Kochertürn - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1176

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Seine erste urkundliche Erwähnung findet Kochertürn 1176 als Schöntaler Grangie »Durne«; der präzisere Name »Kochindorne« taucht erstmals 1292 auf. Ob das Grundwort des Ortsnamens sich auf Dornengestrüpp (mittelhochdeutsch dornicht) oder auf einen Turm bezieht, muss dahingestellt bleiben; das Bestimmungswort beschreibt die Lage am Kocher. Reihengräber lassen darauf schließen, dass der Ort in der frühmittelalterlichen Ausbauzeit entstanden ist. Auf der etwa 20 Quadratkilometer großen Urmark lagen ursprünglich auch das Dorf Stein sowie der Buchhof und der Lobenbacher Hof. Von 1458 bis 1736 war die Gemeinde mit Stein und Bürg in einer Markgenossenschaft verbunden, was zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu Streitigkeiten wegen der niederen und hohen Obrigkeit auf der Gesamtmarkung führte. Die Obrigkeit über die wohl im ausgehenden 14. Jahrhundert auf Kochertürner Gemarkung erwachsene Vorstadt von Neuenstadt trat der Deutsche Orden zwar 1583 an Württemberg ab, aber gleichwohl verblieb das Areal bei Kochertürn und kam nach dem Ende der Markgenossenschaft an Bürg. Nachdem die Markgenossenschaft aufgelöst war, wurden die Grenzen 1789 neu versteint. Um 1800 bestand der Ort aus etwa achtzig bis neunzig Häusern. Von der Anwesenheit von Menschen in der späten Bronzezeit zeugen Siedlungsreste westlich des Ortskerns im Gewann Horschfeld. Eine römische Siedlung ist aufgrund von Mauerresten südwestlich des Dorfs jenseits des Kochers zu vermuten. Seit 1806 gehört der Weiler Brambacher Hof zu Kochertürn. Infolge von Rodung auf Oedheimer Gemarkung entstanden, verkauften ihn die von Gochsen 1419 an die Herren von Weinsberg, die ihn den Capler von Oedheim zu Lehen gaben; in deren Besitz blieb er bis zum Verkauf an den Deutschen Orden 1516. Der vom Orden in Erbbestand vergebene Besitz fiel 1806 an Württemberg. Am Zehnt war im 15. Jahrhundert das Kloster Schöntal beteiligt; einen anderen Anteil verkauften 1549 die Horneck von Hornberg an die Gemmingen. Das im Dreißigjährigen Krieg vermutlich zerstörte Gut war 1685 wieder aufgebaut und wuchs durch Teilung und Rodung allmählich zum Weiler heran. Neue Wohngebiete entstanden 1953/58 am westlichen beziehungsweise 1962/69 am nordwestlichen Ortsrand (»Im Oehle«, »In den Ochsenklauen«).
Historische Namensformen:
  • Durne 1176
  • Kochindorne 1292
Geschichte: Zwar könnten der Ortsname und die Lage des Dorfs im Umkreis der Edelherren von Dürn auf einen Zusammenhang hindeuten, jedoch sind als früheste Herrschaft in Kochertürn nicht die Dürner sondern die Weinsberger bezeugt. Sie verkauften den Ort 1335 als Teil ihrer Herrschaft Scheuerberg an das Erzstift Mainz; dieses vertauschte das Amt und den Ort nach zweimaliger Verpfändung an die Sickingen (1447 und 1467) 1484 an den Deutschen Orden. Der Orden ordnete Kochertürn alsbald dem Amt Neckarsulm im Neckaroberamt Horneck zu. 1805/06 erfolgte die Säkularisierung durch Württemberg. Als Grundbesitzer sind im 14. Jahrhundert Weinsberger Lehnsleute bezeugt, namentlich die 1326/55 fassbaren Ritteradligen von Kochertürn, die von Nagelsberg (1326), von Tierbach, Niblung (1334), von Stein und mit einem eigenen Hof die von Dahenfeld (1313/44). Ein Fischwasser im Kocher hatten nacheinander die von Urhausen, von Talheim, von Gochsen (1379) und von Gemmingen (1493); 1574 gelangte es an den Deutschen Orden, der seit 1484 danach trachtete, allen Grundbesitz am Ort an sich zu bringen, so auch 1505 die Güter der von Wittstatt. Nur dem Kloster Schöntal gelang es, seinen bereits 1176 bezeugten und 1468 vermehrten Besitz bis zur Säkularisation zu bewahren. Als Inhaber von Gülten und Zinsen sind 1407 das Dominikanerkloster Wimpfen und 1539 das Kloster Billigheim bezeugt; im 16. Jahrhundert hatten auch die Horneck von Hornberg Einkünfte zu beanspruchen. Der größere Teil des großen und kleinen Zehnten gelangte als ursprünglich möglicherweise Würzburger, dann Weinsberger Lehen über die von Talheim (14. Jahrhundert) an die von Falkenstein, die ihn 1518 dem Deutschen Orden verkauften. Ein kleinerer Teil (circa 1/6) war Würzburger Lehen im Besitz der von Stein und gelangte von diesen über die von Tierbach an das Kloster Schöntal und schließlich 1429 an die von Gemmingen. Im Zusammenhang mit einer Klage gegen die von Neudeck auf Schloss Lobenbach tritt zum Jahr 1500 erstmals eine verfasste Dorfgemeinde in Erscheinung. Eine um 1573 entstandene Gerichtsordnung regelte die Kompetenzen von Schultheiß und Gericht und setzte Gebühren, Strafen, Erbschaften und den Untergang fest. Ein Rathaus existierte 1750. Kochertürn gehörte bis 1.10.1938 zum Oberamt Neckarsulm (seit 30.1.1934 Kreis), danach zum Landkreis Heilbronn. Kochertürn stand mit Gochsen, Bürg und Stein am Kocher in Mark- und Weidegenossenschaft. Am 8. und 11. April 1945 erlitt der Ort durch amerikanische Luftangriffe und Artilleriebeschuß schwere Schäden.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerung von Kochertürn zählte 1807 422 Seelen. Sie ernährte sich vor allem von Feldbau und Viehzucht, aber auch – wie im 17. Jahrhundert bezeugt – von ausgedehntem Weinbau an den Südhängen der Gemarkung. Hinzu trat die Waldwirtschaft. In geringerem Umfang wurde auch Fischfang betrieben. Die Schäferei war herrschaftlich, desgleichen die 1264 als Weinsberger Lehen bezeugte Mühle am Kocher, die 1574 vom Deutschen Orden gekauft wurde; sie hatte Bannrechte für die Markgenossenschaft (1604).

Ersterwähnung: 1335
Kirche und Schule: Das Patronatsrecht über die 1335 erstmals erwähnte Pfarrei Kochertürn gelangte mit dem Verkauf des Orts von den Herren von Weinsberg an Kurmainz, 1484 an den Deutschen Orden und 1805/06 an Württemberg. Bis 1541 gehörte dazu das Filial Bürg, bis 1778 auch Stein. Die mit fünf Altären ausgestattete, 1583 mit dem Patrozinium der Muttergottes bezeugte Kirche stand in einem ummauerten, erst 1878 aufgelassenen Friedhof. Der barocke Neubau der Kirche aus den Jahren 1751/52 wurde nach Plänen Ferdinand Kirchmeyers von Johann Philipp Wenger ausgeführt. Während man die St. Margarethen- und die St. Katharinen-Pfründe um 1684 dem Pfarrvermögen zugeschlagen und die Erträge daraus zur Anstellung eines Hilfspriesters verwendet hatte, wurden die Erträgnisse der St. Nikolaus-Pfründe für die Besoldung eines Schulmeisters aufgewendet. Eine Kochertürner Lehrerstelle findet bereits 1562 Erwähnung. Als Schulhaus diente von 1641 bis 1867 das einstige Frühmesshaus (1575); es wurde erst 1964/65 abgebrochen. Katholische Pfarrkirche von 1752, erneuert nach dem Brand von 1809. Schöne Grabdenkmäler des 16. Jahrhunderts zu Neuenstadt am Kocher.
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1583

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