Degmarn - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1319

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Erste Spuren menschlicher Präsenz auf der Gemarkung sind Grabhügel aus der Jungsteinzeit im Gewann Obere Straßenäcker. Zwei spätbronzezeitliche Siedlungen lagen nördlich des Eichbrunnens und im Gewann Mittelgewend am Südrand des Plattenwalds. Von den bronzezeitlichen Grabhügeln im Plattenwald wurde einer 1879 geöffnet. Aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert stammen keltische Brandgräber, die ebenfalls in den Oberen Straßenäckern liegen. Mit der Entstehung des heutigen Orts könnte ein 2002 entdecktes merowingerzeitliches Gräberfeld im Gewann Weiher in Zusammenhang stehen. Die freigelegten 97 Gräber gehören ins späte 6. und 7. Jahrhundert, allerdings bleibt ihre Zuweisung zu Degmarn oder Oedheim unklar. Der erste schriftliche Nachweis für Degmarn (»Degmaringen«) datiert von 1319. Wenig später erscheint die Namensvariante »Dagmäringen« (1333). Das Bestimmungswort des Ortsnamens könnte auf einen Personennamen zurückgehen; die Verbindung mit dem Grundwort -ingen deutet auf eine Entstehung der Siedlung in merowingischer Zeit hin. Im Jahr 1427 bestand der Ort aus mindestens fünfzehn Häusern, 1524 aus wenigstens 23 Häusern und einer Mühle. Damals überquerte man den Kocher mit einer Fähre; eine Brücke wurde erst 1765 gebaut. Am Hochflächenrand über dem steilen linken Talhang des Kochers hat sich der Ort in letzter Zeit in nördlicher und südlicher Richtung (unter anderem Neubaugebiet »Hofäcker«) erweitert.
Historische Namensformen:
  • Degmaringen 1319
  • Dagmäringen
Geschichte: Im hohen Mittelalter gehörte Degmarn zum Reichsgut um Wimpfen und kam seit dem 14. Jahrhundert über die von Neudeck, von Weinsberg und andere Zug um Zug an den Deutschen Orden (Kommende Heilbronn); 1388 ist ein Gericht des Ordens im Dorf bezeugt. 1524 war der Orden alleiniger Inhaber der Ortsvogtei sowie aller hohen und niederen Obrigkeit. Später wurde Degmarn dem neu errichteten deutschordischen Halsgericht in Sontheim zugewiesen (1540). Mit der Säkularisation am Ende des Alten Reiches fiel das Dorf an das Königreich Württemberg (Oberamt Neckarsulm). Als früheste Grundbesitzer sind die von Neudeck belegt; 1319 stifteten sie Zinsen aus einer Hufe an die Kirche in Dahenfeld und 1402 verkauften sie hiesige Zinse an einen Bürger aus Neuenstadt. Die von Bachenstein veräußerten 1333 Einkünfte aus Gütern in Degmarn an die von Neudeck. 1398 lagen die von Weinsberg und von Sindringen wegen Gütern im Streit, und ein halbes Jahrhundert später (1445) kam es zu Differenzen der Weinsberg mit den Rüdt und den Rosenberg über Eigentumsrechte an einem Hof. Über Gültrechte verfügten auch die Berlichingen (1413/55). Die von Eisenbach verkauften 1429 an die von Leinsweiler einen Hof, der 1458 an die Egen aus Neuenstadt gelangte und von diesen 1463 an das Kloster Schöntal, das ihn fortan zu Erblehen vergab. Sickingischer Besitz findet 1492 anlässlich seiner Veräußerung an den Deutschen Orden Erwähnung. Die Grundherrschaft des Ordens dominierte bereits im 15. Jahrhundert; 1427 bestand sie aus drei Höfen mit Häusern, einem weiteren Hof sowie zwölf Häusern. 1524 waren der Kommende Heilbronn zwanzig Häuser mit Hofreiten, drei Häuser und zwei Hofstellen zinspflichtig. Zehntrechte wechselten 1429 von den Eisenbach an die Leinsweiler. 1457 war offenbar das Kloster Schöntal im überwiegenden Besitz des Zehnten. Den Weinzehnt erwarben 1493 die Horneck von Hornberg. 1524 teilten sich in den Zehnt die Kommende Heilbronn und das Kloster Schöntal. Das Gericht war 1524 mit sieben oder acht Schöffen besetzt. 1537 hatte die Gemeinde Anteil am Degmarner Mühlwörth. Ein spätbarockes Rathaus entstand 1746. Degmarn fiel 1806 an Württemberg und gehörte bis 1.10.1938 zum Oberamt Neckarsulm. — Mit dem größten Teil des Orts wurde auch das spätbarocke Rathaus von 1746 durch einen amerikanischen Luftangriff am 5. April 1945 zerstört.
Wirtschaft und Bevölkerung: Am Ende des Mittelalters hatte Degmarn wohl nicht viel mehr als hundert Einwohner. Im Jahr 1717 wurden 54 Bürger gezählt, was auf eine Gesamteinwohnerzahl von etwa 250 schließen lässt. 1807/08 lebten in dem Dorf 276 Menschen. Die drei Zelgen lagen 1524 beim Lindach, im Hungerberg und beim Thürner Holz oder in der Lohenflur. Eine Kelter und eine Mühle sind bereits 1427 nachzuweisen. Dem Urbar des Deutschen Ordens von 1524 zufolge hatten die Einwohner das Recht, Wein auszuschenken.

Ersterwähnung: 1427
Kirche und Schule: Von alters her war Degmarn Filial von Oedheim. Eine Kirche wird 1427 erstmals genannt, 1457 als Kapelle bezeichnet; das Patrozinium des Heiligen Pankratius ist seit 1698 bezeugt. Die Erhebung zur eigenständigen Pfarrei erfolgte erst 1791/92. Die bestehende Kirche datiert von 1723/25. Ein Schulmeister wird 1630 genannt. Planungen zu einem Schulhaus gab es schon 1737, ausgeführt wurden sie allerdings erst 1764, und 1792 wurde das entsprechende Gebäude zum Pfarrhaus umgewidmet. Ein neues Schulhaus entstand 1793. Katholische Pfarrkirche, 1723 erbaut. Evangelische zu Neuenstadt am Kocher.
Patrozinium: St. Pankratius
Ersterwähnung: 1698

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