Pfullendorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1080 [um 1080-1084]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der ummauerte Bezirk der einstigen Reichsstadt liegt am Südwesthang eines Schotterrückens zwischen Kehlbach- und Andelsbachtal. Annähernd rundliche Form, im heutigen Stadtgrundriss noch deutlich erkennbar. Marktplatz im unteren Teil an der Kreuzung der beiden früheren Durchgangsstraßen. Die Haupt­straße steigt bis zum stark befestigten Obertor mit dem »Oberturm« am höchsten Punkt der Altstadt an, wo sie sich in die Straßen nach Ostrach und nach Mengen gabelt. Rippenförmig abzweigende Nebenstraßen, Ringstraße entlang dem Mauerbo­gen. Eine in ihren Anfängen schon mittelalterliche Vorstadt im Tal (etwa im Gebiet des heuti­gen Mühlwegs) war nicht mit ummauert. Dort auch erstes Wachstum der Stadt über den mittelalterlichen Mauerring hinaus seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (Überlinger, Sigmaringer Straße); gefördert durch den Bahnbau (1873), so dass die Vorstadt zum Bahnhofsviertel wurde. Hier im Tal liegen mehrere Weiher vor der Stadtmauer, von denen noch der Stadtsee am Bahnhof erhalten ist. Sonst bis zum 2. Weltkrieg nur relativ geringe Erweiterung der bebauten Fläche, hauptsächlich am westlichen Hang aufwärts bis vor das Obere Tor im Norden (mit neuer Grundschule am Härle 1931). In der Nachkriegszeit entstanden dagegen weit ausgreifende Neubaugebiete, sowohl im Norden bis hin zur Kirche Maria Schray (ab 1950) als auch auf dem der Altstadt im Süden gegenüberliegen­den Hang jenseits der Bahnlinie (ab 1958), im Westen (ab 1962) und im Оsten (ab 1972). Etwas abgesetzt von der übrigen Stadt auf der Höhe im Süden neue Kasernenbauten sowie im Südosten Industriewerk (1956; im Zusammenhang damit Verlegung der Heili­genberger Straße 1977) und Parksiedlung Sonnenrain (1970/75). Weiteres neues Ge­werbegebiet seit 1958 im Südwesten, hinter dem Güterbahnhof.
Historische Namensformen:
  • Pfullindorf
Geschichte: Um 1080 bis 1084 (Chronik Mitte 12. Jahrhundert) Pfullindorf, 1152 Pfullendorf (Personenname). Nach dem Ortsname auf -dorf Siedlung der älteren Ausbauzeit. Vermutlich in der Zeit des Humanismus kam für die Stadt daneben der Name Juliomagus auf, der um 1749 auch im Stadtwappen erscheint und sich bis um 1800 hielt. Dies ist wohl mit einer irrtümlichen Gleichsetzung mit der römischen Siedlung Juliomagus zu erklären, die heute nach Schleitheim (bei Schaffhausen) lokalisiert wird. Das alte Bauerndorf lag vermutlich südöstlich unterhalb der späteren Stadt. Nach dem Dorf beziehungsweise einem gleichnami­gen Adelssitz (castrum 1183) nannten sich Grafen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit stammesgleich mit den Udalrichingern und damit den Grafen von Bregenz waren. Wei­tere namengebende Sitze waren die Burgen Ramsberg (bei Heiligenberg-Hattenweiler) und Stoffeln (Hegau). Zu besonderer Bedeutung gelangte Graf Rudolf († um 1180) am staufischen Kaiserhof. 1160 bis 1180 treten Eberbrakteaten auf, die auf sein Münzregal zurückgehen. Graf Rudolf wurde mindestens teilweise von Kaiser Friedrich I. Barba­rossa beerbt. Um 1209 werden staufische Ministerialen von Pfullendorf erwähnt. Friedrich II. verlieh 1220 der vielleicht schon früher nahe der Grafenburg angewachsenen stadt­ähnlichen Marktsiedlung (1220 villa) die Rechte einer staufischen Stadt. Auch später stets reichsunmittelbar; Reichsstadt. Neben ihr bleibt bis um 1400 das Dorf nach­weisbar; die »Geburschaft« ist noch 1392 erwähnt, 1558 bestand in der Oberstadt eine Bauernzunft. Ein Amman (minister) ist erstmals 1220, der Rat (consules civita­tis) 1273 sowie Gericht und Rat 1330 genannt. Die 1383 eingerichtete Zunftverfas­sung (Bürgermeister 1386) hatte mit Unterbrechung (um 1555 bis 1559) bis 1803 Be­stand. König Rudolf von Habsburg bestätigte 1282 die Freiheiten der Stadt; 1331 Befrei­ung von fremden Gerichten; 1416 Erwerb und 1434 erste kaiserliche Verleihung der Blutgerichtsbarkeit. Der Hoch- und Blutgerichtsbezirk der Stadt lag zwischen den Grafschaften Heiligenberg und Sigmaringen und reichte früher bis zur Spitalmühle, der Ziegelhütte und im Süden bis zum Hochgericht. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts versuchten die Grafen von Werdenberg, die Befugnisse der Stadt auf das ummauerte Stadtgebiet zu begrenzen, doch blieb dies stets umstritten. Hochgericht und Galgen wurden 1551 mit Erlaubnis der Grafschaft Heiligenberg neu errichtet. Im Mittelalter spielte das Adelsgeschlecht der Gremlich in der Stadt eine hervorragende Rolle. 1216 und um 1241 erstmals genannt, wird schon 1257 ein Gremlich als Am­man erwähnt (1289 Gremelich minister, miles de Pfullendorf). 1365 verpfändete der Kaiser das Ammanamt, mit dem die Blutgerichtsbarkeit verbunden war, dem Konrad Gremlich. 1403 war die Familie mit Ammanamt und Blutbann belehnt, doch gestat­tete 1415 König Sigismund der Stadt, das Amt auszulösen. Als früheres Stadtschloss der Gremlich, die später auch in mehreren Orten der Umgebung ansässig waren, werden das Gremlich-Haus (renoviert 1976/77; heute Teil des Gymnasiums) und der ehemalige Hof des Klosters Salem (heute spitälisches Altersheim) bezeichnet. Nach der Einheirat der Erbtochter der von Jungingen legten sich die Gremlich um 1500 den Beinamen »von Jungingen« zu. Die Familie starb 1664 im Mannesstamm aus. Von der Stadtbefestigung steht noch das bemerkenswerte Obertor, eine Doppel­toranlage; wohl aus dem 13. Jahrhundert (Vortor 1505?). Weitere Tore waren das Steinbronnertor im Süden (abgebrochen 1831), das Gebsen(Gebezen-)tor im Südosten (abgebrochen 1844) und das Engelinstor im Westen (abgebrochen 1829). Außerdem Reste der Ringmauer. Neues Rathaus im Kern von 1524, mit Glasmalereien von Christoph Stimmer; Umbau mit prächti­gem Ratssaal 1785/86 durch F. A. Bagnato, Renovierung im Gange. Im Erdgeschoss »Gred«. Daneben angebaut ehemalige Sparkasse und Grundbuchamt 1893. »Altes Haus« (auch nach den früheren Eigentümern Schober und Berenbold benannt) mit Stein­stock von 1317, renoviert 1957; daneben alte Stadtkanzlei (Haus Klett-Korte) um 1400. Bindhaus des alten Spitals von 1499, renoviert 1977/78, im Erdgeschoss Volkshoch­schule. Weitere beachtliche Fachwerkhäuser. Die Stadt konnte mit Hilfe ihres reichen Spitals ein ansehnliches Territorium erwerben, in dem sie die Niedergerichtsbarkeit ausübte. 1387 kaufte das Spital das Dorf Illmensee, 1476 Groß- und Kleinstadelhofen sowie Sylvenstal und Wattenreute, schließlich in Teilen Waldbeuren und Zell (am Andelsbach). Das städtische Territorium war in die Ämter Stadelhofen, Waldbeuren und Zell sowie (als Exklave) Ill­mensee gegliedert. Letzteres musste das Spital im 17. und 18. Jahrhundert lange verpfänden. Im Reichsdeputationshauptschluss 1803 kam die Reichsstadt an Baden (Inbesitz­nahme schon im September 1802). 1803 Obervogtei Überlingen. 1807 bis 1936 Sitz eines Bezirksamts. 1936 Bezirksamt (1939 Landkreis) Überlingen. Lateinschule 1257 erwähnt, seit 15. dem Jahrhundert ständig nachweisbar. Real- und Bürgerschule 1895. Voll ausgebautes Gymnasium seit 1974/75.
Ersterwähnung als Stadt: 1220

Name: Burg Pfullendorf; Stadtschloss
Datum der Ersterwähnung: 1183

Ersterwähnung: 1182
Kirche und Schule: Kirche und Pfarrei 1182; Sankt Jacobus maior, Christopherus und Pancratius 1311, Sankt Christopherus 1352, Sankt Jacobus 1594. Das Patronat schenkte König Karl IV. 1347 dem Kloster Königsbronn, Inkorporation 1348. Nach der Aufhebung des Klosters durch Württemberg in der Reformationszeit nach 1553 übte die Stadt wie schon früher das Nominationsrecht aus (1803 an Baden). Die katholische Pfarrkirche ist eine ursprünglich gotische Basilika vermutlich des 14. Jahrhunderts, Chor 1480/81, Turm 1481. Obergeschoss im 19./20. Jahrhundert erneuert, Barockisierung und Ausmalung durch Meinrad von Aw 1750/51, renoviert 1939/41, Turm renoviert 1967. Das 1803 aufgehobene Dominikanerinnenkloster neben dem Rathaus entstand um 1255 als Schwesternsammlung, die sich im »Schlösslein, die Herren-Burg« genannt, niederließ (Kapelle 1602, Klosterkirche 1686, Klosterneu­bau 1729). Eine zweite, 1339 genannte Schwesternsammlung entwickelte sich zu einem Franziskanerinnenkloster; 1704 Übergang zum Kapuzinerorden, 1725 Über­nahme der Mädchenschule (1403 Haus bei der Kirche, Kapelle 1598, Kirche 1729, letzter Klosterneubau 1737/40), Aufhebung 1807 (heute Gymnasium und Apotheke). Heiliggeistspital 1257 erwähnt, bis 1841 am Marktplatz (Gasthaus »Deutscher Kai­ser«), später im früheren Salemer Hof am Obertor (gotisches Steinhaus, erbaut um 1494 bis 1510, Umbau 1841 folgende, daneben Hospitalbau 1842/45). Wichtiger Vermögens­träger der Stadt, heute Träger von Altersheim und Krankenhaus. Kapelle Sankt Katharina 1253, Leprosenhaus 1286, 1821 bis 1846 Armen- und Krankenhaus, 1859 Vereinigung mit dem Spitalfonds, 1876 profaniert, heute Gasthaus »Deutsches Haus« beim Bahnhof. 1520 bis 1551 befand sich hier ein neuer Stadtfriedhof; 1551 Verlegung zur Sankt Leonhardskapelle (1360 erwähnt, Vorhalle 1551, renoviert 1955). Wallfahrtska­pelle Maria Schray, 1360 erwähnt, erbaut 1476, Chor 1655, Schiff 1667 erneuert, 1690 mit »Eremitarium«, renoviert 1957 bis 1960. Evangelisch Pfarrei seit 1909; evangelische Pfarrkirche 1910, erweitert 1957.
Patrozinium: Sankt Jacobus maior, Christopherus und Pancratius
Ersterwähnung: 1311

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