Roigheim 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.roigheim.de
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Einwohner: 1399
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 100.0
Max. Höhe ü. NN (m): 352.2
Min. Höhe ü. NN (m): 188.44
PLZ: 74255

Roigheim liegt im nördlichen Landkreis Heilbronn, wo es der Landesentwicklungsplan dem ländlichen Raum im engeren Sinn zuschreibt. Auf der 14,01 qkm großen Gemarkung treffen die Naturräume Bauland mit der Weidach-Platte von Nordwesten und Kocher-Jagst-Ebene mit dem Seckach-Kessach-Riedel von Südosten aufeinander. Hauptgewässer ist die Seckach, die das Gelände von Norden nach Süden durchschneidet. Von rechts fließen ihr der Elmbach, von links die Teufelsklinge und die Hattelsklinge zu. Die Seckach markiert bei ihrem Austritt nach Möckmühl auf etwa 189 m NN den tiefsten Punkt der Gemarkung, die im Osten im Gewann Hemmrichsholz auf rd. 351 m NN ansteigt. Im Mittelalter wurden Schwefelquellen zu Heilzwecken im Badebetrieb genutzt. Die Gemeinde erweiterte in der Nachkriegszeit ihre Siedlungsfläche vornehmlich nach Norden und Westen. Im Westen der Gemarkung wurde am 19. 01.2000 das auch Essigberg genannte Naturschutzgebiet Hörnle ausgewiesen. Der altwürttembergische Ort gehörte zum Amt Möckmühl, aus dem am 18.03.1806 das gleichnamige Oberamt entstand. Am 26. 04.1808 dem Schöntaler Sprengel zugewiesen, wechselte die Gemeinde zum 27.10.1810 in das Oberamt Neckarsulm (seit 30.01.1934 Kreis), ehe sie am 1.10.1938 zum Landkreis Heilbronn gelangte.

Die Gemeinde Roigheim mit den Wohnplätzen Hofbrunnen und Mühlbacher Höfe liegt im äußersten Norden des Landkreises. Sie umfasst eine Fläche von 14,01 Quadratkilometern. Nachbarstädte und -gemeinden sind Möckmühl im Landkreis Heilbronn sowie Billigheim, Schefflenz und Adelsheim im Neckar-Odenwald-Kreis. Die Entfernung nach Heilbronn beträgt in der Luftlinie 26 Kilometer. Nach dem Landesentwicklungsplan gehört die Gemeinde zum ländlichen Raum im engeren Sinn. Auf der Gemarkung grenzen Kocher-Jagst-Ebenen und Bauland aneinander. Von Nordwesten her reichen die Ausläufer des Baulands mit der zwischen Schefflenz- und Seckachtal gelegenen Weidach-Platte herein. Östlich des Seckachtals schließt sich der Seckach-Kessach-Riedel an. Die Seckach und ihre Nebenbäche durchschneiden und gliedern diese Naturräume. Die Seckach tritt von Nordosten kommend bei 200 Meter über Normalnull in das Gemeindegebiet ein, durchfließt es in einem Bogen und verlässt es nach Süden bei 190 Meter über Normalnull, dem tiefsten Punkt der Gemarkung. Mehrere Nebentäler und Klingen münden in Roigheim ins Seckachtal, von rechts das Elmbachtal, die Forstklinge (Schefflenzer Klinge), das Klingenbachtal (Geschworenenholz-Klinge) und die Hofklinge, von links die Teufelsklinge und an der Grenze nach Möckmühl die Hattelsklinge. Die Höhen auf beiden Seiten des Seckachtals steigen mehrfach auf 340 bis 350 Meter über Normalnull an, beispielsweise im Gewann Höhe (340 Meter), im Weidachwald (343 Meter), im Geschworenen Holz (350 Meter) und im Hemmrichsholz im Osten der Gemeinde, wo sich mit 351 Meter der höchste Punkt befindet. In Roigheim hat die Seckach sich bis zum Mittleren Muschelkalk eingetieft, der im Landkreis nur hier und an der Kessach zutage tritt. Das Tal ist breiter als flussabwärts bei Möckmühl, wo wieder Oberer Muschelkalk ansteht, und talnah sind terrassenartige Verebnungen auszumachen, ehe die Hänge im Oberen Muschelkalk steiler werden. Die Talaue füllen mächtige Ablagerungen, eine zwei bis drei Meter dicke Schotterschicht aus Muschelkalkgeröllen, darüber eine stellenweise bis zu sechs Meter mächtige Kalktuffschicht und darauf noch zwei bis fünf Meter Torf und zwei Meter Auenlehm. Diese sehr mächtigen Talfüllungen sind durch Bodensenkungen infolge der Gipsauslaugung im Mittleren Muschelkalk mit verursacht worden. In den dabei entstandenen abflusslosen Senken bildeten sich Flachmoore. Für weite Teile der Gemarkung ist der in der Gegend 80 bis 90 Meter mächtige Obere Muschelkalk landschaftsprägend. Die Schichten sind hier in der Nähe des Odenwaldschilds tektonisch aufgewölbt. Charakteristisch für den harten, klüftigen Oberen Muschelkalk sind enge Täler und Klingen sowie Merkmale der Verkarstung wie Erdfälle, Trockentäler und Hungerbrunnen. Erdfälle gibt es im Weidachwald, Geschworenen Holz und Hemmrichsholz. Die Trockentäler des Elmbachs, der Forstklinge und der Hattelsklinge führen normalerweise kein Wasser, da dieses im Untergrund verschwindet und erst in den Talquellen wieder zutage tritt. Steigt allerdings in regenreichen Zeiten der Karstwasserspiegel an, dann laufen die sogenannten Hungerbrunnen über. Über dem Oberen Muschelkalk sind in den höheren Lagen inselartig Unterkeuperschichten erhalten. Der in der Eiszeit angewehte, fruchtbare Löss ist nur noch in den Gewannen Hemmrichsholz, Ebene, Kastenbach, Birkach und Hofpfad in Resten erhalten geblieben. Im Mittelalter war Roigheim ein bekanntes Schwefelbad. Die einst zu Heilzwecken genutzten Schwefelquellen stammen aus den Sulfaten des Mittleren Muschelkalks. Gips aus dem Mittleren Muschelkalk gewann man seit 1834. Gemahlener Gips war damals ein begehrter Dünger. Seit 1880 trieb man für den Gipsabbau Stollen in den Schafbuckel (Gewann Ebene) und brannte Baugips. Der Obere Muschelkalk spielte für die Rohstoffgewinnung in der Gemeinde keine große Rolle, wurde aber in mehreren Steinbrüchen, die heute verfüllt sind, für den eigenen Bedarf abgebaut. Von überörtlicher Bedeutung war dagegen der Unterkeuper-Sandstein, der im Hemmrichsholz bis zu 10 Meter mächtig ist. Der feinkörnige Sandstein war ein vorzüglicher Werkstein, der hier schon im Mittelalter abgebaut wurde. Der Abbau erreichte zwischen 1869 und dem Ersten Weltkrieg seinen Höhepunkt und endete 1931. Die aufgelassenen Steinbrüche bilden heute ein schluchtartiges, verwachsenes Labyrinth von Abbaustellen und Abraumhalden, in dem die dicken Sandsteinbänke noch an ein paar Stellen aufgeschlossen sind. Noch ein weiterer Rohstoff wurde in Roigheim abgebaut: Torf. Die Torfstiche in der Seckachaue, im Bereich der heutigen Sportplätze, waren bis zu zwei Meter tief. Roigheim hat ein ausgewogenes Verhältnis von Wald, Wiesen, Ackerland und Siedlungsflächen. Siedlungs- und Verkehrsflächen beanspruchen rund 11 Prozent der Gemarkung. Der Waldanteil liegt bei 32 Prozent, verteilt auf die Nordhänge und die drei größeren Wälder Hemmrichsholz, Geschworenes Holz und Weidach. Landwirtschaft, überwiegend Ackerbau, wird auf 55 Prozent der Fläche betrieben. Die über Jahrhunderte hinweg mit Reben bepflanzten Südhänge sind heute brachgefallen, in Obstbaumwiesen umgewandelt oder dem Wald anheimgegeben. An den Weinbau erinnern mächtige, aus Muschelkalksteinen aufgeschichtete Steinriegel. Die Landschaft um Roigheim mit ihren engen Muschelkalktälern, weiten Hochflächen und dem Wechsel von Wald, Wiesen, Äckern, Hecken und Feldgehölzen ist sehr vielfältig. Beeindruckend ist das Naturschutzgebiet Hörnle, auch Essigberg genannt. Es handelt sich um einen Südhang über dem Klingenbachtal, der überwiegend trockene Lebensräume – Halbtrockenrasen, Salbei-Glatthaferwiesen, Obstbaumwiesen, Steinriegel, Trockenmauern, Gebüsch und Wald – aufweist. Eine ganze Reihe seltener Pflanzen kommt hier vor, aber schon allein die blütenreichen Salbei-Glatthaferwiesen sind schutzbedürftig. Noch vor wenigen Jahrzehnten selbstverständlich, sind sie heute durch Düngung, mehrfache Mahd oder Aufforstung zur Seltenheit geworden. Anteile hat Roigheim auch am Schutzgebietsnetz Natura 2000. Die Wälder im Norden und Osten sind in die Fauna-Flora-Habitat-Gebiete Schefflenzer Wald und Untere Jagst eingebunden, die Seckach mit Ufersäumen ist Vogelschutzgebiet, in dem Wasseramsel, Gebirgsstelze und Pirol brüten. Zwei Kalk-Magerrasen an der Straße nach Sennfeld und oberhalb der Mündung des Elmbachtals sind als Naturdenkmale geschützt.

Roigheim blieb im Königreich Württemberg zunächst beim Amt beziehungsweise Oberamt Möckmühl, kam 1808 zum Oberamt Schöntal, 1810 zum Oberamt (seit 1934 Kreis) Neckarsulm und nach dessen Auflösung 1938 zum Landkreis Heilbronn. Über die grundherrlichen Gerechtsame waren bis 1853 die Ablösungsverträge geschlossen worden, unter anderem über die Beifuhr der Zehntfrüchte sowie des Gült- und Kelterweins nach Möckmühl (1839) und über die Zehnten (1851/53). Heute ist Roigheim im Landkreis Heilbronn die kleinste selbständige Gemeinde. Bei der Gebiets- und Verwaltungsreform konnte es – zunächst als Stadtteil von Möckmühl vorgesehen – seine Selbständigkeit bewahren. Der hier eigentlich gewünschte Zusammenschluss mit Sennfeld scheiterte. Mit Möckmühl, Jagsthausen und Widdern besteht seit 1975 eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft. Die schon seit längerem umstrittene Zehntpflicht verursachte 1848/49 in der Bevölkerung erheblichen Unwillen, zumal gegen die Dezimatoren der Vorwurf erhoben wurde, sie entzögen sich ihrer Pflicht zum Kirchenbau. Ermutigt durch die Aufstände in der Umgebung, namentlich in Adelsheim (März 1848), wollten einige Roigheimer nach Domeneck ziehen, um die dortigen Zehntakten zu vernichten. Eine Intervention des Papiermühlenbesitzers und die Angst vor württembergischem Militär bewirkten aber schließlich den Verzicht auf diese Aktion. Die Revolution von 1918/19 fand kaum Widerhall. Wie andernorts wurde ein Arbeiter- und Soldatenrat konstituiert, das Gasthaus zum Stern, behängt mit einer roten Fahne, war Sitz eines Wachkommandos zur Sicherung der Grenze gegen Baden und zum Schutz der Bevölkerung vor heimkehrenden Truppen. In den Jahren zuvor hatte es Reibereien zwischen dem Krieger- und dem Gesangverein gegeben; im einen waren vor allem Bauern, im anderen Arbeiter vertreten. Obgleich in Roigheim die Armut weit verbreitet war – der Pfarrer suchte die Schuld daran vor allem bei den Juden im benachbarten Sennfeld –, kam es bei der mehrheitlich bäuerlich-konservativen Bevölkerung zu keinen nennenswerten Unruhen. Ausgehend von der Papier- und der Gipsfabrik sowie dem Steinbruchbetrieb entstand in Roigheim eine Arbeiterschicht, die verständlicherweise für die aufkommende SPD votierte (1893 17,2 Prozent, 1903 23,9 Prozent). Das Gros allerdings wählte konservativ, die Deutsche Reichspartei oder auch die nationalliberale Deutsche Partei, dann den seit 1900 erstarkenden Bauernbund (später WBWB), der über viele Urnengänge hinweg immer wieder rund zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinigte, bis schließlich die NSDAP ihm die Mehrheit abnehmen konnte. Während so der WBWB durch die NSDAP schwere Einbußen erlitt, konnte die SPD eine, wenn auch verkleinerte Stammwählerschaft halten. Die letzte halbdemokratische Reichstagswahl vom März 1933 ergab für die SPD 16 Prozent, für den WBWB 10,9 und für die NSDAP 69,8 Prozent. Entsprechend dem Reichstagswahlergebnis vom März 1933 wurde der Gemeinderat neu besetzt; dabei erhielten die NSDAP fünf Sitze und die Bürgerlich-Konservativen einen. Schon vor der Machtübernahme hatte sich als Vorläufer der Ortsgruppe ein Kreis von Nationalsozialisten gebildet. Er zählte 1934 46 Mitglieder; der SA gehörten 48 Mitglieder an. Opfer der neuen Machthaber wurden unter anderen der Waagmeister, der seine Gemeindeämter verlor, und ein KP-Mitglied, das zeitweise im KZ Heuberg in Schutzhaft saß. Auch Pfarrer Dilger wurde bespitzelt und schikaniert. Rassismus äußerte sich in Schildern an den Ortseingängen mit der Aufschrift »Juden unerwünscht«. Roigheim erlebte – erkennbar am Bau von Arbeiterwohnhäusern 1936 – einen wirtschaftlichen Aufschwung. Arbeitslose fanden beim Bau des zweiten Bahngleises zwischen Jagstfeld und Osterburken oder an der Kastenbachsteige Beschäftigung. Mit den Kriegsjahren kamen dann polnische und französische Kriegsgefangene. Ein Lager mit etwa dreißig Baracken für Zwangsarbeiter entstand Ende 1944 auf dem Gelände der Gipsdielenfabrik. Eingesetzt wurden diese Arbeiter bei der in dem beschlagnahmten Gipsstollen unter dem Tarnnamen Grube Schwaben AG Roigheim aufgenommenen Rüstungsproduktion der Firma BBC Mannheim. Nach dem Umbau des Stollens und der Aushebung von Aufzugsschächten begann dort im Februar 1945 die Produktion von Ölpumpen für U-Boote. Außer der Sprengung der alten Seckachbrücke durch die deutsche Wehrmacht am 2. April 1945 erlitt Roigheim keine Kriegsschäden. Wenige Stunden später nahm amerikanisches Militär den Ort kampflos ein, danach einschlagende deutsche Granaten blieben wirkungslos. Das vorherige Zwangsarbeiterlager diente nun als erste Heimstätte für Heimatvertriebene; bis September 1945 stieg die Zahl der Evakuierten auf 356. Unter amerikanischer Besatzung kam es zu schwerwiegenden Zerstörungen im Pucaro-Werk, auch zu schikanösem Umgang mit der Bevölkerung. Bürgermeister Eugen Reichert wurde von der Militärpolizei verhaftet und in das Internierungslager Ludwigsburg verbracht; später konnte er ins Amt zurückkehren und bekleidete es bis 1971. Die erste freie Gemeinderatswahl am 27. Januar 1946 wurde unter parteilosen Kandidaten entschieden. Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung Württemberg-Baden 1946 gingen mit 38,8 Prozent die meisten Stimmen an die DVP, ihr folgten mit 35,3 Prozent die SPD und mit 22,3 Prozent die CDU. Die Rangfolge mit den Liberalen an erster und der SPD an zweiter Stelle bestimmte auch noch die ersten Wahlen zum Bundestag und Landtag 1949 beziehungsweise 1952. In den vier folgenden Landtagswahlen nahm die SPD den ersten Platz ein, in den Bundestagswahlen nur 1961. Dann erlangte die CDU die Vorherrschaft und die SPD wurde zweitstärkste Kraft. Die Liberalen fielen Ende der 1960er Jahre unter 10 Prozent. Außer den Republikanern in den Landtagswahlen von 1992 und 1996 schaffte keine der kleineren Parteien mehr ein zweistelliges Ergebnis. Erst in den Wahlen zum Bundestag und zum Europaparlament 2009 gelang der FDP mit 17,3 beziehungsweise 10,9 Prozent wieder ein gutes Ergebnis. Die CDU errang 2009 42,5 beziehungsweise 45,4 Prozent, die SPD nur 21,2 beziehungsweise 26,4 Prozent. Der Gemeinderat hatte nach der Kommunalwahl von 2009 folgende Sitzverteilung: Vereinigte Bürgerschaft vier Sitze, Freie Wählervereinigung und die Liste Aktives Roigheim jeweils drei. Eine freundschaftliche Partnerschaft mit der Stadt Hohenleuben im thüringischen Vogtland geht auf Verbindungen der beiderseitigen evangelischen Kirchengemeinden seit Kriegsende zurück.

Wappen von Roigheim

In Silber (Weiß) eine durchgehende rote Quadermauer mit offenem Tor und rotem Zinnenturm.

Beschreibung Wappen

Das erste bekannte Fleckensiegel von 1796 enthält ein Vollwappen mit Schild, Helm, Helmzier und Helmdecken, wie es hierzulande in der Regel nur von Familien oder von Personen verwendet wird. Der gespaltene Schild zeigt vorne die drei württembergischen Hirschstangen, hinten ein aufgerichtetes Tier (Roß?). An der 1877 erbauten und im Zweiten Weltkrieg zerstörten Seckach-Brücke war bereits das jetzige Wappen zu sehen, dessen Figuren — Mauer und Torturm - in Bezug auf Roigheim bisher nicht gedeutet werden konnten. Seit 1903 ist dieses Wappen auch in Gemeindesiegeln belegt. Nachdem es 1938 auf Vorschlag der Archivdirektion Stuttgart seine jetzige Gestalt erhalten hatte, wurde es samt der Flagge am 17. November 1952 durch die vorläufige Landesregierung verliehen.

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