Neckarwestheim - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1122

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Neckarwestheim, ursprünglich Westheim – so 1122 erstmals genannt (»Westeim«) –, liegt auf der Hochfläche rechts des Neckars. Später hieß der Ort zur besseren Unterscheidung von anderen gleichen Namens Kaltenwesten beziehungsweise Kaltenwestheim. Zusammen mit Itzingen und dem Pfahlhof hatte er eine Gemarkung. Wie andere Weinbaugemeinden des Neckarlands war das Dorf in älterer Zeit von einer Mauer umgeben, die man durch drei Tore passieren konnte. Ein Rathaus wurde 1751 erbaut. Schloss Liebenstein liegt südlich von Neckarwestheim zwischen zwei Tälchen auf dem Sporn eines steil abfallenden Höhenrückens. Der Zugang zur Burg von Südosten ist durch einen Graben geschützt. Die Burg besteht in einem älteren unteren und einem jüngeren oberen Teil. Von der ältesten Anlage steht noch der hohe Bergfried; daneben sind Überreste sonstiger Gebäude vorhanden. Die Bauten des Oberen Schlosses stammen aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Ganz besonders bemerkenswert ist die 1590 errichtete Schlosskapelle zu St. Jakob mit reich verziertem Staffelgiebel und einem angebauten achteckigen Turm. Sie ist im Stil der Renaissance reich stuckiert. Ihre Erbauer waren laut Inschrift die Brüder Johann Philipp, Raban und Konrad von Liebenstein sowie ihr Vetter Albrecht. Der Pfahlhof in einem engen Waldtal südwestlich von Neckarwestheim wurde 1722 von der herzoglichen Kammerschreiberei als Absteigequartier für mit Weinbergspfählen und Schnittwaren aus der Backnanger und Murrhardter Gegend kommende Händler erbaut. Mit der Gastwirtschaft und dem Recht zum Pfahlhandel war eine Meierei verbunden, die seit 1772 in Erbpacht vergeben wurde. Der Itzinger Hof zwischen Neckarwestheim und Ottmarsheim wird 1261 als »Uszingen« erstmals genannt. Hier stiftete Albrecht von Liebenstein ein Dominikanerinnenkloster. Die offenbar schon davor bestehende Kirche zu St. Vincentius wurde dem Kloster inkorporiert, wozu 1262 der Speyrer Bischof seine Einwilligung gab. Dem Kloster wurden anlässlich seiner Stiftung Weinberge bei Cannstatt sowie Güter bei Fellbach und Talheim zugeeignet. Als es bereits Ende des 13. Jahrhunderts mit dem Frauenkloster in Lauffen verbunden wurde, wollten die Liebensteiner das Patronatsrecht der Kirche an sich ziehen, jedoch wurde dieses verhindert; 1299 mussten sie bestätigen, dass es bei dem Lauffener Kloster blieb, in einem Vertrag von 1406 wurde der Stifterfamilie jedoch das Nominationsrecht zugestanden. Im 14. Jahrhundert bestand in Itzingen eine Pfarrei mit Frühmesspfründe. Im 19. Jahrhundert waren noch Reste der Kirche und der Friedhofsmauer vorhanden. In einer Nische der letzteren stand das inzwischen in die Liebensteiner Schlosskapelle versetzte Grabmal Konrad von Liebensteins (gestorben 1620). Der Itzinger Hof wurde seit 1776 in Erbpacht ausgegeben. Teile des Erblehens kamen seit 1846 nacheinander zur Domäne Liebenstein, so dass der Weiler schließlich ganz abging. Am Hochflächenrand rechts über dem steilen Talhang des Neckars rahmen den alten Ortskern von Neckarwestheim neue Wohnviertel der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg im Nordwesten (»Maueräcker« 1954, Weststraße 1957, »Schönblick« 1960), Westen (»Kirschen« 1965, Panoramastraße, Lerchenstraße 1968), Süden (Schloßstraße 1961, »Süd« 1974) und Norden (Lauffener Weg 1971, »Obere Hardt« 1973) ein. Das Gewerbegebiet »Waldweg« östlich des Ortes wurde 1972 erschlossen. Von der mittelalterlichen Befestigung ist ein Teil der Mauer erhalten, die drei Tore wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen.
Historische Namensformen:
  • Westheim 1122
  • Kaltenwesten 1884 [bis 1884]
  • Westeim
  • Kaltenwestheim
Geschichte: Der ursprünglich Westheim genannte Ort war als Gegenstück zu Auenstein (Ostheim) Teil des karolingischen Königsgutskomplexes um Ilsfeld. Als Verwalter dieses Guts erscheinen 1037 die Grafen von Lauffen, die das 1122 gegründete Stift Odenheim unter anderem mit eigenen Gütern in Neckarwestheim ausstatteten. Inwieweit sich die Herrschaft der Markgrafen von Baden, die in diesem Raum den Grafen von Lauffen nachfolgten und der Herren von Dürn, die die Badner ablösten, auch auf Neckarwestheim erstreckte, bleibt unklar. Immerhin hatten die Markgrafen in Neckarwestheim Lehen zu vergeben. Als bestimmende Kraft erscheinen seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts die von Liebenstein, vermutlich ein staufisches Ministerialengeschlecht. Sie waren im Besitz des Dorfs Neckarwestheim, wobei ihnen die eine Hälfte zu eigen gehörte, während die andere Hälfte Lehen der Grafen von Eberstein war. Die Grafen von Gronsfeld, Erben der Ebersteiner, traten die Lehnshoheit 1676 an Württemberg ab. Württemberg erwarb in zwei Käufen 1673 und 1678 die ganze Herrschaft Liebenstein. Philipp Albrecht von Liebenstein verkaufte 1673 das obere Schloss in Liebenstein und die halbe Herrschaft an Württemberg; 1678 tat sein Bruder Philipp Konrad ein gleiches und erhielt dafür neben einem Geldbetrag die Hälfte von Köngen am Neckar mit Einkünften in Kirchheim und Ensingen. Da der Blutbann in Neckarwestheim Reichslehen war, musste Württemberg sich darum noch eigens bemühen. Bereits 1667 hatten die beiden Brüder gegen Zuweisung eines bestimmten Jagdbezirks und eines Geldbetrags auf die 1560 dem Haus Liebenstein zugesicherte Jagd in der Freien Pürsch verzichtet. Die Herrschaft Liebenstein, die fortan dem Kammerschreibereigut des Herzogs von Württemberg zugeteilt war, bestand aus dem Schloss Liebenstein, den Dörfern Neckarwestheim und Ottmarsheim, dem Kloster Itzingen, dem halben Holzweilerhof samt Zugehörungen sowie Einkünften in Ilsfeld und Auenstein. Trotz des Verkaufs an Württemberg blieb sie dem Kanton Kocher der schwäbischen Reichsritterschaft inkorporiert und führte dahin ihre Steuern ab. Schon früh sind Grundbesitz und Zinse auch anderer Herren in Neckarwestheim bekannt. So stiftete Hans von Gemmingen 1385 Einkünfte in Neckarwestheim zu einer Messpfründe in Gemmingen. Die Markgrafen von Baden hatten Teile des Frucht- und Weinzehnten zu verleihen. Eine Hälfte des Zehnten hatte 1586 Hans Ulrich von Talheim inne, aber schon 1587 gelangte dieses Lehen durch Kauf an Bernhard von Liebenstein. Einen weiteren Zehntanteil in Höhe eines Sechstels trugen andere Mitglieder der Familie von Liebenstein zu Lehen. Die badischen Lehnrechte blieben von dem Verkauf von 1673/78 unberührt. Die entsprechenden Einkünfte wurden weiterhin den Liebensteinern verliehen, die damit badische Vasallen blieben, dem Herzog von Württemberg jedoch den dadurch entstandenen Schaden ersetzen mussten. 1427 finden auch Zehntrechte der Sturmfeder in Neckarwestheim Erwähnung. Neckarwestheim gehörte bis 25.4.1807 zum Kammerschreibereiamt Liebenstein, danach zum Oberamt Beilstein, ab 27.10.1810 zum Oberamt Marbach, von 1811 bis 1.10.1938 zum Oberamt Besigheim und seither zum Lankreis Heilbronn.
Wirtschaft und Bevölkerung: Bei der Kirchenvisitation von 1796 wurden in Neckarwestheim mit dem Pfahlhof und der Hangenden Mühle 994 Seelen gezählt, auf Schloss Liebenstein 49 und auf dem Itzinger Hof 24. Die Haupterwerbsquellen waren Acker- und Weinbau. Anlässlich des Verkaufs 1673 wird eine Kelter mit sechs Bäumen in Neckarwestheim genannt. Die Rinderzucht war recht ausgedehnt. Die Gemeinde hatte das Recht, jährlich drei Vieh- und Krämermärkte abzuhalten.

Name: Schloss Liebenstein

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Der Pfarrsprengel von Neckarwestheim mit seiner 1275 erstmals genannten Kirche, die St. Gregorius geweiht war, bildete den südwestlichsten Zipfel der Würzburger Diözese. Die Würzburger Diözesanmatrikel aus der Mitte des 15. Jahrhunderts verzeichnet hier eine Pfarrei mit Frühmesspfründe. Die Reformation wurde in Neckarwestheim wohl erst nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) eingeführt. Bis 1636 gab es auch einen Diakonus, der zugleich die Schule versah. Die alte Chorturmkirche des Dorfs wurde 1844 unter Wiederverwendung älterer Teile durch einen Neubau ersetzt. Die Kirche in Itzingen gehörte mit ihrem Filial, der erstmals 1468 genannten Schlosskapelle St. Jakobus auf Liebenstein, zur Speyrer Diözese. Wohl im Zusammenhang mit der Reformation wurden die Pfarrechte der Itzinger Kirche nach Liebenstein gezogen; auch der Itzinger Hof war in der Folgezeit nach Liebenstein gepfarrt. Die Liebensteiner Schlosskirche hatte bis 1657 einen eigenen Pfarrer. Während des Dreißigjährigen Kriegs versah der Pfarrer von Liebenstein auch Ottmarsheim. Nach 1657 war der Ottmarsheimer Geistliche zugleich Pfarrer von Liebenstein. Evangelische Pfarrkirche 1894 und 1960/61 erneuert. Katholische Kirche St. Josef 1964 erbaut; zur Pfarrei Lauffen gehörend.
Patrozinium: St. Gregorius
Ersterwähnung: 1275

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)