Bürg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1334

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Da es sich bei Bürg um die zu Gochsen gehörige Burg handelte, wird man die 1253 erstmals bezeugte als Herkunftsbezeichnung der dortigen Herrschaft (»de Gozißhein«) hierher beziehen dürfen. 1334, als Konrad von Gochsen alles, was er »zu Bürg an Goßheim« innerhalb der Ringmauer besaß, an Dieter von Gemmingen veräußerte, treten beide Namen erstmals nebeneinander auf. Das Dorf Bürg entstand und entwickelte sich als typischer Burgweiler. 1631 umfasste der Ort kaum mehr als dreißig Häuser. Der Einäscherung durch die Franzosen entging 1646 nur das Ritterhaus. 1766 beschreibt ein Kollektenaufruf zum Bau von Pfarr- und Schulhaus das Dorf als sehr klein, und noch um 1800 wurden nicht mehr als sieben Bauern- und 23 Söldnerhäuser gezählt. Südöstlich des Friedhofs, im Gewann Schnakengraben und etwa 1500 Meter nordnordöstlich vom Hösselinshof wurden die Reste zweier Siedlungen aus der späten Bronzezeit entdeckt. Am Kochersüdhang vermutet man eine ausgedehnte latènezeitliche Siedlung (2./1. Jahrhundert vor Christus). Westlich von Bürg, im Gewann Mäurich wurde 2003 eine von etwa 180 bis 260 nach Christus bestehende römische Stadt ergraben; ihre Ausdehnung mit Tempelanlagen und Verladehafen am Kocher umfasst mehr als 20 Hektar. Die schmale Bürger Gemarkung wurde wohl im Übergang vom hohen zum späten Mittelalter aus der von Gochsen herausgeschnitten. 1458 beschlossen die Ortsherren von Bürg, Stein und Kochertürn eine gemeinschaftliche Markenordnung. Die derart begründete Mark- und Weidegenossenschaft bestand bis 1736. Auf der Gemarkung von Bürg, im Gewann Waldacker nördlich von dem 1629 in Gemminger Besitz erwähnten Hösselinshof lag auch das 1313 erwähnte Osterbach, das ehedem eine separate Gemarkung mit eigenem Zehntbezirk hatte. Der vom Würzburger Bischof und den Herren von Weinsberg verliehene Zehnt war 1489 zur Hälfte in Händen des Klosters Schöntal, seit 1518 des Deutschen Ordens; eine Hälfte des Kleinzehnten bezog die Pfarrei Kochertürn. Während die urkundliche Überlieferung mit Bezug auf Osterbach von einem der Herrschaft Weinsberg lehnbaren Hof spricht, will die mündliche Tradition von einem im Bauernkrieg 1525 zerstörten Frauenkloster wissen. Außerdem ist auf hiesiger Gemarkung, im Gewann Krumme Stein, nordwestlich des Hösselinshofs, der 1320 erwähnte und vor 1581 abgegangene Hof Harthausen zu vermuten. Die Hofbewohner waren nach Kochertürn gepfarrt und gehörten auch zum dortigen Gericht. Diese Siedlung wurde namengebend für den Harthäuser Wald. Am rechten Kochertalhang nach Norden ansteigend mit Neubaugebiet Sonnenberg.
Historische Namensformen:
  • Gozißhein
  • Bürg an Goßheim
Geschichte: Ursprünglich gehörte das Gebiet von Bürg zu Gochsen, das seinerseits zur Herrschaft der Edelherren von Dürn zählte. Deren Ministerialen, die von Gochsen (»Gosheim«), erbauten im 12. oder frühen 13. Jahrhundert ihre gleichnamige Burg an der Stelle, wo sich heute Schloss Bürg erhebt. Noch vor dem Aussterben der Gochsener um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstand eine Ganerbschaft, an der viele Adelsfamilien beteiligt waren, darunter die Aschhausen, Beutingen, Ehrenberg, Hardenau, Heimberg, Kochendorf, Maienfels, Nagelsberg, Sickingen, Stettenberg, Talheim und Weinsberg. 1334 kauften sich die Gemmingen ein und bis 1456 konnten sie den Ansitz in ihren alleinigen Besitz bringen. Mit der Burg war auch die Herrschaft über den Burgweiler verbunden, in dem den Gemmingen die hohe und niedere Obrigkeit zukam. 1669 erließ Achilles Christoph von Gemmingen eine Dorfordnung. Seit dem späteren 16. Jahrhundert beim Kanton Odenwald der fränkischen Reichsritterschaft immatrikuliert, wurde Bürg 1805/06 von Württemberg mediatisiert. Der örtliche Grundbesitz gehörte größtenteils zum Schloss. Den noch 1469 unter mehreren Herren aufgeteilten Zehnt verkaufte Sigmund von Falkenstein 1518 zu fünf Sechsteln an den Deutschen Orden. 1629 hatten die Herren von Gemmingen Anteile am Frucht-, Wein- und Kleinzehnt sowie am Kelterwein inne. 1737 gehörte ein Sechstel des großen Zehnten den Gemmingen zu Presteneck; über den Rest verfügte namens des Deutschen Ordens die Pfarrei Kochertürn. Die Dorfgemeinde zu Bürg ist im Jahr 1500 erstmals zu fassen. 1742 finden zwei Bürgermeister Erwähnung. 1806 gehörte der Gemeinde ein bereits im 18. Jahrhundert erwähntes zweistöckiges Rathaus. Vom 18.3.1806 bis 1.10.1938 Oberamt Neckarsulm (seit 30.1.1934 Kreis), seither Landkreis Heilbronn.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die zwischen 1631 und 1812 von etwa 130 bis 140 (30 Herdstätten) auf 282 Personen angewachsene Bevölkerung ernährte sich von alters her durch Ackerbau und Viehzucht. Von der 1594 Morgen umfassenden Gemarkung waren im 18. Jahrhundert etwa 21 Prozent bäuerliches und 79 Prozent herrschaftliches Eigentum. Das Schafweiderecht stand der Herrschaft zu. 1604 ist ein Wirtshaus belegt, Ende des 18. Jahrhunderts zwei (zum Hirsch und zur Krone). Nach Auflösung der Markgemeinschaft 1736 verlor die Kochertürner Bannmühle für Bürg ihre Bedeutung; an ihre Stelle trat die später so genannte Schlossmühle am Klingenbach.

Name: Burg der von Gochsen (heute Schloss Bürg)
Datum der Ersterwähnung: 1253

Ersterwähnung: 1674
Kirche und Schule: Bis zu der 1541 seitens der Ortsherrschaft veranlassten Reformation pfarrte Bürg nach Kochertürn, dann nach Neuenstadt am Kocher. 1766 erhielt das Dorf eine eigene Pfarrei. Die 1674 erbaute frühbarocke Kirche mit oktogonalem Grundriss (renoviert 1753/54) beherbergt mehrere Grabmäler der gemmingischen Patronatsherrschaft. Der Friedhof wurde im späten 18. Jahrhundert nördlich des Dorfs angelegt. Ein Schulhaus ist 1749/50 bezeugt; 1766 baute man östlich der Kirche ein neues Pfarr- und Schulhaus. Um die Schule mit einem tüchtigen Lehrer zu versehen, machte Eberhard Friedrich von Gemmingen 1791 eine größere Stiftung. Katholiken zu Neuenstadt-Kochertürn.
Jüdische Gemeinde: Ortsansässige Juden sind nur zwischen 1675 und 1707 zu fassen.

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