Nordhausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1700

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Nordhausen ist eine Waldensersiedlung, die jüngste in Württemberg. Nachdem Herzog Eberhard Ludwig im September 1699 sein Einverständnis erklärt hatte, wurde es am Tag Johannes des Täufers, dem 24. Juni, 1700 durch Glaubensflüchtlinge aus Piemont, die zuvor vergeblich versucht hatten, in der Grafschaft Isenburg Fuß zu fassen, gegründet. Die Ortsgemarkung besteht aus im 17. Jahrhundert wüstgefallenen Teilen der Gemarkungen von Nordheim und Hausen an der Zaber. Entsprechend kam, weil man sich auf einen anderen Namen nicht einigen konnte, der 1702 erstmals belegte Ortsname zustande; jedoch wurden die Teile des Dorfs im Volksmund noch lange Zeit mit den Namen der Ursprungsgemeinden als Usseaux, Mentoulles und La Ville (Fenestrelle) bezeichnet. Noch im 19. Jahrhundert beschränkte sich die Siedlung auf die beiden Seiten der schnurgeraden Dorfstraße. Die Zahl der Häuser, die zum Teil als Baracken bezeichnet wurden, belief sich 1734 auf 52; acht Hofstätten waren damals verlassen. Hinter den Häusern und den Scheunen, die zumeist von je zwei Anwesen gemeinschaftlich genutzt wurden, waren Obstgärten angelegt. Der entlang des Breibachs an der Straße aufgereihte Waldenserort erhielt nach dem zweiten Weltkrieg neue Wohngebiete im Westen (»Hardt« 1961, »Au dessus le village« 1972, »A la redoute« 1975) und im Оsten (»Nordheimer Weg« 1965, »Queckrute« 1972) meist aus Ein- und Zweifamilienhäusern. Im Südwesten (»A la fontaine«) siedelte sich 1970 Industrie an.
Geschichte: Seit seiner Gründung im Jahr 1700 war Nordhausen allein württembergischer Obrigkeit unterworfen (Amt Brackenheim). Auch der örtliche Grundbesitz stand überwiegend in Abhängigkeit von der Herrschaft Württemberg; 50 Morgen Land gehörten dem Kloster Schöntal, die Grafen Neipperg hatten 1734 Anspruch auf Landachtfrüchte und Geflügelzinse. In den Zehnt teilten sich am Ende des Alten Reiches aufgrund älterer Rechtsverhältnisse das Herzogtum Württemberg (1/4), das Hochstift Worms (3/16) und die örtliche Pfarrei (9/16). Die Kommune war von Anfang an in enger Verbindung mit der Kirchengemeinde organisiert und erwirtschaftete ihre geringen Einkünfte aus 32 Morgen Laubwald und 7 Morgen Wiesen und Weiden. 1734 verfügte sie außerdem über ein Rat- und Schulhaus, ein Pfarrhaus mit Scheune, eine Kelter und einen Keller. Der Ort gehörte bis 1.10.1938 zum Amt beziehungsweise Oberamt Brackenheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Zahl der Familien, die das Dorf gründeten belief sich auf 55, woraus auf eine anfängliche Einwohnerzahl zwischen zweihundert und 250 zu schließen ist. 1734 wurden 46 Haushaltungen gezählt, das heißt etwa zweihundert Seelen; 1771 lebten am Ort knapp 240 Menschen, um 1800 nahezu dreihundert. Die Äcker und Wiesen auf Nordhäuser Gemarkung galten Mitte des 18. Jahrhunderts als sehr schlecht, die Weinberge waren von mäßiger bis mittlerer Qualität. Das Ackerfeld machte 1734 knapp 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus, die Wiesen und Weiden circa 5 Prozent und die Weinberge rund 10 Prozent. Eine besondere Rolle spielte von Anfang an, wie auch bei anderen Waldenserniederlassungen, der Anbau von Kartoffeln, daneben der Obstbau. 1771 wurden 118 Rinder gehalten, aber keine Pferde. Als Gewerbe werden 1734 nur zwei Leinenweber, ein Schneider und ein Strumpfwirker genannt.

Ersterwähnung: 1720 [1720/21]
Kirche und Schule: Wegen ihrer konfessionellen Sonderstellung als reformierte Gemeinde in lutherischer Umgebung hatten die Nordhäuser Waldenser von Anfang an eine eigene Pfarrei und Schule; die Pfarrer waren bis ins späte 18. Jahrhundert französischer Abstammung. Anstelle eines Provisoriums wurde 1720/21 eine Kirche (Tempel) inmitten des Dorfs errichtet; hundert Jahre später entstand die noch heute existierende Kirche. Die Vereinigung mit der lutherischen Kirche Württembergs erfolgte 1823. Pfarrkirche 1821 anstelle der früheren von 1721 erbaut. Katholiken zu Heilbronn-Böckingen.

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