Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Die heute auf Züttlinger Gemarkung gelegenen älteren Wohnplätze Assumstadt und Domeneck sowie Ernstein und Maisenhälden gehörten schon im hohen Mittelalter herrschaftlich zueinander. Danach nahmen sie mit teilweise separaten Gemarkungen eine verschiedene Entwicklung, bis sie am Ende des 17. Jahrhunderts wieder unter einer Herrschaft zusammengeführt wurden. Nach Ausweis seines Namens und seiner Erwähnung in den frühesten Güterverzeichnissen der Klöster Fulda (»Zutilingen«, »Zutelingen«, 750/79; »Zutilinga«, 846) und Lorsch (»Odoldingen«, 797) gehört Züttlingen in die älteste Schicht nachantiker Siedlungen. In den Pfaffenäckern östlich des Dorfs kamen im 19. Jahrhundert Reste einer römischen Niederlassung zutage, außerdem wurden dort steinzeitliche Artefakte gefunden. Auch das nordöstlich, jenseits der Jagst gelegene Domeneck existierte offenbar schon im frühen Mittelalter. In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts begegnet es, wenn nicht alles täuscht, unter dem Namen »Tunnaha«, 846 als »Thuna«, im späteren 13. Jahrhundert als »Tumminc« oder »Dumminc« und zu Beginn des 14. Jahrhunderts als »Tum(m)eneck«. Allerdings dürfte die Geschichte des dort auf einem Geländesporn über dem Fluss errichteten Schlosses kaum vor das 13. Jahrhundert zurückreichen. Nach seiner Zerstörung im Bauernkrieg 1525 wiederaufgebaut, erfuhr Schloss Domeneck im Lauf der Neuzeit mancherlei Veränderungen. Bei dem Weiler Assumstadt, der Züttlingen nördlich der Jagst unmittelbar gegenüber liegt (und bisweilen mit Assamstadt im Main-Tauber-Kreis verwechselt wird), dürfte es sich, wiewohl erst 1319 bezeugt (»Asmansstat«), um eine Ausbausiedlung des frühen oder hohen Mittelalters handeln. Beide Orte waren aber stets eng aufeinander bezogen und seit 1752 durch eine Brücke miteinander verbunden; ein einfacher Steg muss freilich schon davor bestanden haben. Die in Assumstadt gelegene alte Kirche wurde 1797/99 abgebrochen, nachdem der kaiserliche Generalfeldzeugmeister Karl Reinhard von Ellrichshausen dort seit 1769/75 durch böhmische Bauleute ein von der Kaiserin Maria Theresia finanziertes Schloss hatte errichten lassen. Das erste Assumstädter Schloss war um 1624 für Johann Kaspar von Herda entstanden. 1937 gelangte Assumstadt durch Kauf an die Grafen zu Waldburg-Wolfegg. Der nordöstlich von Züttlingen gelegene Hof Maisenhälden findet erstmals 1289 Erwähnung (»Meisenhalden«). Abgegangen sind die Burg Ernstein (»Erenstein«, 1258) südlich über Züttlingen und der um 1700 von den Ellrichshausen östlich des Dorfs angelegte Habichtshof. Die Burg wurde offenbar schon am Ende des Mittelalters aufgegeben, der Hof zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nicht weit von Ernstein wurde 1864 ein vorgeschichtlicher Grabhügel angeschnitten. An die 1346 und 1447 vorkommende Siedlung Ammerlanden erinnern noch heute entsprechende Flurnamen im Nordosten der Gemarkung, jenseits der Jagst. Bevölkerung und Wirtschaft | Einwohnerzahlen für Züttlingen und Assumstadt liegen aus älterer Zeit nicht vor. Die Züttlinger Feldmark war in die Bronnenberger, Merlocher und Möckmühler Fluren unterteilt (1706), die Assumstadter in die Zelgen gegen Siglingen, auf der Schwärz und in der Au (1570). Eine Mühle in Züttlingen ist 1659 bezeugt, ein Wirtshaus zum Lamm um 1790. Neubaugebiete der Jahre nach dem zweiten Weltkrieg finden sich im Оsten und Nordosten, darunter »Hinter dem Dorf« (1950er Jahre), »Rädle« (1960er bis 1970er Jahre), »Sallenbusch«, »Gassenäcker« (1970er Jahre). |
Historische Namensformen: | - Zutilingen
- Zutelingen
- Zutilinga
- Odoldingen
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Geschichte: | Basierend auf altem Fuldaer Klosterbesitz, der 846 tauschweise an König Ludwig den Deutschen gelangte, entwickelte sich auf der Gemarkung von Züttlingen mit Assumstadt, Domeneck, Ernstein und Maisenhälden seit dem hohen Mittelalter teils allodial, teils unter würzburgischer und weinsbergischer Lehnshoheit eine höchst komplex strukturierte Adelsherrschaft. Inwieweit dabei eventuell auch Dürner Rechte eine Rolle spielten, muss dahingestellt bleiben. Seinen Ausgang nahm das Kondominat von den Ritteradelsfamilien von Züttlingen, von Domeneck und von Ernstein, die als Wappengenossen (stehender Hund mit eingezogenem Schweif) offenbar gleichen Stammes waren und deren Ursprung möglicherweise in der Ministerialität des Reiches zu suchen ist. Vermutlich bildeten die nur 1222/25 unter diesem Namen bezeugten Züttlingen die gemeinsame Wurzel der beiden anderen Stämme, die von 1258 bis 1412 als von Ernstein respektive von 1270 bis 1445 als von Domeneck in Erscheinung treten; aus letzterem Geschlecht ging der Wormser Bischof Friedrich von Domeneck (1427–1445) hervor. Der von Würzburg lehnbare Ernsteiner Teil der Ganerbschaft mit Gerechtsamen in Ernstein, Züttlingen und Maisenhälden gelangte durch weibliche Erbfolge zunächst an die von Helmstatt (um 1400), dann an die Rüdt von Bödigheim (1410/43) und schließlich über die von Neudeck (15. Jahrhundert), von Weinsberg (1382/1457), von Berlichingen (1455), Echter von Mespelbrunn (1455/1628), von Herda (1628) und Kolb von Rheindorf (1651) an die von Ellrichshausen (1676). Den Domenecker Anteil mit Vogtei- und Gerichtsrechten in Domeneck, Züttlingen und Assumstadt – teils Würzburger, teils Weinsberger Lehen – verkaufte die Witwe des letzten Herrn von Domeneck weltlichen Standes 1423 an ihren Bruder Beringer von Berlichingen, der diesen Besitz bereits im Jahr darauf an die Stumpf von Schweinberg weiterveräußerte. Darauf folgten die von Sickingen (1440), Stumpf von Schweinberg (1494/1500), von Hardheim (1532/34) und nach deren Erlöschen (1607) die Echter von Mespelbrunn (Würzburger Lehen) beziehungsweise von Hermsdorf (1624) und von Herda (1628, Weinsberger Lehen); beide Lehen wurden 1626/28 allodifiziert. Auch diesen Teil der Ganerbschaft erwarben 1676 die von Ellrichshausen, so dass Züttlingen, Assumstadt, Domeneck, Ernstein und Maisenhälden seit dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts wieder in einer Hand vereint waren. Schon seit dem späteren 16. Jahrhundert war die ganze, mit der zentlichen Obrigkeit nach Möckmühl gehörige Herrschaft beim Kanton Odenwald der fränkischen Reichsritterschaft immatrikuliert; 1805/06 wurde sie von Württemberg mediatisiert. Besonders dicht sind für Züttlingen die Nachweise für frühen Grundbesitz der Klöster und Stifte Fulda (8./9. Jahrhundert), Lorsch (797) und Mosbach (976, 1326). Im Übrigen begegnen als Inhaber grundherrlicher Befugnisse durch die Jahrhunderte vor allem die verschiedenen Ganerben. Daneben findet man als Besitzer von Gütern und Bezieher von Einkünften auf Seiten des Adels die von Stetten (um 1306), Tanner (1400), von Stein zu Steinegg (1436), von Gemmingen (1629), von Berlichingen (1706) und vom Holtz (1749), von Seiten der Kirche die Klöster Gnadental (1319) und Seligental (1338), die Kollegiatstifte Öhringen (1418) und Möckmühl (1559) sowie die Möckmühler St. Katharinen- und St. Georgs-Pfründen (1570). Am Zehnt waren 1346 die von Ernstein beteiligt (Würzburger Lehen); 1706 bezogen die Ellrichshausen den Zehnt allein. Zwischen 1714 und 1728 war beim Reichskammergericht in Wetzlar ein Prozess zwischen der Herrschaft Ellrichshausen und der Gemeinde Züttlingen anhängig, der sogenannte Züttlinger Bauernprozess, bei dem es um Gehorsamsverweigerung und vielerlei gegenseitige Beeinträchtigungen ging; Rädelsführer waren auf kommunaler Seite der Ortsbürger Hans Benedikt und Bürgermeister Peter Gauer. Prozessunwillige Söldner wurden dabei von ihren bäuerlichen Mitbürgern bedrängt. 1764 wurde der Züttlinger Schultheiß wegen rückständiger Steuern verhaftet. Züttlingen fiel 1805/06 an Württemberg und kam zum Oberamt Möckmühl. 26.4.1808 Oberamt Schöntal, 27.10.1810 Oberamt Neckarsulm (30.1.1934 Kreis), 1.10.1938 Landkreis Heilbronn. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Einwohnerzahlen für Züttlingen und Assumstadt liegen aus älterer Zeit nicht vor. Die Züttlinger Feldmark war in die Bronnenberger, Merlocher und Möckmühler Fluren unterteilt (1706), die Assumstadter in die Zelgen gegen Siglingen, auf der Schwärz und in der Au (1570). Eine Mühle in Züttlingen ist 1659 bezeugt, ein Wirtshaus zum Lamm um 1790. |