Württemberg wegen des Lehnsempfangs bereits 1563 gegeben hatte, dauerten fort und führten dazu, dass der Herzog die Grafschaft 1586 besetzen ließ. Schließlich wurde 1592 zwischen Herzog Ludwig von Württemberg und den Grafen Christoph und Ludwig IV. von Löwenstein, ein Vertrag geschlossen, wonach die beiden Grafen unter bestimmten Bedingungen die Grafschaft wieder zu Lehen erhielten. Die seit 1611 von zwei löwenstein-wertheimischen Linien gemeinschaftlich geführte Regierung war von vielerlei Konflikten geprägt und nicht zuletzt von konfessionellen Differenzen überlagert. Gleichwohl überdauerte die Gemeinschaft den Dreißigjährigen Krieg, wurde dann aber dahingehend geregelt, dass die Grafschaft der evangelischen Linie zufiel, allerdings mit Ausnahme des Amts Abstatt (Wildeck), das die katholische Linie erhielt. Die Burg Löwenstein brannte 1512 während der Hochzeitsfeier des Grafen Wolfgang nieder und wurde zu Ende des 16. Jahrhunderts als unbewohnbar bezeichnet. Das neue Schloss, eine Dreiflügelanlage zu Füßen der Burg, entstand um 1576. Der 1592 zwischen den Grafen von Löwenstein-Wertheim und dem Herzog von Württemberg geschlossene Vertrag regelte auch die zuvor immer wieder umstrittenen Rechte und Pflichten der Stadt gegenüber den Grafen, insbesondere hinsichtlich Fronden, Zehnt und Leibeigenschaft. Der Stadt blieb das Recht, Bürger anzunehmen und von Zu- oder Wegziehenden eine Vermögensabgabe von 5 Prozent zu erheben. Darüber hinaus hatte die Stadt Anspruch auf das Umgeld innerhalb der Mauern. Das Stadtgericht, bestehend aus zwölf Schöffen, sollte unter Vorsitz des gräflichen Vogts wöchentlich tagen. Im übrigen bestand die städtische Verwaltung aus dem Vogt und dem Stadtschreiber, denen sechs Ratsverwandte zur Seite standen. Die Herrschaft Löwenstein dürfte die größte Grundherrschaft am Ort gewesen sein. 1391 findet Grundbesitz des Klosters Lichtenstern Erwähnung, 1424 auch solcher des Klosters Schöntal. Als weitere Grundbesitzer erscheinen im 15. Jahrhundert die verschiedenen Pfründen der Löwensteiner Pfarrkirche, außerdem löwensteinische Dienstmannen, 1404 die Kamerer, um 1440 die Mangolt und weitere Adlige, darunter die von Weiler (1462). 1438 erwarb Hans Münzmeister genannt Vetzer Haus und Hofraite in Löwenstein. Der halbe Groß- und Kleinzehnt wurde 1354 durch Engelhard von Weinsberg denen von Helmbund verliehen. Durch Erbgang und Verpfändung gelangte ein Viertel des Zehnten 1461 in die Hand Raban von Helmstatts. Löwenstein wurde am 18.3.1806 dem Oberamt Backnang unterstellt und kam selbst am 27.10.1810 zum Oberamt Weinsberg und nach dessen Auflösung 1.4.1926 zum Oberamt, seit 1.10.1938 Landkreis Heilbronn. — Die Burg wurde 1133 von Welf VI. belagert und nach teilweiser Zerstörung erobert. Am 15. Januar 1512 brannte das Schloß während der Grafenhochzeit nieder, wobei Graf Wolfgang tödlich verunglückte. Am 12. und 13. April 1525 überfielen die aufständischen Bauern die Stadt. Durch amerikanische Luftangriffe und Artilleriebeschuß am 14. April 1945 wurden etwa 70 Prozent der Gebäude im Hauptort zerstört; im total ausgebrannten Schloß gingen die nach hier ausgelagerten Bestände des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Stuttgart zugrunde.
Ersterwähnung als Stadt: 1287
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerung von Löwenstein dürfte im 16. Jahrhundert rund fünfhundert Einwohner umfasst haben. Nach der Kirchenvisitation von 1634 soll die Löwensteiner Gemeinde 1100 Kommunikanten und vierhundert Katechumenen umfasst haben. 1796 zählte Löwenstein mit Filialen, jedoch ohne Hößlinsülz und Lichtenstern, 1036 Seelen. Im Kloster Lichtenstern nennt die Türkensteuerliste von 1544/45 vier Pflichtige, wobei die Klosterfrauen wohl nicht mitgezählt wurden. Die Kirchenvisitation 1622 (1634) nennt für das Kloster 22 (29) Kommunikanten und acht (9) Katechumenen; 1796 wurden in dem einstigen Kloster 106 Seelen registriert. Die Haupterwerbsquellen waren stets der Weinbau und die Waldwirtschaft; Ackerbau und Viehzucht gab es daneben nur in bescheidenem Umfang. Die Landstraße aus dem Sulmtal nach Schwäbisch Hall führte durch die Stadt und wurde von den Grafen zur Erhebung eines Zolls genutzt. Handwerk gab es offenbar nur zur Deckung des örtlichen Bedarfs. Die Handwerker in der Grafschaft waren ursprünglich in die Zünfte des Herzogtums Württemberg eingereiht, erhielten aber 1703 die Erlaubnis, eigene Zünfte zu bilden. Nur zwei Wirtschaften sind bezeugt. 1602 wurde ein Jahrmarkt zu St. Veit (15. Juni) genehmigt, später fanden zwei Jahrmärkte statt, am Veits-Tag und an Allerheiligen (1. November). 1780 wurde ein gleichzeitig mit den beiden Krämermärkten abzuhaltender Viehmarkt privilegiert. Eine Apotheke entstand 1712. Beim großen See auf der Kirschenebene wurde 1775 eine Tuchbleiche eingerichtet. Bergmännische Versuche auf Eisenerz (1655), dann auf Kohle (Ende 18. Jahrhundert) blieben ohne den erwarteten Erfolg.

Name: Burgruine Löwenstein - Neues Schloss (um 1576)
Datum der Ersterwähnung: 1100 [um 1100]

Ersterwähnung: 1345
Kirche und Schule: Ein »presbyter« in Löwenstein findet 1257 Erwähnung, jedoch erscheint die Kirche noch 1345 als Filial von Sülzbach. Gleichwohl unterstand sie nicht wie die Sülzbacher Kirche dem Patronat der Herren von Weinsberg, sondern dem der Grafen von Löwenstein. Zu einem unbekannten Zeitpunkt erfolgte die Erhebung zur Pfarrkirche. Neben der Pfarrpfründe (St. Ulrich) bestanden anfangs des 16. Jahrhunderts Kaplaneien zu St. Nikolaus (erneuert 1328, Zustiftung 1330), St. Johannes dem Täufer (gestiftet 1436) und St. Maria Magdalena. Diese vier Pfründen nennt auch die Würzburger Diözesanmatrikel aus der Mitte des 15. Jahrhunderts; außerdem erscheinen dort zwei Pfründen in dem danach abgegangenen Rohrhof. In Löwenstein gab es des Weiteren die Pfründe einer von den Grafen geförderten Sebastians-Bruderschaft sowie eine Mesnerpfründe. Eine Jahrzeitstiftung für Andreas von Weiler und dessen Familie wird 1431 genannt, Dietrich von Weiler stiftete 1462 einen weiteren Jahrtag. Die Grafen Friedrich und Ludwig von Löwenstein duldeten in ihrer Residenz Johannes Geyling von Ilsfeld (1521/24), dann auch Valentin Vannius von Beilstein (1525/32) als reformatorisch gesinnte Geistliche. Dennoch wurde die Reformation in Löwenstein offiziell erst 1543 auf Betreiben Württembergs eingeführt. Graf Ludwig III. von Löwenstein unterzeichnete 1580 die Konkordie, nicht jedoch – aus unbekannten Gründen – die Geistlichen der Grafschaft. Ein Kirchenkonvent, der nach württembergischem Vorbild eingeführt wurde, taucht 1669 erstmals auf. Nachdem Lichtenstern seit 1634 von ständigen Vikaren versehen worden war, wurde dort 1748 eine eigene evangelische Pfarrei mit den Filialen Bernbach, Greuthof und Neuhütten errichtet; sie bestand bis 1812. Die Kirche musste 1761/63 wegen Baufälligkeit von Grund auf erneuert werden. Der Kirchturm nahm 1783 bei einem Brand schweren Schaden und wurde 1785 wiederhergestellt. Ein altes Schulhaus in Löwenstein wird 1589 erwähnt. 1592 wurde der Schuldienst vom Amt des Stadtschreibers getrennt und ein eigener Schulmeister angestellt, desgleichen 1682, nachdem die Schule vom zweiten Geistlichen (Diakonus) ungenügend versehen worden war. 1732 richtete man ein neues Schulhaus ein. Evangelische Pfarrkirche 1946/53 von Prof. Mayer am Platz der Kirche von 1762 erbaut, die 1945 völlig zerstört worden war. Katholiken zu Obersulm-Affaltrach.
Patrozinium: St. Ulrich
Ersterwähnung: 1345
Jüdische Gemeinde: Vom 15. bis ins 18. Jahrhundert sind Juden unter der Einwohnerschaft bezeugt, und auch später werden noch eine Judengasse und ein Judenbad genannt.

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